von monstera1171
Lesbenfrust
Tagtäglich schlägt sich Frau damit herum:
Wo ist der nächste Schwof, was zieh ich an, und: finde ich heute Abend die Frau fürs Leben?
Nein, natürlich nicht. Frau weiß das auch aber lässt sich von 10 Pferden nicht davon abhalten, sich dieser schweren Aufgabe zu stellen.
Zunächst greift sie zum Telefon und alarmiert alle verfügbaren lesbischen Leidensgenossinnen. Wie üblich haben von 10 drei keine Lust, zwei finden keinen Babysitter für Verfehlungen früherer Tage ( Frau möge den Ausdruck entschuldigen), zwei weitere haben ihre Tage, eine Migräne und eine fürchtet sich vor Repressalien ihrer eifersüchtigen Freundin. Die Letzte auf der Liste erklärt sich widerwillig bereit, sofern sie nicht fahren muss und somit dem Alkoholgenuss frönen darf.
Das war Schritt Nummer 1, denn nichts ist peinlicher, als alleine auf die Pirsch zu gehen.
Schritt Nummer 2!
Das richtige Outfit!
Gibt es nicht!
Je nach Standpunkt der Betrachterin hat man entweder das Richtige oder das Falsche an, also ist es völlig gleichgültig, ob Frau das Kleine Schwarze oder Karohemd und Latzhose trägt.
(Klischee, doch Frau versteht schon wie’s gemeint ist)
Trotz dieser Erkenntnis wird stundenlang geduscht, rasiert, gestylt und mindestens fünfmal das erwählte Outfit verworfen, um letztlich das Erstgewählte auszuführen.
Vorbereitung ist ALLES!
Zwischenzeitlich Cappuccino mit Sahne trinkt.. Katze streichelt..
(womit die werte Leserin gemeint ist)
Nun zu Schritt 3!
Die Begleitung ist eingetroffen und hat etwas absolut Unmögliches an, folglich wird sofort Not-Op eingeleitet! Schränke werden durchforstet, nach geeignetem Ersatz gefahndet, Wet-Gel-Einsatz unerlässlich! Auch ein wichtiges Detail ist die Wahl der richtigen Musik, welche stimmungsfördernd die Fahrt verkürzen soll, jedoch eigentlich dazu dient, höflich die Litanei des Lesbenalltags zu überhören.
Nach dem Motto „ Wer leben will, muss leiden können“ werden die Modernsten allerdings unbequemsten Schuhe angezogen, Kippen, Kohle, Handy, Zahnbürste eingepackt und Trockenfutter für die Katze bereit gestellt, Frau könnte länger weg sein….
Und los geht’s!
Wir sind da! Parkplatz nach 15 Minuten gefunden, Nummernschilder gecheckt, Frau will ja wissen wo all die anderen Lesben herkommen und ob eventuell Bekannte (Freund oder Feind) anwesend sind.
Der Eingang!
Gesichtskontrolle. Bartstoppeln? Nein! Gut, Stempel drauf, die Nächste bitte!
Die Garderobe!
Am hinteren Ende des Saales, fast unmöglich zu erreichen ohne Schaden an Kleidung oder Körper zu nehmen. Ellenbogen eingesetzt, schwappendem Bier und flämmenden Zigaretten ausgewichen, dabei immer die Umgebung im Auge nach potentiellen Kandidatinnen.
Nachdem die Garderobe abgelegt wurde, wird sich der Bar zugewandt, also selber Weg zurück. Hier stellen wir verwundert fest, dass sämtliche Bedienungen des Lippenlesens mächtig sind, da sie unseren Schrei nach Desperados unmöglich haben hören können.
Desperados in der Einen, Kippe in der anderen Hand nehmen wir einen tiefen Zug der östrogengeschwängerten Wolke um uns herum und wenden uns der Tanzfläche zu.
Lächelnd erwidert Frau Winken und Rufen bekannter Gesichter, die in der Menge auftauchen und gleich wieder verschwinden. Verzweifelt bemüht Coolness zu zeigen, merkt jede Frau mit ein wenig Erfahrung, dass Frau nur ein hilfloses Opferlamm ist, darauf wartend von der bösen Wölfin gerissen zu werden.
Göttin sei Dank, hat Frau ja Beistand von mitgebrachter Leidensgenossin, welche von Desperados auf Caipirinha umgestiegen ist.
Diese kennt nun keine Hemmungen mehr und macht sich selbstlos auf die Suche Frau endlich die Richtige zu besorgen. Zielsicher, weil sie weiß worauf Frau steht, pickt sie eine aus der Menge und nimmt sie sogleich ins Schlepptau. Frau versucht verzweifelt hinter schrankbreiter Lesbe unterzutauchen, ZU SPÄT!
Mit tiefrotem Kopf, brennendem Gefühl im Unterleib und kalten Füßen brüllt Frau sich Namen ins Ohr, tauscht brav Handynummern und weiter zur Nächsten.
Zwei Stunden später!
Füße schmerzen wie die Hölle, LÄCHELN.
Taubheit, IGNORIEREN.
Zeichensprache ist der Renner!
Augen, brennen wie Feuer und nehmen alles nur noch verschwommen wahr, GUT!!
Aber trotz erster Frustration und schwankender Freundin entschließen wir auf jeden Fall noch zwei Stunden zu bleiben, um bloß nicht die Eine zu verpassen, die unser ganzes Leben verändern könnte.
Morgens, 3 Uhr, sie kam natürlich nicht, jedoch um 7 Handynummern reicher und nahezu blind, begeben wir uns von neuer Hoffnung beseelt auf den Heimweg.
Positiv, kein Ticket wegen Falschparkens!
Negativ, Freundin hatte definitiv einen Caipi zu viel!
Positiv, sie redet nicht!
Fürsorglich bringt Frau sie bis zur Wohnungstür und verbringt den restlichen Heimweg mit dem Vorsatz sich das nie wieder anzutun.
Daheim!
Katze streicheln, verrauchte Klamotten in den Wäschekorb, Zahnbürste zurück an ihren Platz und ab ins Bett. Schlafen, wäre schön aber geht nicht. Frau denkt.. und denkt..
.. und denkt: das war mal wieder ein Schuss in den Ofen!
Am nächsten Morgen versucht Frau verzweifelt den 7 Nummern Gesichter zuzuordnen und bereitet sich auf einen Telefon-Marathon vor.
Zwei gehen nicht ran, eine war Hete, zwei andere nicht mehr solo aber einer Affäre nicht abgeneigt und die letzten Beiden wohnen am Arsch der Welt.
Den Sonntag verbringt Frau zerknautscht auf der Couch, Cappuccino, Katze, Fernbedienung und Telefon immer in der Nähe und kühlt sich die Augen mit Gurkenscheiben.
Montag völlig frustriert vom Wochenende zur Arbeit.
Dienstag völlig frustriert von Einsamkeit zum Arzt Aufheller besorgt.
Mittwoch vom Aufheller animiert zum Hörer greift.
Donnerstag zum Shoppen geht.
Freitag mit Leidensgenossin Treffen im Cafe und neue Taktik bespricht.
Und Samstagnacht versuchen wir dasselbe wie jede Samstagnacht….
….Wir versuchen die Frauenweltherrschaft an uns zu reißen!!!
(zitiert aus Pinky und der Brain, Comicserie, in der zwei mutierte Mäuse allabendlich versuchen die Weltherrschaft mit den irrwitzigsten Plänen an sich zu reißen, natürlich völlig erfolglos)
Frau sieht sich Samstagabend, versprochen!
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monstera1171. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.