von musmus
„Freiheit zu erleben ist etwas wunderbares, man trägt sie selbst noch nach Jahren in sich, egal was man in seinem Leben erlebt!“
Zu dieser zeit wurde ich vom Schicksal sehr gebeutelt. Ich hatte endlich meine erste große liebe und die damit verbundene Freiheit gespürt. Ich war das erste Mal wirklich befreit in der liebe, in meinem leben und in meinem sein. Ich hatte mich selbst gefunden, ich wusste nun was mir die ganze zeit gefehlt hatte. Was ich eigentlich schon immer geahnt hatte doch nie hätte ich mit jemanden darüber geredet. Es waren meine heimlichen Gedanken die ich ganz für mich behalten hatte, heimliche träume und wünsche, von denen ich immer dachte keiner konnte diese verstehen. Bis ich eines Tages diesen einen wundervollen Menschen kennen lernte.
Es war die erste begegnung die eigentlich nicht unter guten Sternen stattgefunden hatte. Ich traf mich wie eigentlich immer am Wochenende, mit meinem Kumpel in der Disco um Party zumachen, zu trinken und einfach nur spaß zu haben. Doch als endlich einer meiner besten Freunde kam und das mit zwei Stunden Verspätung! War er nicht allein, er stellte mich einem Mädchen vor, Michaela, wie ich erfahren musste. Er sagte ich habe unsere Familie um eine Schwester erweitert und lachte mich an. Er hat was?!? Dachte ich. Wir waren so eng verbunden wie Bruder und Schwester, und jetzt hat er einfach noch eine Schwester hinzugefügt? Eine fremde? Ich kannte das Mädchen nicht und jetzt sollte sie meine Schwester sein??? Michaela?!? Es hallte in meinem kopf wie ein echo wieder. Sprachlos lies ich die zwei stehen. Ging an die Theke, zu meiner Lieblings Bardame „einen Hustensaft“ sagte ich. Die Bardame wusste sofort was gemeint war, Tequilla, wir hatten schon oft, nachdem die Disco geschlossen war zusammen „Hustensaft“ getrunken. Sie brachte prompt das verlangte Getränk, so wie ich ihn immer trank, den weißen mit salz und orange. Ich setzte das glas an und trank es in einem Zug aus, blickte zur Bardame und die verstand sofort den blick, sie brachte die Flasche und stellte sie vor das glas. Sie zwinkerte mich an und sagte „so schlimm wird’s schon nicht sein, oder?“ ich blickte sie an aber ich brachte kein Wort heraus. Nach einigen sinnlos in mich hinein geschütteten Hustensäfte kam mein Bruder hoch zur Bar, er sah leicht besorgt aus „ da steckst du! Das hätte ich mir ja gleich denken können!“ er schüttelte den kopf und sah mich liebevoll an. „was ist den los mit dir?“ fragte er echt grad was los ist mit mir!! Er müsste es doch eigentlich wissen! Wie konnte er sich so blöd stellen?? Dachte ich und gerade als ich ihm das an den kopf schmeißen wollte kam jemand stürmisch angelaufen, stellte sich zwischen uns beiden und legte die arme auf unsere Schultern. Wie kann sie annehmen dass sie das durfte!? Einfach das Gespräch stören, das wir gerade geführt hatten. Ich blickte sie von der Seite an und das mit einem blick der sonst jeden in die flucht schlagen würde. Doch bei ihr half das anscheinend nichts, sie sah die Flasche und schenkte sich, ohne zu fragen!, einen tequilla ein. Dann sah sie ihn an und sagte „und klappt es dass sie mich heimfährt?“ WIE BITTE?!?! Ich sollte sie heimfahren?? Ticken die zwei noch richtig?? Deswegen kam er also hoch zu mir! Nicht weil er sich sorgen gemacht hatte sondern weil ich sie heimfahren sollte! Das gibt’s doch gar nicht! Erst kommt er zu spät, und er wusste wie sehr ich das hasste! Dann hat er einfach die Familie erweitert ohne zu fragen! Sie trinkt einfach meinen tequilla ohne zufragen und keinen außer mir störte das anscheinend! Und dann soll ich diese...dieses MÄDCHEN auch noch heimfahren? Ich musste mich wirklich beherrschen, und das viel mir in letzter zeit reichlich schwer, das ich nicht ausfällig wurde oder gar schlimmeres! Aus meinen Augen muss der reinste Hass gesprüht haben. Doch keinen von den zwei störte das bzw. hatte dies anscheinend gemerkt! Sie standen neben mir, tranken meinen Tequilla, lachten und scherzten. Ich fühlte mich wie das fünfte rad am Waagen. Ich muss hier weg dachte ich und stand auf. Beim gehen merkte ich das der Hustensaft seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Ich wankte also mehr oder weniger Richtung Toilette. Diese war so was wie meine Zufluchtsstätte geworden, hier konnte ich, meine Wut mit einem schlag gegen die einbetonierte Metallzarge der Tür auslassen. Ich hasste mich dafür selbst, das ich meine Wut, meine Agressionen nicht immer unter Kontrolle hatte, doch lieber gegen die Türzarge schlagen, als einen Menschen und ihn damit verletzen. Das hatte ich mir geschworen! Es reichte das ich zuhause immer zu hören bekomme das ich genau so sei wie mein Vater! Toller vergleich! Ich kannte ihn ja nicht mal. Meine Eltern haben sich getrennt als ich 8 war und seit dem, hab ich ihn nur ein paar Mal gesehen und das letzte Mal ist sicher schon zehn Jahre her! Also, wie konnte ich jemand kennen und mich mit jemanden vergleichen den ich zehn Jahre nicht gesehen hatte und auch sonst keinen Kontakt hatte? In der zeit als er noch bei uns wohnte, hatte ich auch keine Chance dafür. Er war immer unterwegs wegen seiner Arbeit und wenn er mal da war dann war er meistens betrunken, eine echte Bilderbuch Familie also. Vielleicht hatte ich mir auch deshalb eine „eigene Familie“ gesucht, in der ich halt fand. Und jetzt wurde dieser, mein heiliger Rückzugs Ort einfach um ein Mitglied erweitert.
Mir standen die tränen schon in den Augen und ich sackte, wie meistens nach dem ich meine Wut raus gelassen hatte, in dem Türrahmen zusammen und lies mich auf den boden gleiten. Da ging die Tür auf, was auf der toilette ja nichts Besonderes war, ich legte schnell meinen kopf auf mein Gesicht damit man nicht die tränen sah. Ich hasste es schon immer wen jemand meine schwäche sah. „alles OK bei dir?“ hörte ich plötzlich eine sanfte fremde stimme. Ich blickte hoch in Richtung der stimme. NEIN! Das kann nicht sein! Es war dieses Mädchen, Michaela! Sie blickte mich besorgt an, setzte sich neben mich und legte ihren arm um mich. Ich war wie erstarrt. Ich muss sie ewig angesehen haben, direkt in die Augen, wie ich es immer tue, ich versuche dadurch ins innere meines gegenüber zu sehen. Sie waren wundervoll blau, tief und warm, normalerweise empfinde blaue Augen eher kühl und undurchschaubar, doch diese ließen mich sehr tief in die Seele blicken. Ich sah dass sie wirklich besorgt war um mich. wie konnte das sein? Sie kannte mich doch gar nicht, genauso wenig wie ich sie kannte.
Ich versuchte, wie immer wenn ich nichts von mir preis geben wollte, das ganze mit einer blöder Bemerkung abzutun „ war wohl bisschen zuviel Hustensaft“ sagte ich mit einem wohl eher gequälten lächeln. Sie blickte mir immer noch tief in meine Augen, als ob sie genauso in mich hinein sehen wollte wie ich das versuche. „Ich wollte mich nicht zwischen euch drängen“ kam da mit dieser sanften stimme aus ihrem wunderschönen mund. Ich war wieder wie erstarrt. Sie hatte also meinen blick von vorhin gespürt, sie hatte gemerkt das ich sie als störend entfand. „das sah aber ganz anders aus!“ schnauzte ich sie an, als meine Worte bereits aus meinem mund waren, dachte ich nur scheiße was hast du jetzt gesagt? Sie konnte doch nichts dafür, ich glaubte ihr ja eigentlich auch das daß nicht ihre Absicht gewesen war. Warum sagte ich so was?? „ich kenne David von meinem freund.....äh EX freund...wir...ER hat sich letzte Woche von mir getrennt, David meinte ich sollte doch heute mit weggehen um dieses Arsch etwas zu vergessen und mir einen schönen Abend mit ihm und seiner Schwester zu machen“ jetzt sah ich sie betroffen an und sah das sie nun anfing mit weinen, ihr liefen die tränen sanft über ihr wunderschönes Gesicht und malten ihre Konturren nach. Ich konnte nicht anders, meine ganze Wut auf sie war wie weg geblasen, ich nahm sie in den arm, sie grub ihr Gesicht an meinen hals, ich war wieder wie erstarrt. Was macht dieses Mädchen nur mit mir? Mein Magen zog sich zusammen und mein bauch fühlte sich an als würde er brennen. Ansonsten war ich ganz ruhig, bis auf mein herz das so raste das mir fast schwarz vor den Augen wurde, sie drückte sich ganz fest an mich. Ich konnte ihren Atem spüren, ich konnte sie spüren und ich konnte ihren Geruch ein atmen. Es fühlte sich wirklich unheimlich schön an. Ich weis nicht mehr wie lange wir uns im arm hielten, es muss eine Ewigkeit gewesen sein, doch am liebsten hätte ich sie nicht mehr losgelassen. Ihr ging es anscheinend ähnlich, sie hat die ganze zeit ganz ruhig und sanft geatmet, manchmal konnte ich ein kleines aufseufzen hören, so was macht man nur wenn man sich wirklich wohl fühlt, oder? Dieser Augenblick, der irgendwie sehr intim war, wurde von David gestört, er pochte draußen an die Tür „HALLO, geht’s euch gut oder habt ihr euch die köpfe eingeschlagen“ rief er mit einem kleinen lächeln das ich hören konnte. Wir ließen uns langsam los, ein tiefer blick in die Augen dann ein sanftes lächeln auf beiden Gesichtern „das hättest du wohl gern das sich zwei süße Mädels wegen dir die köpfe einschlagen“ rief ich nach draußen, Michaela und ich fingen an zu lachen. Wir standen auf und bevor ich die Tür öffnete zog sie mich an sich, nahm mich in den arm und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Danke“ hauchte sie mir in mein Ohr. Durch meinen ganzen Körper zuckte es wie bei einem Stromschlag. Ich muss knall rote Wangen bekommen haben. Dank des Alkohols hatte ich ja im Notfall, falls eine doofe Bemerkung von David kam, eine Erklärung für die roten Wangen. Wir öffneten die Tür und draußen stand David mit diesem schelmischen Grinsen als ob er etwas wissen würde was sonst keiner weis. „Na gab`s ein paar Ohrfeigen für dich?“ fragte er. Ich wollte schon meine zu Recht gelegte Verteidigung vor bringen, doch dann merkte ich gerade noch rechtzeitig dass er gar nicht mich meinte. Ich blickte zu Michaela und sah das sie mit knall rotem kopf da stand. Sie fing an zu stottern als sie was sagen wollte. Ich musste sie aus dieser Situation befreien! Ich legte meine hand auf ihre Stirn, blickte David sehr skeptisch an und sagte „Fühlt sich an als hätte sie Fieber, da hilft nur eins, Hustensaft!“ wir lachten alle und gingen Richtung Bar. Michaela zwinkerte mir zu, ihre Lippen bewegten sich und ich verstand es. Ich würde alles für sie tun nur für dieses Danke von ihr. Trotz diesen turbulenten Starts wurde es doch noch ein richtig feucht fröhlicher Abend. Wir blieben, wie fast immer, bis die Disco zu machte. Mein zu dieser Zeit Standart Spruch kam „Tragt mich ans Auto und ich fahr euch heim.“ Ich war nicht sehr pflichtbewusst zu dieser zeit und fuhr öfters alkoholisiert. Dann gingen wir alle an mein Auto. Als erstes fuhr ich David heim. Nach unserer innigen Verabschiedung, bei der er uns beide an sich drückte und küsste, kehrten Michaela und ich zurück ins Auto. Sie blickte mich an „Geht es mit dem fahren? Es ist sehr neblig und es ist noch ein stück zu fahren bis zu mir. Wenn es dir lieber ist dann könnte ich auch bei dir schlafen. Aber nur wenn es keine umstände macht und es für dich ok ist?“ für mich ok? Dachte ich. Für mich bestimmt, ich weis nur nicht wie begeistert meine Mutter ist wenn ich nicht alleine nach hause komme. „Was würden deine Eltern sagen wenn du nicht nachhause kommst. Du bist ja noch nicht 18, oder?“ „Na ja .. sie währen nicht begeistert, ich bin erst 16“ sagte sie und sie sah aus als wäre sie etwas geknickt. „Aber sie wären auch nicht begeistert wenn dir etwas passieren würde, Oder?“ „NEIN!“ antwortete sie und sah mich fragend an. „ Das kann ich nicht verantworten das ich deine Eltern ins Unglück stürzen würde, es ist ja wirklich sehr neblig!“ ich zwinkerte ihr zu und wir fuhren zu mir. Zuhause bei mir angekommen schlichen wir in die Wohnung, meine Mutter hatte wie immer nur ihren leichten schlaf bis ich und mein „richtiger“ Bruder zuhause waren. „Sabine?“ kam es aus ihrem Schlafzimmer, ich ging zu ihr „ Eine Freundin schläft heute bei mir, es ist extrem neblig draußen, ich wollte sie bei dem Wetter nicht mehr heimfahren, nicht das noch was passiert.“ Ich wusste dass es ihr nicht recht war. Sie grummelte und sagte dann “Eine Freundin? Ok, nicht das was passiert. Aber das nächste Mal sagst du vorher bescheid!“ Ich ging zu Michaela und schob sie leise in mein Zimmer. Da standen wir nun also, in meinem Jugendzimmer. Michaela fing leise an zu kichern und das steckte mich auch an. Fasst hätte ich vergessen das wir nicht allein zuhause waren, doch meine Mutter machte sich bemerkbar in dem sie sich kurz, aber so das wir es hören konnten, räusperte. Dadurch verstummte unser kichern und es folgte ein langer tiefer blick. „Wo kann ich schlafen?“ ich zuckte richtig zusammen. Ich hatte nur mein bett, es war ein typisches Einzelbett, ich deutete aufs bett. Michaela grinste und lies sich sanft aufs bett fallen. „Und wo schläfst du?“ fragte sie mich und zwinkerte mir sanft zu. „Neben dir“ sagte ich mit zitternder stimme. Ich drehte mich schnell weg, nur damit ich ihrem blick ausweichen konnte, öffnete meinen Schrank, zog ein T- Shirt raus und hielt es ihr in. „Ich muss noch mal aufs Klo, bin gleich wieder da“ eigentlich musste ich nicht aufs Klo aber ich wollte nicht zu sehen wie sie sich umzog. Ich lies mir sehr viel zeit bis ich wieder in mein Zimmer zurückkehrte. Ich öffnete die Tür, nur einen spalt, schob mich durch ihn durch und blickte Richtung bett. Was meine Augen sahen brachte mich zum grinsen, mein Magen zog sich zusammen und ich glaube gespürt zuhaben das ein leichtes Erdbeben mein Zimmer aufgesucht hatte. Sie lag ein gekuschelt in meinem bett, ganz nach hinten an die wand gedrückt, ihr Gesichtsausdruck war so, wie soll ich es beschreiben, er war so, so als ob man nach einer sehr langen reise wieder in seiner Heimat ist. Ich legte mich vorsichtig ins bett, mit dem rücken zu ihr, ich hätte sie nicht ansehen können. Es dauerte nur ein paar Augenblicke bis sie ihren arm um mich legte, sich an mich kuschelte und mit ihrer verschlafenen stimme mir leise ins Ohr hauchte „ Ist `s ok wenn ich mich an dich kuschle, ich fühl mich so wohl in deiner nähe.“ Ich war wieder wie erstarrt. So wie vorhin auf der Toilette in der Disco. Ich dachte an so viele Sachen, besser gesagt ich versuchte es, doch ich konnte nicht denken, ich konnte nur fühlen und sie spüren. Bald darauf schlief auch ich ein.
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musmus. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.