von JiniWeeny
Milli’s Herz rutschte für einen Moment in die Hose.
„Hast du sie noch alle beisammen? Mich so zu erschrecken!“
Rylee sah sie an und lächelte:“Immer noch so süß wie früher!“ Rylee liebte es, wenn Milli an die Decke ging, schimpfte und fluchte. Es hatte dieses gewisse Etwas und genau von diesem konnte sie nie genug bekommen.
„Ach, halt die Klappe! Was machst du überhaupt hier? Spionierst du mich jetzt schon aus?“, schimpfte Milli noch immer voller Wut.
„Ich habe mich nach deiner Nähe gesehnt! Ich brauche und vermisse dich so!“, mit zitternder Stimme blickte Rylee ihr ganz tief in die Augen und kam Milli näher.
„Komm mir kein Stück näher! Du weißt nicht wie es ist allein mit einem Kind zu sein! Nein, besser mit unserem Kind! Einfach abhauen war für dich ja einfach! Hast du einmal an Alice und mich gedacht?“
Rylee lies von Alice ab und drehte sich um. „Das ist nicht fair Milli!“ Ohne weitere Worte und mit Tränen in den Augen maschierte sie los.
„Ja, lauf nur wieder weg! Darin bist du ja super!“ Milli hatte keine Ahnung von Rylees Tränen. Sie war nach wie vor von ihr enttäuscht.
Nun lehnte sie sich an den Baum, um in den Himmel zu sehen und kurz abzuschalten. Die beiden waren immer ein glückliches Paar gewesen und eigentlich konnte Milli nie genau sagen, warum nun eigentlich Schluss war zwischen ihnen. Rylee hatte durch ihre Arbeit, seit sie sich als Veranstaltungskauffrau selbstständig gemacht hatte, kaum Zeit für Milli und Alice gehabt. Vielleicht lag es daran, aber auch vielleicht an Rylees Reise nach Australien. Ein halbes Jahr war sie dort um zu arbeiten.
Denn Rylee war immer liebevoll zu ihr und Alice gewesen, aber die Streitigkeiten, die entstanden, waren nur aufgekommen, weil man sich nur noch in der Eltern- und Arbeitsrolle sah, anstatt einfach mal Frau und Frau zu sein. Das brachte die Beziehung höchstwahrscheinlich zu Fall!
Milli atmete tief durch und Rylee tat ihr mittlerweile leid. In ihr machte sich ein ärgerliches Gefühl breit, denn Rylee zu küssen war einfach der Wahnsinn! So sinnlich und zärtlich, dass man dabei alles vergessen konnte. „Mist!“, seufzte Milli und ging wieder ins Aladin.
Das kuschelige Sofa in der Chill-Lounge war die direkte Haltestelle, nachdem sie sich eine Cola ohne Eis geholt hatte.
„Oh man, ist das nicht ätzend Kleines?“, fragte Kyrene.
Milli nickte nur, denn sie hatte sich vor kurzem mit Kyrene in den Haaren gehabt, da diese Alice ohne jeglichen Grund angeschrien hatte und bei Alice verstand Milli einfach keinen Spaß. Bis auf diesen Konflikt mochte Milli Kyrene. Sie war ein Teil ihres Freundeskreises und ihrer Nachbarschaft.
„Was ist los? Bist du noch böse auf mich? Es tut mir wirklich leid!“
„Schon gut Kyrene! Ich werde dich bald wieder mögen! Nur noch zwei Pluspunkte.“, grinste Milli sie frech an.
„Du bist doch doof! Sag mal, was ist mit Rylee los?“
„Weiß nicht, wieso? Hat sie sich bei dir ausgelassen?“
„Naja, sie hat nicht viel gesagt. Nur, dass sie sich ein Bier holt. Mich hat es nur gewundert, dass sie Tränen auf ihren Wangen hatte. Man sieht sie ja sonst nie weinen!“
Milli äußerte sich dazu nicht weiter, denn ihr war klar, wie unfair sie sich Rylee gegenüber verhalten hatte. Bevor Milli jedoch noch weiter darüber nachdenken konnte, hatte sie schon Sakura auf ihrem Schoß. Milli sendete S.O.S - Blicke zu Kyrene, die panisch nach Lösungen suchte.
Sakura wurde sehr schnell zickig und man musste wissen wie man mit ihr umgeht, damit alles friedlich endete, aber das wussten Milli und Kyrene nicht, da sie Sakura eigentlich nur vom Sehen kannten. Milli raffte sich auf und schob Sakura von sich runter.
„Hör mal! Wir kennen uns jetzt ein paar Stunden und einen Kuss lang. Das ist unser erstes Date und ich denke es wäre besser das Ganze bei dem zu lassen wie es jetzt ist. Als Freundin bist du sicher unersetzlich, aber mehr geht da nicht. Dazu fehlen die Funken.“, stellte Milli klar, die es immer noch bereute Sakura geküsst zu haben. Doch wenn man einsam ist, macht man oft Dinge, die man später bereut oder nach denen man sich noch schlechter fühlt.
„Bleib mal ganz locker Puppe! Ich habe nie gesagt, dass ich dich heiraten will oder anderes.“
„Und was sollte dann die Schreiberei, dass du mich nicht vergessen kannst und das alles bei dir kribbelt und du mich so unglaublich findest?“, Milli wurde böse.
„Milli, du solltest mich langsam kennen. Das ist meine Masche, um jemanden rumzukriegen.“, antwortete Sakura im vollem Ernst.
Milli lachte in sich hinein, denn sie kannte Sakura nicht und ohne darüber nachzudenken stellte sie fest, dass Sakura nicht ganz so hell war wie sie aussah. Kyrene hatte nur Fragezeichen im Gesicht, das alles verwirrte sie ganz schön.
„Sakura, ich glaube du gehst jetzt besser!“, Milli versuchte diesen Satz sehr ernst zu sagen, auch wenn ihr das ''nicht schmunzeln'' sehr schwer viel. Sie fand diese Frau einfach nur lächerlich.
Sakura zuckte mit den Achseln und verschwand in der Masse, die sich im Scheinwerferlicht über die Tanzfläche schwang.
„Was ist das denn für eine? So was küsst du Milli?“, lachte Kyrene sie aus.
Milli boxte sie dafür einmal kräftig auf die Schulter und lachte laut mit.
Rylee machte mittlerweile ordentlich Party mit Jacky. Sie tanzten und lachten herzhaft, auch wenn es ihnen eigentlich nicht so gut ging, aber sie bauten sich wieder auf.
Jacky war mehr eine maskuline Frau, sehr gepflegt und gut gekleidet. Das war nicht immer so, denn erst durch Rylee hat sie gelernt, dass Schönheit für jeden eine anderen Ansicht hatte. Sie ist eine Frau mit wenig Selbstbewusstsein, dass nur langsam wächst. Reden gehörte auch nicht zu ihren Stärken zumindest nicht, wenn es um Probleme ging, aber sie war immerhin eine sehr gute Zuhörerin und Rylee würde für sie durch die Hölle gehen, denn auch Jacky hat ihr geholfen.
Rylee ist ein Mensch, der sehr viel überspielt um nicht noch mehr verletzt zu werden. Diese Folge nahm sie von zu Hause mit in die große Welt. Sie achtete sehr auf Pflege und gutes Aussehen, aber auch wenn dies einen oberflächlichen Menschen beschreiben würde, war Rylee einer der letzten Menschen, die andere nach ihrem Aussehen beurteilen. Im Gegensatz zu Jacky hatte Rylee eine super Menschenkenntnis und ahnte fast immer, wenn ein Mensch böses im Sinn hatte.
Rylee und Milli waren sich vom Grund her sehr ähnlich, aber doch sehr verschieden. Beide waren weder maskulin noch feminin. Sie trugen alles was ihnen gefiel. Als Pärchen, hatten sie ihre Kleidung aufeinander abgestimmt und sahen immer glänzend aus. Dies war meistens nicht mal geplant. Milli hatte aber weniger die Hosen an. Sie mochte es wenn sie jemand durchs Leben führte, bei dem sie sich fallen lassen konnte. Auch Milli war mal anders und man kann ihre Ex-Liebschaften nicht mehr zählen, aber aus diesem Alter ist sie längst raus. Jetzt möchte sie einfach nur eine glückliche Familie aufbauen und zusammen alt werden.
„Ich hab keine Lust mehr und meine Füße tun so unendlich weh!“, jammerte Kyrene.
„Dann lass uns, mein Bett ruft mich auch schon.“, gähnte Milli sie an.
Arm in Arm gingen die Beiden los und auf dem Weg kamen sie ins Gespräch.
„Sag mal bist du eigentlich Lesbisch Kyrene?“
„Nein, ich verliebe mich in den Menschen, nicht in sein Geschlecht.“
„Eigentlich habe ich für solche Menschen kaum Verständnis. Ich denke mir immer ihr müsst Entscheidungsschwierigkeiten haben.“
„Quatsch...du kannst Menschen doch nicht nach ihrem sexual Verhalten beurteilen! Dann wärst du doch so gesehen wie all die, die meinen Lesben sollte man hängen. Denn du bist mit unter den Wenigen, die eine andere sexuelle Orientierung als normal vertreten und danach leben.“
„Tut mir leid! Jetzt fühle ich mich irgendwie sehr schlecht, denn aus dieser Sicht habe ich das nie betrachte.“
„Ach! Quark! Du machst wenigstens den Mund auf und das macht dich doch schon um vieles besser, als andere die in sich schweigen.“
„Du bist manch mal echt ein Schatz!“, drückte Milli sie fest und verabschiedete sich von Kyrene.
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JiniWeeny. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.