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Lovestories » Detail

Linda

von freaktostyle96


1.
<< Ich entschuldige mich dafür dich zu verletzten aber nicht dafür zu lieben. >>


Eine sommerliche Luft durchströmte den Stadtteil in der ich mit meiner festen Freundin auf einer Bank saß. Es war nachmittags und sie hatte mich zum Eis essen eingeladen. Ich bin Sarah, 17 Jahre alt und lesbisch. Meine Freundin hieß Nadine und wir waren seit einem Jahr zusammen und glücklich miteinander.
Ich lag mit ausgestreckten Beinen auf der Parkbank und schlabberte an mein Erdbeer-Schokoeis. Nadine strich mir eine Haarsträhne beiseite die sich in meinen Gesicht verirrt hatte. Aus ihren blauen Augen heraus grinste sie mich frech an, bevor sie mir einen sanften Kuss gab. Ihre hellblonden Haare richtend saß sie da und beobachtete mich wie ich gierig mein Eis aß. Die Zeit verging ein wenig. Die Stadt war fast leer so heiß wie es heute war. Die meisten waren an den Strand gegangen oder ins Freibad. Eigentlich war es perfekt so wie es war. Nadine begann mich überraschend zu kitzeln und ich prustete schon vor lachen.
Wir waren oft hier an der Parkbank, denn hier haben wir uns kennengelernt. Damals waren wir hier mit ein paar gemeinsamen Freunden gewesen, uns kannten wir jedoch noch nicht. Eine Woche später hat sie gefragt ob ich mit ihr zusammen sein will und ich sagte Ja. An sich ziemlich unromantisch ohne große Szene, aber wir waren glücklich. Eine unkomplizierte Beziehung mit allen drum und dran. Nicht meine erste doch es fühlte sich an wie meine letzte. Sie meinte immer dass das wir uns begegnet sind Schicksal sein musste, doch dem glaube ich ihr nicht wirklich, da wir uns bei so vielen gemeinsamen Freunden wahrscheinlich so oder so irgendwann aufeinandergetroffen wären. Aber dann hätte der Satz <<Es war Schicksal. <<, an Glanz verloren. Zuseher hatte ich mich an diesen Satz <<Unsere Begegnung war Schicksal gewöhnt. <<
Meine Freundin und ich gingen auf unterschiedliche Gymnasien. Ich war gut in Mathe und solchen Zeugs und sie in Deutsch, Sprachen und Kunst. Alles was mir schwerviel. Vielleicht lag es auch daran das sie den Unterricht immer verstand egal um welches Thema es sich auch handelte und ich in einem Jahr je nach Thema von einer 2 auf eine 5 rutschen konnte. Aber so war es schon immer bei mir. Wenn mich ein Thema nicht interessierte gab ich auch mit dem Lernen sehr schnell auf. Ganz im Gegenteil zu Nadine. Sie büffelte immer und immer weiter bis der Stoff saß. So ergänzten wir uns prima. Meistens half sie mir bei den Hausaufgaben. Dafür war ich ihr wirklich dankbar denn ich sah da echt nicht durch. Sie hatte immer und über alles einen perfekten Überblick. Musste sie wahrscheinlich auch da sie studieren wollte. Ich aber konnte mit Zukunftsthemen nichts anfangen. Alles was ich wusste, war, dass meine Zensuren zu schlecht waren. Am liebsten wollte ich mir gleich nach dem Gymi eine passende Lehrstelle suchen wie auf einer normaler Oberschule, doch dann kamen meine Eltern und meine Freundin immer an und meinten, dass ich mehr aus meinen Leben machen sollte, nur was dass war wusste ich immer noch nicht. Und so wie die Lage gerade schien, würde ich es auch nie erfahren.

Gerade spielte sie wieder mit meinen Haaren und ich sah zu ihr auf, da ich immer noch auf der Bank lag. Ihr strahlendes Gesicht brachte mich immer wieder zum Grinsen egal wie schrecklich es mir auch ging.
Mein Eis hatte ich aufgegessen also kuschelte ich mich einfach nur an ihr um ihre Wärme auszukosten. Ihre Augen strahlten dabei mit der Sonne um die Wette. Der Brunnen hinter uns plätscherte beruhigend auf und ab. So oft lag ich schon hier und doch konnte ich mir nicht schöneres Vorstellen als sie und ich hier Arm im Arm. Ein kitschiges Bild abgebend und trotz allem friedvoll und so nahe, dass man meinen könnte wir wären eins.







2.

Wochen später sitze ich nach der Schule an meiner Haltestelle und warte auf den Bus der zu meiner Freundin fuhr. Meine Freunde und Freundinnen waren schon alle mit dem normalen Bus unterwegs. Mit Tanktop, Hotpants, schwarzer Leggins und offenes aschblondes Haar saß ich da. Neben mir auf dem Sitz an der Haltestelle lag meine weiße Umhängetasche von Adidas. Ich kramte in meiner Hosentasche nach meinem Handy, da mein Whatsappton anging. Anscheinend hatte ich eine Nachricht bekommen. Ich hoffte das es meine Freundin war, die mir schieb, damit ich nun wusste, wo wir uns treffen wollten.
Gerade als ich so umher kramte kam ein etwas älteres Mädchen an. Doch ich musste erkennen, dass sie nur auf dem ersten Blick älter wirkte. Sie musste in meinem Alter sein. Nur hatte sie ernste Gesichtszüge, die sie älter wirken ließen. Anders als bei mir mit meinen kindlichen Gesichtszügen, wurde ich immer für jünger gehalten.
<<Kannst du bitte deine Tasche abstellen? >>
<<Klar. >>, gab ich zurück. Mich überraschte diese frosche Art die sie hatte und die coolness die sie ausstrahlte. Sie setze sich neben mir, sah mich aber nicht an. Ihre grün pinken Haare sahen sehr gewagt aus. Sie bemerkte, dass ich sie ansah, doch machte keine Anstalten mich anzusehen. Wahrscheinlich sah jeder sie an, so auffällig wie sie gekleidet war. Ohne eine Mine zu verziehen steckte sie sich eine Zigarette in den Mundwinkel und zündete sie an.
Nun klingelte mein Handy und ich ging ran.
<<Nadine, ja Schatz ich bin gleich da. Ich warte nur auf den Bus. Ja er kommt gleich noch ein oder 2 Minuten ich in gleich bei dir. >>

Der Bus kam wirklich die paar Leute an der Bushaltestelle stiegen ein. Diese seltsame, ein junger Kerl und ein ältere grauhaarige Dame, mit ihrem Krückstock. Der Busfahrer setzte an und fuhr los. Er trödelte schon wieder ziemlich, das merkte ich sofort. Mit diesem einen Busfahrer hatte man immer das gleiche Theater. Rollend kam ich zum Ziel, wo mich auch schon meine Freundin erwartete.
<<Hi. >> Grinsend stand sie mir gegenüber und küsste mich zur Begrüßung.
Nicht viel später waren wir die Straße entlanggelaufen um zu ihrer Wohnung zu kommen.
Und noch weniger später waren wir nackt und in ihrem Bett. Am Anfang war der Sex mit ihr neu und aufregend, doch nun ging ich ihm manchmal sogar schon aus dem Weg. Es war nicht so, dass er schlecht war, nein, aber er hatte das gewisse Etwas verloren. Ich konnte es ihr jedoch nicht sagen. Ich wollte sie nicht kränken, schließlich liebte ich sie doch.

Nach dem Sex lag sie total fertig neben mir und umschlang meinen Körper. Presste mich fest an sich wie eine Klette. Langsam nervte es mich ein wenig. Nach der Schule zu ihr, kuscheln oder gleich ficken. Ich hatte keinen Bock mehr. Ich wollte etwas ausgefallenes machen.
Meine Gedanken gingen zurück an vorhin. Ohne wirklichen Anlass stellte ich mir den Körper von diesem seltsamen Mädchen vor, dass ich an der Bushaltestelle gesehen hatte. Sie wirkte weder gestresst nur sonst etwas nur cool aber auch ernst.
<<Seltsames Gesicht für jemanden mit solchen Haaren>>, fiel mir auf. Es war nicht das erste Mal, dass ich andere Personen gemustert hatte. Ich mochte es Stunden später die Präpositionen einzelner Gesichter wieder in meinem Gehirn vorzurufen. Eine seltsame Art Menschen zu analysieren, doch war es eine spannende. Vor allem wenn sie interessant herüberkamen.
Meine Freundin hatte ich auch analysiert. Obwohl es bei ihr nicht viel gab. Ich wusste seit dem ersten Augenblick an, als ich sie sah, dass sie etwas von mir wollte. Mir missfiel es nicht, aber ich fand es schade, dass sie mich nicht überrascht hatte, sondern wie auch mit vielen anderen Dingen ziemlich einfältig war.





3.

Am nächsten Tag saß ich wieder an der Haltestelle um zu warten. Wieder wollte ich zu meiner Freundin. Von weiter weg sah ich durch Zufall wieder dieses Mädchen. Sie wirkte noch ernster als gestern. Desto näher sie an die Haltestelle kann, desto weniger versuchte ich sie anzusehen, doch ich konnte nicht leugnen, dass sie mich auf eine seltsame Art und Weise faszinierte.
<<Fuck! So ein Dreck! >>, fluchte sie aufs übelste, wobei sie sich ihre Nase zuhielt. Diesmal brauchte sie nicht fragen, ob ich meine Tasche auf den Boden verbannen wollte, ich tat es einfach.
<<Tut mir leid wenn ich dich schon wieder nerve aber hast du ein Taschentuch? Oder Besser eine ganze Packung? >>, werde ich wieder von ihr angesprochen. Sie hat eine seltsame Stimme und das lag nicht daran, dass sie sich die Nase zuhält. Es war mir schon beim letzten Mal also gestern aufgefallen. Ihre Stimme war rauer als normale Mädchenstimmen die ich sonst so kannte. Selbst meine Freundin hatte eine ganz normale Stimme.
Wieder gebe ich ein: <<Klar. >>, von mir und kramte in meiner Umhängetasche, die nun auf dem Boden stand nach einer Packung. Nach einigen hin und her Gesuche holte ich sie hervor und überreichte sie ihr.
<<Danke. >> Sie streckte ihre Hand aus und ihre und meine berührten. Ganz leicht. Ihre Haut war einprägsam weich und roch noch ein wenig nach Rauch und BLUT!
Erst jetzt da sie ihre Hand von ihrer Nase genommen hatte, sah ich das sie ziemlich heftiges Nasenbluten hatte.
<<Was ist denn passiert? >>, fragte ich obwohl es mich ja eigentlich nichts anging.
<<Keine Sorge, hab ich häufiger. Einfach so. >>, war ihre Antwort.
<<Tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe, darf ich dich bei mir zu Hause auf eine Tasse Kaffee einladen? >> Entschuldigend sah sie mich an. Ich nickte, denn irgendwie hatte ich keine große Lust nun zu meine Freundin zu fahren. Zumal wir ja eh immer nur das gleiche taten. Ich musste ihr nur noch absagen.

Eine Weile später waren wir auch schon bei ihr zu Hause. Ihr Zimmer war sauber eingerichtet. Nicht nervig flauschig einfach nur bequem. Die Wände waren voll von Fotos. Vorsichtig fragte ich sie, ob sie diese selbst geknipst hatte, da sie ziemlich professionell aussahen.
<<Ja hab ich. Ich will Fotografin werden. Oder zumindest irgendetwas in Richtung Kunst machen. Ob es etwas mit zeichnen oder Fotographie zutun hat ist mir eigentlich egal. >>
Ihre ehrlichen Antworten verblüffen mich, da wir uns erst seit nicht mal 20 Minuten kannten.
<<Hast du deine Freundin schon abgesagt? >> Grinsend sah sie mich an. Zunächst fragte ich mich natürlich woher sie wusste, dass ich eine Freundin hatte, doch dann viel mir ein, dass sie gestern bei dem Anruf meiner Freundin neben mir gesessen hatte.
<<Ja hab ich vorhin im Bus. >> Ich musterte sie nun von Kopf bis Fuß. Ihre Haare ihren Kleidungsstil und ihre Jeans mit Trägern. Sie hatte Grübchen wenn sie lächelte und wirkte obwohl sie einst so ernst herüberkam sehr fröhlich. Nicht übertrieben nur natürlich. Nachdem sie mir ein paar Dinge gezeigt hatte, machte sie den Kaffee fertig, den sie mir versprochen hatte.
Beim Trinken redeten wir viel und lachten über dies und jenes, wobei ich das laute Schlagen meines Herzens immer und immer mehr unterdrücken musste. Ich könnte nicht leugnen, dass ich dieses hübsche Mädchen nahezu anziehend fand. Doch ich war vergeben, deshalb versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen wir rot ich wurde, als ich erfuhr, dass auch sie eine Lesbe war.






4.

Fertig vom heutigen Tag ließ ich mich ins Bett fallen. Meine Klamotten rochen nach Rauch und Pfefferminze. Sie roch nach Pfefferminze und nun tat ich es auch. Ich mochte diesen Geruch. Es war spät geworden. Selbst meine Freundin hatte mich schon ein paar Male angerufen. Wahrscheinlich aber auch, weil sie es nicht gewöhnt war, dass ich sie versetzte. So war ich auch eigentlich gar nicht. Doch jetzt war ich zu faul um sie noch anzurufen. Dafür war ich eindeutig zu kaputt.
Nicht mal meine Eltern hatten Fragen gestellt wo ich her kam, so durch sah ich aus. Dabei hatte ich nicht einmal getrunken. Nur mit diesen Mädchen gesprochen. Es stellte sich heraus, dass ihr Name Linda war. Ihre Eltern wollten noch unbedingt, dass ich zum Abendessen blieb und ich wollte nicht unhöflich sein.

Aber Morgen sollte alles wieder seinen gewohnten Gang gehen.
Ich ging in die Schule fuhr nachmittags zu meiner Freundin und hatte Sex mit ihr. Seltsamer Weise huschte mitten beim Sex mein Gedanke kurz zu Linda. Ich kniff die Augen zusammen um den Gedanken zu verscheuchen. Es gelang. Trotzdem lag ich nach meinem Orgasmus noch lange nachdenklich da, während sich Nadine an mich kuschelte. Wie immer. Kurz nickte ich weg. In meinen Traum beugte sich Linda über mich und begann mich so leidenschaftlich zu küssen, wie ich es nicht einmal von meiner Freundin kannte. Schweißgebadet wachte ich auf.
Wieso ging mir plötzlich dieses Mädchen nicht mehr aus dem Kopf? Das war doch nicht mehr normal!
Ich spürte wie ich rot wurde, wenn ich an den Traum zurück dachte. So etwas kannte ich nicht. Noch nie hatte mich jemand so sehr aus der Fassung gebracht, wie sie. Ich wollte dieses Mädchen Linda unbedingt wiedersehen, um dieses seltsame Gefühl einzuordnen.

Als ich abends von meiner Freundin aus allein nachhause schlenderte, lief mir Linda über den Weg. In Schlabberlook, der nicht einmal scheiße an ihr aussah. Langsam machte es mir angst, denn offensichtlich konnte sie alles tragen, weil sie für alles die Figur hatte.
<<Was für ein Zufall. >>, begrüßte ich sie an diesem späten Abend.
<<Es gibt kein Zufall, das weißt du oder? Schon einmal etwas von Schicksal gehört? >>
Wobei sie das so feinfühlig sagte, wurden meine Knie ganz weich. Fast gaben sie nach, doch nur fast. Ich hatte Angst, dass sie die lauten Schläge meines Herzens hören könnte, doch dem war natürlich nicht so. Ihr breites Grinsen machte mich fertig. Ich wusste nicht was in ihr vorging und auch nicht, was sie mit mir tat, doch sie tat es verdammt gut.
Aber bevor ich mich an sie, neben dem Zaun, der an den Fußweg grenzte vorbeischlängeln konnte, packte sie mich auch schon und zog mich zu sich heran. Grob, stürmisch und zärtlich zugleich. Zitternd sah ich in ihren wilden Blick. Erst jetzt fielen mir die fast graufarbigen Augen auf. Stocksteif hing ich da. Fest in ihrem Griff. Ich kniff die Augen zusammen, um gegen die warme und kalte Luft in mir anzukommen. Doch ich schaffte es nicht. Ich war dankbar, dass sie mich festhielt, denn ansonsten wäre ich wahrscheinlich zusammen gebrochen.
Ihr Atmen war so dicht an meinem, dass sich die Umrisse ihrer Lippen schon fast mit meinen berührten. Doch nur fast. Sie ließ los, entschuldigte sich und lief weiter.
<<Linda! Was sollte das! >>, rief ich ihr zornig hinterher. Zum einen Weil sie mich nun einfach so stehen ließ und zum anderen, weil ich keine Ahnung hatte was das gerade sollte. Erstrecht hatte ich keine Ahnung von diesem Druck, ihrer Ausstrahlung auf mich. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf und lief los. Alle sahen sich nach mir um, weil ich wie ein bekloppte durch die Gegend rannte. Gerade so konnte sich mein Vater im Eingang retten, ansonsten hätte ich ihn umgerannt.
<<Was ist denn mit dir los? Du bist ja völlig außer Atem! >>
<<Es ist nichts. >>, log ich und verzog mich auf meinen Zimmer, um nachzudenken.
Aber ich merkte, dass das schwer wurde. Mein Kopf war wie leergefegt und ich hatte die schreckliche Erkenntnis, dass ich mich Hals über Kopf verliebt hatte. In Linda. Den seltsamen Mädchen mit dem bunten Haaren , welches mich vorhin beinahe geküsst hätte. Ich wollte es. Ich hätte von ihr geküsst werden wollen, doch sie tat es einfach nicht. Sie trat einfach so in mein Leben. Jetzt wo ich vergeben war. Glücklich. Zumindest habe ich es mir immer eingeredet. Vor allem aber über Nadine weiß ich wenigstens alles, aber über Linda weiß ich rein gar nichts. Außer das sie fotografiert, fast graue Augen hat und ihr offenes Lachen herzlicher ist als alles, was sie jemals zu Ohren bekommen hatte.
Ich hatte mich verliebt, aber konnte mir diese Gefühle nicht eingestehen. Wie denn auch, wenn ich eine feste Freundin hatte? Wir waren schon so lange zusammen, dass ich den Gedanken mich verliebt zu haben weit beiseite schob. Ich hielt es für eine Fiktion, eine Einbildung die schnell wieder verschwinden würde.

Diese Nacht träumte ich von mir und meiner Freundin. Endlich wieder ein normaler Traum. Also empfand ich also doch nichts für Linda. So dachte ich.
Freudestrahlend und sichtlich besser drauf als am Vortag setzte ich mich an den Frühstückstisch.
<<Morgen <<, trällerte ich gut gelaunt in die zweiköpfige Runde, wobei ich mir ein Brötchen griff, es aufschnitt und mit Marmelade beschmierte.
<<Was war denn gestern mit dir los? >> Dad sah besorgt aus doch ich winkte ab und meinte das alles in Ordnung sei und ich nur vergessen hatte etwas für die Schule zu erledigen.
Mom begann beim Thema Schule prompt wieder mit derselben Leier wie immer. Ich sollte lernen, lernen, lernen und mir ein Bespiel an Nadine nehmen die studieren wollte. Anders als sie hatte ich wie schon gesagt keinen Plan von meiner Zukunft. Ich wollte für den Moment Leben nicht für das was kam, doch niemand verstand mich.
Nachdem ich vom Essen aufstand, schob ich sorgfältig meinen Stuhl an den Esstisch und eilte ins Badezimmer, um mich schnell für die Schule fertig zu machen. Wieder einmal war ich viel zu spät dran, dabei wollte ich Jennifer einer Schulfreundin noch bei den Hausaufgaben für morgen helfen.

In der Schule gesellte ich mich zu meinen Leuten und begrüßte sie mit einer Umarmung und ein Küsschen auf die Wange, wie jeden Morgen. Gemeinsam liefen wir vom Schultor aus ins Gebäude zu unserem Klassenzimmer. Eigentlich wussten sie alle, dass ich auf Frauen stand, doch sie sagten nichts dazu. Eigentlich ziemlich tolerant, fand ich.
Der Flur war proppenvoll. Kein Wunder bei einer Schule von fast 1000 Mitschüler und Mitschülerinnen.
Im Unterricht saß ich entweder ganz hinten, vorne oder mittig. Aber immer umgeben von Freunden von mir, die mir entweder halfen oder mich von dem Langeweiligen Stoff ablenkten.
Der Lehrer kritzelte etwas an der Tafel. Meine Mitschrift von diesem hatte eine Sauklaue vom feinsten.
In den Pausen half ich wie versprochen einer Freundin bei den Hausaufgaben. Mathe lag mir einfach. Ich musste nicht wirklich viel nachdenken nur verstehen.
Genau deshalb war der Mathelehrer im 3. Block recht überrascht von meinen falschen Ergebnissen. Ich erkannte mich selbst kaum wieder. Hatte hier und da Flüchtigkeitsfehler eingebaut oder die ganze Aufgabe falsch. Ich verstand es nicht. Seit letztens verstand ich gar nichts mehr.

Genauso erleichtert war ich als die Schule vorbei war. Ausnahmsweise holte meine Freundin mich ab. Es kam selten vor, dass sie das tat. Aber auch selten ist eine Zeitform, die hin und wieder eintraf. Sie küsste mich innig und ich innerlich abwesend. Nach ein Jahr Beziehung merkte sie das natürlich und fragte prompt was denn los sei. Schon das zweite Mal heute diese Frage, als ob mit mir etwas anders war als sonst.
<<Ich bin nur geschafft vom Unterricht. >> Zur Hälfte hatte ich auch Recht, denn es war heute für mich ein besonders anstrengender Tag gewesen. Die andere Hälfte wusste ich nicht.
Auf dem Weg zur Haltestelle hielt ich instinktive Ausschau nach Linda, um sie meiner Freundin vorzustellen, doch sie war nirgends zusehen.
Es war fast schon so, als hätte es sie nie in meinem Leben gegeben, doch ich spüre tief in mir, dass dem nicht so war.
6. Ich hatte nicht einmal eine verdammte Handynummer von ihr. Mein Verstand versuchte mich mit den Worten <<Sarah es ist besser so glaub mir. >> zu beschwichtigen, doch mein Herz schrie vor verlangen nach ihr. Laut und zerrissen.

Es sollten ein paar Wochen vergehen bis ich sie wiedersah. Allein auf einer Parkbank sitzend mit Kamera in der Hand und Zigarette im Mundwinkel. Sie knipste hier und da ein paar Bilder, bis die Kamera auf mich zeigte. Zu spät hatte Linde bemerkt, dass ich es war und schon den Auslöser gedrückt. Nun nahm sie die Kamera herunter und sah mich nur an. Ein Grinsen huschte über ihre Lippen, doch es verflog.
<<Was sollte das letzend? >> Endlich konnte ich sie darauf ansprechen. Linda zuckte desinteressiert mit den Schultern auf und ab.
<<Ich war betrunken. Hatte einen kompletten Filmriss. >> Der Wind pfiff mir durch die Haare und die Bäume bogen sich sanft hin und her.
Ich fand nicht den Mut dazu weiter zu fragen, also beließ ich es auf ihre Antwort.
<<Kannst du mir deine Fotos zeigen? <<
<<Nö. Erst wenn sie fertig sind. >> Wieder dieses undurchschaubare Grinsen. Ich verlor mich in ihm. Ich spürte wie die rote Farbe in mein Gesicht trat wenn ich sie ansah. Entgeistert kam ich zu dem Entschluss, dass ich mich wirklich verliebt hatte. In ihrem gesamten Erscheinungsbild. Doch sie war mir nach wie vor ein Rätsel. Ihre Mimik wie ein Schloss, zu dem ich den passenden Schlüssel noch nicht gefunden hatte. Ich drehte meinen Kopf zur Seite um eine Haarsträhne wegzureichen, die mir der Wind dort hin geweht hatte. Genau diese kleine Sekunde nutze Linda aus, um mich wieder zu fotografieren.
<<Hast du grad was vor? >> Ihr lodernder Blick ließ mich nicht los und der Geruch von Pfefferminze stieg mir wieder in die Nase.
<<Nicht direkt. >>, stammelte ich und nahm neben ihr Platz. Es war falsch, denn ich sah sie ununterbrochen an. Ich sah an ihren Augen, dass sie es merkte und auch, dass sie ein klein wenig verlegen wurde. Doch ich konnte nicht anders, so fasziniert hatte mich noch nie jemand, also versuchte ich sie einzustudieren, doch es gelang mir einfach nicht. Nun sah sie endlich von ihrer Kamera auf und direkt in meine Augen. Sie kaute an ihre Lippe, als würde sie etwas sagen wollen doch sie tat es nicht, stadtessen fragte sie mich nach Stift und Zettel. Ich schleppte sowas andauernd herum seitdem ich diese Tasche hatte, also holte ich es für sie hervor und überreichte es ihr. Nach einem kurzen Augenblick gab sie mir, wieder an ihrer Unterlippe kauend und mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck, das Stück Papier zurück. Auf ihm befand sich eine Nummer.
<<Ruf mich an wenn du mal Zeit hast. Würde mich freuen. >>, murmelte sie zähneknirschend. Linda hatte keine Ahnung wie glücklich ich war, doch hatte ich meine Stimme verloren. Nur ein krächzendes <<Danke. >>, brachte ich hervor. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken.
Ich fühlte mich als Persönlichkeit so klein neben ihr. So oberflächlich.
Sie war so dicht an mir, dass ich sehen konnte wie sich unter ihren Shirt ihr BH abzeichnete und wurde neugierig wie es wohl unter dem BH aussah. Ihr entging der Blick anscheinend nicht, denn ich hatte das Gefühl, dass sie rot wurde. Wahnsinnig rot. Ein Schweigen breitete sich aus. Still saßen wir da und sahen uns an. Versuchten schlau auseinander zu werden. Sie auf ihre Weise mit dem ernsten Gesichtsausdruck und ich auf meiner. In ihren Augen lag eine Mischung aus Schmerz und Hoffnung, doch Hoffnung auf was? Ich wollte es herausfinden.
<<Hast du eigentlich eine Freundin? >>, platze es irgendwie aus mir heraus und sie sah mich verwundert an. Einen Spatz beobachtend der sich auf die Lehne der Parkbank gesetzt hatte und wieder davon flog, sagte sie leise und bestimmend: <<Nein<<
Noch mehr Schmerz hatte sich in ihren sonst so nichtssagenden, doch faszinierenden Augen geschlichen. Langsam und tückisch. Es tat mir in der Seele weh sie so zu sehn. Wollte wieder, dass ihre Augen strahlten, deshalb stand ich auf holte ein Brötchen aus meiner Tasche und warf ein paar Krümel auf den Boden. Sofort war eine Scharr von Spatzen um der Parkbank herum versammelt die uns gierig anschrien.
>>Willst du auch? >>
Grinsend griff sie zu dem Brötchen und zerriss es für die Vögel.
Da war es wieder dieses Strahlen in ihren Augen. Endlich hatte ich es wieder.
Nachdem das eine Brötchen gerecht verteilt war, griff Linda zu meiner Hand und stand auf. Gerade so schaffte ich es meine Umhängetasche überzuwerfen, bevor mich dieser kleine Wirbelsturm mitriss. Ihre Sanften Hände fühlten sich gut an auf meiner Haut. Sehr gut sogar. Um ehrlich zu sein unbeschreiblich. Ich hatte keine Ahnung was sie vorhatte, doch vertraute ihr. Wir verschwanden in einer Traube von Menschen. Man hörte hier und da ein paar abgebrochene Gesprächsfetzen von Leuten die mir unbekannt waren.
Dann bog sie mit mir in eine Seitengasse ein und wir liefen ein Stückchen nebeneinander her. Die verwirrenden Stimmen der Stadt hatten wir hinter uns gelassen.
Ich sah hinauf zu den hohen Fenstern der Gasse. Einige waren offen.
Nach ein paar Minuten erkannte ich, dass mich Linda zu einem See gebracht hatte.
Es war zu ruhig hier, nur ein leises Lüftchen wehte als ich mich neben ihr ins Gras fallen ließ. Sie schaute hinaus auf Wasser. Etwas nachdenklich betrachtete sie die kleinen Wellen die an den Strand gespült wurden und im Sand verebbten.
<<Tut mir leid, ich wollte mit dir ein wenig allein sein. Das hier ist mein Lieblingsplatz. >>, verriet sie und wartete auf meine Reaktion. Ich vermochte sie immer noch nicht zu durchschauen. Am Himmel hatte sich langsam eine dicke Wolkenschicht angeschlichen, die, die Sonne vertrieben.
<<Es gefällt mir. >>, gab ich als Antwort. Erleichtert blickte sie weiter aufs Wasser. Keine Menschenseele war zu sehen. Ich sah sie an. Lange und ausgiebig. Ich konnte mich nicht sattsehen an ihrem Gesicht. Überlegend ob ich sie küssen durfte fuhr ich mir durch die Haare. Mein Körper kribbelte, doch ich unterdrückte diese Gefühle. Begann sie langsam zu zerquetschen, denn sie durften nicht sein.

Wir wurden vom Gewitter überrascht. In Strömen voll das kalte Nass vom Himmel herab und der Donner setzte immer wieder ein. Linda zog mich wieder hinter sich her wie ein kleines Kind, dass an der Hand genommen werden musste. Ihre Haare klebten an ihrem Gesicht und durch mein weißes Top konnte sie problemlos meinen schwarzen BH sehen. Es war mir peinlich, doch sie ließ es sich nicht anmerken, obwohl man ihr ansah, dass sie rot wurde und hin und wieder einen Blick drauf warf.

Gemeinsam stolperten wir zu ihr nach Hause. Klitschnass und durchgefroren.
<<Ich bring dir ein paar Sachen und dein Handtuch. Du kannst dich in meinem Zimmer umziehen. Ich guck auch nicht hin. >>, versprach sie mir.
Mit Bedauern musste ich feststellen, dass sie ihr Versprechen hielt. Durch den Spiegel an ihrer Wand jedoch sah ich alles an ihr. Wie sie die Haare zurückwarf, ihre mittelgroßen Brüste die perfekt geformt waren und ihre schmale Taille. Sie sah perfekt aus. Schnell schlüpfte Linda in ihre Unterwäsche und zog sich trocknende Sachen drüber.
<<Bist du fertig? >> Sie drehte sich bei der Frage an mich nicht um.
<<Ja. << Ich war fertig. Fertig mit der Welt. Ich verstand gar nichts mehr. Mein ganzer Köper kribbelte. Ein Blick von ihr und ich wurde schwach. Schnell setzte ich mich auf ihr Bett, denn ich war total benommen von ihrer Schönheit. Was machte sie nur mit mir? Was tat sie?
Auf ihren Schreibtisch entdecke ich ein Foto. Sie freudestrahlend mit einem rothaarigen Mädchen. Vertraut und glücklich. Ich sah sofort, dass es keine Freundin war sondern jemand denn sie wie ein Schatz hütete.
Meine Kehle schnürte sich zu. Ich könnte heulen, doch ich unterdrückte es. Warum merkte sie nicht, was sie mit mir gemacht hatte. Warum merkte sie nicht, wie es mir ging wenn ich sie ansah?
Linda sah mich fest an. Kam zu mir. Sah mir in die Augen. Der Pfefferminzgeruch schlug mir wieder entgegen. Entrinnen war zwecklos und ich Bewegungsunfähig. Ihr Atem war schon wieder so dich an mir. Leise atmete sie ein und wieder aus. Ihr Blick aber loderte wie Feuer.
Sie wurde rot, sah weg, sah mich wieder an und küsste mich einfach. Stürmisch und Leidenschaftlich. Überrumpelt ließ ich mich von ihr Küssen, dann machte ich mit. Küsste sie wieder und wieder. Unsere Lippen verschmolzen ineinander. Gierig und nicht genug bekommend. Ich hielt mich an ihr fest, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Kurz hörten wir auf, als wir bemerkten, was wir hier eigentlich taten. Doch nur ein Blick reichte aus damit wir wieder völlig ineinander verfielen. Wir sanken aufs Bett rissen uns die erst angezogenen Kleider vom Leib und küssten uns wieder und wieder. So eine Leidenschaft kannte ich nicht. Ich ließ mich mitreißen von meiner Welle an Gefühlen.

Erschöpft sank ich in ihre Arme.
<<Tut mir leid. >> Linda kniff die Augen zusammen.
<<Wofür? >> Es gefiel mir so sehr, wie sie mich berührte, grob und sanft.
Eine stumme Träne lief Linda über die Wange, bevor sie: <<Ich liebe dich. >>, wisperte.
Mit klopfenden Herzen kam mir ein <<Ich dich auch. >>, über die Lippen. Ich hatte mich einfach fallen lassen. Zu sehr um wieder umzukehren. Ich war zu tief drin. Meine Freundin war daheim und wartete auf mich, doch ich würde nicht zurückkommen. Niemals. Zum ersten Mal hatte ich diese Leidenschaft auskosten können. Ich könnte mir nicht vorstellen ohne Lindas Hände zu Leben. In nur ein paar Wochen, hatte diese Mädchen mich in einem neuen Ich eingekleidet. Ich wusste nichts von dieser Seite in mir und ohne ihr hätte ich sie auch niemals entdeckt. Sollte ich weinen oder lachen? Ich wusste es nicht, nur, dass ich diese Schmetterlinge im Bauch ausleben wollte. Mit Linda der Frau die mein Herz genommen und ganz für sich einnahm.

Ich trennte mich von meiner Freundin mit den Worten: <<Ich entschuldige mich dafür dich zu verletzen aber nicht dafür zu lieben. >>
Der Kontakt brach ab. Ich hatte einem Mädchen das Herz rausgerissen um mich selbst mit einem Wirbelsturm neu zu entdecken. Nie wieder wollte ich stehenbleiben im Leben. Ich wollte es spüren.
Der Wind der mich umgibt, die Frau an meiner Seite die mich jeden Tag aufs Neue überrascht mit ihrer Art und eine Zukunft aufbaut, mit mir.








copyright © by freaktostyle96. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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