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Mein Fluch (2)

von heterophobic


Tina

Eines Tages wachte ich auf und dachte „Marina, so kann es nicht weitergehen! Du kannst Nicole nicht hinterherheulen, das hat sie nicht verdient. Sie hat DICH betrogen, vergiss sie!“
Eine neue Freundin musste also her. Eine Freundin, die mich nicht betrügen oder belügen würde. Eine Freundin, die mich wertschätzte. Ich fand sie – im Lesarionchat.
Nie zuvor war ich in diesem Chatroom, nur an diesem einen Tag. Und sie war auch da. Wir kamen sehr schnell ins Gespräch, waren von Anfang an sehr vertraut miteinander. Wir schrieben stundenlang und telefonierten. Ihr Name war Tina, zarte 21 Jahre jung, wohnhaft in Stuttgart. Natürlich wieder eine weite Distanz, aber was Fernbeziehungen anging, so hatte ich ja mittlerweile meine Erfahrung.
Es kam wie es kommen musste, Tina flog zu mir, um mich zu besuchen. Es war Oktober 2005 als ich zum Flughafen fuhr und sie abholte. Es wirkte schon fast routiniert, als ich dort vor dem Gate stand und auf sie wartete. Nicole hatte ich schon lange verdrängt. Für mich gab es jetzt nur noch Tina. Und da war sie: Ganz cool kam sie aus dem Gate raus, ihre Reisetasche lässig über die Schulter geworfen. Gut – sie war das komplette Gegenteil von Nicole. Tina sah durchschnittlich aus, sehr maskulim, sehr dick, eher klein. Aber ist das nicht egal? Hauptsache ich habe eine Freundin die mich nicht betrügt!
Wir begrüßten uns mit einer Umarmung und fuhren zu mir nach Hause. Es dauerte auch nicht lange bis wir uns küssten. Diesesmal ging die Initiative von mir aus – ganz routiniert und cool. 1 Woche blieb sie bei mir und ich war wirklich verliebt in sie. Klar waren es jetzt nicht die Bombengefühle wie bei Nicole, aber es war ein Kribbeln!
Es vergingen 2 Monate und ich machte mich den Weg zu ihr. Zu dieses Wahnsinnsfrau mit einer eigenen Wohnung, einer Arbeit, eine solide junge Frau. Zumindest dachte ich das.
Ich flog zu ihr nach Stuttgart, sie holte mich vom Flughafen ab und alles war so vertraut. Es fühlte sich an, als wären wir schon Jahrelang ein Paar. Ich wollte meinen Geburtstag bei ihr feiern. An meinem großen Tag fuhren wir mit den S-Bahn in die Stadt und sie überhäufte mich regelrecht mich Geschenken. Ihr ganzes Gehalt gab sie für mich aus. Wohlbemerkt: Ich habe am 10.12. Geburtstag, also Anfang des Monats. Nachdem wir Tinas Gehalt auf den Kopf gehauen haben, erzählte sie mir, dass sie gerne einen Handyvertrag haben wollen würde, dies aber nicht ginge, da sie aufgrund ihrer Mutter in der Schufa stünde. Blöd wie ich war ging ich mit ihr in einen Vodafoneladen und machte zwei Verträge. Einen für sie, einen für mich. Normalerweise hätte ich mir das gar nicht leisten können. Ich war 20 Jahre alt, lebte aber von Kindergeld, weil ich absolut keine Lust hatte arbeiten zu gehen. Aber Tina versicherte mir, dass sie die Rechnungen tragen würde, lies sich auch als Rechnungsempfängerin in den Vertrag einschreiben. Ich war verliebt und naiv, ich hab’s ihr geglaubt.
Nach einer Woche endete mein Aufenthalt in Stuttgart. Wieder ein Tränenreicher Abschied. Wir liebten uns wirklich.
Doch ca. 2 Wochen später bekam ich einen Anruf von ihr: „Schatz, ich habe mich krankschreiben lassen, ich möchte bei dir Silvester feiern!“ „Gerne! Aber wie kommst du her?“ Sie hat mir ein schlechtes Gewissen eingeredet, von wegen, dass sie ja meinen Geburtstag finanziert hätte und so viel Geld für mich ausgab. Ich hatte Mitleid, ein schlechtes Gewissen. Im Endeffekt kaufte meine Mutter das Bahnticket. Also holte ich sie am 27.12.2005 vom Bahnhof ab. Überglücklich meine Partnerin wieder im Arm zu haben.

Zwischenvermerk: Bitte wundert euch nicht, dass ich dieses Kapitel so undetailliert schreibe. Aber zum einen gibt es zu viel, als dass ich es detailliert listen könnte und zum anderen möchte ich mich gar nicht so gerne an diese Zeit erinnern.

Es kam der Silvesterabend. Tina und ich waren jetzt 2 Monate zusammen. Wir gingen in unsere Stammkneipe. 30 Euro zahlen, so viel trinken wie man will. Das kosteten wir auch voll aus. Woher das Geld kam, weiß ich gar nicht mehr.
Wir haben getrunken ohne Ende und kurz vor Mitternacht rannte eine Freundin zu mir, riss mir meinen Ring von der Hand und rannte wieder weg. Total verdutzt schaute ich meinen Kumpel fragend an. Was sollte das jetzt? Ich war zu betrunken um zu reagieren. Außerdem stand Tina wenige Sekunden vor mir. Naja.. sie schwankte vor mir. In der rechten Hand hielt sie meinen Ring. Sie kniete sich hin und schaute zu mir hoch: „Schatz, wir sind jetzt 2 Monate zusammen und ich weiß, dass du meine Traumfrau bist. Ich will für immer mit dir zusammen sein, bla bla bla bla... Willst du mich heiraten?“ Natürlich ging mir das alles zu schnell. Aber ich sagte „Ja!“. Ich wollte ihr vor all den Leuten keinen Korb geben. Dämlich, ich weiß.
„Schatz, du machst mich überglücklich! Aber eine Frage habe ich noch!“ Was hätte jetzt noch kommen können? Mich hätte nichts mehr umhauen können – dachte ich!
„Was denn?“, fragte ich. „Was hälst du davon, wenn ich hier her zu dir ziehe?“ Oh mein Gott, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber ich dachte mir: ‚Sag einfach JA.. Bis sie ihre Wohnung in Stuttgart gekündigt hat und ihren Job und hier auch was Neues gefunden hat, dauert das Monate!’ Also sagte ich: „Schatz, welch tolle Idee!“ Nur habe ich mit dieser Antwort nicht gerechnet: „Super, ich habe mich nämlich bereits umgemeldet! Meine neue Adresse ist dein Elternhaus, ich bleibe für immer bei dir!“
Nun, wie ihr euch denken könnt, gab das so einige Probleme. Immerhin wohnte ich noch bei meinen Eltern und Tina hatte keinen Gedanken daran verschwendet diese doch mal zu fragen ob das Wohnen in ihrem Haus überhaupt gestattet ist. Also hielt tinas ‚Ewigkeit’ genau 2 Wochen – dann schmiss mein Vater sie raus. Dann ging’s los.. dann ging’s richtig los. Tina schnorrte sich bei sämtlichen meiner Freunde durch. Sei es Geld, oder das Wohnen oder sonst was. Um ihr Leben in Stuttgart kümmerte sie sich gar nicht. Sie kündigte weder ihre Arbeit, noch ihre Wohnung. Auch ihre Möbel und wichtige Sachen holte sie nie in Suttgart ab. Alles was sie hatte, passte in eine Reisetasche. Ich war zu naiv das zu sehen.
Sie zog mich langsam in den Teufelkreis hinein. Zugegeben trifft mich auch Schuld: Immerhin habe ich mich reinziehen lassen.
Wir feierten täglich, schliefen bis Nachmittags und sobald wir Geld in der Hand hielten, war es auch schonwieder weg. Arbeiten? Wozu? Geht doch auch so!
Die Vodafonerechnungen häuften sich, fast 1x wöchentlich hatte ich Post dieser Mobilgesellschaft im Briefkasten. Tina störte das eher weniger. Handyrechnungen von 300-400 Euro waren normal. Ich war zu verliebt, um aufzuwachen.
Auch das Tina alles verprügelte, was mich nur anschaute, lies mich nicht aufwachen. Ich war glücklich. Ich hatte eine Frau, die mich nicht verließ. Also liebte ich sie.
Ich weiß noch, dass ich mich auf einer Hausparty mit einer Freundin über Tina unterhielt. Ich erzählte ihr, dass sich die Handyrechnungen häufen, ich nicht weiß, wie ich das Ganz bezahlen soll und dass ich die Verträge wohl kündigen muss. Das bekam Tina mit. Was machte sie also? Sie sperrte mich solange in einen Raum ein, bis ich hier versicherte, dass ich die Verträge laufen lasse.
Und anstatt sie spätestens da zu verlassen, half ich ihr auch noch, als sie sich ihre erste eigene Wohnung bei mir im Ort holte. Nach 3 Monaten hausierens bei Freunden, hat sie es geschafft Arbeitslosengeld zu beantragen und eine Wohnung zu finden. Blöd nur, dass ihre Möbel in Stuttgart standen und sie sich mit Händen und Füßen weigerte, dort noch einmal hinzufahren. Also organisierte ich Möbel für sie. Selbst einen Fernseher organisierte ich ihr. Sie hatte also eine halbwegs eingerichtete Wohnung – dank mir.
Nach 8 Monaten Beziehung wollten wir wiedereinmal Party machen. Tina und ich und noch ein paar Freunde. Wir fuhren alle in den Nachbarort in eine Kneipe. Wir feierten nicht schlecht, doch irgendwann war ich müde. Ich rief meine Mutter an, um zu fragen, ob ich sie mich nicht abholen könnte. Danach ging ich aus der Kneipe heraus, um auf sie zu warten. Tina kam mit heraus, damit ich nicht alleine warten musste. Ich stand an einen Zaun gelehnt, Tina stand vor mir. Sie küsste mich, als auf einmal von hinten jugendliche Stimmen kamen. „Schau mal, Lesben!“ ich schaute mich um und sah 2 Jungen, ca. 12 Jahre alt. Ich beachtete den Kommentar nicht weiter. Doch Tina schien das weniger locker zu nehmen. Sie schrie sofort die Jungen an und wollte sie verprügeln. In dem Moment wachte ich auf. „Tina, das sind Kinder!!!!“ „Na und? Die haben uns als Lesben betitelt“, schrie sie mich an. „Ähm, ja und? Sind wir doch auch?!“ Aber Tina ließ sich nicht beruhigen. Sie ging auf die Beiden zu und ich schrie nur noch: „Wenn du das jetzt machst, bin ich weg!“
Sie holt aus und in dem Moment drehte ich mich um und ging in Richtung Ortsausgang. Ich wollte meiner Mutter entgegenlaufen. Sie schrie mir noch hinterher, dass wenn ich jetzt gehen würde, es für immer aus sei. Aber das hielt mich nicht auf. In weiter Entfernung sah ich die Lichter eines Autos. Gott sei dank! Es war meine Mutter.

3 Tage lang hatten wir keinen Kontakt. Ich habe sofort Tinas Sim-Karte sperren lassen, die ja auf meinen Namen lief. Und sämtliche Versuche mich anzurufen oder mich zu Hause abzufangen, wurden von meinen Eltern und mir geblockt. Mir wurde auf einmal alles klar. Das sie mich nur ausnutze, sie gewalttätig ist und mit ihr keine rosige Zukunft zu erwarten sei. Ich wollte sie nie wiedersehen. Aber ich wohne in einem 9000 Seelen Dorf. Man KANN sich gar nicht ignorieren. Also traf ich sie am 4 Tag wieder. Beim Einkaufen. Sofort fing sie mich ab und belatscherte mich, ich solle mich mit ihr aussprechen. Sie hätte mir so viel zu sagen. Blöd wie ich war, stimmte ich zu. Sie schlug vor zu JayJay zu fahren, zum reden, einer Freundin von ihr. Zu Tina nach Hause konnten wir ja nicht, immerhin hatte ich zusammen mit meiner Mutter meine Sachen geholt, was so viel heisst wie: In Tinas Wohnung stand lediglich ihre Reisetasche.
Aber ich lehnte nicht ab. Ich hasste JayJay . Also schlug sie vor mit dem Auto irgendwo hin zu fahren wo es ruhig ist, dort zu reden. Gesagt, getan. Wir fuhren außerhalb an den Waldrand, blieben im Auto sitzen. Ich steckte mir eine Zigarette an und meinte: „Na dann schieß mal los!“ Und sie erzählte.. dass ihr alles so schrecklich leid täte, sie mich zurück haben will. Doch ich blieb kalt. Ich hatte ihr wahres Gesicht gesehen, diese Person war nicht die Person, die ich liebe, diese Person war die, vor der ich Angst hatte. 20 Minuten redete sie auf mich ein, ohne Reaktion meinerseits. Dann plötzlich lehnte sie sich zu mir rüber. Sie stürzte sich regelrecht auf mich und küsste mich. „Ich weiß, dass du mich noch liebst“
Schlechte Lage für mich, immerhin lagen 120 kg auf mir. Sie versuchte mich zu küssen und ihre Hand ging unter mein T-Shirt. Ich habe versucht sie von mir wegzustoßen, doch ohne Erfolg. Doch dann, als sie mein T-Shirt hochriss, hab ich es irgendwie geschafft sie wegzustoßen. Ich beugte mich blitzartig rüber, öffnete die Beifahrertür von innen und stieß sie mit einen Füßen hinaus. Ich wollte nie wieder etwas mit dieser Person zu tun haben. DAS war Tina..
Ich war maßlos enttäuscht. Frauen scheinen mich also immer nur zu verletzen. Ich war traurig aufgrund der gescheiterten Beziehung, ich war sauer, dass ich Tina nicht eher durchschaut hatte und ich ekelte mich vor Tina, weil ich sie einst geliebt habe. Ich hasse diese Person. Ich hasste sie dafür, dass sie so falsch war.
Ab heute würde es keine Frau mehr schaffen mich zu verarschen, mich zu benutzen. ICH wäre diejenige, die andere benutzt. Ab heute werde ich auf menschliche Gefühle keine Rücksicht mehr nehmen!




copyright © by heterophobic. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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