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Mein Fluch (4)

von heterophobic


Steffy

In den letzten 3 Jahren ist nicht wirklich viel passiert. Ich schmiss den Job im Außendienst hin und fing an, für den weltweit größten Versicherer zu arbeiten. Nun standen mir ganz neue Türen offen. Ich hatte weitaus mehr Geld als in meinem alten Job, ich konnte die Frauen also auf Händen tragen, bis ich keine Lust mehr auf sie hatte. Was soll ich sagen? Ich bin ein weiblicher Macho, wie er im Buche steht. Ich habe neue Strategien entwickelt, lasse die Frauen auf mich zukommen. Zusammen mit meinem besten Freund habe ich herausgefunden, dass man die meisten Handynummern bekommt, wenn man einfach im Anzug zur Gayparty geht. Die totale Blenderin. Na und? Es zieht!

Es ist Samstag. Genauer gesagt der 01.08.2010. Heute Abend steigt wieder einmal eine Gay-Night. Eine schwul-lesbischer Partyabend, in immer wechselnden Locations Hannovers. Heute ist ein neuer Club dran, der ‚Bismark Bahnhof’. Keiner von meinen Leuten hat bislang etwas von diesem Club gehört. So let’s try out! Ich stöbere in meinem Kleiderschrank herum und suche nach einem passenden Outfit. Es soll eines sein: sexy! Ich will heute Abend alles „mitnehmen“, was geht! Ich sehe gut aus, bin jung und habe Geld. Die lesbische Welt liegt mir zu Füßen. Gefühle? Beziehungen? Das ist etwas für Weicheier!


Ich entscheide mich für meine enge, zerrissene Hose und ein chices schwarzes Hemd mit weißen Nadelstreifen. Dazu noch ein schwarzer Hut. Die perfekte Mischung aus Sex und Eleganz, na mal schauen was damit heute alles geht!
Pünktlich stehe ich in Celle vor Jackys Wohnung und klingele. Sie lässt mich rein und rennt sofort wieder ins Badezimmer. Es ist das erste mal, dass ich mit Jacky weggehe, wir beide kennen uns erst seit kurzem. Ich gehe wie selbstverständlich ins Wohnzimmer, begrüße Caro, Jackys Partnerin und setze mich für etwas Smalltalk hin. Immerwieder stürmt Jacky ins Zimmer und fragt ob sie lieber dieses Oberteil anziehen sollte oder das andere. Das selbe auch mit den Schuhen. Nach einer Ewigkeit dann ist sie fertig angezogen und ab geht’s nach Hannover.
„Was ist eigentlich, wenn deine Ex-Affäre zur Party kommt?“ Oh nein, daran hatte ich gar nicht gedacht. Meine letzte „Ex“ kommt aus der hannoverschen Umgebung, gut möglich, dass ich sie heute treffe. Wie sollte ich mich verhalten? Ich wurde noch nie mit Frauen konfrontiert, mit denen ich was hatte. ‚Sie wird mir die ganze Tour vermasseln’, dachte ich im stillen und antwortete Jacky: „Ach, die Alte hat doch eh keine Kohle zum Feiern“ Ich hoffe ich behalte damit Recht!
Dank Navi finden wir sofort zur neuen Location und finden sogar direkt vor der Tür einen Parkplatz. Schnell rauchen wir noch eine und gehen dann in die Discothek. Ich öffne die großen Flügeltüren und sehe einen riesigen Raum, der eigentlich nur aus Tanzfläche besteht. Links steht eine lange Bar mit halbnackten Schwulen, die den Empfangsprosecco verteilen. Rechts neben mir geht eine Treppe nach oben zur zweiten Etage. Diese Etage ist eigentlich nur ein Schlauch, der ringsrum geht, damit man von oben hinunter schauen und die Leute beobachten kann. Ich lese das Schild „Raucherbereich“. Super, wäre nämlich nervig gewesen für jede Kippe extra rauszulatschen.
Zur meiner Verwunderung stelle ich fest, dass wir eine der ersten sind. Ganz hinten standen ein paar Lesben älteren Alters. Nicht mein Beuteschema. Ansonsten nur Schwule die entweder an der Bar, im Raucherbereich oben, oder auf den Sitzmöglichkeiten rechts an der Wand sitzen. „Komm, lass uns man nach oben gehen, da haben wir einen besseren Blick auf alles, was so reinkommt“, schlage ich vor und schon waren wir oben. Schnell einen Drink bestellt und die Jagt kann losgehen. Es dauerte eine ganze Weile, aber mittlerweile – es ist ca. 12 Uhr – füllt sich die Disco sehr gut. „Hey! Da unten stehen Mareike und Naddel, lass ma runter!“, schreie Jacky an, damit sie mich trotz Musik versteht. Ich gehe also vor, drängele mir den Weg frei und begrüße die beiden. „Ihr habt Alena nicht gesehen oder?“ Kopfschütteln seitens Mareike und Naddel. Sehr gut, meine Ex scheint also wirklich nicht zu kommen, dann kann der Abend ja nur super werden. Und noch ehe ich den Gedanken ausdenken konnte, stand sie vor mir. Mona! Sie war mir sofort aufgefallen. Klein, zierlich, aber sehr individuell angezogen. Nicht so gesellschaftsfähig. Durchaus fickbar für eine Nacht. Ich schlägele mich durch zu ihr, spreche sie an. Als wir alles zu tanzen anfangen, macht sich allmählich die Hitze bemerkbar. „Ist dieser Schuppen nichtmal klimatisiert?“ nörgele ich und hole mir von der Bar eine Getränkekarte. Nun stand ich da, leicht tanzend, Mona im Auge und mit der Getränkekarte wild fächernd. Nach ca. 15 Minuten kommt Mona zu mir. An ihrem Blick sehe ich, dass sie unbedingt Luft zugefächert bekommen will. Meine Chance! „Tja, wenn ich dich abkühlen soll, will ich schon was dafür haben“, sagte ich frech, doch die Antwort hat mich umgehauen: „Nö, dann hol ich mir lieber was zu trinken mit viel Eis!“ Wow, was für ein Korb! Ich habe es noch weiter versucht, stieß aber bei Mona auf taube Ohren. Verdammt. Der Abend läuft überhaupt nicht so wie ich es mir vorstelle.
Es ist mittlerweile 5 Uhr. Ich bin bei jeder Frau abgeblitzt und die, die mich angeflirtet haben, wollte ich nicht. Meine Laune ist im Keller. „Wollen wir so langsam mal nach Hause fahren? Immerhin fahren wir ca. Ne Stunde!“ , fragte ich Jacky, die nickte. „ich muss vorher aber noch Mareike und Naddel finden, um Tschüß zu sagen!“
Die Disco ist ziemlich leer, ich schaue mich um, kann die beiden aber nicht finden. Sie müssen als draußen sein um sich einigermaßen abzukühlen. Ich schnappe mir also Jacky und führe sie aus der Disco heraus. Vor der Discothek ist so eine Art Biergarten. Viele Tische und Stühle stehen dort aus Holz und an einem Tisch sehe ich Naddel sitzen. Zielstrebig gehe ich auf den Tisch zu und lasse mich auf einen Stuhl fallen. „Man Naddel, was das ein scheiss Abend!“ „Wieso?“ „Mona hat mir den Korb meines Lebens gegeben und alles was ich vögeln wollte, wollte mich nicht. Dafür haben mich duzende Frauen mittleren Alters angesprochen. Jetzt mal ehrlich, ´seh ich aus wie ´ne Altenpflegerin?“ Naddel lachte nur. Ich schaute nach links und bemerkte da erst, dass eine junge Frau neben mir sitzt. Sarkastisch frage ich: „Samma, biste Single?“ „Ähm ja“, antwortete mir die Frau. „Krieg ich deine Nummer?“ Ich meinte das scherzhaft, auch Naddel hat den Witz verstanden und scherzt nur: „Steffy? Gib Sie ihr einfach! Die lässt nicht locker, gib sie ihr!“ Lachend kramt Steffy in ihrer großen Handtasche herum und holt ihr Handy heraus. Sie will mir wirklich ihre Nummer geben, ich fasse es nicht, dabei war das doch nur ein Scherz! Naja, was man hat, hat man, dachte ich so bei mir und hole auch mein Handy aus meiner Hosentasche. „Also, meine Nummer ist 015....“ brav tickere ich die Nummer in mein Handy ein. Aber ist das wirklich ihre Nummer? „Soll ich dir jetzt glauben, dass das deine Nummer ist? Du verarschst mich doch..“ Clever drücke ich auf ‚anrufen’ und siehe da, ihr Handy klingelt tatsächlich. Jetzt bin ich baff. So eine plumpe, sarkastische Baggerei trägt Früchte? Kann ich mir gar nicht vorstellen.
Aber süß ist sie ja. Ihr langes, braunes Haar, eine sehr weibliche Figur, leicht braune Haut. Nicht schlecht, Marina, nicht schlecht!
„Und was machst du beruflich?“, frage ich Steffy
„Ich mache eine Ausbildung zur Kranken- und Gesundheitspflegerin in der MHH, und du?“
„Ich arbeite für die Allianz im Außendienst. Geiler Job, geile Kohle“, lachte ich vor mich hin. „Wo sind deine Leute?“, frage ich weiter. „Ähm ja“, Steffy sucht sichtlich nach Worten „die sind wohl alle irgendwie weg, ich wollte auch gerade mit der S-Bahn nach Hause fahren, aber die nächste kommt erst in einer Stunde. Jetzt muss ich ihr wohl warten“ Super Chance, lässig schaue ich sie an „Ich kann dich auch nach Hause fahren, wäre absolut kein Thema!“ „Gern“ und da war es. Das wohl wunderschönste Lächeln, das ich je gesehen habe. Ihre Augen strahlen noch mehr als ihr Lächeln. Ist mir doch egal, wenn sie am anderen Ende Hannovers wohnt. Ich hätte sie an diesem Abend auch bis nach München gefahren.
Gesagt getan, ich wurde mitterweile wirklich etwas müde, also machen wir uns auf den Heimweg. Glücklicherweise liegt Steffys Wohnung genau auf dem Heimweg. Ich musste nur einen ganz kleinen Umweg fahren. Während der Fahrt unterhalten wir uns über banale Dinge, darüber wie die Party war, was wir für Hobbys haben, und und und. Ich bin aber kaum bei der Sache, in mir macht sich gerade ein ganz komisches, undefinierbares Gefühl breit. Ich bin total verwirrt, habe gegenüber Steffy mein Selbstbewusstsein verloren. Was ist nur los? Die Fahrt dauerte nicht lange und schon stehen wir vor Steffys Wohnblock. „Danke, dass du mich gefahren hast“ „Hey, habe ich doch gerne gemacht. Ich melde mich bei dir!“ hoffentlich war das lässig und cool genug, ich will nicht, dass sie merkt wie verwirrt ich gerade bin. Steffy verabschiedet sich noch von Jacky, schmeisst dann die Autotür zu und geht in Richtung Wohnblock.
„Jacky? Darf ich dir meine neue Freundin vorstellen?“ „Was?“, lachte Jacky „Du und eine Freundin?“ Wir kennen uns zwar noch nicht lange, aber so gut kannte Jacky mich schon. Eine Absurde Idee, dass ausgerechnet ich eine Freundin habe, aber als ich Steffy so nachschaute.. mir gefällt diese Vorstellung.





copyright © by heterophobic. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


:D
nachschub naaaaachschuuuub!
Sasori - 31.01.2011 17:32
Hm....
Krusty41 - 03.01.2011 13:48

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