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Mein Spiegelbild

von Bibigotchi


Es ist ein Morgen wie jeder andere. Ich sollte aufstehen, doch ich bleibe lieber liegen.
Ich habe keine Lust in die Schule zu gehen. Mir gehen die Pauker sowieso auf den Senkel.
Lernen hier, Arbeiten da, Hausaufgaben dort. Bringt doch eh nichts. Was ich auch beginne,
ich vermassel es. Und damit meine ich nicht nur die Schule. In letzter Zeit geht alles schief.
Ich könnte in meinen Depressionen schwimmen gehen. Und elendig ertrinken. Würde sowieso
keinen kümmern. Meine Eltern streiten sich rund um die Uhr. Ob sie bemerken, dass ich auch noch
existiere? Nein. Ich denke nicht. Sie würden es noch ncihtmal bemerken, würde ich mich
urplötzlich umbringen. Naja, doch, ne Woche später weil mein Körper anfängt zu stinken.
Wobei urplötzlich auch nicht so ganz stimmt. Ich spiele schon länger mit dem Gedanken
mein Leben zu beenden. Ziemlich lange. Gründe habe ich genug. Wieso ich es nicht mache?
Nun...ich habe Angst. Ich weiß eben nicht was danach kommt. Ob es vielleicht wirklich ein
Leben nach dem Tod gibt? Ich denke schon. Meine Gedanken darüber sind wohl etwas absurd.
Ich denke, dass wir irgendwie wiedergeboren werden oder in einem Tier weiterleben oder dergleichen.
Ich denke viel eher wir machen Rast. Einen Zwischenstopp. In einer andren Welt. Im Spiegel.
Man lebt als sein Spiegelbild weiter. Und davor habe ich Angst. Ich vermeide jeden Blick in
den Spiegel. Ich bin krank, das weiß ich. Ich rede jedoch mit keinem darüber.
Freunde habe ich keine mehr. Und meine Familie kann ich in der Hinsicht auch vergessen.
Nun, eigentlich in jeder Hinsicht. Ich komme damit schon klar. Und wenn nicht, dann ist
das auch kein großer Verlust. Hätte ich nicht diese furchtbare Angst, als mein Spiegelbild
weiterzuleben, hätte ich mich schon vor Monaten umgebracht. Aber ich will einfach nicht so enden.
Nicht so, wie ich bin. Ich hasse es mich anzusehen. Ich hasse mein Spieglbild. Ich hasse
mich. Wenn ich hier so stehe, und mich betrachte, könnte ich anfangen zu schreien.
Was aus mir geworden ist. Meine Beine und Arme und diverse andere Stellen am Körper sind vernarbt.
Wenige davon waren Unfälle. Einige sind Zigaretten zu verdanken, ein Großteil einer
Rasierklinge und manche auch Glasscherben. Egal wo man mich betrachtet: man sieht Narben und meine Knochen.
Ich bin ziemlich abgemagert. Ich weiß nicht wie viel ich wiege, ich wiege mich nicht, doch
ich weiß, dass es zu wenig ist. Ich ähnle einem Skellett. Ich könnte mich vor mir
selbst ekeln. Widerlich. In meiner Schublade sind Bilder. Nur wenige. Circa 3 Jahre alt.
Damals war ich 13. Auf jedem der Fotos lache ich. Ich habe ein paar Kilos zu viel, na gut.
Aber ich war glücklich. Dieses Bild ist im Zoo entstanden, da hat mcih ein Zebra gebissen.
Und dieses hier: Kart fahren mit meinem Vater. Hier war ich mit Freunden im Kletterpark.
Ich weiß noch, wie ängstlich ich war. Ich habe tierische Höhenangst. Aber wir haben zusammengehalten.
Mir kommen die Tränen wenn ich die Bilder sehe. Ich war so glücklich. Doch dann änderte sich einiges.
Ich lernte sie kennen. Sie hat mich fasziniert. Ich war damals 14, sie 17. Sie war wunderschön.
Bildhübsch. Sie wurde umschwärmt. Von jedem. Ich wollte sein wie sie. Ich wollte auch,
dass man mir Beachtung schenkt. Dass ich auch mal einen netten Jungen kennen lerne.
Dass ich auch immer eine coole Clique um mich herum habe. Keine Streber wie davor.
Ich habe angefangen ihr nachzueifern. Sie schien so perfekt. Ich weiß ncoh wie ich mich
gefreut habe, als sie mich zu sich einlud. Sie zog mcih in ihren Bann. Flucht: Zwecklos.
Sie war ein Teufel, doch das erkannte ich zu spät. Mit ihr war ich dann auch zum ersten
Mal in einer Disko. Natürlich mit gefälschten Ausweisen. Dort habe ich auch das erste Mal
Drogen genommen. Ecstasy. Doch ich wurde ausgelacht. Von vielen. "Was will so ne fette
Kuh hier bei uns? MIt dir?" lachten sie. In dieser Nacht steckte ich mir zum ersten Mal den Finger
in den Hals. Es war widerlich. Ist es immernoch. Ich wollte, dass sie mcih akzeptieren.
Ich hörte auf zu essen. Steckte mir nun regelmäßig den Finger in den Hals. Relativ kurze Zeit
später sah man schon deutliche Unterschiede. Ich ging mit ihr nun öfter in die Disko.
Nahm öfter Drogen. Wurde süchtig. Zuerst war es ganz harmlos, nur Ecstasy,Pilze,Gras...
Später Heroin. Manche Einstiche sieht man noch heute. Damit meine ich nicht die von
gestern. Sie und ich kamen uns an einem Abend näher. Genau kann ich mcih nicht erinnern.
Ich war verboten zu. Doch ich weiß, dass ich mit ihr mein erstes Mal hatte. Ob es schön war?
Ich weiß nicht. Ich glaube, das war auch das einzige Mal, dass ich mit ihr geschlafen habe.
Ich hasse Sex. Es ist ekelhaft. Für viele mag es was schönes sein. Liebe,Gefühle,Romantik und so.
Für mich nicht. Ich verdiente damit mein Geld für die Drogen. Ich ging kurz vor meinem fünfzehnten
das erste Mal auf den Strich. Mit ihr. Harmlos sei es, sagte sie. Ich wollte nicht, doch
die Sucht trieb mich. Sie bestimmte bald mein Leben. Es war, als würde sie meinem Leben
einen Sinn geben. Als würde sie die Fäden ziehen. Doch dann, war sie weg. Plötzlich.
Wo sie war,wusste keiner. Du kannst in dieser Szene keinen einen Freund nennen. Keiner
verstand auch, wieso ich sie suchte. Sie würde mein Leben zerstören. Doch das glaubte ich nicht.
Im Gegenteil. Mein Leben war schön. Wenn ich high war. Irgendwann fand ich raus, dass sie
tot war. Einer ihrer Freier hatte sie ermordet. Oder es war Selbstmord. Man weiß es nicht
genau. Es interessierte auch keinen. Sei doch klar gewesen. Ab da war ich alleine.
Das schöne Leben war schon lange nicht mehr so schön. Seinen Reiz hatte es verloren.
Ich versuchte mein altes Leben wieder aufzunehmen. Ging wieder in die Schule. Es war nun
ein paar Monate her, dass ich dort das letzte Mal war. Doch ich wurde nicht akzeptiert.
Ich wurde ausgelacht. Wie ich doch aussah, wie kaputt. Und überhaupt, ich bin doch eh
unmöglich. Sie hatten recht. Ich war kaputt. Mit dem Ritzen habe ich schon länger begonnen.
Ich kam mit meinen Ängsten und GEdanken einfach nicht klar. Und mit meinem Leben. Doch
ich bemerkte die Schmerzen nicht. Das war mir egal. Meine alten Freunde verachteten mich.
Ich sei eine Verräterin. Wie wahr...Nun stehe ich hier. Mein Leben ist versaut. Ich betrachte
mich im Spiegel. Und habe Angst vor mir selbst. Furchtbare Angst. Ich zerschmettere es. Zerstöre
es. Mein Spiegelbild. Mich.



copyright © by Bibigotchi. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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