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Meine Dämonen

von lynn86


Eine dunkle Stille legt sich langsam über meine Gedanken, über meine Seele, über mein Herz....
Sie nistet sich nach und nach tief in meinen Träumen ein, und erstickt mich langsam, wie ein Alb aus einer der alten Erzählungen. Ich denke nicht dass ich ihr entkommen kann.
Es ist schwer zu beschreiben wie es sich anfühlt langsam mit Leere aufgefüllt zu werden, man könnte es vielleicht mit einem Schrei unter Wasser vergleichen. Man bekommt keine Luft mehr, einem wird mit jeder Sekunde immer schwärzer vor Augen und man strampelt und schreit. Doch da ist niemand, niemand der die Schreie hören kann, niemand der deine Verzweiflung sehen kann, höchstens die Möwen ziehen schreiend ihre Kreise fern ab der Szene.
Es ist weit nach ein Uhr nachts und ich sitze hier bei einem Glas Wein und denke über mein kümmerliches Sein nach. Ich sehe in den Spiegel und sehe dort eine Person die mir auf einmal völlig fremd zu seien scheint, eine Person die ich niemals werden wollte.
Ich neige den Kopf und versuche mich zu erinnern wie es früher war, was mich bewegt hat, was ich wollte, eben irgend eine Erinnerung die mich möglicherweise etwas hoffen lässt. Doch da ist nur wieder diese Stille. Es ist schon fast erschreckend wie laut sie ist. Sie dröhnt in meinen Ohren, lässt mich erschaudern.
Die Dämonen in mir erwachen langsam, sie spühren die Dunkelheit aufziehen, wie sie sich durch meine Glieder schleicht auf der Suche nach dem letzten Funken meines alten Ichs. Gelockt von meiner düsteren Stimmung nisten sie sich langsam in meinen Gedanken ein und füllen die Stille mit ihrem Raunen, mit kehligen Lauten und verzerrtem Gebrüll.
Zwischen durch erscheinen immer wieder Fetzen von Erinnerungen vor meinem geistigen Auge, als wären sie aus einem anderen Leben, gar aus einem anderen Zeitalter. Sie erzählen von den schönen Dingen die einmal waren und nicht mehr sind. Von jenem Abend als ich es zum ersten Mal fühlte, wie es ist zu lieben und wieder geliebt zu werden. Ein kleiner Moment der Hoffnung tut sich in mir auf, und für einen kurzen Augenblick kann ich wieder das kleine Lagerfeuer und das nahe Weizenfeld riechen, spüre ich wieder das fremde Herzklopfen an meiner Brust während die Grillen in der sommerlichen Dämmerung zirpen. Doch dann ist es wieder dunkel und ich erkenne dass dies nur ein verblassender Schnappschuss aus meinem Leben war.
Sie lachen tief in mir über ihren kleinen Triumpf und sind unaufmerksam. Da passiert es wieder, erst schemenhaft, dann ganz klar tauchen weitere Bilder auf. Der Abend kommt mir in den Sinn an dem das Leben für mich perfekt schien und ich die ganze Welt umarmen wollte. Ich kann nie wieder eine verschneite Winternacht sehen ohne an das zu denken was ich für immer bekommen sollte und vor langer Zeit schon verloren habe. Und da verschwinden sie, die dicken Schneeflocken, und werden zu Tränen, zu Rinnsalen und schließlich zu reißenden Flüssen ohne Namen. Eines Tages werden sie vielleicht in ein Meer münden, einen großen Ozean. Manche Menschen glauben der Ozean habe keine Erinnerung, aber ich denke dass er sie alle hat. Jede Träne, ob aus Freude, Leid, Furcht, Angst oder Trauer wird ihren Weg dorthin finden und sie wird ihre Geschichte erzählen. Dieser Gedanke tröstet mich irgendwie, da ich mir so vorstellen kann, dass die schönen Momente für immer von Bestand bleiben, auch wenn wir längst nicht mehr sind.
Meine Gedanken befreien sich etwas, sie schaffen es sogar abzuschweifen. Ich denke an den Sternenhimmel, der mir in meiner Kindheit fast wie ein Freund erschien. Ich habe niemals verstanden warum die Menschen nachts Angst haben, denn es gab so vieles was alltäglich war in der Nacht neu zu entdecken. Die wilde Schönheit die sich im Dämmerlicht der Sterne entfaltet trägt für mich etwas göttliches in sich, dass sich jeglicher Vorstellungskraft entzieht. Ich habe ihm lange nicht mehr so sehen können, hier in der Stadt pulsiert zwar das Leben, doch ich glaube der Himmel hier ist tot. Die Nacht hat ihr silbriges, stilles Gewand gegen Neonschilder und Autohupen eingetauscht. Ich schließe meine Augen und kann ihn kaum noch sehen, den Himmel aus meiner Kindheit. Er war so riesig und all umfassend, und doch so zum greifen nah und vertraut. Man konnte nicht nur ein Paar kleinere und unscheinbare Sterne sehen, nein, man hatte das Gefühl das gesamte Firmament stünde in silbernen Flammen.
Und da verschlingt sie mich wieder bevor ich den Gedanken halten kann, die Dunkelheit und die Stille mit all ihren Dämonen. Sie lässt mich nicht atmen, nicht hoffen und nimmt mir meine Lebensgeister. Meine Hände sind kalt und grau, sie sehen aus wie Pergament das jeden Augenblick brechen kann. Und vergessen ist der Abend am Feuer, die Nacht im Schnee, der Sternenhimmel und vergessen ist die erste Berührung, das Erwachen danach, der erste Kuss und die erste Nacht als vollständiger Mensch.
Ich sehe immer noch mein Spiegelbild, es sieht mich aufmerksam an, nachdenklich. Ich bin äußerlich noch der selbe Mensch aber meine Augen verraten glaube ich die Leere die nun endgültig in mir herrscht. Ich frage mich ob schon einmal jemand bewusst mit erlebt hat wie seine Seele gestorben ist...Ich dachte immer es würde weh tun, ich dachte es würde vielleicht brenne, aber da ist nichts mehr. Kein Schmerz, kein Leid, kein Gefühl, nur die Schatten und die Stille und meine Dämonen.



copyright © by lynn86. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Dämmonen
sehr sehr gut,einfach klasse.
Waechterin - 22.10.2007 23:17
WOW!
Chickabey - 28.09.2007 18:06

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