Meine persönliche Geschichte

von trixis


Mein coming out war am 30.11.1989, da war ich 24 Jahre jung

Als junges Mädchen von ca. 10 Jahren habe ich mich immer gerne vor den „Schallplattenschrank“ gehockt und fleißig mitgesungen (wohl zum Leidwesen meiner Eltern und Geschwister). Dabei hatte ich bei dem Plattencover, der das schöne Gesicht von ACHTUNG !!! Vicky Leandros (für die jüngeren Leserinnen: bitte googlen) zeigte, schon ziemlich tiefe Zuneigung empfunden.
Da ich in dem Alter zu jung war, um es zuordnen zu können, blieb es bei dieser Erinnerung.
Ich muss zugeben, es folgten dann auch Costa Cordalis und Michael Holm (war halt damals so, bitte wieder googlen).
Mit 14 Jahren war es mal wieder eine Sängerin, deren Aussehen und Stimme mich faszinierten. Die Lady hat mich (weiß sie ja nicht) ziemlich konfus gemacht, da ich auch das erste Mal sehr erotische Träume träumte (wie gut, dass sie es immer noch nicht weiß).
Dennoch hielt ich mich an die damalige „normale“ Richtung und hatte meine ersten Erfahrungen mit Jungs gemacht. Lange gehalten hat nie eine Beziehung, da mir die Jungs nach kurzer Zeit schon ziemlich auf den Senkel gingen und sie mir überdrüssig wurden.
Ich war mir auch ziemlich sicher, dass ich unbedingt mit einer Frau schlafen wollte. Das hatte ich zumindest im Freundeskreis auch schon kundgetan. Ob sie mir zu damaliger Zeit dieses geglaubt haben, kann ich nicht sagen. Es hat sich niemand negativ dazu geäußert.
Als 24 jährige kam dann die Gelegenheit dazu, da eine Kollegin mir gegenüber zugab, lesbisch zu sein. Sie war absolut nicht der Typ Frau, die mir gefiel, aber ich legte es tatsächlich darauf an, sie zu umgarnen (ich kannte auch sonst keine andere lesbische Frau) und so kam es, dass wir mit mehreren Leuten abends unterwegs waren und ich mich mit ihr am nächsten Abend wieder verabredete. Eindeutig war nun, als wir zu ihr auf dem Weg nach Hause im Taxi unterwegs waren, es darauf hinaus lief, die Nacht gemeinsam zu verbringen. Allerdings befiel mich ein uner-
klärliches Muffensausen, sodass ich in der Überlegung war, wieder auszusteigen. So wie Engelchen und Teufelchen links und rechts auf der Schulter sitzend.
Die Entscheidung aus dem Taxi auszusteigen, wurde mir genommen, da wir bei ihr angekommen waren und wir sowieso aussteigen mussten. Irgendwie wollte ich jetzt auch nicht kneifen, also gingen wir in ihre Wohnung. Dort angekommen, bot sie mir ein Bier an, welches ich in erschreckend kurzer Zeit aufgetrunken hatte (keine Minute bei 0,5l ). Dann kam eigentlich alles wie von selbst. Das war meiner Meinung nach, die erkenntnisreichste Nacht die ich je hatte und ich war mir mit einem Mal ziemlich sicher, dass ich von da an nichts anderes mehr wollte. Ich war so glücklich und mit einem Schwupps auch direkt verliebt.
Am nächsten Tag habe ich meinen Vater angerufen und um ein Gespräch gebeten. Aus Köln angereist, in Windeseile und voller Sorge (habe es wohl so aussehen lassen). Ich habe ca. 2 Stunden gebraucht, um es auf den Punkt zu bringen (eigentlich hat er es erraten, warum es so lange gebraucht hat, weiß ich nicht). Er unterstellte mir, ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann zu haben usw.. Die letzte Option war nun die mit der lesbischen Erfahrung. Er hat sofort gesagt, dass er voll hinter mir stehen würde, egal was zukünftig passiert. Das hat so gut getan und mir demnach natürlich auch alle Freiheiten gegeben, die ich brauchte, Danke dafür!
Von da an habe ich meine Neigung nicht mehr verheimlicht und habe auch im gesamten Umkreis, Familie, Freunde, Kollegen und Arbeitgeber keine Negativerfahrungen machen müssen.
Die Beziehung zu der „Kollegin“ dauerte ca. 2 Jahre. Sie ist nach unserer geimeinsamen Nacht 2 Wochen später nach Frankfurt gezogen. Leider hat es die Wochenendbeziehung, die 14tägig stattfand, nicht überstanden und sie ist mittlerweile viel zu jung verstorben.
(In Memory „Dagmar“, ich werde dich niemals vergessen)