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Mili-Entwurf

von curandero


Mili saß auf der Treppe zu ihrem Haus. Das erste Mal seit langem genoss sie den schönen Morgen.

Die Sonne schien auf die Blumenbeete und der Wind raschelte in den Bäumen. Es war ein Wetter zum Kinderkriegen.

Das Experiment gestern war ihr auch gelungen, vermutete sie, eben weil es ihr so gut ging. Die fühlte es förmlich knistern in ihren Adern.

Sie hatte in einer Ecke der Zauberbücherei ein altes Buch mit Gesundheitszaubern entdeckt, und da es ihr seit einiger Zeit nicht so wirklich gut ging, hatte sie es neugierig aufgeschlagen. Ihr Blick fiel auch gleich auf einen Ausleitungszauber. Und so hatte sie das Buch mitgenommen, und gestern abend die komplizierten Rituale durchgeführt.

Jetzt sass sie also auf ihrer Treppe und es ging ihr so gut wie nie. Ihre Schildkröte Samantha kroch über die warmen Steine und die Wassertropfen auf ihrem Panzer funkelten im Sonnenlicht.

Da packte Mili ein heftiges Verlangen, die Schildkröte zu nehmen zu zu streicheln. Natürlich zog die sich sofort unter ihren Panzer zurück, weil sie diese Behandlung nicht gewohnt war, aber das störte Mili nicht.

Sie flüsterte ihr Kosenamen zu, versuchte ihr den Bauch zu kraulen, aber Samantha rührte sich nicht.

Mili versuchte sie zu füttern, duschte sie, aber Samantha versuchte fortzukrauchen...

Von da an trug sie die Schildkröte immer mit sich herum. Meistens lag sie, Füsse und Kopf tief unter dem Panzer, in der Kittelschürze. Auf die Liebkosungen und Schmeicheleinheiten reagierte sie nicht. Aber je mehr sich die Schildkröte in sich selbst verkroch, um so mehr versuchte Mili sie zu locken. Das Verlangen wurde immer heftiger.

Das kleine Tier wurde immer dünner, der Panzer wurde grau und die Schuppen rauh.

Eines Tages passierte es dann. Mili stand gerade im Laden für Hexenartikel, als ihr etwas warmes das Bein entlanglief. Die Schildkröte hatte ihr in die Tasche gemacht ! Mili dachte, sie müßte vor Scham in den Boden versinken. Sie hatte das Gefühl alle schauten sie an. Vor der Tür nahm sie Samantha aus der Tasche und überhäufte sie mit einem Schwall Verwünschungen.

Das Tier auf der Hand rührte sich nicht. Oder doch ?
Vorsichtig lugte ein Kopf unter dem Panzer hervor und eine Zunge zeigte sich unter den dunklen Knopfaugen...

Das war die Höhe...streckte Samantha ihr die Zunge raus ?
Mili war deprimiert. Was hatte sie nicht alles für ihre geliebte Schildkröte getan ! Sie war 2 km zum Spezialsalatfeld gelaufen. Sie hatte Samanta ein weiches Bett gebaut. Ihr die Welt gezeigt !

Milis Stimmung viel ins bodenlose. Alles war sinnlos. Wer brauchte sie noch ? Tagelang sass Mili jetzt am Fenster und schaute in die flirrende Sommerhitze. Es wurde immer schlimmer. Samantha ging inzwischen wieder ihre eigenen Wege, Mili störte es nicht. Sie dachte über den Tod nach.

Irgentwann, die Küche war völlig klebrig und verschmutzt, Geschirr türmte sich auf, und Staub häufte sich in allen Ecken, raffte Mili sich auf und rief ihre Freundin an.

"Hallo, hier ist Mili..." Die Begrüßung am anderen Ende war herzlich, aber rau. "Wie gehts ?" Mili überlegte, sollte sie ihr alles erzählen ? Sie entschloß sich, bei der Wahrheit zu bleiben. "Mir geht es schlecht. Ich habe ein paar anstrengende Tage hinter mir und bin in ein Loch gefallen." "Oh", Cura reagierte prompt. "Was ist los ? Ist Dir Dein Rasierpinsel ins Klo gefallen ?" Völlig irritiert fragte Mili "Mein Rasierpinsel ?" Im Kopf ratterte sie die fachliche Bedeutung eines Rasierpinsels durch. Nein, das mußte wieder so ein blöder Spruch von Cora sein. In Mili stieg Wut hoch. "Du alte Schnepfe, mit Dir will ich auch nichts mehr zu tun haben !"

Sie legte auf.

Da fiel ihr ein das Hexen ja normaler Weise kein Telefon haben. Mist. Aber rausgehen wollte sie auf keinen Fall. Dann verhungerte sie lieber in ihrer verdreckten Küche ! Das wäre dann der Beweis, dass sich keiner um Sie gekümmert hätte. Immer tat sie alles menschenmögliche für andere und wenn es ihr schlecht ging, kam kein Waldschrat vorbei ! In Mili kochte es.

Erst am nächsten Tag, Mili musste sich einen Weg zu Tür bahnen, machte sie sich auf zu ihrer Freundin.

Diese begrüßte sie an der Tür zurückhaltend. "Komm rein, setz Dich und trink einen Tee, aber ich habe keine Zeit, tut mir leid." Mili sass da und wußte nicht weiter. "Ich würde gern mit Dir reden", formulierte sie hilflos.

"Was ist den los ?", kam es von Cura aus der Küche. Und Mili erzählte. Von ihrer dummen Schildkröte. Von ihrer verletzenden Schildkröte. Und dass diese ihr auch noch die Zunge herausgestreckt hatte ! Und das sie sich soviel Mühe gegeben hatte, sie mit einem Zaubertrank zum Sprechen zu bringen und dass dies der Dank dafür war...und Mili geriet immer weiter in Wut. Sie wollte mit der Schildkröte nie etwas wieder zu tun haben !

Da fing Cora an zu lachen. Und lachte und lachte und konnte nicht mehr aufhören. Und sie hielt sich den Bauch vor lachen und fing an zu japsen und lachte immer weiter...Und Mili war echt empört, war wütend, war trotzig, wollte schon gehen...und fing dann irgendwann an zu schmunzeln....bis sie mitlachen mußte...

Als Cora sich beruhigt hatte, wollte sie dann doch die ganze Geschichte hören. und Mili fing an zu erzählen...dass es ihr nicht gut gegangen war, wie sie das Buch gefunden hatte, und wie sie...Da fing Cora wieder an zu lachen. "Süsse, Du hast einen Liebestrank gebraut ! Und Du hast Dich ausgerechnet in Deine Schildkröte verknallt !
Mein Schatz, Du bist die Allerbeste !" Und sie lachte, lachte...und verschwand schnell aufs Klo, weil sie sich sonst in die Hosen gemacht hätte.

Mili sass betreten auf ihrem Küchenhocker und schaute vor sich hin. Jetzt wo sie das alles durchschaute, war ihr das megapeinlich. Aber Cora nahm sie in die Arme.

"Wenn es Dir nächste mal schlecht geht, erzählst Du gleich, was los ist, und dann finden wir eine Lösung, ok ?
Und jetzt trinken wir einen starken Kaffe, der neutralisiert nämlich den Liebeszauber. Dann bist Du zwar noch rappelig, aber wegen dem Kaffee !" Cora grinste. "Ansonsten stell ich mich Dir gern zu verfügung..."zwinkerte sie ihr schelmisch zu....



copyright © by curandero. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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