von LorelaiVictoria
Es war wie in diesen Filmen, wo nachts jemand auf einen Friedhof gehenmuss, um irgendeine Mutprobe zu machen, Mucksmäuschenstill und wieausgestorben. Es jagte einen schon fast ein bisschen angst ein. Mit so einerReaktion hatte ich gerechnet, doch habe ich nicht wirklich geglaubt, dasssie so auch reagieren würden. Ich könnte mir nichts schlimmeres vorstellen,als dieses schweigen ertragen zu müssen. Man weiß nicht wo man steht, ob dasgut oder schlecht ist. Ich wollte nicht das sie es auch so empfindet undnahm mir deshalb vor das Schweigen zu brechen und irgendetwas zu sagen, waszwar nichts zum Thema beitragen würde, was jedoch ihr helfen könnte. Dochnoch bevor ich was sagen konnte fingt sie an und fragte die anderen aus, obsie ein Problem damit haben würden. Doch bekam sie keine Antwort, imGegenteil, einige sahen ihr nur kurz in die Augen und warteten darauf, dasssie ihre blicke streiften, daraufhin blickten sie beschämt zu Boden. Wirwussten beide was los war und ohne auch nur ein Wort zu einander zu sagen,nahmen wir unsere Taschen und gingen zu ihr. Mir tat es richtig leid, dassie das alles auf sich nehmen musste. Ich schämte mich fast ein bisschen,weil ich ihr so viele umstände machte.Auf den Weg zu ihr hatten wir kein einziges Wort gewechselt, sondern nur aufden Boden gestarrt und verdaut, was sich gerade zugetragen hatte. Es fielmir schwer das hin zu nehmen, weil ich nicht wollte das sie unglücklich ist,darum machte ich kehrt und lies sie einfach im Regen stehen. Sie blickte mirverwundert hinterher und rief irgendwas, was ich jedoch nicht wahrnahm. Ichkochte vor Wut. Das konnte alles nicht wahr sein. Warum hatten alle soreagiert. Bei mir hatten sie es doch auch akzeptiert, dass ich anders gepoltwar. Warum viel es ihnen bei ihr so schwer? Ich verstand das nicht. Alleshätte so schön sein können. Ich war endlich mit ihr zusammen, mit der Fraudie ich über alles liebte und mit der ich alt werden wollte und unsereMannschaft wollte das nicht akzeptieren. Wieso? Diese Frage quälte mich denganzen Weg von ihr zum Verein, doch ich fand keine Antwort. Es gab dochkeinen Grund. Oder?
Tausende von Fragen schwirrten in meinem Kopf, so das ich gar nicht merktedas sie mir hinter her gelaufen war und mich erschreckte, als sie mirplötzlich mit viel Kraft die Hand auf die Schulter legte und mich zu sichzog, so das ich eine hundertachtzig grad Drehung machen musste. Es schmerztean meiner Schulter, weil sie mich so herum gerissen hatte. Sie blickte michnun fragend an. Ich war jedoch noch leicht verwundert, weil ich diese grobeSeite von ihr gar nicht kannte. Ich verstand jedoch ihren Blicken und sagteihr, dass ich nicht wolle dass sie unglücklich sei und das die anderen ihrunrechten tun würden. Ich dachte, dass sie nun eine Rede halten würde undwütend auf mich wäre, doch sie zog mich an sich und küsste mich ganzleidenschaftlich. Ich vergas für kurze Zeit unsere Sorgen und schwebtewieder auf unser Wolke, die weit entfernt von all den anderen war. Ichwollte für immer dort bleiben, die Sorgen hinter uns lassen und die anderenvergessen, doch ich wusste wie viel ihr die andern bedeuteten, so dass ichmich von ihren wunderbaren weichen Lippen löste. Sie grinste mich verlegenan und sagte dass sie froh sei, dass wir endlich zusammen sein und dass ihrdie Meinung der anderen egal sei, weil sie mich hat und nur das würdezählen. So süß ich das auch fand, war mir doch klar, dass das nicht ganzStimmte. Ihr war die Mannschaft sehr, sehr wichtig und so sehr sie mich auchliebte, musste sie diese enge Bindung zu den anderen bewahren, damit wirglücklich werden konnten. Irgendwann hätte das zwischen uns gestanden. Ichbat sie also wieder kehrt zu machen und mich mit den anderen reden zulassen. Sie war einsichtig und tat worum ich sie bat. Sie ging langsamenSchrittes wieder in Richtung nach hause, zurück in ihr sicheres Heim, wo ihrkeiner was tun konnte. Ich machte mich auf den Weg zum Platz, immer nochvoll mit fragen.
Ich kam um die Ecke und erblickte die anderen auf dem Bolzplatz, wo sieunter Aufsicht unseres Trainers trainierten. Sie mussten geradeTorschusstraining machten und traten auf die Bälle ein, als hätten dieseirgendwas Schlimmes gemacht. Ich schnappte mir ebenfalls einen Ball und gingzu den anderen. Ich stoppte jedoch kurz vor ihnen und legte den Ball auf denBoden. Ich beförderte all meine Wut in den Ball und fetzte mit all meinerKraft darauf. Mit einem rasanten Tempo schoss er an den anderen vorbei undprallte auf die Tor Hüterin, die von den Aufprall ins Tor gedrückt wordenwar. Nun starrten die anderen erstaunt auf den Ball und hatten dabei dieKinnlade auf dem Boden. Doch nach kurzer Zeit kriegten sie sich wieder einund drehten sich zum mir um. Sie guckten nicht schlecht, als sie merktendass jener Schuss von mir kam, da sie es von mir nicht gewohnt waren, dassich so Musterschüsse ablieferte. Doch noch mehr staunten sie, als ich anfingmeine Wut heraus zu lassen, das sie das schon gar nicht von mir kannten.Sonst war ich immer die Stille, der alles egal war, zumindest brachte ich esso herüber. Doch jetzt war es mir nicht egal und ich konnte es auch nicht sorüber bringen. Ich wollte es auch gar nicht egal finden. Ich schrie alsdrauf los und war gar nicht mehr zu stoppen. Es war als hätten sie denFunken gelegt, der den Benzinkanister zum explodieren brachte. Ich war nichtmehr zu stoppen und brüllte nur so drauf los. Später kam ich dann zumMoralischen Teil, den ich super beherrschte. Ich war wie ausgewechselt, icherkannte mich selber nicht mehr. Ich glaube mich nicht darin erinnern zukönnen, dass ich mich je für mich so stark gemacht hatte. Für sie war esmöglich, nein es war erforderlich, weil ich ohne sie nicht mehr lebenkonnte. Jetzt wo ich sie kannte wusste ich was es hieß zu lieben und zuleben. Ich konnte ohne sie nicht mehr sein, sie war ich und darum musste sieglücklich sein. Das erklärte ich auch den anderen, die immer noch wieangewurzelt da standen.
Als ich irgendwann alle fragen in meinem Kopf losgeworden war und endlosenpredigten gehalten hatte, sowie meine Gefühle geäußert hatte, blickte ichalles fragend an. Doch keine schien sich mehr zu trauen seine Meinung zuäußern und so nahm ich von einigen nur ein leichtes nicken wahr, das mir zuverstehen gab, das sie es verstanden hatten, was ich ihnen versuchte hatteklar zu machen.
Ich muss gestehen, dass es mir nun besser ging, als ich endlich alles losgeworden war, das mich belastete. Es war als würde ich die hälfte meinesGewichtes verloren haben, als hätte jemand alle Last von mir genommen, dieich die ganze Zeit mit mir herum getragen hatte.Wieder einmal erschreckte ich mich, als ich ihre Stimme vernahm, die meinenNamen wiedergab. Ich drehte mich um und sah sie hinter mir stehen. Ichfragte sie verlegen wie lange sie da schon stehen würde und merkte dass ichdabei rot angelaufen war. Sie lächelte nur verlegen zurück und sagte ganzleise mit einer kindlichen Tonlage, dass sie schon die ganze Zeit das sei,weil sie mir hinterher geschlichen war, so dass ich nun wie eine Lokomotivefauchte vor Verlegenheit. Es war mir sehr peinlich, da ich doch gerade sovon ihr geschwärmt hatte. Jetzt war mir auch klar, was die großen Augen deranderen zu bedeuten hatten.
Die anderen waren jedoch von meiner Ansprache so wach gerüttelt worden, dasseinige mit Tränen in den Augen zu ihr stürmten und sich bei ihrentschuldigten, weil sie sich so dumm aufgeführt hatten. Ich war nunglücklich und ging langsamen Schrittes zu der halben Runden Mauern undsetzte mich dort hin. Ich schloss die Augen und erinnerte mich an dieHalloween Party und wie sie mich so herzlich umschlungen hatte. Ich fühltemich wohl. Mein Magen fing wieder wie wild an zu kribbeln und ich spürte diewärme, die sie mir gab. Von hinten spürte ich plötzlich einen realen Körper,der mich wärmte und öffnete die Augen um zu sehen wer es war, doch wie iches mir gedacht hatte, war sie es, die mich umschlang. Sie legte nicht nurihre Arme um meinen Körper und schenkte mir all ihre wärme, sondern sieschenkte mir auch ihr Herz. Ich fühlte mich so gut wie noch nie und obwohlmir die Tränen nur so über die Wangen rannten, war ich glücklich. Ich warglücklicher als je zuvor. Sie war glücklich und das machte mich glücklich.Ich hatte doch gewusst, dass unsere Mannschaft es verstehen würde, und auchwenn ich sie erst hatte Wach rütteln müssen, freute ich mich doch für sie.Sicherlich würde es eine Umstellung für unsere „Familie“ sein, doch nacheiniger Zeit würde es normal sein und wir werden darüber lachen, wie sieanfangs reagiert hatten.
Ich sah ihr in ihre funkelnden Augen, die nicht mehr diese Trauer in sichhatten wie noch vor kurzer Zeit, was mich sehr berührt hatte, was mir sehrweh getan hatte, sondern strahlten wieder diese gewohnte wärme aus, die mirGeborgenheit und Glücklichkeit versicherten. Ich wusste nun dass wiederalles in Ordnung war und dass uns nichts mehr im Wege stehen würde. Ich sahihr tief in die blauen Augen, in denen sich meine Seele spiegelte undlächelte sie an. Sie lächelte nur zurück und strich mir sanft mit ihrer Handüber meine Wange, was einen Schauer in mir auslöste. Ich spürte wie sich allmeine Härchen am ganzen Körper aufstellten und mich dieses Kälte Gefühlüberkam. Welches jedoch angenehm war und mein Herz zum schmelzen brachte.Sie brauchte mich nur berühren und ich schmolz dahin. Immer noch mitglasigen Augen sah ich sie an und sie blickte mir tief in meine Tränenüberschwemmten Augen, die schon ziemlich errötet gewesen sein mussten. Sieguckte plötzlich ernst und sagte dass ich aufhören solle zu weinen, weil siedas nicht ertragen könne. Die Welt würde dann still stehen und nichts hättemehr einen Sinn. Ich freute mich so darüber, dass sie so empfand, dass ichwieder anfing zu weinen und sie in meine Arm nahm. Ich presste sie an mich,als würde es das letzte Mal sein. Das letzte Mal, dass ich ihre wärme spürenkönnte. Ich legte meinen Kopf an ihre Schulter und roch an ihr, roch anihren Haaren, die himmlisch dufteten. Es war wie ein langer Abschied, wasmich schon wieder traurig machte. Ich wollte sie nicht verlieren, ich hatteangst, das solche Reaktionen von Menschen die uns nahe stehen einen Keilzwischen uns treiben könnten. Ich wollte das nicht und dachte die ganze Zeitdaran. Es spukte in meinem Kopf und ging nicht mehr aus meinen Gedanken, wieeine schlimme Krankheit. Ich hatte endlich das wovon ich immer geträumthatte und doch war ich traurig, weil ich wusste, dass ich nie wiederglücklicher sein könnte als jetzt mit ihr. …
copyright © by
LorelaiVictoria. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.