von musmus
„Wir waren beim Du. Oder? Also setz dich, ich weis deine Abteilung und deine Mitarbeiter sind dir sehr wichtig, deshalb bist du auch die beste die ich in meinem Team habe.“ Ich musste kurz schlucken, ich mein, ich wusste das er mit mir sehr zufrieden war und mich und meine arbeit sehr schätzte, aber das er mich für die beste hält, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. „ Lange Rede kurzer Sinn, weshalb ich dich so dringend sprechen wollte. Du hast ja gestern in der Besprechung die neue Kollegin kennengelernt. Ich möchte dass du ihre Einarbeitung übernimmst und als kleiner Anreiz und als Belohnung für deine Arbeit, möchte ich, dass ihr zusammen die Eröffnung unserer neuen Auslandsfiliale auf Sardinien übernehmt. Das ganze dauert ungefähr 5 Monate.“ Er strahlte mich an und ich glaube er wartete darauf dass ich ihm um den Hals falle. „Wow ! Das muss sich erstmal setzen.“ Und ich setzte mich auch erst mal. „Sie…Du meinst wirklich ich kann das? Wer macht dann meine Abteilung hier? Wann soll es losgehen? Mit der neuen Kollegin? Aber die ist ja noch nicht eingearbeitet und ich weis nicht ob ich dafür zeit haben werde.“ Sardinien, das war die Chance auf die ich schon so lange gewartet hatte, ich wusste das wir dort eine Filiale eröffneten und ich weis auch das wir dafür noch keinen Filialeiter haben und mein Chef wiederum, weis das ich sehr gerne Auswandern würde, eben nach Sardinien. Ich konnte überhaupt nichts mehr sagen, doch das störte meinen Chef nicht wirklich, ich glaube das gefiel im sogar. „ Wenn ich nicht an dich glauben würde, dann würde ich dir nicht das Angebot machen und deine Abteilung übernimmt für die Zeit, die du nicht da bist, dein Stellvertreter, du hast ihn so gut ausgebildet das er das kann. Und wenn er seine Sache so gut macht wie ich das denke, dann wird er auch bald befördert. Und über die neue Kollegin mach dir mal keine Gedanken, sie ist zwar neu in unserer Firma, aber ich glaube ihr könnt viel von einander lernen. Ich glaube ihr versteht euch gut, ich hab bei euch zwei so ein Gefühl das eine sehr fruchtbare zusammen arbeit wird.“ Dabei grinste er mich frech an, er hatte an alles gedacht und er wusste dass er mich damit über reden kann, ich hatte keine gegen Argumente mehr, er stand vor mir und innerlich feierte er seinen Triumph und er freute sich. Ja er freute sich darüber, das er mir die Chance geben konnte auf die ich so lange gewartete hatte. „Wann soll es denn losgehen?“ fragte ich etwas zögerlich, denn nachdem er es so dringend hatte mit mir zu sprechen, kann die Zeitspanne ja nicht all zu groß sein. „Nächste Woche.“ „WAS? Nächste Woche?? Das schaff ich nicht. Ich muss noch alles organisieren. Dafür brauch ich Minimum zwei bis drei Wochen!“ „Was musst du den alles organisieren?“ Gerade als ich Luft holen wollte um auf seine Frage zu antworten fuhr er fort. „Ihr werdet in der Firmenwohnung untergebracht, mit dem Projektleiter vor Ort habt ihr eine Übergabe, ihr habt ein Firmenauto das euch vom Flughafen abholt, die Tickets werden von der Buchhaltung gebucht und ihr bekommt natürlich einen angemessenen Reisekosten Vorschuss.“ Er machte eine kurze Pause, sah mich fragend an und fuhr fort. „Also das einzige das noch organisiert bzw. abgeklärt werden muss ist das der Verlobte der neuen Kollegin mit macht und das ihr zwei pünktlich am Flughafen erscheint.“ Seine Stimme war jetzt nicht mehr mit soviel Übermut gefärbt wie vorhin noch, sie hörte sich jetzt sogar leicht sauer an und ich konnte ihn verstehen. Immerhin mache ich ihm gerade die beste Nachricht die er hatte schlecht und ich freute mich nicht. Ich glaube das machte es echt am schlimmsten. „Ich freu mich wirklich sehr! Das kannst du mir glauben, aber ich weis nicht wo ich meine Katze unterbringen kann für fünf Monate. Das musst du verstehen und ich weis das du das verstehen kannst weil du selber eine hattest. Ich kann sie nicht einfach in eine Pension geben und zuhause lassen für fünf Monate kann ich sie auch nicht, für eine Woche mal, Ok aber nicht für fünf Monate. Und außerdem, der Verlobte der neuen muss noch OK sagen?!“ Hatte ich vorhin richtig gehört? Sie ist Verlobt? Dann hat ihr Verlobter gestern Abend angerufen, das erklärt wieso sie nach dem Telefonat so komisch war. „Was hat den der Verlobte mit dir zu tun?“ fragte mich mein Chef nun und dabei sah er mich sehr kritisch an, er wusste als einer der wenigen in der Firma das ich Lesbisch bin und für ihn war das nie ein Problem, im Gegenteil, als er zur Einarbeitung damals bei mir war, sind wir öfters zusammen weggegangen und haben uns oft über Frauen unterhalten. „Der Verlobte … Mit mir? Gar nichts. “ sagte ich schnell und leicht verwundert, hatte ich die Frage wirklich laut gesagt? Ich muss das laut gesagt haben, sonst würde er doch nicht so komisch reagieren und mich danach fragen. Gerade in dem Moment als er Luft holte etwas zu sagen klopfte es an der Tür. „JA!“ ich merkte das ihm das zwar jetzt gar nicht passte, mir dafür umso mehr, sonst müsste ich ihm noch erklären wie ich das gemeint habe. „Wir haben gerade über sie gesprochen.“ Ich erstarrte innerlich, ich wusste genau wer jetzt hinter mir steht. „Haben sie ihren Verlobten erreicht? Wir klären gerade die Einzelheiten ab.“ „Hallo, ja ich habe ihn erreicht, er ist zwar nicht begeistert aber da wir gerade eine sogenannte Auszeit, nehmen würde ich die Herausforderung wirklich sehr gerne annehmen. Ich bin bereit viel zu arbeiten, viel zu lernen und ich glaube sie haben mir die beste Lehrerin zur Seite gestellt die ich mir wünschen kann.“ Ich spürte wie ihr Blick dabei auf meinen Rücken lag. „Das habe ich! darauf können sie sich verlassen, sie hat auch mich ausgebildet und sie sehen ja was aus mir geworden ist.“ In seiner Stimme konnte ich ein Triumphierendes lächeln war nehmen. Ist heute tag der Schleimer? „Schön freut mich dass wir uns alle einig sind. Dann sag ich in der Buchhaltung bescheid das sie den Flug buchen und den Vorschuss für die Reisekosten vorbereiten sollen. Ihr bekommt die Flugdaten dann per Email zu geschickt. Dann würde ich sagen ihr besprecht morgen noch ein paar Sachen, am Freitag macht ihr frei, ihr werdet genug überstunden auf Sardinien machen und so könnt ihr noch einkaufen gehen bevor ihr fliegt.“ Er nahm schon den Telefonhörer in die Hand um bei der Buchhaltung an zu rufen. „Wir haben noch nicht alles geklärt.“ erinnerte ich meinen übereifrigen Chef. „Ach ja, um deine Katze kümmere ich mich, sie kennt mich ja recht gut. Ich hole sie am Freitagabend ab. Dann kannst du sie noch mal besuchen und sie kann sich ein bisschen einleben bei mir, ich freu mich schon.“ Mir fiel fast die Kinnlade runter, mein Chef kümmert sich persönlich um meine Katze. Ich weis das sie es gut haben wird bei ihm, während seiner Einarbeitung war er oft bei mir, auch jetzt ist er ab und zu abends bei mir auf einen Kaffe um über seine Frauengeschichten zu reden und meine Katze liebt ihn. „Dann haben wir jetzt wirklich alles geklärt, oder?“ er blickte mich fragend an, ich nickte und stand auf, ich nutzte die Chance um seiner frage von vorhin auch weiterhin aus zuweichen zu können. Was ich nicht bedachte war, das sie hinter mir stand, ich bin so schwungvoll mit einer Drehung aufgestanden das wir zusammen stießen. „Au!“ „Tut mir leid, ich hatte wohl etwas zuviel Schwung beim Aufstehen.“ Wir standen uns gegenüber, hielten uns beide die Stelle am Kopf an der wir uns, jetzt zum zweiten Mal, getroffen haben und sahen uns in die Augen. Genau das was ich vermeiden wollte, ihr so nahe zu sein, ihr Parfüm zu riechen und mich in ihren Augen zu verlieren. Wie soll ich die nächsten fünf Monate nur überstehen? Unser Chef sah sich die Situation aus sicherer Distanz an. Ob er was merkte? Er sah auf jeden Fall nachdenklich und irgendwie so als würde er merken dass uns etwas verbindet was mit der Arbeit nichts zu tun hat. Doch er schwieg und ich war ihm dafür wirklich dankbar. Meine Knie wurden wieder einmal so weich das ich mich an einem Stuhl abstützen musste. „Alles in Ordnung bei dir?“ ihre Stimme klang besorgt. „Ja, schon in Ordnung. Also wir sehen uns morgen um 10 Uhr.“ Ich verlies fluchtartig das Büro ohne ihr noch mal in die Augen zu sehen, ohne zu Atmen. Als ich endlich im Aufzug war und sich die Tür schloss Atmete ich aus. Ihr Parfüm lag auf meiner Kleidung, ich konnte es ganz genau war nehmen. Ich schloss meine Augen, Atmete ihren Geruch ein und wieder begann sich alles zu drehen. Reiß dich zusammen! Das wird nicht gut gehen wenn du dich in sie verliebst! Außerdem ist sie verlobt! Ich ermahnte mich selbst, ich musste mich selbst ermahnen, ich konnte keinem davon erzählen. Klar hatte ich einige gute Freunde, aber wenn ich dehnen davon erzählen würde, dann würden sie nur den Kopfschütteln und mich fragen ob ich sie noch alle habe. Und sie würden sagen „Schon wieder eine Hoffnungslose Liebe!“ Ich erwiderte ihnen dann immer das Liebe niemals hoffnungslos sein kann. Liebe und Hoffnung gehören für mich zusammen. Das eine kann ohne das andere nicht existieren und daran glaube ich fest. Doch allein das „Schon wieder!?“ von ihnen zuhören, würde ausreichen um das Angebot mit Sardinien vielleicht doch ab zu lehnen. Und das wollte ich auf keinen Fall! Nein! Dieses Mal musste ich die Chance nützen! Also blieb mir nichts anderes übrig als mich selbst zu ermahnen und ich wusste, dass ich das die nächsten Monate immer wieder machen müsste.
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