von Zwerkules
Acht Jahre trennen uns. Sie 34, ich 26 und wie wir uns kennen und lieben gelernt haben, das klingt für die meisten unglaubwürdig.
Sie war damals meine Deutschlehrerin in der zwölften Klasse. Ich hatte Anfangs keine Ahnung, was mich an dieser Frau interessierte und faszinierte, aber sie interessierte mich. Und wenn eine ältere Frau mein Interesse weckte, hatte das eine Bedeutung, denn mich hatten bis damals keine älteren Frauen interessiert.
In ihrem Unterricht war ich nicht fähig, mündliche Leistungen zu bringen, weil ich die ganzen 90 Minuten zwar aufmerksam war, aber mein Aufmerksamkeit galt nicht dem Unterrichtsstoff, sondern ihren Bewegungen, ihren Gesten und der Art, wie sie die Worte betont.
Sie betont immer den letzten Teil der Worte und ihre Stimme ließ ich auf mich wirken.
Jedes Mal, wenn es zur Besprechung der mündlichen Noten kam, wurde mir flau im Magen, weil sie mir die vorherigen Male androhte, mich aufgrund meiner mündlichen Schwäche ein mangelhaft zu erteilen, doch dann sagte sie wieder, dass ich dem Unterricht fortweg aufrichtig folgte.
`Natürlich’ dachte ich mir dann, mit dem Hintergedanken, keine wirkliche Ahnung vom Inhalt des Unterrichtsstoffes zu haben. Also bekam ich ein ausreichend, was mir völlig reichte, denn ich glich es eh wieder mit meinen schriftlichen Noten aus.
Damals, völlig hin und weg von der Frau, sah ich das als Zeichen der Zuneigung, aber im Hinterkopf war mir schon klar, dass ich mir nur etwas zurecht sponn. Trotzdem wollte ich versuchen, auszutesten, ob die Note gerechtfertigt war.
Also schrieb ich ihr eine Email, die genug aussagte, wo ich mich aber dennoch irgendwie rausreden konnte:
„Hey Hallo,
Lust auf ein Treffen zum Kaffee trinken gehen in den nächsten Tagen?
Würd mich freuen.
Also bis dann vielleicht.
LG Katja“
Noch zweimal durchgelesen und abgeschickt.
Den Rest des Tages wie ein blindes Huhn auf der Suche nach einem Korn rumgelaufen, was meine Mitbewohner amüsierte, da ich ständig vergaß, was ich im Moment davor noch wollte, ständig Sachen fallen ließ oder beim Rauchen doppelt so schnell fertig war, als die beiden und dann wie ein aufgescheuchtes Huhn wieder in mein Zimmer flitzte, um Emails zu checken.
Doch egal, wie oft und wie lange ich schaute, keine Antwort.
Nachts um halb drei gab ich dann auf. Hatte ich am nächsten Morgen doch wieder Schule. Total übermüdet schleppte ich mich vom PC ins Bett, aber ans Schlafen war gar nicht zu denken. Meine Gedanken schweiften ab vom schlafen müssen hinüber zu ihr. Ich schloss die Augen und ließ meinen Gedanken freien Lauf.
Kurz darauf muss ich wohl eingeschlafen sein, ohne vorher meinen Wecker gestellt zu haben, was am nächsten Morgen selbstverständlich dazu führte, dass ich verschlief.
Geweckt wurde ich von einer SMS eines Klassenkameraden, wo ich denn bleiben würde, ob ich krank wär. Völlig apathisch und konfus sprang ich mit einem Satz aus dem Bett, aber bevor ich nicht nach Mails geschaut gehabt hätte, hätte ich keinen Schritt vor die Zimmertür getan.
Die Seite baute sich langsam auf, zu langsam, denn meine Müdigkeit wurde schon wieder von der Nervosität besiegt. Mein Herz schlug bis zum Hals, schon hörbar und mein Finger tippte im selben Takt auf der Maus. Die Seite zeigte an, dass ich eine neue Mail bekommen hatte. Sofort versteifte sich mein Blick noch mehr und meine Spannung stieg bis aufs äußerste, als ihr Name als Absender erschien und der Cursor auf den Link gewandert ist, der die Mail öffnet.
Mir erschien es als eine Ewigkeit, bis sich auch diese Seite vollständig geöffnet hatte und der Antworttext auftauchte:
Ein ebenso freundliches Hallo zurück,
sehr gern würd ich mich auf einen Kaffee treffen.
Wie wäre es morgen um fünf im Titziano hier bei mir um die Ecke?
LG“
Meine Augen waren weit geöffnet, mein Mund wollte sich gar nicht wieder schließen und ich laß die Mail noch zigmal durch, bevor ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
Sie wollte sich wirklich mit mir treffen. Ich brauchte also keine dumme Ausrede, dass ich mich bei der Mailadresse geirrt hatte und es eigentlich an eine Bekannte gehen sollte.
Ich bestätigte Uhrzeit und Treffpunkt und warf mich seelig wieder ins Bett. Heute hatte ich einfach keine Lust zu Schule. Also schrieb ich meinem Klassenkameraden, dass er mich bitte entschuldigen soll, dass mir nicht wohl sei.
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Zwerkules. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.