von Zwerkules
So kam es dann von einem Treffen zum anderen. Immer häufiger und länger wurden sie. Immer brachte ich ihr eine kleine Aufmerksamkeit mit, waren es doch wirklich nur kleine Geschenke, die sie aber immer so erfreuten, als schenkte ich ihr eine Kreuzfahrt oder ein Auto.
Sie schüttete mir nach und nach ihr Herz aus, öffnete sich immer mehr. War von ihrem Mann verlassen worden. Gerade, als sie schwanger war und erlitt dann eine Fehlgeburt, was dazu führte, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann.
All diese Sachen erzählte sie mir, vertraute sie mir an. Tut man dies mit einer normalen Schülerin? Nein, das war ich schon lang nicht mehr.
Jedes Mal nahm ich ihre Hand, hielt sie fest und sie riss mich weinend in ihre Arme, wobei ich manches Mal alle Mühe hatte, sie zu halten, so sehr musste ich sie in diesen schwachen Momenten stützen.
All dies passierte bei langen Spaziergängen. Natürlich nicht unter Leuten, fremden Blicken. Die waren uns schon sehr früh zuwider und das Du hatten wir uns schon nach drei, vier Treffen angeboten.
Ich hatte schnell begriffen, dass meine Gefühle für sie, die mit jedem Treffen wuchsen, fehl am Platz waren. Mir fiel es schwer, sehr schwer, sie ihr manches Mal nicht einfach zu offenbaren. Es gab so manche extrem emotionale Momente, in denen ich schon angesetzt hatte, dabei war, ihr meine Gefühle und Wünsche zu offenbaren, schweifte dann aber doch ab.
Immer wieder fragte sie auch nach meinem Befinden, entschuldigte sich dafür, dass sie mich mit ihren Problemen belastete, doch wie sollte ich ihr klarmachen, das es genau das war, was ich wollte. Alles von ihr wissen, für sie da sein, ein Teil ihres Lebens werden. Das war mir mittlerweile klar geworden.
Im Unterricht war es durch unser Verhältnis auch nicht besser geworden. Immer musste man aufpassen, sich nicht zu duzen, beim „Sie“ zu bleiben. Die Blicke, die sich trafen, hatten sich auch verändert. Sogar in den großen Pausen trafen wir uns im nahegelegenen Waldstück, um uns ungestört zu unterhalten.
Einen Vorteil hatte das: Meine Deutschnote verbesserte sich.
Jedoch hat alles Gute natürlich auch einen Haken: Den restlichen Fächern tat es nicht so gut. Ständig war ich mit meinen Gedanken bei ihr, freute mich mehr auf die Pausen und ihren Unterricht und war in Erinnerungen an die schon vergangenen Zeiten versunken.
Monate vergingen nun schon so und so langsam wurde ich doch irgendwie unglücklich. Klar, wir sahen uns fast jeden Tag und verbrachten unheimlich viel Zeit miteinander.
Wir waren uns nah, sehr nah, doch viel zu weit entfernt von dem, was ich mir in Wirklichkeit, in meinem tiefsten Inneren wünschte. Ich wusste nicht, wie lange ich das noch hätte mitmachen können.
Ich wusste, sie war solo und seitdem sie damals schwanger von ihrem Mann Sascha sitzen gelassen wurde, sie die Männer hasste, aber das hieß ja nicht gleich, dass sie deswegen nicht mehr auf Männer stand. Es könnte ja jeden Tag ihr Traummann auftauchen und alle Gefühle, die sie gegen die Männer hegte, wären mit einem Schlag verflogen.
Davor hatte ich riesige Angst. Doch ich wollte sie das nicht spüren lassen. Ich war der festen Überzeugung, dass sie trotz der Zeit, die seitdem vergangen war, noch nicht für so ein Gefühlschaos, das dann sicherlich in ihr ausgebrochen wäre, bereit war.
Es zerriss mich innerlich, sie in ihren schwachen Momenten in meinen Armen halten zu können, mich aber gleichzeitig zurück halten zu müssen, um nicht zu weit zu gehen, um meine unerfüllten Wünsche nicht zum Vorschein zu bringen. Sie durfte es einfach nicht merken. Die Zeit war noch nicht reif genug.
Dann kam eine Zeit auf die wir uns beide freuten, es gar nicht abwarten konnten, bis sie endlich da war.
Die Klassenfahrt.
Wir hatten dann nicht nur den ganzen Nachmittag und Abend für uns, nein. Wir konnten den gesamten Tag miteinander verbringen, ob nur bei gemeinsamen Klassenausflügen und irgendwelchen Besichtigungen, aber wir hatten einander.
Die ersten Tage verliefen auch wie erhofft.
Dann saß ich allein in meinem Zimmer. Ich teilte es mir mit Jenny. Sie war mir in den letzten Monaten sehr ans Herz gewachsen und wir wussten von Anfang an von unseren Neigungen. Wir haben uns am ersten Schultag in die Augen geschaut und wussten Bescheid.
Keine von uns beiden hatte sich in der Klasse geoutet.
Wir hatten unsere Situation sinnvoll genutzt. Die Schule lag ja mehr als 200km von unseren Heimatorten entfernt. Sie hatte Zuhause eine Beziehung und meine Frau, mit der ich damals zusammen war, ist nach Frankreich zum studieren gegangen. Sie war meine erste große Liebe, aber hatte sich gegen mich und fürs Studium entschieden.
Jenny wusste um meine Gefühle für Pat, also führten wir eine Art Zwecksaffäre.
copyright © by
Zwerkules. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.