Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Stories » Detail

Nur eine Nacht

von Mellimi


Ich gehe die langen Stufen zur großen Halle hinauf. Von oben tönt schon die laute Musik zu mir und ich muss unwillkürlich grinsen. Meine erste Party mit 18. So lange wegbleiben, wie ich will. Endlich das tun und lassen zu können, was ich will.
Von diesem Gedanken beflügelt hopse ich dieletzten beiden Stufen nach oben und bewege mich mit einem seichten Hüftschwung in die tanzende Menge.
Küsschen hier, Küsschen da, alle da. So einen Spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Die Stunden vergehen wie im Flug.
Irgendwann nach Mitternacht hab ich dann mal die Toilette aufgesucht, um mich frisch zu machen. Erst auf dem Rückweg fällt mir die Person auf, die am Türrahmen angelehnt steht. Patricia !
Wow ! Mein Atem stockt, während mir ein Schauer über den Rücken läuft. Was will die denn hier ? Seit wann gehen Lehrerinnen auf Schülerabschlussfeiern ?
Und wie wunderschön sie aussieht ! Ihre Füße in den zarten Riemchensandalen, ihre nackten Beine die in einem kurzen Jeansminirock verschwinden. Ihre gefühlvollen Hände die lässig in den Rocktaschen hängen. Mein Blick schweift weiter nach oben zu ihrem Bauch, ihren Brüsten, dem Hals und ihren langen weichen Locken, bis er schließlich in ihren zauberhaft glitzernden Pupillen eindringt und darin seine Erfüllung findet. Unsere Blicke treffen sich und lassen einander nicht mehr los. Ich wage kaum noch zu blinzeln, geschweige denn noch zu atmen oder mich zu bewegen.
Ich weiss auch nicht mehr, wie lange es genau gedauert hat, bis die erste von uns den Mund aufgemacht hat. Sie war es. Aus ihrem Mund kamen die verhängnisvoll gehauchten Worte „Hi Sara“, die all die verdrängten Gefühle wieder entfacht haben. Ich hab die ganzen Emotionen einfach beiseite geschoben, weil ich den Schmerz, den diese unerreichbare Liebe ausgelöst hat, nicht bewältigen konnte. Jetzt immer noch nicht. Aber die Leidenschaft, die Anziehung, die Liebe – es ist alles wieder da.
Und ich kann nichts dagegen tun. Wenn ich ihr noch näher komme, kann ich für nichts garantieren. Ich darf ihr also nicht näher kommen. Einfach so stehen bleiben. Einfach erst mal den Moment abwarten.
Einfach erst mal Hi sagen. Mein Mund ist absolut trocken. Meine Stimme versagt, aber irgendwie bringe ich dann doch jenes kleine Wort über die Lippen.
Sie macht mich fertig. Und doch ziehen mich ihre Augen und ihr Lächeln wie magisch an, fangen mich aus meiner Entkräftung wieder auf, geben mir Kraft, geben mir Kraft ihr einen Schritt näher zu kommen. Schon während ich diesen Schritt gehe, bestrafe ich mich dafür. Ich weiß, dass ich ihr nicht näher kommen darf. Mir zu liebe. Und deshalb kneife ich jetzt mit aller Gewalt die Augen zusammen und halte meine Hand wie ein Schutzschild davor.
Wie versteinert bleibe ich auf den Fließen stehen und versuche mit mentalen Fähigkeiten die Zeit anzuhalten um dieser unangenehme Situation zu entfliehen. Es geht nicht. Es geht einfach nicht.
Als wäre das alles noch nicht genug, tappt sie in die nächste Falle. Meine Patricia. Kommt mir näher. Ich merke es schon an ihrem Schatten.
Ihr Schatten hat so einen betörenden Hauch, der mir den Willen meines Verstands nimmt. Es gibt nur noch Gefühl. Und dieses Gefühl löst bei mir Rotwerden aus. Ich hasse Rotwerden. Und doch werde ich es immer und immer wieder. Hinzu kommt dann noch immer dieses Kribbeln, dass mit jedem Zentimeter der weniger zwischen uns messbar ist, zunimmt. Ich will sie berühren, lieben, ihr eine schöne Zeit bereiten.
Ich will ihr so nah wie möglich sein, sie küssen, ihr die Klamotten vom Leib reißen, einfach weil sie mich so anzieht. Meine Augen sind noch immer fest verschlossen, um dem vorhersehbaren Schmerz Grenzen zu verpassen. Aber der will sich wohl nicht einsperren lassen. Sie kommt mir immer näher, immer näher, bis ich ihren Atem auf meinem Arm spüre.
„Sara“ haucht sie noch einmal durch ihre zuckersüßen Lippen. Dann nimmt sie zärtlich meinen Arm und bringt ihn dazu wieder locker neben mir zu baumeln. Meine andere Hand nimmt sie in ihre und gibt damit einer Armee Glückshormone den Befehl mein Herz zu belagern.
Ich sehe nichts. Gar nichts. Aber ich spüre, wie ihr der Abstand zwischen uns immer noch zu groß ist. Ihre freie Hand schlingt sich an meiner Hüfte entlang auf meinen Rücken. Bumm, Bumm-bumm, bumm, bummbumm, bumm, ... mein Herz pocht wie wild, mal schnell dann langsam, einmal laut und dann wieder leise, ganz unregelmäßig und doch scheint es einem vorgegebenen Takt zu folgen, der Melodie der Liebe.
Die Melodie zu der wir uns unmerklich im Kreis bewegen tönt allerdings von oben. „Forever in love, forever in love ...“ hört man aus den Lautsprechern. Dieser Gedanke lässt mich aufschrecken und versetzt mir einen Stich.
In diesem Moment aber geht mein Wille in eine ganz andere Richtung. Er schaltet von Abwehr in Genuss über. Ich kann mich nicht mehr gegen die Versuchung wehren, die sie mir bietet. Es wäre eh schon zu spät – also rutsche ich mit meiner Hand zu ihrer Schulter und streichel leicht darüber. Dann– meine Augen sind immer noch geschlossen, aber jetzt um besser genießen zu können - lehne ich meinen Kopf seitlich neben ihren. Wir drehen uns noch immer.
Als das Lied verstummt, bleiben wir instinktiv stehen.
Ich habe das Gefühl als würde sie plötzlich vorsichtig auf Abstand gehen wollen. In böser Vorahnung sinkt mein Kopf deshalb leicht zu Boden. Die Traurigkeit übernimmt die Überhand. Mein Bauch verkrampft. Die Schmetterlinge müssen sofort alle abgetötet werden. Und zwar noch bevor sie meine Nervenbahnen in Löcherkäse verwandeln.
Doch meine Patricia denkt nich daran die innige Umarmung ganz aufzulösen. Sie hebt mit ihren warmen Fingern mein Kinn ein Stück nach oben und bevor ich mich dazu durchringen kann, ihr mutig von Angesicht zu Angesicht paroli zu bieten, landen ihre Lippen auf meinen.
Als ob mein Mund zerbrechlich wäre, verwöhnt sie ihn mit einer spielerischen Massage. Oh Patricia, ich liebe dich. Zärtlich streicht sie mir eine Strähne aus dem Gesicht, stupst meine Nase mit ihrer an. Dann lehnt sie ihre Stirn an meine und flöst mir damit den Geist der Beweglichkeit und des bewussten Erlebens in meinen Körper ein. Erst jetzt wacht mein Herz aus dem Kurzzeitkoma auf, es fängt wieder an zu pochen, weil es realisiert, was da gerade geschehen ist. Ich schaffe es sogar die Augen wieder aufzuschlagen. Ganz genau sehe ich sie an. Ihre Augen sind nicht weit von mir ... Unsere Köpfe berühren sich sogar.
„Sara, ...“ kommt noch einmal aus ihrem Mund. „Warte hier einen Augenblick, ja ? Ich bin gleich wieder da! Nicht weglaufen, Süße!“




copyright © by Mellimi. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


?
ist das ne wahre geschichte? touched!
almost78 - 18.03.2007 00:01
Fehler
Floh81 - 17.03.2007 18:41

vivalavita: 30 Karat Karneval - Freitag 28.2. - 20 Uhr in Kölle - 2 Floors - Karneval - Dance/Charts - Instagram 30 karat deluxe      +++     >>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<