von warbeast
Teil 3
„Kann es sein dass du gerade mit deinen Gedanken weit weit weg bist?“ Mit einem Mal schreckte Yvonne hoch: „Was hast du gesagt?“ Charlie musste lauthals anfangen zu lachen „In welchen Himmelsphären schwebst du gerade rum?“ Yvonne wurde rot. Sie dachte an die Sanitäterin von letzter Nacht, sie ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Doch wollte sie Charlie nichts davon erzählen. Sie wusste zwar, dass sie ihr alles erzählen konnte, aber dennoch war es ihr etwas peinlich. Es ist doch nur eine Frau, warum also musste sie immer an sie denken. Yvonne war total verwirrt. „Ach, ich hab gerade nur den Auftritt von den Sportfreunden Stiller Revue passieren lassen.“ log sie schnell. Charlie nahm das so hin, warum sollte sie auch ihrer Freundin misstrauen? Dazu gab es noch nie einen Grund. „Hör mal, ich leg mich noch ein bisschen hin, bin doch noch etwas schwummerig..“ Yvonne stand auf und ging in ihr Zimmer. Sie wollte gerade einfach mal alleine sein. Alleine mit ihren Gedanken, alleine mit den Gedanken an IHR an der Sanitäterin, in der Hoffnung Klarheit zu finden. Klarheit, die Yvonne eigentlich schon bewusst war, die sie aber nicht wahrhaben wollte. So lag sie auf ihrem Bett, lauschte zu den Klängen von Clueso aus ihrer Anlage. Egal welchen banalen Gedanken sie auch hatte, im Endeffekt dachte sie immer an die Frau, an diese unbekannte Schönheit, warum war sie nur so fasziniert von ihr? Klar wusste sie die Antwort. „Aber ich bin doch nicht lesbisch, ich habe mich noch nie für Frauen interessiert, warum gerade jetzt? Das kann doch gar nicht sein.“, dachte sie laut. „Ist das vielleicht alles wegen Christian? Hat er mich so verdorben?“ Fragen über Fragen auf die Yvonne keine Antwort finden konnte. Sie war eigentlich ein toleranter Mensch, hat nichts gegen Randgruppen wie Homosexuelle, wie man an Kay und Max ja sehen konnte, aber warum musste ausgerechnet ihr das passieren? „Vielleicht fehlt mir ja auch einfach die Liebe, die Liebe die ich von Christian nicht bekommen habe, vielleicht versuche ich unbewusst diese woanders zu suchen?“ Im Stillen beschloss Yvonne sich keinem anzuvertrauen, sie wollte die Zeit abwarten, vielleicht würden diese Gedanken ja von ganz alleine aufhören, vielleicht brauchte sie ja einfach ein wenig Zeit. Und so zogen die Tage ins Land. 3 Wochen ist der Vorfall nun schon her. Jenny war zusammen mit Denise in der Stadt shoppen, ein weiterer Versuch von Denise, Jenny aufzuheitern. „Schau mal, wie findest du das Teil?“ Denise hielt ein hellblaues Shirt hoch mit der Aufschrift „Womanizer“ hoch. „Das passt doch zu mir, oder?“ witzelte Denise. Sie konnte Jenny ein kleines Lächeln abgewinnen „Ja, sieht ok aus“ Denise hing das Shirt zurück. „Süße, so kann das nicht weitergehen, du hängst ja nur noch durch.“ Jenny senkte den Kopf: „Was soll ich machen? Ich kann sie einfach nicht vergessen. Ich glaub es hat mich total erwischt. Und die Suchanfrage brachte auch keine Treffer. Nur Lesben, die mich kennenlernen wollen, aber ich will die nicht. Ich will SIE! Was kann ich nur machen?“ Denise kam einen Schritt auf Jenny zu: „Man, was können wir da nur machen? Hast du schonmal im Krankenhaus nachgefragt? Vielleicht hast du ja 'Glück' und sie war wegen ihren Kopfschmerzen dort. Da dürftest du doch rausfinden wie sie heisst, oder?“ „Hey, klasse idee!“ Sofort war Jennys Laune wieder auf dem Höhepunkt. Sie zog sofort ihr Handy heraus, die Nummer hatte sie wegen ihrer Arbeit immer eingespeichert. Nach kurzem Klingeln meldete sich eine Frau.. „Guten Tag, Jennifer Alvermann hier. Ich habe eine sehr ungewöhnliche Frage. Vor ca. 3 Wochen hatten wir einen Vorfall bei dem Rockfestival. Eine Frau wurde Opfer einer Schlägerei. Sie hat nur einen Schlag abbekommen, daher haben wir sie nicht ins Krankenhaus eingeliefert. Allerdings hat sie ihre Brieftasche bei uns liegen gelassen, leider ohne weitere Papiere auf ihren Namen, oder ihre Anschrift. Haben sie in dem Zeitraum zufällig Daten über Frauen um die 23 Jahre, die wegen Gehirnerschütterung bei ihnen waren?“ „Einen kleinen Moment bitte, da muss ich nachschauen“ Ewig lange Sekunden vergingen, bis die Frau am Telefon sich wieder meldete: „Es tut mir leid, ich kann hier leider keine Patienten dieser Altersklasse für den Zeitraum finden.“ Geknickt beendete Jenny das Telefonat. „Es ist zum heulen“ Und tatsächlich kamen Jenny ein paar Tränen. Denise nahm sie in den Arm, doch jegliches Trösten schien erfolglos. „Wir werden sie finden, glaub mir, irgendwann kommt uns die rettende Idee“ „Und dann?“ schluchzte Jenny „Dann ist immernoch nicht gesagt, dass ich überhaupt eine Chance bei ihr habe“ „Das will ich überhört haben! Wenn Jemand eine Chance bei Frauen hat, dann doch wohl du, bei deinem Aussehen“ Verlegen musste Jenny lachen. „So gefällst du mir schon viel besser, Süße!“
Auch Yvonne war nicht wirklich auf der Höhe. Die Hoffnung, dass ihre Gedanken aufhören, schwand von Tag zu Tag. Im Gegenteil, mit der Zeit wurden die Gedanken immer mehr. Immer sah Yvonne das Bild der Frau vor Augen. „Ich glaube ich muss mir eingestehen, wovor ich so große Panik hatte. Ich bin verliebt. Und das auch noch in eine Frau“ Vor diesem Eingeständnis hatte Yvonne Angst. Warum, das wusste sie nicht. Vielleicht weil es so neu war, so ungewohnt, vielleicht hatte sie auch Angst von der Gesellschaft verpönt zu werden. Es war einfach alles fremd. Doch so konnte es nicht weitergehen. Seit 3 Wochen ist sie so unkonzentriert, was sich auch auf ihrer Arbeit bemerkbar machte. Yvonne arbeitet als Apothekerin und heute erst ist ihr ein schlimmer Fehler passiert. Eine Kundin kam in den Laden und wollte ein Mittel gegen Durchfall. Gedankenversunken griff Yvonne zu „Laxoberal“ einem Abführmittel. Im letzten Augenblick bemerkte ihr Chef den Fehler und gab der Kundin das richtige Medikament, nicht auszudenken welche Folgen Yvonnes Gedankenlosigkeit gehabt hätte. „Mensch Yvonne, was ist mit dir los? Seit Tagen bist du zerstreut“ Ihr Chef war eigentlich der beste Chef den man sich wünschen konnte. Auf Du mit den Kollegen, eben nicht der typische Boss. Mit ihm konnte man jeden Spaß mitmachen. „Es tut mir leid, Karsten, ich verstehe ja selber nicht, was mit mir los ist.“ Und das war ja nicht einmal gelogen. „Hast du private Differenzen? Brauchst du ein paar Tage Urlaub? Das ist kein Problem, Claudia und ich schaukeln den Laden auch zu Zweit“ Mit einem Zwinkern schaute der Chef zu seiner Mitarbeiterin rüber, die gerade dabei war die etwas älteren Medikamente auf ihr Haltbarkeitsdatum zu prüfen. „Ja, ich glaube ein paar Tage Auszeit würden mir schon gut tun“, antwortete Yvonne. „Nimm dir Zeit und kläre deine Probleme, wie gesagt, wir kommen schon klar.“ Yvonne war echt glücklich, dass sie so einen loyalen Chef hat. Am Abend dann hielt sie es nicht mehr aus ihre Gedanken für sich selbst auf ihren Hintergrund zu analysieren. Sie wollte sich Charlie anvertrauen, doch fiel ihr der Schritt sehr schwer. Minutenlang stand sie vor Charlies Zimmertür, hatte Angst zu kopfen und alles raus zu lassen. Doch mit einem Mal ging die Tür auf und Charlie erschrak als Yvonne vor ihr stand. Sie machte regelrecht einen Satz nach hinten. „Man, hast du mich erschreckt!!!“ Charlie stütze ihre Hände auf die Knie und versuchte mit großen Atemzügen ihren Puls wieder runter zu bekommen. Yvonne konnte sich nicht mehr halten. Vor Charlie sank sie weinend zusammen. „Yvonne, was ist los? Was ist passiert?“ Charlie beugte sich sofort zu ihrer Freundin hinunter, um sie in den Arm zu nehmen. „Ich weiß nicht, was los ist, das ist es ja!“ „Hä? Nun verstehe ich gar nichts mehr“ Und so fing Yvonne an zu erzählen..
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