von warbeast
Teil 6
Zuvor will ich daraufhin hinweisen, dass selbstverständlich alle Namen der Rollen sowie der Lokalitäten frei erfunden sind ;-) Viel Spaß beim Lesen.
Schon gespannt stand Jenny am vereinbarten Treffpunkt. Es war 18:57 Uhr und jede weitere Minute kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor. Immerwieder schaute sie auf die Uhr, die Zeit wollte nicht vergehen. Währenddessen wurde Yvonne in der U-Bahn immer nervöser. Durch einen verdammten Zwischenfall hatte die Bahn 5 Minuten Verspätung, ausgerechnet heute, ausgerechnet jetzt. Tausend Gedanken schossen Yvonne durch den Kopf, aber kein einzelnen hätte sie in Worte fassen können. Es herrschte ein völliges Gedankendurcheinander. In ihrem Bauch kribbelte es, als stünde sie unter Strom, sie war so aufgeregt. Dann endlich, nach ewigen Gezeiten kam die frauliche Computerdurchsage „Hauptbahnhof Anschluss zur..“ Sofort stand sie auf und stellte sich an die Tür der Bahn. So wie die vielen Mallorcaurlauber im Flugzeug. Noch ehe das Flugzeug steht und die Anschnallsymbole erloschen sind, aufstehen und zum Ausgang stehen, damit man auch ja als erster das Flugzeug verlassen kann. Sie wollte keine weitere Sekunde verstreichen lassen. Sofort als die Tür aufging, hechtete sie hinaus und ging sehr schnellen Schrittes in Richtung Bahnhofsausgang. Immerwieder musste sie ihr Tempo drosseln, weil es sonst in Dauerlauf ausgeartet wäre. Dann endlich erreichte sie den Ausgang, ging hindurch und steuerte auf die große Pferdestatue zu. Dort stand Jenny, genau unter dem Schwanz des Pferdes. Als sie Yvonne erblickte breitete sich ein riesengroßes Grinsen in ihrem Gesicht aus. Auch Yvonne konnte sich ein verlegenes Grinsen nicht verkneifen. Total nervös und verklemmt begrüßten die beiden sich. Keine von beiden wollte sich blamieren, doch beide taten es. Wie zurückhaltende Teenager begrüßten sie sich, bloß keinen Körperkontakt, nur flüchtige Blicke. „Wartest du schon lange? Es tut mir leid, da war ein Vorfall mit der Bahn, daher hatte die Verspätung“ „Macht nichts, bin selber erst vor 2-3 Miuten gekommen.“ Das Jenny bereits 20 Minuten wartete, wollte sie nicht zugeben, viel zu früh war sie dagewesen. „Wollen wir dann los?“ fragte Jenny „Ja gerne.“ Und schon liefen die beiden los zu Jennys Lieblingsbar. Auf dem Weg dorthin redeten die beiden über völlig banale Dinge wie dem Wetter und darüber dass es doch sehr kühl wäre. Immerwieder musterte Yvonne Jenny, in raschen Blicken, damit diese davon bloß nichts mitbekommt. Jenny sah einfach klasse aus. Sie trug eine ausgewaschene Jeans, hier und da Gebrauchsspuren, dazu ein schlichtes schwarzes Shirt und eine helle, leichte Lederjacke, sie sah so sexy aus. Und ihre Haare sahen heute noch besser aus als an dem Tag wo sie sie kennengelernt hatte. Auch Yvonne wurde unbemerkt gemustert, Jenny war hin und weg von ihr, Yvonne sah so atemberaubend aus, sie konnte ihr Gefühl nicht in Worte fassen, es war alles zusammen, das Verliebtsein, die Aufregung, einfach alles zusammen, tausend Gefühle und kein einziges Wort das diese Gefühle auch nur annähernd hätten beschreiben können. Nach wenigen Minuten kamen sie an der Bar an, dem „Don Lochitoz“. Da die spanische Bar immer sehr gut besucht ist, hat Jenny extra einen Tisch reservieren lassen, an dem die beiden dann auch Platz nahmen. Schon kurz danach kam die Bedienung, zündete gekonnt das Windlicht an, das auf dem Tisch stand und verteilte die Getränkekarten. Es war gerade Happy Hour, daher entschieden die beiden sich für Cocktails. Jenny nahm einen 'Hurricane' und Yvonne bestellte den Klassiker 'Sex on the beach'. „Und als was arbeitest du?“ Jenny versuchte die peinliche Stille zu unterbrechen. „Ich bin Apothekerin“ entgegnete Yvonne. „Und seit wann arbeitest du als Sanitäterin?“ „Seit 6 Jahren, es ist mein absoluter Traumberuf, ich liebe es, Menschen zu helfen, auch wenns oftmals wirklich hart ist.“ antwortete Jenny brav. So unterhielten die beiden sich über ihre Arbeit und ehe sie sich versehen konnten, kamen auch schon die Cocktails. Die beiden hoben die Gläser und Jenny ergriff das Wort: „Auf einen schönen Abend. Prost“ „Prost“. Jenny nahm gegen die Nervösität einen großen Schluck und verkniff dann das Gesicht. „Boah ist der stark!“ Yvonne lachte, was Jenny etwas verlegen machte. „Darf ich mal probieren?“, fragte Yvonne. „Klar!“ Yvonne beugte sich über den Tisch und nahm einen Schluck von Jennys Hurricane. Dabei kam sie Jenny so nahe, dass diese Yvonnes Parfüm riechen konnte. In Jenny machte sich ein wohliges Kribbeln breit, wie gerne hätte sie Yvonne nun festgehalten und geküsst! „Oh ja, sehr stark, das macht der 5 jährige Havanna. Du hättest den Cocktail besser mit 3 jährigem bestellen sollen, der haut nicht so rein.“ lachte Yvonne „Andererseits kann ich ja nun darauf hoffen, dass du schnell betrunken wirst und mir alles über dich erzählst“ witzelte sie weiter.
„Willst du denn alles von mir wissen?“ fragte Jenny. Sofort lief Yvonne rot an. „Vielleicht“ sagte sie schnell und so cool wie sie nur konnte. Jenny musste grinsen: „Nunja, ich bin Jennifer Alvermann, bin stolze 24 Jahre alt. Aufgewachsen bin ich in Stuttgart, doch es zog mich beruflich im Alter von 16 Jahren nach Hannover, wo ich – wie du siehst – auch heute noch wohne. Ich teile mir eine Wohnung zusammen mit meinem Kater 'Tarzan'. Er ist Recht faul und trägt auch sonst nicht viel zum Haushalt oder gar zur Miete bei, aber aus Solidarität lass ich ihn weiter bei mir wohnen“, lachte Jenny. Und du? „Joa..“, fing Yvonne an. „Ich wohne schon mein ganzes Leben in Hannover, bin 23 Jahre alt, und wohne ebenfalls in einer WG, allerdings mit meiner besten Freundin Charlie. Sie ist nicht so wie dein Tarzan. Im Gegenteil zu ihm geht sie arbeiten und trägt auch was zum Haushalt und Miete bei“ Jenny grinste „Scheint so, als hättest du den besseren Mitbewohner abbekommen“
Jenny wollte unbedingt rausbekommen, wie es mit den sexuellen Neigungen von Yvonne steht. Ob sie nun lesbisch, bi oder homosexuell ist, doch sie wollte sie auch nicht direkt fragen, daher wollte sie hintenrum an eine Antwort kommen. „Und hast du zur Zeit einen Freund?“ Jenny hoffte so sehr dass Yvonne ihr sagen würde sie hätte noch nie einen Freund gehabt, weil sie lesbisch ist und dass sie aber auch zur Zeit keine Partnerin hätte, doch es kam eine ganz andere Antwort: „Nein, habe ich nicht. Mein Ex-Freund hat vor ca. 2 Monaten mit mir Schluss gemacht.“ Der Satz traf Jenny mitten ins Herz. Sie hatte also wieder einmal Pech. Yvonne war heterosexuell, unerreichbar für sie. „Und du?“ fragte Yvonne. „Nein, ich habe mich von meinem Freund getrennt“ antwortete Jenny hastig. Warum hatte sie das nur gesagt? Warum stand sie nicht dazu, dass sie lesbisch ist und mit Männern nichts anfangen kann? Warum hatte sie nur gelogen? Im Inneren war Jenny zutiefst verzweifelt, sie versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen..
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