Nur mit Dir(8)

von warbeast


Teil 8

„Ja?“ Die Stimme am anderen Ende der Gegensprechanlage klang sehr verschlafen. „Guteeeeeeeeeeeeen Morgääääääääääääääään“ erwiderte Jenny in bester Laune. „Mach auf, sonst werden die Brötchen kalt“ Und schon summte die Tür und Jenny trat ein. Denise wartete schon an der Wohnungstür. Sie war gerade erst aus dem Bett gekrochen, daher stand sie da lediglich in Boxershorts und T-Shirt. Schnell begrüßte sie Jenny mit einer Umarmung, nahm ihr dann die Brötchen ab und ging vor in die Küche. „Und, wie war dein Date?“ fragte sie neugierig. „Suuuuper“, fing Jenny an zu erzählen „Zuerst ging es schleppend los, weil wir nicht wirklich wussten was wir sagen sollten und so. Und dann dachte ich auch noch, sie wäre heterosexuell! Doch dann stellte sich alles zum Guten heraus und ich bin sooooo happy!“ „Und wann trefft ihr euch wieder?“ „Heute Nachmittag, ich bin schon total aufgeregt und freue mich total sie wieder zu sehen. Mich hats total erwischt!“ „Das sieht man dir auch an“, lachte Denise.

Während Jenny alle Details vom vorigen Abend Denise mitteilte, tanzte Yvonne singend durch die Küche. Sie ließ ihrer guten Laune freien Lauf, Charlie zum Trotz, da diese von dem Gejaule wach wurde. „Oh man, so gute Laune am frühen Morgen? Verliebt müsste man sein“ murmelte sie, als sie die Küche betrat und sich einen Kaffee nahm. „Ja, auch dir einen guten Morgen, allerbeste Freundin!“ Tanzend gab Yvonne Charlie ein Kuss auf die Wange. „Ich hab Jenny vorhin gefragt ob sie nicht Lust hätte heute Abend was zu machen. Und sie hat ja gesagt! Um 17 Uhr treffen wir uns am Maschsee, dort wo wir uns zum ersten Mal gesehen haben. Romantisch oder?“ „Allerdings, aber bitte nicht sooooo viele Details, ich bin noch nicht ganz aufnahmefähig“ jaulte Charlie. Charlie war wohl der größte Morgenmuffel, den es gibt. Yvonne störte das an diesem Morgen überhaupt nicht. Im Gegenteil, es gab wohl nichts, was diesen wunderschönen Tag hätte kaputt machen können. Es war ein schöner, sonniger Samstag, draußen waren es bestimmt 25 Grad, also beschlossen Charlie und Yvonne zum See zu fahren und ein bisschen zu relaxen und zu baden. Also packten sie ihre Sachen und machten sich auf die Socken. Am See war jede Menge los, doch sie fanden noch einen Fleck, der nicht so menschenüberfüllt war und genossen die Sonne. Der Tag verging wie im Fluge und schon war es Zeit für die Beiden sich wieder auf den Heimweg zu machen, immerhin musste Yvonne sich noch für ihr großes Date fertig machen. Als sie zu Hause ankamen, machte sich Yvonne auch gleich ans Werk. Sie suchte Klamotten aus ihrem Schrank, hielt sie für perfekt und zog sich dennoch nach 3 Minuten nochmal um. Ca. 6 Outfits später war es schon 16:15 Uhr und Yvonne musste sich langsam beeilen, wenn sie nicht wieder zu spät kommen wollte. Sie machte sich also auf ins Bad, um sich fertig zu machen und trällerte zur Musik mit, die aus dem Radio kam. Nachdem sie sich vollständig fertig gemacht hat, verabschiedete sie sich dann noch von Charlie und machte sie auf zum Maschsee.
Auch Jenny war auf dem Weg dorthin. Sie fuhr in ihrem Auto und hatte so gute Laune wie noch nie zuvor. Weder Berufsverkehr, noch der Smog, der in der Luft war, konnten ihre gute Laune aus dem Gleichgewicht bringen. Mit einem Dauergrinsen parkte sie ihr Auto und lief den Maschsee entlang zu der verabredeten Stelle. Von Weitem sah sie Yvonne schon und ihr Schritt wurde schneller. Yvonne hatte sie auch bereits gesichtet und kam ihr entgegen. Nach geschätzten 100km Fußweg trafen sie endlich aufeinander. „Hey, na du“ mit einer Umarmung begrüßte Yvonne Jenny. Wieder stieg Jenny der süßliche Duft von Yvonnes Parfüm in die Nase, wieder kribbelte es in ihrem Bauch, das muss eine ganze Armee Schmetterlinge sein! Die beiden beschlossen ein bisschen um den Maschsee zu spazieren und zu plaudern. „Du siehst gut aus“ sagte Jenny. Sie hätte Yvonne tausend Komplimente machen können, wollte sie aber zu nichts drängen. „Danke“ antwortete diese verlegen. „Du aber auch, das hast du gestern auch!“ Diesesmal redeten sie über viel persönlichere Dinge, wie zum Beispiel Jennys Coming Out und wie ihre Familie darauf reagiert hat. Jenny erzählte ihr, dass ihre gesamte Familie hinter ihr steht, es aber ein langer Weg bis dahin war. Die beiden liefen und liefen und waren so in ihrem Gespräch vertieft, dass sie gar nicht merkten wie spät und dunkel es mittlerweile wurde. Die Sonne war fast versunken, doch es herrschte immernoch eine angenehme Wärme. „Wow, schau dir mal den Himmel an“, meinte Jenny „Hast du schonmal so viele Rottöne auf einmal gesehen?“ „Nein“, meinte Yvonne „Nur auf so manchen Monet Bildern“ scherzte Yvonne. „Hast du nicht Lust dich hinzusetzen? So langsam tun mir die Füße weh“, schlug sie vor. Das ließ sich Jenny nicht zwei Mal sagen, da auch ihr langsam die Knöchel schmerzten. Also setzten sie sich an einer abgelegenen Stelle an das Wasser und genossen den Sonnenuntergang. Es hätte nicht schöner und romantischer sein können. Zwischen den Beiden flogen die Funken, dagegen sind Blitze ein Witz. Beide wollten mehr, beide wollen sich spüren, doch keine traute sich den Anfang zu machen. So saßen sie da, nebeneinander und unterhielten sich weiter, in der Hoffnung das ihr Gegenüber den ersten Schritt wagen würde. „Wie hast du deine beste Freundin eigentlich kennengelernt?“ fragte Jenny neugierig. Yvonne lachte: „Das ist eine verrückte Geschichte. Wir lernten uns im Kindergarten kennen. Ich war schon ein paar Tage dort, hab ich eingelebt und fühlte mich dort pudelwohl. Doch weil ihre Eltern etwas länger im Urlaub waren, kam Charlie erst ein paar Tage später in den Kindergarten. Wie das immer so ist bei Kindern, fing Charlie unheimlich an zu weinen, als ihre Mutter sie da alleine gelassen hat. Da bin ich auf die zugegangen und habe ihr angeboten mit mir zu spielen. Ja, und ab da an waren wir ein Herz und eine Seele. Es gibt nichts, mit dem wir die Kindergärtnerinnen und später die Lehrer nicht in den Wahnsinn trieben. Und selbst wenn sie uns getrennt haben, fanden wir immer einen Weg zu kommunizieren und weiteren Mist zu bauen“ Jenny lauschte gespannt Yvonnes Geschichte. Sie hätte ihr stundenlang zuhören können, ihre Stimme war so schön, so weich, so weiblich. „Hört sich so an, als wärt ihr zwei kleine Teufel?“ scherzte Jenny. „Ja, aber wir können auch lieb sein“ konterte Yvonne und stubste Jenny leicht in die Seite, was bei ihr wie ein Blitz eintraf. „Brr“ Yvonne zitterte: „Ist wohl doch etwas kalt geworden“ Yvonne schüttelte sich und rieb sich ihre Arme, um sie zu wärmen. „Warte!“ Jenny zog ihre Jacke aus „Hier, nimm sie“ „Aber dann frierst du doch“ sagte Yvonne verlegen. „Ach Quatsch, ich bin warmblüter“ Jenny nahm ihre Jacke und legte sie um Yvonnes Schultern. Dabei kam sie wieder ganz nah an Yvonnes Kopf. Sie nahm einen tiefen Atemzug, sie konnte einfach nicht genug von ihrem Geruch bekommen. Sie wollte sich gerade wieder zurücklehnen, da griff Yvonne reflexartig ihre Hand. Wieder schlugen Blitze durch Jennys Körper. Jede Berührung war so schön, alles kribbelte, alles in ihr, jede Faser wollte nur noch eines: Yvonne küssen, sie spüren, sie fühlen, sie riechen! Tief schauten die Beiden sich in die Augen, bewegungslos saßen sie da. Langsam kehrte Yvonne aus ihrer Bewegungslosigkeit zurück fuhr mit ihren Kopf zu Jenny. Diese nahm ihre Hand und legte sie auf Yvonnes Wange. Sie schloss die Augen und wartete darauf dass sich endlich ihre Lippen trafen. Yvonne konnte Jennys Atem spüren, an ihrem ganzen Körper bekam sie Gänsehaut. Dann endlich spürte sie ihre Lippen auf ihren. Sie waren so sinnlich, so weich. In diesem Moment hätte die Welt untergehen können, die beiden hätten es nicht bemerkt. Zärtlich streichelte Jennys Hand über Yvonnes Wange, während sie in einem sinnlichen Zungenkuss versanken. Sie versanken in dem Kuss, berührten einander ihre Zungen, genossen diese Nähe. Dann lösten sie sich wieder langsam von einander, wie hypnotisiert von ihren Gefühlen...