Nur mit Dir(9)

von warbeast


Teil 9

Dieser Kuss löste sämtliche Barrieren. Langsam öffneten beide wieder ihre Augen, und Yvonne konnte nicht anders, in ihrem Gesicht brach ein großes Lächeln aus, zu glücklich war sie. Alle Ängste, alle Ungewissheiten waren verflogen. „Das war mit Abstand der schönste Kuss, den ich je bekommen habe“ flüsterte Yvonne leise. „Dann lass ihn uns wiederholen“ schlug Jenny vor und wieder trafen sich ihre Lippen. Yvonne hätte am Liebsten ewig so weitergemacht. Sie konnte nicht genug von Jenny bekommen, sie war regelrecht süchtig nach ihr, so verliebt wie noch nie. Im Kuss versunken, legten beide sich hin, in das noch warme Gras. Jenny genoss ihr Glück, sie genoss es Yvonne gleichzeitig riechen, berühren und küssen zu dürfen, sie konnte ihr Glück gar nicht fassen. Es war wie im Traum, nur dieses Mal würde sie nicht aufwachen, dieses Mal war es echt, live und in Farbe! Beide lagen sie nun im Gras, eng umschlungen, kuschelnd und schauten in den Abend- bzw. Nachthimmel. „Woran denkst du gerade?“, fragte Jenny. In der tat wirkte Yvonne als wäre sie in Gedanken. „An Nichts“, erwiderte diese. „Das sah aber gerade nicht nach Nichts aus“ Jenny löcherte nach. „Ich habe gerade nur daran gedacht wie schön es ist hier mit dir zu liegen und dass ich nie geglaubt hätte, dass es wirklich mal so weit kommt.“ Yvonne streichelte sanft über Jennys Arm. „Stimmt, das hätte ich ehrlich gesagt auch nicht gedacht, aber ich hab's.. gehofft“ Dafür bekam Jenny einen Kuss. „Ist die eigentlich immernoch kalt?“ hakte Jenny nach. „Ein bisschen“, gab Yvonne zu. Jenny nahm Yvonne fest in die Arme und wärmte sie. So lagen sie noch eine ganze Weile liegen. Kuschelten miteinander und unterhielten sich über alles mögliche. Doch irgendwann wird auch die schönste Sommernacht zu kalt und so beschlossen die Beiden nach Hause zu gehen, aber nicht ohne sich vorher für den nächsten Tag zu verabreden.
Als Yvonne die WG betrat, lag Charlie bereits schlafend im Bett. Es war bereits 2:40 Uhr! Yvonne hätte nie gedacht, dass es schon so spät ist. Wie im Flug ist die Zeit vergangen. Sie ging sofort ins Bett und ließ den Abend nochmal Revue passieren. Zu schön ist die Zeit mit Jenny. Waren sie und Jenny jetzt eigentlich zusammen? Ein festes Pärchen? Und ist sie jetzt eine Lesbe? Diese Fragen kreisten im ihrem Kopf herum und ließen sie erst nach langer Zeit einschlafen. Auch Jenny hatte ihre Probleme einzuschlafen, zu glücklich war sie um auf einen schlaftauglichen Ruhepuls zu kommen. Ihr Herz raste förmlich wenn sie an Yvonne denken musste, was so ziemlich jede Minute am Tag der Fall war. Lange lag sie da, hellwach, die Augen an die Decke gerichtet und hätte vor Vorfreude auf den nächsten Tag mit Yvonne jubeln können.

Yvonne stand um 14 Uhr vor Jennys Wohnhaus. Wie verabredet wollten die beiden erst bei Jenny DVD schauen und dann spontan entscheiden worauf sie Lust hatten. Yvonne drückte also auf die Klingel und wartete darauf dass ihr mit einem Summton der Weg zur Wohnungstür ermöglicht wird. Doch nichts regte sich. Sie klingelte nochmal, aber auch jetzt keine Reaktion. „Das gibt’s doch gar nicht!“ Yvonne schaute auf die Uhr um sicherzugehen dass sie nicht zu spät war, aber es war exakt 14 Uhr. Sie kramte ihr Handy hervor und rief Jenny an. Auch hier musste sie sehr lange klingeln lassen, doch dann ging Jenny irgendwann ans Telefon: „Ja?“ „Heeeeey.. Ähm.. wo bist du?“ Jennys Stimme hörte sich sehr verschlafen an. Verträumt schaut Jenny auf die Uhr. „Scheisse! Sorry Süße, ich hab total verpennt!“ Yvonne musste lachen „Machst du mir die Tür auf?“ „Ja, klar, sofort.. bye“ Wenige Sekunden später summte die Tür und Yvonne konnte endlich in den Hausflur eintreten. Oben an Jennys Wohnungstür wartete diese auch schon, lediglich in T-Shirt und Boxershorts bekleidet. „Es tut mir so leid, aber ich bin erst so spät eingeschlafen und dann.. joa.. ich muss wohl etwas sehr lange geschlafen haben“ „Ist schon okay“ Yvonne konnte Jenny gar nicht böse sein, zu süß sah sie aus, mit ihren durchgewuschelten Haaren und ihrem Schlafdress, total zerknittert und die Kissenabdrücke waren auch noch deutlich in Jennys Gesicht zu erkennen. Sofort ging sie auf Jenny zu und gab ihr einen Kuss, sie konnte einfach nicht anders. „Wow, also wenn das immer so geht, verschlafe ich öfters“ scherzte Jenny und ließ Yvonne in die Wohnung eintreten. „Geradedurch ist das Wohzimmer. Machs dir doch bitte gemütlich, ich zieh mir schnell was über“ Mit einem Handzeichen deutete Jenny Yvonne den Weg und diese nach auf dem Sofa Platz. Es dauerte auch nicht lange, dann gesellte sich Jenny auch zu ihr. Sie setzte sich dicht neben Yvonne und und streichelte ihr über den Rücken. „Ich hab dich vermisst“ „Was?“ lachte Yvonne „Wir haben uns doch erst vor wenigen Stunden gesehen“ „Trotzdem!“ Jenny schlag einen Arm um Yvonne und gab ihr einen Kuss. „Also, welchen Film wollen wir gucken?“ fragte Jenny. „Ich hatte gedacht wie könnten das mit der DVD auf später verlegen. Draußen ist so schönes Wetter, es wäre schade das nicht auszunutzen. Wir wäre es mit Eisessen?“ schlug Yvonne vor. „Gerne!“ Jenny sprang mit Elan auf „Lass uns gehen“
Draußen waren bestimmt 30 Grad und ein wolkenfreier Himmel. Die beiden bekamen regelrecht einen Hitzeschlag, als sie aus dem kühlen Hausflur ins Freie traten. Sofort griff Jenny wie selbstverständlich Yvonnes Hand um mit ihr über die Straßen zu flanieren. Yvonne wusste nicht so recht was sie davon halten sollte, es war so neu mit einer Frau händchenhaltend durch Hannover zu stolzieren. Klar hatte sie das schonmal mit Charlie gemacht, aber da kam es ihr weniger auffallend vor. Dann passierte, was passieren musste: Sie waren keine 100 Meter gelaufen, da kam ihnen eine ältere Oma entgegen. Kopfschüttelnd ging diese an den beiden Frauen vorbei und raunte: „Früher hätte man sowas wie euch vergast!“ Jenny beachtete die Oma nicht weiter, sie flüsterte lediglich zu Yvonne: „Dann haben wir ja Glück dass die Gaspreise so gestiegen sind“ Doch statt dem vom Jenny erwartetem Lachen sagte Yvonne nur „Sorry, aber ich kann das noch nicht. Mich dem Ganzen stellen und so“ Sie ließ Jennys Hand los und schaute zu Boden. „Tut mir leid, ich hoffe du bist nicht böse?“ „Nein, bin ich nicht“ beruhigte Jenny Yvonne „Es tut mir leid, dass ich so voreilig war. Nur.. für mich ist es das normalste der Welt, aber ich weiß wie es dir geht, ich musste auch erst dazu stehen.“ Yvonne musste lächeln, Jenny war immer so verständnisvoll.
Es dauerte nicht lange, als die beiden ein Eiscafé fanden, dass ihnen zusagte. Sie setzten sich draußen an einen Tisch und studierten die Karte. Jenny rückte etwas näher zu Yvonne, aber nicht zu nahe, dass es ihr unangenehm war. Doch noch ehe sie bestellen konnten, bekamen die beiden sehr ungebetenen Besuch...