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Ophelia No. XX

von FrauG


„Hört alle her! Das was ich zu sagen hab lässt sich nicht kurz fassen, leere Phrasen füllen die Gedanken nicht mit Leben!“, schrie sie so laut wie sie konnte. Doch nichts kam als Antwort, leere Blicke vom Gewässer her. Nur das Rauschen der Bäume als Antwort. Ablehnung.
Das was sie zu sagen hatte, war nicht leicht zu verdauen, schwere Kost wie man sagte.
Doch es musste gesagt werden, nicht in ein paar Sätzen. Die Ereignisse waren zu raumgreifend als dass ihnen die Worthülsen, die die Sprache bereithielt passten, ohne zu drücken oder etwas einzuengen. Aber dennoch wollte sie es versuchen.
Sie räusperte sich, der Wind ging leiser, aber vielleicht war das nur ihre Phantasie, die ihr wie sooft einen Streich spielte. Sie blickte sich um und ihr wurde schmerzhaft bewusst wie allein sei wir. Noch einmal setzte sie an zu reden, doch ihre Stimme wurde leiser und leiser bis der schwache Klang schließlich dem Rauschen um sie herum erlag. Langsam, ohne Hast, schüttelte sie ihren Kopf und kehrte der Weite den Rücken zu.
Dann fasste sie allen Mut und machte sich auf den Weg.
Wie weit die Reise bis zum Horizont wohl war? Sie kannte die Antwort nicht, doch schon jetzt schien der Weg ihr beschwerlich. Aber ihre Zuversicht machte ihr Mut.
Schon nach wenigen Metern wurden ihre Schritte entschlossener und raumgreifender.
Sie hob ihren Blick und blinzelte, die Dunkelheit brannte in ihren Augen.
Aber da war ein Licht, es verschaffte ihr Erleichterung und sollte ihr von nun an treuer Begleiter und Wegweiser sein. Es tanzte im schwachen Mondlicht um sie herum, auf und ab, auf und ab. Zielstrebig und doch ziellos. Immer im Kreis.
Als sie eine Weile gegangen war, erreichte sie das Ufer.
Zunächst schien sie enttäuscht, alles schien verlassen. Nur das Schilf sang sein Lied vom ewigen Wind. Auch das Licht bemerkte ihre rastlose Suche am Ufer.
Wie die Augen voller Angst das suchten, was sie gehofft hatte zu finden.
Darum surrte es im raschen Fluge an ihr Vorbei auf das stille Gewässer zu.
Und tatsächlich, im Schutze des schweren Nebels fand es das Boot. In ihm voll Vorfreude sitzend eine schwarze Gestalt. Sie wirkte unheimlich, aber machte dem Licht keine Angst. Es hatte Suchenden schon oft den Weg gezeigt. Alle wollten das Boot finden, so war es ein vertrauter Anblick.
Als das Mädchen im Lichtkegel der kleinen Hoffnung die Umrisse des Bootes erkannte, zauberte die Entdeckung ihr ein stilles Lächeln ins Gesicht.
Das war es also, dass, wovon sie schon unzählige Nächte geträumt hatte.
Alleine , in ihrem Zimmer, in stiller Erwartung auf den richtigen Tag.
Sie hatte Angst ihn zu verpassen, wann mochte er nur kommen? Würde sie ihn erkennen?
Und woran? Ihr banges Warten erfüllte sich, der Tag kam und mit ihm das kleine Licht.
Es säuselte in ihr Ohr, als sie so dalag und Tränen ihrem Kopfkissen von dem Schmerz erzählten, der sie quälte.
Es erzählte ihren Traum, als hätte es ihn auch gespürt.
Es wartete auf sie und ließ ihr die Zeit die sie brauchte um sich vorzubereiten.
Eine bekannte Prozedur für das kleine Licht, viele kamen ohne zu zögern mit ihm, andere wanden sich und suchten eine Antwort. Doch die meisten folgten schließlich.
Da waren sie nun am Ufer, das kleine Licht und das Mädchen.
Und das Boot.
Ohne zu zögern durchschritt das Mädchen das Schilf und ging würdevoll, fast feierlich auf das Boot zu.
Das kleine Licht aber war zufrieden, klingelte ihr zum Abschied noch einmal sanft ins Ohr und verschwand in der Undurchdringlichkeit der Nacht.
Seine Aufgabe war erfüllt.

Als die Bewohner des nahen Dorfes am nächsten Morgen den kalten Körper des jungen Mädchens im Schilf treibend sahen, so friedlich und ein zufriedenes Lächeln auf dem kalten Gesicht tragend, schüttelten sie verächtlich und doch in ihrem Inneren ein wenig berührt den Kopf.



copyright © by FrauG. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Wirklich gut!!
die Geschichte hat mich sehr berührt!
auch wenn ich finde, dass du deinen wirklich genialen Stil aus der ersten Hälfte des Textes in der zweiten Hälfte arg vernachlässigt hast...
aber solltest du mal ein Buch rausbringen oder es schon getan haben, dann werde ich es kaufen
wuffel - 15.06.2006 20:52
sehr...
pierke - 05.06.2006 15:19
[i] blubb [/i]
Sasuke - 28.05.2006 12:22
boar
CJParker - 27.05.2006 16:10

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