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Perfekte Illusion

von BlueVelvet87


Es war ein Donnerstag Nachmittag im Spätsommer und die Uhr zeigte bereits kurz vor fünf. Doch in dem kleinen Städtchen der italienischen Peripherie war noch immer Hochbetrieb. So auch in dem kleinen, gemütlich gelegenen Eiscafé, an welchem ich bei meinem Spaziergang durch die Straßen jeden Tag vorbeikam.
Wieder sah ich sie an einem sich der davor befindenden Tische sitzen. In ihrem langem, roten Kleid, welches ihren schlanken Körper wundervoll zum Ausdruck brachte und dem dazu passenden, großen Hut, dessen weiter Saum ihr leicht ins Gesicht fiel, zog sie alle Blicke auf sich. Konzentriert schaute sie in die Karte und wippte dabei, die Beine übereinander verkreuzt, nachdenklich mit dem Fuß, an welchem flache, rote Schuhe prangten und dem ganzen Erscheinungsbild den letzten Schliff gaben.
Ihr langes, dunkles Haar, das unter dem Hut hervorfiel und sich weich an ihre Schultern schmiegte, glänzte in der Abendsonne. Schon lange beobachtete ich sie, konnte einfach nicht an ihr vorüber gehen, ohne dass auch mein Blick an ihr haften blieb. Etwas abseits gelegen setzte ich mich auf eine Bank und schaute immer wieder zu ihr hinüber.
Ich sah, wie der Kellner kam, ihre Bestellung aufnahm, kurze Zeit später mit einem Tablett wieder auftauchte und ein hohes, schmales Glas vor ihr abstellte. Gleich, nachdem er verschwunden war, schlürfte sie genüsslich an ihrem Eiscafé und lehnte sich entspannt zurück. Es schien, als ließ sie die ganze Umgebung, welche ihr italienisches Flair versprühte, auf sich wirken. Noch eine ganze Weile sah ich mir dieses perfekte Bild an. Leise summte sie die Melodie eines mir jedoch unbekannten Liedes, dessen Klänge der Wind sacht zu mir hinüber trug, vor sich hin. Immer mal wieder trank sie bedächtig ein paar Schlucke, ließ die Blicke umherwandern, zog sich den Hut noch ein Stückchen tiefer ins Gesicht und drehte verspielt einige Haarsträhnen um den Finger. Es schien, als konnte sie gar nicht stillsitzen.
Und wenn sie es doch einmal tat, dann sah ich sie etwas schreiben. Wenn sie so nachdenklich vor ihrem Block Papier saß und ihre Gedanken darauf verewigte, hatte sie die Stirn immer in tiefe Falten gelegt und es machte den Anschein, als würde sie dabei nichts aus der Ruhe bringen können.
Sie war wie der Wind.. Wie der Wind, der seine Nachricht bringt und dabei doch nichts zu sagen vermag. Einmal blickte sie mit ihren dunklen Augen kurz in meine Richtung, doch schien mich gar nicht zu bemerken. Punkt um sechs stand sie auf und verließ das Eiscafé. In langsamen Schritten, durch welche ihr das Kleid um die langen Beine rauschte, tänzelte sie mit der Leichtigkeit und dem Blick eines unbekümmerten Kindes, die Gasse in Richtung Stadt entlang und verschwand mit der schon tief stehenden Abendsonne, von der davon alles in ein warmes Licht gehüllt wurde, aus meinem Blickfeld.
Ein paar Minuten später stand auch ich auf und beschloss, den Abend mit einem schönen Glas Rotwein zu Hause auf der Terrasse ausklingen zu lassen. Der Blick von dort aus nach draußen gewährte mir eine Sicht auf die Felder und Weinberge Italiens und lud somit einfach zum träumen ein.
Mit etwas Musik im Hintergrund machte ich es mir auf meinem Liegestuhl gemütlich, nippte an meinem Wein und blickte abwechselnd zufrieden vom Sternenhimmel zurück in die idyllische Landschaft, welche sich in unendlichen Weiten vor mir erstreckte. Hin und wieder hörte man das Rauschen der dennoch sehr selten vorbeifahrenden Autos und irgendwo aus der Ferne ertönte das Bellen eines Hundes, was jedoch von der Nacht verschluckt wurde. Um diese Zeit merkte man nicht das Geringste von dem sonst so lebendigen Städtchen, welches bereits mit dem ersten Sonnenstrahl zum Leben erwachte. ,,Ja, wie gemalt..’’ dachte ich und gab mich meinen Gedanken hin.. So erwachte ich am nächsten Morgen erst, als die Uhr des Kirchturmes bereits acht schlug und das Morgenlicht durch meine Augenlider drang. Behaglich streckte ich mich und sog die klare und noch angenehm kühle Sommerluft durch meine Lungen. Da schlichen sich wieder die Gedanken, mit denen ich am Abend zuvor eingeschlafen war, in mein Gedächtnis. ,,Ja, wie gemalt..’’
,,Das ist es!’’, dachte ich und schnappte mir, ohne weiter zu überlegen meinen Zeichenblock, einen Kohlestift als auch ein Buch und machte mich so auf den Weg in die Stadt. Ich begann den Tag mit einem schönen Frühstück in einer Lounge, die nicht weit von dem Eiscafé lag, in welchem ich die schöne Unbekannte beobachtete.. Genüsslich biss ich in mein frisches Croissant, blätterte dabei in meinem Buch und lauschte dem beruhigend plätschernden Brunnen, ein paar Straßen weiter im Hof einer kleinen Gasse. Fast magisch zog es mich in die Richtung, aus der ich das Plätschern des Brunnens vernahm. Es war ein traumhaftes Gebilde aus weißem Stein, auf dessen oberstes Empore eine Löwenstatue trohnte. Kurz ließ ich mich auf dem breiten Steinrand nieder und verharrte einen Moment, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit machte. Die Gedanken an das für Nachmittag geplante ließen die Stunden im Fluge vergehen und im Nu schlich mir der Feierabend entgegen. Schnellen Schrittes lief ich zu der Bank, von welcher ich gestern wieder die schöne Unbekannte beobachtet hatte und ließ mich von der Kulisse und den Klängen der Umgebung tragen. Vogelgezwitscher, das Geklapper von den Schuhen der vorbeieilenden Passanten und das Gemurmel der sich in meiner Umgebung befinden Menschen und ringsum kleinen, in sandfarben gestrichene Häuser mit von weißen Brüstungen umrahmten Balkons, machten diesen Ort zu dem, was er war: Etwas Einzigartigem.
Dann sah ich sie. Heute trug sie ein weniger auffälliges, weißes Kleid mit einem schwarzem Hut und einer gleichfarbigen Seidenstola, welche sie sich lässig um die Arme geworfen hatte. Ihr Haar hatte sie diesmal mit einer raffinierten Hochsteckfrisur unter dem großen Hut versteckt. Ab und zu fielen ihr einige Haarsträhnen ins Gesicht, die sie mit ihrer kleinen Hand schnell beiseite fegte. ,,Wie ein Engel..’’ dachte ich.. Kaum saß sie da, begann ich auch schon, in vollster Konzentration, drauf los zu zeichnen. Trotz der ersten Umrisse ihrer Shilouette blitze mein Blatt noch immer schlohweiß vor mir auf. Doch das sollte sich bald ändern. Mit zögerlichem Blick wanderten meine Augen immer mal wieder zu ihr hinüber und zurück zum Papier. Anderthalb Stunden später schaute ich mit einem leichten Seufzen zufrieden auf mein Werk und murmelte dabei die Worte ,,Ja, perfekt..’’
Als ich an den Platz schaute, an welchem sie bis vor kurzem noch gesessen hatte, musste ich feststellen, dass dieser leer war. Suchend schaute ich mich um und genau in diesem Moment ertönte eine sanfte Stimme hinter mir: ,,Nein, das bin ich nicht.’’ entgegnete sie mir und lächelte mich an. Immer wenn sie lächelte entstanden dabei viele kleine Grübchen um ihren Mund herum. Wie gern hätte ich ihr doch einmal gesagt, wie bezaubernd ich ihr Lächeln fand, doch ich schaute ihr nur stumm in die dunklen Augen. Fast unmerklich schob sie mir einen kleinen Brief zu. Mit einer Leichtigkeit, welche mich in ihren Bann gezogen hatte und einem Ausdruck auf ihrem zarten Gesicht, der mehr als nur diese paar Worte sagte, schwebte sie davon. Etwas verwirrt faltete ich den Brief auseinander. ,,Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen..’’, las ich in schwungvoll geschriebener Schrift. Nur dieser eine Satz war auf dem Blatt enthalten.

Noch einmal sah ich die letzten Tage, die mit ihr doch so perfekt erschienen, durch meinen Kopf schwirren. Erst jetzt wusste ich ihre Worte zu deuten und merkte, was eigentlich falsch war an diesem Bild: Perfektionismus herrscht nur in unseren Gedanken. Die darauf folgenden Tage, an denen ich zu diesem Ort zurückkehrte, in der Hoffnung, auch nur einen winzigen Blick von ihr erhaschen zu können, sah ich sie jedoch nie wieder. Der ganze Platz, dem sie bisher so viel an Leben eingehaucht hatte, wirkte irgendwie leer ohne sie. Doch gegen das Gefühl, sie wohl nie wieder zu sehen, wehrte ich mich nicht sondern ließ es zu. Denn eines wusste ich:
Engel kann man einfach nicht aufhalten..



copyright © by BlueVelvet87. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


*seuftz*
Sehr schön und romantisch und trotz allem nicht kitschig oder so min. 5-*****
Buffy674 - 06.04.2006 18:51
schön
Leisha84 - 22.03.2006 11:06
Frau
Animula - 13.03.2006 20:24

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