Philosophie der Liebe

von schikedim


Ich frage mich, warum. Warum mein Herz kalt, unerfüllt und ohne Wärme ist, wo ich doch mit allen erdenklichen materiellen Dingen gesegnet bin und wo ich doch, weiß Gott, alles habe was sich ein Mädchen meines Alters auch nur wünschen kann. Die Antwort ist schlicht und doch maßgebend für das Glücklichsein. Ich wünsche mir eine erwiderte Liebe, eine, wie ich sie leider noch nie erleben durfte. Eine Romanze, die mir die Sinne raubt, die meinen Kopf verdreht und mein Herz schneller schlagen lässt, etwas, das meine innere Leere füllen kann und das Gefühl einer grenzenlosen Liebe durch jeden einzelne meiner Venen pumpt. Ich brauche einen Menschen, der in mir das Feuer entfacht, welches mein bisheriges Leben nur schwach glühend, am Leben gehalten nur durch seltene, aber doch vorhandene Momente, nein, Illusionen, Ansätze dessen, wonach ich suche, bei denen die kurz auflodernde Flamme jedes mal im Keim erstickt wurde. Ein einziges Mal nur kam ich in Versuchung, mein Herz jemandem zu schenken, meine Seele in fremde Hände zu geben, nur in der Hoffnung, mein Selbst in die richtige Verwahrung gegeben zu haben. Dem war nicht so. Mein Geist wurde getreten, oft, lang und mit der Gewichtung gleich einer Elefantenherde. Diese Unsicherheit so viele Tage, so viele Jahre mit sich herumtragen zu müssen ist eine qualvolle Tortour, die ich beileibe keinem Menschen wünschen würde. Unfähig eine Unternehmung vorzunehmen, mein Inneres vor den groben Händen der Liebe zu schützen, mußte ich mit ansehen, wie meine Fähigkeit, unabhängig zu sein, mit jedem Jahr, jedem Tag, jeder Minute, die ich mit ihr verbrachte zunichte gemacht wurde. Abhängig von einer Frau zu sein, die mich mit einem einzigen Wort, ja sogar mit einer einzigen Geste in Euphorie versetzen kann, die Wochen andauern kann, bis sie im nächsten Augenblick, ebenso verdammt einfach, meinem Herzen einen Hieb verstezen kann, bei dem mir die Luft wegbleibt, wenn sich eine kalte Hand um meine Eingeweide legt, die fähig ist, Stück für Stück, meine Seele, meine Liebe, zu zerschmettern. Bis nichts mehr übrig ist. Bis in meinem Inneren eben diese Leere und Gefühllosigkeit herrscht, wie es nun schon seit zu langer Zeit bei mir der Fall ist.