von unsatisfied
HINWEIS:Man muss erst den Abschied von Ralf lesen, (Gegenwart, bevor man hier weiter liest)
Es war Juli 2001 als ich sie das erste mal sah, diese wunderschönen blauen Augen mit ihrem langen henna geröteten Haar, zusammengebunden und in einem Cappy versteckt. Sie kam rein wie ein Wirbelsturm und sagte da bin ich frisch aus Berlin und in einem hoch deutsch da hätte sich so manch einer umschauen können. Ich muss zugeben damals hatte ich mich mit dem Thema Homosexualität noch nicht wirklich auseinander gesetzt, klar man hat mal was mit der besten Freundin in der Pubertät wer hatte das nicht, aber hätte mir einer sagen können im Voraus ich bleibe mal vier Jahre mit einer Frau zusammen dem hätte ich den Vogel gezeigt, ganz schlicht!
Egal sie war da und ich war von der ersten Minute hin und weg von ihr, doch diese Gefühle zum Ausdruck zu bringen konnte ich nicht, wie auch wusste doch gar nicht was mit mir los war bzw. Die Monate verstrichen und ich sah sie fast täglich doch meine Gefühle waren gebremst, nahezu gehemmt, bis zum 7 Dez 2001 an dem Tag kam sie mit dem selben Zug nach einem stressigen Arbeitstag eingefahren wie auch ich, nur das ich zuvor auf dem Geburtstag meiner Mama in meiner Heimatstadt war und sie auf Schalke mit Arbeitskollegen Promotion und Interviews durchführte. Ich entdeckte sie dann kurz vor dem Zielbahnhof im Großraumwagen und sie fragte mich nach einer Zigarette. Ich weiß nicht, ob es der Klang ihrer Stimme war oder ihr atemberaubender Augenaufschlag den ich wie heute noch vor mir sehe, ich weiß aber genau das ich mich an diesem Tag in sie verliebt habe und alles dafür getan hätte wenn das von ihrer Seite auch so gewesen wäre. Es war aber nicht so, wie gesagt sie war einfach nur nett und damals noch in einer Beziehung, ich wollte sie zwar vier tage später zum meinem 24 Geburtstag einladen aber sie hatte keine Zeit.
Und erneut verstrich die Zeit und es begann ein neues Jahr, das Jahr 2002 und der Januar bzw. Februar zog ein und meine Gefühle intensivierten sich und so kam es das ich eines abends mit meinem besten Freund in der Kneipe saß und er mich alkoholisiert fragte wenn ich einen Wunsch frei hätte, was ich mir dann wünschen würde. Für mich war klar, ich wollte Ralf kennen lernen und noch viel mehr und er sagte Hey warte ich hab ihre Nummer, wir rufen sie an und fragen ob sie noch vorbei kommen will, und ich war von der Idee begeistert, bis ich sah, das es schon zwei Uhr nachts war und ich ein wenig Bammel davor hatte, wie sie überhaupt auf mich reagieren würde. Doch die Angst zerschlug sich schnell, denn sie ging nicht ans Telefon und ich war erleichtert. In der Nacht habe ich sehr unruhig geschlafen, war sie ständig in meinen Gedanken und meinen Träumen.
Am folgenden Nachmittag rief mich erneut mein bester Freund an um mir zu berichten das Ralf sich bei ihm gemeldet hatte und wissen wollen würde, was denn der Anlass gewesen wäre warum er so spät bei ihr angerufen hätte. Was hätte er in diesem Moment antworten sollen, wahrscheinlich alles aber nicht die Antwort die er gab, denn er lieferte mich förmlich ans Messer und sagte Jenny wollte das du gestern Abend noch zu uns stößt um mit uns den Abend zu verbringen. Sie wusste gar nichts damit anzufangen, doch er sagte nur ob er mir ihre Nummer geben dürfte und sie sagte Ja. Ich meine, was sie nicht wusste, war das ich sie schon damals hatte, nicht ohne Grund war mein bester Freund der Vorgesetzte von Ralf und mir,und somit war es nicht schwer an ihre Nummer zu kommen.
Ich tiegerte zu hause auf und ab ging auf dem Laminatboden, man hätte mich unten hören müssen, hatte ich doch einen ziemlich festen Schritt, wenn ich am denken war , immer am überlegen wie ich jetzt Kontakt mit ihr aufnehmen könnte. Ich entschied mich dafür sie anzurufen, denn ich dachte soweit kannte ich sie schon, sie wäre in der Schule und ich könnte ihr auf AB sprechen aber dem war nicht so, sie war zu Hause, sie schwänzte die Schule und sie ging ans Telefon was sie eigentlich nicht vorhatte denn schließlich sollte niemand wissen das sie war. In dem Moment als sie ran ging und ich ein warmes Ja Hallo hörte, war es endgültig um mich geschehen, die Stimme gepaart mit diesen Augen, immer wieder diese Augen die mich halb wahnsinnig machten, die Frau hat mich fasziniert, ihr Wesen, ihr ganzes Dasein war für mich ein wunderschöner Traum. Ich fühlte mich so unsicher als ich mit ihr telefonierte und wusste gar nicht wie oder was ich sagen sollte. Wir verabredeten uns dann auf der Arbeit und ich hatte Angst denn ich wusste ja nicht mit wem ich es zu tun hatte, geschweige denn was sie über mich denken oder für mich empfinden würde. Nach unserem Gespräch hüpfte ich vor Freunde zu hause rum und strapazierte die Nerven meiner Nachbarn und die Dämmung meines Laminatbodens. Natürlich griff ich abermals zum Telefon um meinen besten Freund anzurufen und um ihm mitzuteilen das ich der glücklichste Mensch bin, weil sie Ralf, mit mir gesprochen hatte. Das letzte mal das ich so einen Adrenalinausstoß hatte war vor zwei Tagen als sie unsere Beziehung beendete nach fast fünf Jahren, aber dazu dann wieder später.
Meine Gefühle waren im überschaum und ich konnte es kaum erwarten arbeiten zu gehen, um sie endlich wieder zu sehen. Die Zeit rückte vor und wo ich sonst die letzte war, die pünktlich zur Arbeit kam, war ich jetzt eine halbe Stunde früher da, in der Hoffnung das sie auch da wäre. Doch ich täuschte mich, denn sie kam sogar zu spät, aber als sich die Pausenraumtür öffnete und ich den Ansatz ihrer Haare sah und ihre Stimme von draußen schon erklang begann mein Herz vor Aufregung zu springen und als sie letztendlich den Raum betrat ergriff ich die Flucht, denn ich konnte ihre Anwesenheit nicht ertragen, weil ich nicht wusste wie sehr ich auffallen würde mit meinem Gefühlen ihr gegenüber. Sie hätte bestimmt sofort erkannt das ich Butter in ihren Händen gewesen wäre, ihr hoffnungslos ausgeliefert und das durfte ich nicht zulassen.
Die Stunde verging und meine Nikotinsucht trieb mich wieder in den Pausenraum und ich glaube, auf diese Chance hat sie gewartet, denn sie folgte zwei Minuten später, ich hatte meine Zigarette gerade angemacht und konnte somit auch nicht ausweichen. Ich erinnerte mich das ich Monate zuvor mit ihr eine Unterhaltung hatte wo ich einen Elektriker gesucht hatte, sie mir einen empfohlen hatte, der bis heute nicht da war, und merkte wie ein Lächeln über mein Gesicht huschte. Noch in mir versunken hörte ich nur ein Jenny, Jennnnny, es war Ralf die mir eine Frage stellen wollte, ob ich nicht Lust hätte, heute Abend was mit ihr trinken zu gehen, aber ich verließ schlagartig den Raum, ohne ihr eine Antwort zu geben, weil ich Angst hatte sie hätte meinen Tagtraum sehen können und sich darüber lächerlich machen können.
Der Abend rückte näher und es war klar, das ich einer Antwort nicht mehr ausweichen konnte, also zog ich wie immer Dennis(er ist mein bester Freund und mein Vorgesetzter) zu rate und er sagte mir wenn du dir diese Chance entgehen lässt, kann ich dir auch nicht mehr helfen, also ließ ich mich auf das Wagnis ein und ging mit ihr nach Feierabend in ein Lokal, sehr nah an der Arbeitsstelle gelegen. Was dort geschah, werde ich nie vergessen, mit ihren funkeln blauen Augen lächelte sie mich an und fing an mit mir zu flirten, es tat so gut von so einer wunderschönen Frau angeflirtet zu werden und mir war klar wenn ich darauf eingehen würde, gäbe es kein Zurück mehr, mein heterosexuelles Leben hätte Schlagseite bekommen und ich würde mich auf ein neues Abenteuer einlassen. Ich war im Kampf mit mir selbst mit meinen Emotionen und mit meiner Rationalität, doch mein Herz es siegte zum ersten mal und so entschied ich mich, mich auf Ralf einzulassen.
An diesem Abend war klar das Gefühle zwischen uns waren und die Intensität messerscharf war, aber wir uns noch nicht ausleben durften, weil sie in einer Beziehung war. Dabei hätte ich sie am liebsten an diesem Abend ganz nah bei mir gehabt, aber das ging nicht. Sie fuhr mich nach hause, wo wir beide feststellten das ihre Freundin zum damaligen Zeitpunkt, genau gegenüber von mir wohnte, das heißt Manuela konnte aus ihrem Zimmerfenster genau in mein Küchenfenster schauen. Das war ein witziger Zufall, aber wer konnte denn da ahnen das sich alles mal so entwickeln würde.
Wir hatten noch einige schöne Abende miteinander ohne das was passiert ist, rein platonisch, denn wir konnten uns einfach super unterhalten, sie hat mir viel von sich und ihrer Familie erzählt und was alles so im argen lag und ich versuchte ihr zu helfen, soweit ich es konnte. Diese Situation, die Unterhaltung, das gute Verstehen ich sehe starke Parallelen zwischen mir und Luna, zumal wir an diesem Abend auch anfingen uns SMS zu schreiben und nicht gerade wenig, ihr Vorteil war damals, sie hatte nur eine Prepaid Karte, aber das war nicht wirklich hinderlich. Zwischendurch feierte sie ihren 22 Geburtstag in ihrer Heimatstadt mit ihrer Freundin und wir schrieben uns trotzdem heiße SMS während sie im Bett neben Manuela lag. Wie gesagt ich sehe starke Parallelen, denn ich denke mal sie wird Manu nichts anderes gesagt haben, als mir damals, es ist nur platonisch und das ist nichts, aber Ralf und ich wussten da war was!
Na ja, wie gesagt es hat einige Zeit gedauert bis ich meine Gefühle wohl wirklich nicht mehr steuern konnte und ich ihre Gegenwart in mir aufsaugen wollte, so dass ich sogar den Vorschlag machte mit ihr und Manuela tanzen zu gehen. Sie stimmte zu, obwohl sie an diesem Abend eher unpässlich war, doch auch sie wollte wahrscheinlich mit mir zusammen sein. Mit ihr und Manuela, die ich an jenem Abend zum ersten mal sah und sehr geschockt war, weil sie das völlige Gegenteil von mir war, begleitete auch noch eine Freundin von ihr die beiden, die mich an jenem Abend wie eingangs beschrieben von Ralf gewarnt hatte, doch ich war so verliebt das ich das nicht beachtete.
Manuela war klein, zierlich, und schmal gebaut obwohl sie Sous Chefin in einer der bekanntesten Hotels hier vor Ort war, im Vergleich zu mir denn ich bin das Dreifache von ihr gewesen und bei weiten nicht so erfolgreich, wie also hätte ich mich jemals an der Seite von Ralf wohl fühlen sollen mit solchen Schatten vor mir. Das Risiko war unerschwinglich aber ich musste es versuchen.
Mit mir zusammen waren ebenfalls zwei Freunde mit, Dennis und Martin, meine zwei liebsten die für mich beurteilen sollten wie Ralf wirklich zu mir stand, Dennis kannte sie schon, aber Martin sah sie zum ersten Mal und ich war gespannt was er von ihr halten würde. Die Meinung war positiv und ich war glücklich bis zu dem Zeitpunkt als ich sah wie Manuela Ralf küsste und es mir fast das Herz hinaus riss, weil ich so gerne an ihrer Stelle gewesen wäre, Ralf schaute mich aber während dieses Kusses an und ich dachte alles um mich bricht weg, sie schaute mich an während sie ihre Freundin küsste, jedem in diesem Raum musste klar gewesen sein was das bedeutete, doch ich hatte das Gefühl nur wir beide sind anwesend, die laute Musik, die schwitzenden und kreischenden Leute, alles um uns herum war nicht mehr da, nur wir beide auf uns zu bewegend und umso näher wir uns kamen, desto lauter wurde wieder die Musik, die Leute kamen zurück und Ralf hing immer noch an den Lippen von Manuela.
Doch da war dieser Moment, unser Moment den keiner außer uns mitbekam und den ich im Herzen tragen würde bis wir uns richtig küssen würden.
Der Abend verging und Ralf bekam Bauchschmerzen, was bedeutete, sie wollte gehen, mit ihr im Schlepptau ihre Freundin Manuela und weil ich Dennis und Martin in guter Gesellschaft sah, nahm auch ich meine Sachen und verschwand aus der Location. Insgeheim war klar das ich Ralf und Manuela zu Manu nach Hause brachte, was bei mir wirklich um die Ecke war, aber ich noch die gemeinsamen Minuten mit ihr erhaschen konnte. In der Nacht noch, schrieb ich ihr einen Brief den ich am nächsten Tag ihr nach Hause bringen wollte. Als ich die Briefkästen von dem Haus sah , wollte ich den Brief lieber unter ihrer Wohnungstür durch schieben, also klingelte ich im ganzen Haus um rein zu kommen, unter anderem auch an ihrer Klingel, als ich die Wohnungstür dann fand und den Brief gerade durch schieben wollte, sah ich das ihre Tür einen Spalt offen war. Anscheinend schwänzte sie wieder die Schule, und erwartete jemanden, wen weiß ich bis heute nicht, aber es muss so gewesen sein denn sonst hätte sie nicht noch im Bett gelegen als ich die Wohnung betrat.
Als sie erkannte, das ich es war ,schnellte sie auf und war peinlichst berührt. Sie fragte wie sie zu der Ehre meines Besuches käme und ich sagte das ich sie mal besuchen wollen würde und wir das doch auch am Abend vorher so abgesprochen hätten, vermutlich hat sie nicht damit gerechnet das ich ihr Angebot so schnell annehmen würde, aber so war es nun mal und da war ich. Den ganzen Tag beschäftigten wir uns mit Nebensächlichkeiten, wir hörten Musik, schauten Fernsehen, gingen ins Internet und alberten miteinander herum. Das witzige war immer, wenn einer von uns beiden im Bett lag wollte die andere das sie auch kommt aber dem war nicht so, bis ich mich dann irgendwann mal schüchtern dazu legte und mein Herzschlag so laut war, das jeder ihn hätte hören müssen.
Meine Hände fingen an zu schwitzen, mein Atem wurde unruhig und mir wurde flau im Magen, ich hatte echt Angst und Panik mich zu blamieren und bloß zustellen, zumal ich auch noch völlig erkältet war. Das tat der Sache aber keinen Abbruch denn Ralf führte mich so sinnlich und zärtlich an sich heran das mir nicht viel Wahl blieb als sie zu küssen. Ich glaube die Spannung zwischen zwischen zwei Menschen hätte nicht stärker sein können und die Intensität die zu diesem Kuss führte war auf dem Höhepunkt, doch ich wurde sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, weil ich merkte das meine Erkältung mir doch mehr zu schaffen machte als ich dachte und dem entsprechend waren auch die Auswirkungen auf den Kuss. Ich merkte das dieser Kuss nicht mehr schön werden würde und brach ab, weil ich den ersten nicht völlig versauen wollte und den Eindruck von mir natürlich auch nicht. Als meine Lippen sich von ihren wegbewegten sah ich das sie keinen zufriedenen Gesichtsausdruck hatte und meine Panik war noch größer als vor dem Kuss, weil ich nicht wusste was sie dachte und ob jetzt alles vorbei war, bevor es angefangen hatte......
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unsatisfied. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.