von Sebahaya
Es waren die Augen. Immer die Augen und sie schauten sie an, während sie versuchte möglichst tief in sie hinein zu sehen. Sie schienen alles zu sagen und doch nichts zu verraten. Ein ewiges Geheimnis. Unergründlich und doch so offen, direkt und durchdringend, als wenn sie alles wüssten und bereits alles gesehen hätten. Tausend Jahre alt für einen Augenblick, um dann im nächsten Moment, wie bei einem Kind vor dem Christbaum hellerleuchtet, glücklich, begeistert und lebenfroh zu erstrahlen. Sie kannte diese Augen ganz genau und wusste alles über sie. Sie kannte jeden möglichen und erdenklichen Blick, auch wenn manche der Blicke niemals ihr galten und sie trafen. Sie wusste, dass diese Augen mit einem Blick töten konnten und hatte es oft erlebt. Andererseits waren sie ebenso in der Lage das Sterben selbst zu zeigen. Sie konnten Trauer, Verzweiflung, Wut, Angst, Schmerz usw. in einem Ausmaß zum Ausdruck bringen, dass niemand diesen Blick ertrug. Sie vermochten einfach jedes Gefühl einzeln oder meherere zusammen gebündelt auszudrücken. Sowohl all die negativen, schlechten, kalten, harten und dunklen Seiten, als auch die hellen, warmen, positiven und guten durch die Liebe hervorgerufenen. Ja, diese Augen hatten alles gesehen. Nichts war für sie neu und nichts war ihnen mehr fremd. Doch jedes Mal, wenn sie in diese Augen sah, konnte sie darin etwas Neues entdecken. Etwas, was zuvor nicht dagewesen war oder was sie zumindest vorher nicht dort sehen konnte. Das war einfach unglaublich und machte es für sie so spannend, interessant und wichtig immer wieder in diese Augen zu sehen. Ganz gleich, was andere über diese Augen auch sagten oder dachten, denn niemand war in der Lagen, wie sie aus diesen Augen heraus in sie hinein zu sehen. Das konnte nur sie, denn es waren ihre Augen in die sie im Spiegel sah.
copyright © by
Sebahaya. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.