von cappuccino007
Roof Stories - Story 10
Jemand Besonderes
Someone special
In der Ferne hupte ein Auto, die bunten Lichter der Bars beschienen den Gehweg und in Alfredo’s Ristorante strömten weitere Gäste. Alles schien an diesem Abend im Szeneviertel so wirklich wie immer. Alles. Nur nicht die Situation, in die Vanny gerade geraten war. Ihre Freundin stand mit tränenüberströmtem Gesicht neben ihr, während der blonde Lockenschopf, der auf den Namen Klara hörte, herausfordernd zwischen ihnen beiden hin und her schaute. In ihrem Kopf ging Vanny einige Gedankengänge durch. Hätten sie und Chrissi Alfredos Lokal nur ein paar Minuten früher oder später verlassen, oder wären sie einen anderen Weg gegangen, oder hätten sie sich überhaupt keine Pizza geholt, dann wären sie Klara nicht begegnet. Dann wären sie diesem Szenario ausgewichen. Doch nun konnten sie nicht mehr aus. Nun standen sie zu dritt hier und Vanny wünschte verzweifelt, sie wären nicht in diese Sackgasse geraten.
„Also Chrissi, kannst du mir mal erklären, was genau hier los ist?“, fragte Klara streng, „Was behauptet dieses Mannsweib, dass sie deine Freundin ist? Hast du eine Affäre mit ihr?“
„Hey pass mal auf du Wicht, wenn dann hat sie eine Affäre mit dir!“, fuhr Vanny hoch und trat mit geballten Fäusten einen Schritt auf die Blondine zu. Chrissi schritt sofort dazwischen und versuchte die beiden Kontrahentinnen auseinander zu halten, „Leute, bleibt ruhig! Ich sage euch ja was los ist!“
Die beiden erhitzten Gemüter beruhigten sich und Klara verschränkte die Arme, „Dann bin ich ja mal gespannt!“
So bleich im Gesicht hatte Vanny ihre Freundin noch nie gesehen. Nicht einmal an Halloween. Der Rotschopf zitterte am ganzen Körper und tat sich sichtlich schwer damit, die richtigen Worte zu finden. Dann wandte sich Chrissi an das Mädchen mit den blonden Locken, „Klara, ich liebe dich!“
„Was?!“, brach es sofort aus Vanny heraus und ihr fiel ungläubig die Kinnlade herunter. Augenblicklich wirbelte Chrissi umher und nahm die Butch an den Händen, „Dich liebe ich auch Vanny!“
„Willst du mich verarschen?“, ertönte Klaras wutgeladene Stimme hinter Chrissis Rücken. Diese fasste sich an die Stirn und konnte die Tränen nicht mehr zurück halten, „Ich weiß, das ist kompliziert. Man, es tut mir so leid! Ich liebe euch beide! Und ich… man, ich wollte mich nicht entscheiden müssen, weil ich keine von euch verlieren wollte!“
Klara und Vanny blickten sich beide hasserfüllt an und wandten sich dann gleichzeitig an Chrissi. „Soll das bedeuten…“, begann Klara, „dass du zwei Beziehungen gleichzeitig geführt hast?“
Chrissi gab einen seltsamen von Tränen erstickten Laut von sich, „Ja!“
„Das ist ein Scherz oder?“, fragte Vanny und schüttelte den Kopf, „Mit wem bist du schon länger zusammen mit der oder mir?“
Der Rotschopf schluckte schwer, „Ich habe Klara vielleicht zwei Wochen vor dir kennengelernt. Es hat sich also wirklich beides etwa zeitgleich entwickelt.“
Klara verschränkte die Arme und wandte sich nach rechts, „Ich glaube ich kotz gleich! Was bist du für eine verlogene Schlange? Was bist du für ein elendiges Miststück! Weißt du eigentlich was du uns damit antust? Was du mir antust?“
„Es tut mir leid Klara!“, flehte Chrissi, die aufgrund der Tränen in ihren Augen schon gar nichts mehr erkennen konnte. Klara wandte sich angewidert an Vanny, „Wenn du sie haben willst, kannst du sie haben. Sowas brauche ich nicht.“
Mit Hundeblick wandte Chrissi sich an die Butch und streckte die Hand nach ihr aus, die sie immer noch wie vom Donner gerührt anstarrte, „Vanny…“
„Nein, lass mich!“, fauchte diese und schlug ihr die Hand weg, „Ich habe mich kopfüber in dich verliebt. Ich dachte echt du bist die Eine. Aber das bist du nicht, wenn dir selbst eine nicht reicht. Du wolltest keine von uns verlieren, aber so wie es aussieht hat dein mieses Vorhaben wohl genau das zur Folge, ich will mit so jemanden wie dir nämlich auch nicht zusammen sein.“
Chrissi erfasste ein erneuter Schwall Tränen und fix und fertig ging sie auf dem Gehweg in die Knie. Klara und Vanny hingegen gingen in zwei unterschiedliche Richtungen von dannen.
Erst nach einigen Metern fiel Vanny auf, dass sie im Prinzip keine Ahnung hatte, wo sie eigentlich hinging. Aber das war ihr egal. Sie wollte einfach nur weg. Weg von dieser Straßenecke, weg aus dem Viertel, weg von Chrissi. Ihr Herz pochte in ihren Schläfen und ihr Mageninhalt hob und senkte sich, wie die Besucher des Freefall-Towers im Vergnügungspark. Auf ihrer Stirn hätte man wohl ein Spiegelei braten können und ihre Hände zitterten wie Espenlaub. Unter Strom marschierte sie voran und als ihr ein entgegen kommender Mann ein wenig erschrocken über ihre grimmige Miene nachguckte, sah sie das genau aus dem Augenwinkel. Als sie an eine kleine Seitengasse zwischen zwei bereits geschlossenen Gemüseladen vorbei kam, schlüpfte sie dort hinein und zückte zitternd und mit Tränen in den Augen ihr Handy. Sie ließ anklingeln und nur wenig später meldete sich Charly mit einem verwunderten „Vanny? Hey! Warum rufst du mich so spät noch an?“
„Es ist etwas passiert. Und mir geht’s nicht gut“, antwortete Vanny mit brüchiger Stimme. Sie hasste es zu weinen. Und wenn sie etwas mehr hasste als zu weinen, dann war es vor anderen zu weinen. Aus diesem Grund versuchte sie so stark wie sonst zu klingen, doch Charly merkte sofort, dass etwas nicht stimmte, „Vanny? Weinst du?“
„Ist doch egal“, entgegnete diese und wischte sich mit der linken Hand über die Augen, „Hast du vielleicht noch Zeit?“
„Ja, ja klar! Wo bist du denn?“, fragte Charly, die ziemlich perplex schien. „Noch im Viertel, aber ich wäre so in zwanzig Minuten bei dir, geht das klar?“
„Natürlich. Klingel dann einfach, ich mach dir auf!“
„Gut, danke. Bis gleich!“, verabschiedete sich die Butch und beendete das Gespräch. Als sie das Handy vom Ohr nahm und auf dessen Bildschirm schaute, sah sie dort ein Foto von sich und Chrissi, welches sie auf dem Halloweenspecial von Giselle gemacht hatten. Mit zusammengepressten Lippen ersetzte sie dieses sofort durch das erstbeste Bild, das sie in ihrer Fotogalerie finden konnte, einem heißen Boxenluder, über das sie irgendwann mal während einer Bildersuche auf Google gestolpert war.
Als sich Hanna am Dienstagnachmittag auf in die Schulzerstraße begab, war das für sie der zweite schwere Gang innerhalb einer Woche. Der erste war derjenige gewesen, der zu ihren Eltern in die Küche und somit zu ihrem Outing bei ihnen führte. Nun wollte sie Miri einen Besuch abstatten und sich in aller Ruhe mit ihr aussprechen. Die beiden Mädchen hatten sich vormittags im Geschichtskurs gesehen, da hatte Hanna gleich die Chance ergriffen und gefragt, ob Miri am Nachmittag vielleicht Zeit für sie hätte. Das Mädchen mit dem blonden Haar war ein wenig verwundert über Hannas Anfrage auf einen Besuch, doch zu deren großer Erleichterung, gestattete sie diesen.
Nun stand Hanna mit ihrem kleinen Lederrucksack vor dem Reihenhaus der Familie Klein und drückte auf den Knopf neben dem Klingelschild. So oft war Hanna in Miris Wohnung ein und aus gegangen, doch als sie nun auf die geöffnete Tür zu trat, in der ihre beste Freundin bereits auf sie wartete, wurde ihr ein wenig mulmig im Magen.
"Hi! Komm rein!", sagte Miri monoton und Hanna zog sich ihre schwarzen Boots aus und räumte sie artig in das kleine Schuhregal, das die Kleins neben der Tür aufgestellt hatten. Mit ein paar Metern Abstand folgte Hanna Miri in ihr Zimmer, wobei sie auch am Wohnzimmer vorbei kamen, in welchem Frau Klein gerade am Bügeln war.
"Hallo!", rief Hanna freudig als sie den Türrahmen passierte und hob zur Begrüßung kurz die Hand. Überrascht blickte die etwas rundlichere Dame auf, "Hallo Hanna! Schon lange nicht mehr gesehen!"
"Das ist wohl wahr!", sagte diese verlegen während sie schon weiter auf dem Weg in Miris Zimmer war.
Dieses war etwas kleiner als das von Hanna, bot aber trotzdem genug Platz für alles was die Blondine so zum Leben brauchte. Miris Schreibtisch befand sich genau vor dem Fenster und an eben dem ließ sie sich nun lässig in ihrem schwarzen Bürostuhl nieder und drehte sich darin zu Hanna um. Diese legte ihren Rucksack auf Miris Bett und ließ ihren Blick über das Fensterbrett streifen, "Hey, du hast neue Orchideen!"
Gelangweilt warf auch Miri einen Blick über die Schulter zu dem Gewächs in der türkisenen Vase und sagte lässig, "Naja, wirklich neu sind die nicht. Die habe ich schon seit zwei Wochen. Daher sind sie nur für dich neu."
Diese so kühle Klarstellung der Tatsachen wischte Hanna das Lächeln augenblicklich aus dem Gesicht. Sie hatte gehofft mit dieser Bemerkung einen lockeren Anfang für das bevorstehende Gespräch zu schaffen, doch der Plan war wohl nicht ganz so aufgegangen wie erhofft. „Genau darüber wollte ich mit dir reden“, sagte Hanna mit ernster Stimme.
„Über was genau? Meine Orchideen?“, fragte Miri sarkastisch. Hanna lachte kurz auf, wurde dann aber sofort wieder ernst, „Nein du Dussel. Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich habe dich die letzten Wochen echt total links liegen lassen.“
„Ja, das hast du“, zischte Miri nur streng, die mittlerweile die Arme verschränkt hatte und mit einer etwas arrogant erhobenen Nase Hannas Entschuldigung lauschte. Diese fuhr fort, „Das Schlimme ist, dass ich erst jetzt wirklich begriffen habe, was für eine schlechte Freundin ich war.“
„Schön, dass du das endlich einsiehst!“, bestätigte Miri Hanna zynisch. Hanna seufzte, „Ja ist ja gut. Du hast jegliches Recht sauer auf mich zu sein. Das kann ich total nachvollziehen. Du bist meine beste Freundin und so wie ich dich die letzten Wochen behandelt habe, behandelt meine seine beste Freundin nicht. Mir tut es so leid, dass ich nur noch das LLoft im Kopf hatte. Ich werde mich ändern.“
Der strenge Blick der Blondine verweilte auf Hanna, die sich vor kam, wie ein Angeklagter, der auf die Urteilsverkündung des Richters wartete. Miri fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, „Weißt du Hanna, du hast letzten schon gesagt, dass du dir wieder mehr Zeit nehmen willst und das hat nicht geklappt. Etwas zu behaupten ist einfach, aber es sind die Taten, die zählen.“
„Ich weiß“, gab Hanna zurück, „Und diesmal werden auf meine Worte auch Taten folgen. Als Beweis biete ich dir an, wenn du Lust und Zeit hast, diesen Donnerstag den Mädchenabend nachzuholen, den wir vor kurzem geplant hatten.“
Miri drehte sich mit gerümpfter Nase zu ihrem Kalender und prüfte ihre eingetragenen Termine. „Diesen Donnerstag hätte ich sogar Zeit. Aber da bist du doch im LLoft?“
„Eigentlich. Aber diese Woche nicht. Diese Woche nehme ich mir Zeit für dich.“
Auf Miris kalter Miene machte sich der leichte Anflug eines Lächelns breit, „Das würde mich sehr freuen.“
„Mich auch“, erwiderte Hanna, ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht. Dann fiel ihr Blick auf ihren Lederrucksack, den sie auf Miris Bett niedergelegt hatte, „Oh! Ich habe noch eine Kleinigkeit für dich!“
Interessiert schaute Miri Hanna dabei zu, wie diese in ihrem Rucksack herum gruschelte und schließlich eine Packung Ferrero Küsschen hervorkramte.
„Ernsthaft?“, fragte Miri spöttisch und belustigt zugleich. Hanna zuckte die Schultern, „Warum nicht? Ein bisschen Kitsch kann auch bei einer Entschuldigung nicht schaden!“
Sie gab Miri die Pralinenschachtel und setzte sich selbst neben sie aufs Bett. Während die Blondine eins der Küsschen auspackte sagte Hanna, „Wenn ich am Donnerstag dann hier bei dir bin, dann ist das meinen Eltern gegenüber sogar nicht gelogen.“
Das Mädchen vor ihr lachte auf und verschluckte sich dabei fast an der kleinen Schokoladenpraline, „Ja das stimmt!“
„Aber was angeht, muss ich in Zukunft sowieso nicht mehr lügen.“
Miri hielt sich die Hand vor den Mund und fragte kauend, „Wie meinst du das?“
„Ich habe mich bei meinen Eltern geoutet und bei der Gelegenheit auch gleich vom LLoft erzählt.“
Unbewusst ließ Miri die Hand sinken und schaute Hanna erstaunt mit halboffenem Mund an. Zum Glück hatte Hanna ihr keine Mon Chéris mitgebracht, ansonsten wäre Miri wohl jetzt der Likör über die Lippen gelaufen „Nicht dein Ernst? Und wie haben sie reagiert?“
Hanna lächelte zufrieden, „Sehr gut. Für sie ist das überhaupt kein Problem und sie sind sehr stolz, dass ich es ihnen anvertraut habe. Aber sie haben beide belustigt die Köpfe geschüttelt, als ich erzählt habe, dass du mit unter der Decke bezüglich dem Mathelernen gesteckt hast.“
Ein raues Lachen erfüllte das Zimmer und Miri blickte selbstbewusst drein, „Ja, hallo, ist doch klar!“
„Dafür möchte ich mich auch noch einmal bedanken Miri. Dass du die ganze Zeit mitgespielt hast. Selbst als ich dich so hab fallen lassen. Das war auch ein Grund warum ich es meinen Eltern sagen wollte. Um dich nicht noch mehr zu belasten“, erklärte Hanna und blickte ihre Freundin dankend an. Miri schaute verlegen auf das leere Papierchen in ihrer Hand und lächelte dann, „Das ist doch selbstverständlich Hanna.“
„Nein, das ist nicht selbstverständlich Miri“, entgegnete Hanna ernst.
„Doch. Ich bin deine beste Freundin, ich halte immer zu dir“, sagte Miri und lächelte ihrem Gegenüber freudig an. Hanna konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern und überglücklich über die Beendigung des Funkkontakts fielen sich die beiden Mädchen um den Hals.
Mit einer großen Schüssel voll Schokoladeneis mit Sahnekrone darauf hatte es sich Becky am Dienstagabend in ihrem riesigen Bett gemütlich gemacht und schaute nun über ihre Füße hinweg auf den Laptop, den sie sich zum idealen Seriengucken platziert hatte. Wie in Trance schaufelte sie einen Löffel nach dem anderen in den Mund, während sie beim aktuellen Staffelfinale von „Orange is the new black“ mit fieberte. Auf dem Nachttisch vibrierte auf einmal ihr Handy und mühsam streckte Becky die Hand danach aus, ohne den Blick von der kleinen Mattscheibe abzuwenden. Lediglich um zu gucken, wer sie da versuchte zu erreichen, spähte Becky kurz auf das Display. "Hey Milli, was gibts?"
"Hi Becky! Du, ich wollte jetzt dann in die Brav'Arcaden fahren und ein bisschen bummeln. Hast du Lust mitzukommen?"
Becky seufzte, "Lust schon. Nur kann ich leider nicht."
"Warum?", fragte Milli am anderen Ende der Leitung.
"Nachdem mich mein schlechtes Gewissen am Wochenende doch so weit gebracht hat, meinen Eltern die Wahrheit über den kaputten Seitenspiegel zu erzählen habe ich...", begann Becky zu berichten, doch Milli platzte aufgeregt dazwischen, "Was? Du hast es ihnen gesagt?! Oh Becky, ich bin so stolz auf dich!"
"Ja, ja doch, ich weiß... die Sache ist nur...", setzte Becky erneut an, doch die quirrlige Blondine bekam sich gar nicht mehr ein und hörte nicht mehr damit auf ihrer Freundin zu sagen, wie stolz sie auf deren Einsicht war.
"Ja Milli, es freut ich wirklich, dass du so stolz auf mich bist. Die Sache ist nur die, natürlich hat dieser Unfall Konsequenzen. Nicht nur, dass ich den Schaden von meinem Taschengeld bezahlen muss, außerdem habe ich einen Monat Hausarrest aufgebrummt bekommen."
Am Hörer blieb es erst mal ruhig, dann aber fragte Milli entgeistert, "Einen Monat?!"
"Ja, einen Monat. Vier Wochen. Von jetzt an bis Mitte Dezember bin ich in diesem Haus gefangen und darf nirgends hin. Außer in die Schule und die Arbeit versteht sich."
"Oh man, das ist echt hart!", sagte Milli. Becky nickte für sich selbst, "Ja, das ist es. Aber ich habe ja von Anfang an gesagt, dass meine Eltern mich nicht einfach so davon kommen lassen werden. Ganz nebenbei wird mir ab achtzehn Uhr die Internetverbindung gekapert. Zum Glück habe ich noch mein Handy, ansonsten würde ich sterben."
"Sieh es positiv. Es ist nur ein Monat und mal ein bisschen weniger Zeit im World Wide Web zu verbringen schadet nicht. So eine Internetkur würde uns allen bestimmt gut tun."
"Wie auch immer. Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Spaß beim Bummeln. Wehe du schickst mir irgendwelche Bilder!"
"Danke! Nein, das mache ich nicht. Ich bummel einfach für dich mit. Also, trotz allem einen schönen Tag noch! Wir sehen uns übermorgen in der Arbeit!"
"Ja, falls ich bis dahin noch nicht eingegangen bin! Bis dann!", verabschiedete sich Becky und mit müdem Schlafzimmerblick ließ sie das Handy auf ihre Bettdecke fallen. Während sie weiter an ihrem Eis löffelte, sprang ihr Kater Leonardo aufs Bett und legte sich demonstrativ auf ihre Füße, wodurch sie nur noch das obere Drittel des Laptops sehen konnte. "Leonardo, das ist jetzt nicht dein Ernst oder? Gehst du runter?"
Sie wackelte ein wenig mit ihren Beinen, doch der graue Kater bewegte sich kein Stück. Stattdessen schaute er seine Besitzerin mit seinen grünen Augen schläfrig an und gab nur ein gelangweiltes "Miau" von sich.
Die große Sporttasche lag offen und bis oben hin gefüllt auf dem Bett. Auch der Rucksack lehnte fertig gepackt an der Kommode und alle wichtigen Unterlagen wie Reisepass, Personalausweis und Flugtickets lagen sorgfältig auf dem Nachtkästchen. Alles war fertig zum Aufbruch für die große Reise. Jess aber saß mit den Händen im Schoss auf dem Bett und stierte ins Leere. Nachdem ihre Mutter ihr die Wahrheit über ihren Vater gesagt hatte, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie das Abenteuer USA in Angriff nehmen sollte.
Natürlich ginge es ihr bei diesem Auslandsaufenthalt nicht nur darum möglicherweise ihren Vater zu treffen, sondern auch darum als Au-Pair Berufserfahrung zu sammeln. Doch in erster Linie eben doch. Bis jetzt wollte sie ihn zur Rede stellen und fragen, warum er sich nicht gemeldet hatte. Nun wusste sie es: Weil er nicht einmal wusste, dass es sie gab. Die Tatsache, dass ihr Vater nicht einmal von ihrer Existenz wusste, hatte so viel an diesem Plan geändert. Und Jess hatte Angst. Angst vor seiner möglichen Reaktion. Wie würde es für ihn sein, wenn nach Jahren seine Tochter vor der Tür stünde, von der er stets geglaubt hatte, dass es sie nicht gäbe? Was wäre, wenn er mittlerweile Kinder bekommen hätte und ein glückliches Familienleben führte? Jess hatte Angst, dass sie ihm durch ihr plötzliches Auftauchen all dies zerstören würde. Sie wollte nicht sein ganzes Leben auf den Kopf stellen. In diesem Moment wünschte sie sich, ihre Mutter hätte ihr die Wahrheit nicht gesagt. Selbstverständlich hätte sie diese dann wohl in den Staaten erfahren, aber so hätte sie zumindest nicht abwägen müssen ob sie überhaupt fliegen soll oder nicht. Mit leerer Miene blickte sie auf die Sporttasche neben sich. Sollte sie bis Anfang Dezember alles so lassen, oder sollte sie doch lieber alles wieder auspacken?
Die Polizei hing ihr mit mittlerweile drei Streifenwagen auf den Fersen und ihren Komplizen hatte sie bereits verloren. Dass sie gerade noch zwei Passanten umgefahren hatte, zeugte wohl nicht gerade von ihrer Unschuld in diesem gefährlichen Drogengeschäft, aber gerade war Vanny das egal. Mit über hundert Sachen raste sie durch die Straßen einer amerikanischen Großstadt und hinterließ immer mehr Spuren der Verwüstung.
Seit dem Vanny die Grand-Theft-Auto-Reihe als zehnjähriges Mädchen für sich entdeckt hatte, diente ihr dieses Spiel als Ventil wenn sie sauer oder traurig war. Und im Moment war sie beides. Mit ein paar Chipstüten und ihren Kopfhörern, die sie mit aggressiver Musik von Billy Talent beschallten, lag sie im Bett und hatte den Controller ihrer PlayStation schon seit Stunden nicht mehr aus den Händen gelegt. Die Sache mit Chrissi machte sie immer noch so unfassbar wütend.
Sie war wirklich erleichtert gewesen, als sie am Sonntagabend noch bei Charly vorbei schauen konnte. Diese war zwar ein ziemlicher Nerd und manchmal auch ein kleiner Klugscheißer, doch trotzdem hätte Vanny in dieser Situation mit niemandem lieber reden wollen, als mit der rothaarigen Brillenschlange. Die fiel nicht gerade weniger aus den Wolken, als Vanny ihr von Chrissis Doppelleben erzählte. Noch nie zuvor hatte die Butch den Ausdruck „Was zur Hölle?!“ fünfmal innerhalb einer Minute gehört und schon gar nicht von der sonst so intellektuell gewandten Charly. Diese brauchte ein wenig um sich wieder einzukriegen und ihre Gedanken zu ordnen. Allerdings war das Einzige was sie Vanny raten konnte, Chrissi schnellstmöglich zu vergessen. Einfacher gesagt als getan, das wusste der Simple-Plan-Fan natürlich selbst am besten. Um ihre tätowierte Freundin in den kommenden Tagen ein wenig abzulenken, machte sie ihr den Vorschlag sie am Samstag doch mit zu Millis Tanzwettbewerb zu begleiten und die Blondine lauthals anzufeuern. Eigentlich war Vanny nicht gerade der Typ für lautes Groupie-Gekreische, doch was Besseres hatte sie auch nicht vor. Immerhin hatte sich der nächtliche Ausflug an den See mit Chrissi erledigt.
Als Vanny mit ihrer Hand in eine der Chipstüten griff, klopfte es an ihrer Zimmertür und sie brüllte gelangweilt, „Ja?“
Zu ihrem großen Schrecken trat ausgerechnet die Person ein, die sie momentan am zweit wenigsten sehen wollte, ihre Oma Inge.
„Oh nein…“, entglitt es Vanny nur genervt und sie verdrehte die Augen, „Was willst du denn hier?“
Mit fürsorglicher Miene setzte sich die betagte Dame an das verwüstete Bett ihrer Enkelin, über welches sie sofort einen prüfenden und leicht angewiderten Blick schweifen ließ, „Ich wollte schauen wie es dir geht. Deine Mutter hat mir erzählt, dass dich deine… dass dich dieses Mädchen verlassen hat.“
„Ihr Name ist Chrissi“, sagte Vanny beiläufig, während sie bei Rot über eine Ampel bretterte.
„Wie auch immer!“, setzte ihre Oma an und legte ihre Hand auf Vannys Oberschenkel, „Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut“
Kurz schielte Vanny von dem Fernseher zu ihrer Oma und rümpfte die Nase, „Ich dachte als Christin soll man nicht lügen.“
Entrüstete blickte Oma Inge sie an, „Vanessa!“
„Was denn?“, entgegnete das Mädchen mit dem schwarzen Lidstrich bestimmt, „Sei ehrlich! Es freut dich doch, dass mich Chrissi verlassen hat. Das hast du dir doch gewünscht!“
Ohne mit der Wimper zu zucken verharrte Inge mit ihren stahlgrauen Augen auf Vanny, „Ich habe mir ganz sicherlich nicht gewünscht, dass meine Enkelin traurig ist oder sie verletzt wird.“
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte die Vanny die Hoffnung, dass sich die Einstellung ihrer Oma ihr gegenüber verändert hatte. Doch was dann folgte, holte sie zurück auf den Boden der Tatsachen, „Wenn man vom Pferd fällt, sollte man so schnell wie möglich wieder in den Sattel steigen. Ich bin demnächst auf den Geburtstag einer guten Freundin eingeladen. Sie ist genauso wie ich Mitglied in der Pfarrgemeine und eine ganz reizende Dame. Sie hat einen Sohn, etwa in deinem Alter. Ein junger Soziologiestudent, leidenschaftlicher Handballer und Ministrant. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr euch gut verstehen würdet.“
Mit gerümpfter Nase wirbelte Vanny herum und drückte das erste Mal seit zwei Stunden auf Pause. Just in dem Moment, als vier Polzisten mit erhobenen Waffen auf sie zu liefen.
„Oma, du hast nicht ernsthaft vor mich mit irgendeinem Typen aus eurer Kirche zu verkuppeln?“
„Warum nicht? Mit einem schönen Kleid und etwas dezenterer Schminke könntest du ihm wirklich gefallen“, erklärte Inge und begutachtete kritisch den so starken Lidstrich ihrer Enkelin. Diese blickte ihr Gegenüber nur mit offenem Mund an, „Raus!“
„Bitte?“, fragte ihre Oma verwundert, die ja nur das Beste, für dieses, ihrer Meinung nach verwirrte Mädchen wollte.
„Du hast mich schon verstanden! Raus! Ich will keinen Typen kennenlernen!“, gab Vanny zurück und versuchte ihre Oma mit der Hand vom Bett zu schubsen.
„Aber Thomas ist wirklich ein ganz reizender junger Mann!“, versuchte Inge ihrer Enkelin das Angebot doch noch schmackhaft zu machen, aber diese brüllte „Und selbst wenn er der Prinz von Buxdehude wäre hätte ich kein Interesse! Nur weil ich keine Freundin mehr habe, heißt das nicht, dass ich nicht mehr lesbisch bin! Und jetzt raus!“
Oma Inge stand kopfschüttelnd vom Bett auf, trat zur Tür und nahm die Klinke in die Hand, „Ach Vanessa. Ich dachte jetzt da dieses Mädchen weg ist, wird endlich alles gut. Was soll ich nur mit dir machen?“
„Mich in Ruhe lassen!“, brüllte ihre Enkelin aufgebracht vom Bett her und Frau Graf sah ein, dass es keinen Sinn mehr machte mit ihr zu diskutieren. Als die Tür geschlossen war, atmete Vanny tief durch, drückte kopfschüttelnd wieder auf Play und versuchte im nächsten Atemzug mit dem Trupp Polizisten fertig zu werden.
Die Nacht lag still über dem Viertel der Vermögenden und nur in wenigen der Villen brannte noch Licht. Da Becky abends die Internetverbindung abgedreht wurde, musste sie sich nicht mehr darum sorgen, möglicherweise irgendwelche Neuigkeiten oder spannende Posts auf diversen Websites zu verpassen. Daher hatte sie auch keinen Grund mehr bis in die Puppen wach zu bleiben und war schon die letzten drei Nächte gegen zehn ins Bett gegangen. Für sie war es ein ziemlich ungewohntes Gefühl am darauffolgenden Morgen so ausgeschlafen und munter in der Schule zu sitzen. Aber irgendeinen Vorteil mussten der Hausarrest und die Internetsperre schließlich haben.
Auch an diesem Donnerstag hatte sie sich um zehn in die Feder gelegt, während die Anderen sich im LLoft wie üblich einen schönen Abend machten. Um Mitternacht aber wurde Becky durch ein seltsames Geräusch geweckt. Verschlafen und mit gerunzelter Stirn horchte sie auf und da war es schon wieder.
„Leonardo?“, flüsterte Becky, die sich eigentlich keinen anderen Schuldigen für diese Geräusche vorstellen konnte. Doch der Kater lag eingerollt neben ihr im Bett und schnurrte im Schlaf. „Klack-Klack“ machte es erneut und Becky setzte sich nervös auf. In unregelmäßigen Abständen schien irgendetwas gegen ihr Fenster zu prasseln. Langsam stand sie auf und trat ans Fenster. Sie zögerte einen Moment, zog dann aber das Rollo nach oben. Kaum war die Fensterscheibe frei, zuckte Becky zusammen als erneut etwas gegen ihr Fenster prasselte. Nun erkannte die Zimmerbewohnerin um was es sich bei dem seltsamen Geräusch handelte: Kleine Kieselsteine, die ans Fenster geworfen wurden! Vorsichtig und ein wenig ängstlich spähte Becky runter in den Garten. Dort sah sie eine Person mit brauner Lederjacke, die sich gerade bückte um eine weitere Hand voll Kieselsteine aus dem Blumenbeet zu sammeln. Sofort erkannte Becky um wen es sich bei dem Eindringling handelte und hektisch öffnete sie das Fenster.
„Patrick?“, flüsterte sie leise, da sie nicht wollte, dass ihre Eltern aufwachten. Der junge Mann zuckte bei dem Klang von Beckys scharfer Stimme zunächst zusammen, lächelte dann aber glücklich, als er sah, dass Rapunzel endlich aus ihrem Turm schaute, „Hi Becky!“
„Was zur Hölle machst du denn hier? Und vor allem, woher weißt du wo ich wohne?“, fragte Becky, die mit der ganzen Situation ein klein wenig überfordert war. Patrick gab die Steinchen von der einen in die andere Hand und erklärte ein wenig nervös, „Du hast mir die ganze Zeit nicht auf meine Anrufe oder Nachrichten geantwortet. Und weil ich einfach noch einmal mit dir reden wollte, bin ich ins Café Mozart und hatte Glück das Milli gerade Schicht hatte. Die habe ich dann gefragt ob sie weiß was mit dir los ist. Sie hat mir dann auch von dem Autounfall erzählt und dass du deswegen ordentlich Ärger von deinen Eltern bekommen hast. Naja und weil sie mir helfen wollte, hat sie mir schließlich deine Adresse gesagt. “
„Diese blöde Kuh“, zischte Becky sauer, „Ich habe ihr tausendmal gesagt, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will.“
Der Sunnyboy blickte Becky von unten her schuldbewusst an, „Ich weiß. Das hat sie mir auch gesagt. Und nachdem was du da auf der Party gehört hast kann ich das auch gut verstehen, ehrlich. Aber es ist wirklich nicht so wie du denkst. Lass uns noch einmal in aller Ruhe reden. Bitte, hör dir meine Entschuldigung an. Wenn du mich danach nicht mehr sehen willst, dann wirst du mich nie wieder sehen. Aber bitte gib mir zumindest die Möglichkeit dir die ganze Sache zu erklären.“
Die Art wie Patrick Becky ansah, mit seinen strahlend blauen Augen und diesem reumütigem Blick, da wurde sie auf einmal weich, „Ich weiß nicht…“
„Bitte“, setzte er nach, „Wenn nicht, dann werde ich so lange mit den Kieselsteinen gegen dein Fenster werfen, bist du mit mir redest.“
Das Mädchen am Fenster dachte einen Moment lang nach. Dann kam sie zu der Einsicht, dass, falls er weiter die Steinchen hochwerfen würde, ihre Eltern früher oder später davon aufwachen würden und auf das Theater, das dann wohl anstünde, hatte sie so gar keine Lust. Becky seufzte daher und sagte „Na gut. Ich komm runter. Aber sie ja leise, wenn meine Eltern das hier mitkriegen, dann bekomme ich gleich nochmal drei Monate Hausarrest!“
Wie befohlen ging Patrick vor das Haus der Engelmanns und wartete auf der anderen Straßenseite. Wenige Sekunden später trat Becky aus der Tür, die sich über den Pyjama noch eilig ihren grauen Strickcardigan geworfen hatte, damit sie draußen nicht komplett erfror. In ihren rosanen Plüschpantoffeln schlürfte sie mit verschränkten Armen über die Straße und trat Patrick zitternd gegenüber, „Okay, ich gebe dir fünf Minuten, dann gehe ich wieder rein, weil es scheißkalt ist.“
„Willst du meine Jacke?“, fragte der Sunnyboy höflich, doch Becky entgegnete harsch, „Nein passt schon. Also, ich höre.“
Nervös rieb sich Patrick die Hände und begann, „Becky, ich wollte mich aufrichtig dafür entschuldigen, was du da bei meiner Halloweenparty in der Küche gehört hast. Das hätte dir niemals zu Ohren kommen dürfen, zumal es einfach nicht die Wahrheit ist.“
„Ach nein?“, sagte Becky zickig, „Du wolltest mich also nicht einfach nur ins Bett kriegen?“
„Nein, das wollte ich wirklich nicht, das musst du mir glauben!“, beteuerte Patrick seine Unschuld, „Es ist nur so, meine Kumpels sind totale Holzköpfe. Sie halten sich für unglaubliche Weiberhelden und sehen in den meisten Mädchen nur irgendwelche, wie sie sagen, Ischen, die man flachlegen kann oder gar soll. Ich finde diese Einstellung ätzend. Wenn ich ein Mädchen wirklich gerne habe, dann will ich doch nicht nur das eine. Ich habe ihnen das auch mal so gesagt, nur fanden sie meine Einstellung ziemlich… schwul.“
Becky rümpfte bei dieser Bemerkung die Nase und Patrick fuhr fort, „Doch trotzdem sind sie meine Freunde, auch wenn sie in mancher Hinsicht vielleicht ein bisschen…“
Patrick suchte das passende Worte und Becky sagte, „primitiv?“
„Genau! Auch wenn sie in mancher Hinsicht vielleicht ein bisschen primitiv sind. Ich wollte nicht, dass sie mich ausschließen oder irgendetwas Blödes über mich erzählen. Deshalb habe ich an diesem Abend so schwach daher geredet und das erzählt, was diese großen Stecher hören wollten.“
„Das ist aber eher ziemlich schwach wenn du dich vor deinen eigenen Freunden immer verstellen musst“, belehrte ihn Becky, die ihm die ganze Sache immer noch nicht so abkaufte.
„Ich weiß. Ich wusste schon davor, dass es Scheiße ist, aber erst an diesem Abend und durch diesen Vorfall ist mir bewusst geworden, dass es so nicht mehr weitergehen kann und ich das auch nicht will. Mit solchen Idioten will ich nicht befreundet sein. Ich bereue es so, dass mir das erst jetzt bewusst geworden ist.“
Der junge Mann sah Becky beschämt an. Erst jetzt fiel Becky auf, dass Patrick am rechten Auge offenbar ein Veilchen hatte und sie fragte erschrocken, „Was ist denn mit deinem Auge passiert?“
Der Sunnyboy grinste, „Nachdem meine Kumpels mitbekommen hatten, dass du abgehauen bist, haben sie mich ziemlich ausgelacht. Zitat von Marco, ich versau es echt mit jeder Bitch. Daraufhin meinte ich, dass du alles andere als eine Bitch bist und habe ihm ordentlich eine gezimmert. Woraufhin auch er mir eine verpasst hat und letztendlich eine Prügelei in der Küche stattgefunden hat.“
Becky hob erstaunt die Augenbrauen, „Du hast dich wegen mir geprügelt?“
Patrick schob seine Hände lässig in die Hosentaschen und zuckte mit den Schultern, „Ja. Ich kann es doch nicht zulassen, wenn ein Mädchen, das so toll ist wie du, von irgendeinem Hinterwäldler beleidigt wird.“
Irgendwie fühlte sich Becky gerührt, wusste aber nicht genau was sie sagen sollte. Patrick stand vor ihr, wie ein Hund, der etwas Böses angestellt hatte und nun mit seinem süßen Blick um Verzeihung bitten wollte. Als von ihrer Seite aus aber nichts kam, sagte er, „Auf jeden Fall, Becky, ich habe dich echt richtig gern und ich wollte dich alles andere als nur ins Bett kriegen. Bevor wir uns jetzt gar nicht mehr sehen, wollte ich nur, dass du das weißt. Ich kann verstehen, wenn du mir das vielleicht immer noch nicht glaubst, aber mehr als dir die Wahrheit sagen kann ich nicht. Und es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich werde dir keine Umstände mehr bereiten.“
Der junge Mann wollte sich gerade umdrehen, da packte Becky ihn am Arm, „Warte!“
Überrascht blickte er auf das Mädchen mit der Mäuschennase herab. „Vielleicht habe ich etwas überreagiert. Aber du musst verstehen, dass ein Mädchen einfach misstrauisch wird, wenn sie sowas hört. Aber falls es wirklich so ist, wie du es sagst, dann denke ich hast du eine zweite Chance verdient.“
Auf dem bereits der Niederlage eingeräumten Gesicht von Patrick, machte sich ein siegreiches Lächeln breit und er strahlte, „Ich verspreche dir, ich werde diese zweite Chance nutzen und dir beweisen, dass ich kein Arschloch bin.“
„Das will ich hoffen“, flüsterte sie und griff nach seinem Kragen, „Und jetzt küss mich!“
Patrick lächelte stolz über beide Ohren und gab seiner zurückgewonnen Herzdame einen festen Kuss.
Fortsetzung Part 2...
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cappuccino007. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.