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Stories » Detail

Roof Stories - Story 10 (Part 2)

von cappuccino007


...Fortsetzung zu Part 1

Zu ihrer eigenen Verwunderung hatte sich Vanny Gedanken gemacht, was man passenderweise zu einem Tanzwettbewerb anzog. Zwar musste sie nicht selbst auftreten, aber dennoch fragte sie sich, ob es für solche Veranstaltungen einen gewissen Dresscode gab. Schlussendlich entschied sie sich aber doch für ihre dunkelgraue Jeans mit Löchern an den Kniescheiben, sowie einem einfach schwarzen Hemd. Charly hatte die Idee gehabt, dass die Drei nach Millis Tanzwettbewerb noch auf ein Bierchen ins Kings and Queens gehen könnten um den Samstagabend so gemeinsam ausklingen zu lassen. Und da der Rotschopf die Organisatorin im Freundeskreis der LLoft-Mädels war, hatte sie diese Idee auch gleich in deren Whats-App-Gruppe vorgeschlagen, so dass sich alle, die ebenfalls Lust hatten später auf ein Bierchen dazu gesellen konnten.

Um sechs begann das Turnier, Millis Gruppe hatte ihren Auftritt um viertel nach sieben, daher hatten Charly und Vanny vereinbart sich um halb sieben vor dem Haupteingang des Fontane-Gymnasiums zu treffen, in dessen Halle das Show stattfinden sollte. Erleichterung machte sich in der Butch breit als Charly auf sie zukam und sie sah, dass diese auch nur lediglich eine Jeans, sowie ein kariertes Hemd trug.
„Na, alles klar?“, fragte die Brillenträgerin freudig als sie Vanny zur Begrüßung umarmte. Dabei entging ihr nicht, dass sich die Butch ordentlich mit Männerparfüm besprüht hatte.
„Soweit passt alles. Gehen wir rein? Ich kann es gar nicht erwarten diese Zirkusnummer zu sehen!“
Charly schlug dem Großmaul leicht mit der Faust in den Magen und blickte sie streng an, „Hey! Was Milli und ihre Gruppe drauf haben ist echt richtig gut! Millis Familie ist auch da, ich habe mit ihnen ausgemacht, dass wir uns zu ihnen setzen.“
„Na dann mal auf! Schreite voran!“, befahl Vanny und machte ihrer Begleitung mit einer lässigen Handbewegung deutlich, dass sie sich in Bewegung setzen sollte. Bevor diese das tat, fragte sie noch einmal mit etwas gedämpfter Stimme, „Eins noch. Wie geht es dir? Bezüglich… du weißt schon wem? Hat sie sich noch einmal gemeldet?“
Vanny seufzte und verdrehte genervt die Augen, „Ja sie hat ein paar Mal geschrieben, aber ich habe nicht geantwortet. Auf das Miststück habe ich keinen Bock mehr.“
„Nur zu verständlich“, erwiderte Charly und nickte zustimmend. Dann machten sich die zwei Freundinnen auf den Weg in das Schulgebäude.
Die Tribüne der Sporthalle war weitestgehend gefüllt, was Vanny wiederum sehr erstaunte, da sie es nicht für möglich gehalten hatte, dass ein Tanzturnier so viele Zuschauer anziehen könnte. Auf der provisorisch hergerichteten Tanzfläche gab gerade eine sechsköpfige Gruppe von Mädchen ihre Breakdance-Künste zu einem Remix von Eminems Slim Shady zum Besten. Zwar hätte es die Butch nie zugegeben, doch sie war in der Tat beeindruckt, von dem was sie dort vorne sah. Nicht nur von der Choreographie der Gruppe, sondern vielmehr von den hübschen Mädels, deren knackige Oberschenkel durch die knappen, grünen Hotpants besonders gut zur Geltung kamen.
Neben ihr streckte sich Charly währenddessen wie ein Erdmännchen in die Länge und hielt Ausschau nach Familie Hämäläinen. Es dauerte nicht lange, da hatte sie den Clan ausgemacht und sie und Vanny stolperten sich durch die voll besetzte Sitzreihe. Millis Mutter, die Charly natürlich kannte, winkte gleich euphorisch als sie die beiden Mädchen näher kommen sahen.
„Hallo Charly! Schön, dass ihr da seid!“, begrüßte Frau Hämäläinen sie gleich. Vanny, die Millis Familie noch nie in echt gesehen hatte, hob ein wenig zurückhalten die Hand. Dann musterte sie die übrigen Personen neben Millis Mutter, die genauso wie diese selbst alle blond waren. Bis auf Herrn Hämäläinen. Als Vanny den grauhaarigen Brillenträger sah, wusste sie sofort, dass er seinen Kindern den deutschen Anteil mitgegeben hatte. Neben ihm hüpfte die kleine Kari aufgeregt im Takt auf und ab und Aarto hatte seine Freundin Lara mit im Schlepptau, die sich angeregt mit Millis großer Schwester Nella unterhielt. Als Vanny die blonde Halbfinnin mit dem Piercing am Ohr ins Auge fasste, klappte ihr sofort der Mund auf. Nervös tippte sie Charly in die Seite und fragte leise, „Das ist Millis Schwester?“
Charly schaute zu dem besagten Mädchen und wandte sich dann zufrieden zurück an Vanny, „Ja das ist Nella.“
„Die ist heiß!“, hauchte Vanny angestrengt. Charly seufzte, „Und sie ist hetero und vergeben. Du kannst jetzt also aufhören zu sabbern!“
Weiterhin mit lüsternem Blick auf Millis Schwester klebend ließ sich Vanny neben Charly nieder. Diese beurteilte die Leistungen der verschiedenen Tanzgruppen kritisch aber objektiv. Vanny hingegen fand vor allem die Crews gut, die möglichst viel Haut zeigten. Wie beispielsweise die Gruppe, die als nächstes ihren Auftritt hatte. Erst als sie in dem weiß-goldenen Haufen ein ihr bekanntes Gesicht entdeckte, erkannte sie, dass es sich bei dieser Gruppe um die von Milli handelte. Nur wenige Male hatte die Butch Milli im LLoft ein paar ihrer Tanzküste vorführen sehen, doch was sie nun dort vorne auf der Bühne hinlegte, das ließ ihr fast die Augen aus dem Kopf fallen. Beeindruckt lehnte sie sich zu Charly rüber und flüsterte, "Milli ist ja echt ein Pro!"
"Ich sagte doch, dass sie was drauf haben!", antwortete Charly, die genauso wie Familie Hämäläinen die kleine Blondine anfeuerte. Diese nahm die Euphorie auf der Tribüne natürlich nicht im Einzelnen war, da sie von den Scheinwerfern geblendet wurde und all ihre Aufmerksamkeit und Energie in die Choreographie steckte. Zu Tanzen war für Millis jedes Mal wie der realen Welt für einen kurzen Moment zu entfliehen und alle Sorgen und Probleme loszuwerden. Zwar spielte sie auch noch Tennis, aber nur im Tanzen ging sie voll und ganz auf. Wenn man eine gute Tänzerin sein wollte, so musste man ehrgeizig sein. Und das war Milli zur Genüge. Ihr finnischer Großvater Jori hatte ihr bereits früh beigebracht, dass man, wenn man Erfolg haben möchte, auch etwas dafür tun muss. Jeder Profi begann als Amateur und wenn man immer nur das wiederholte, was man bereits konnte, dann würde man nie neue Horizonte sehen. Aus diesem Grund war Opa Jori bei jedem von Millis Auftritten ihre größte Motivation.
Der Auftritt von Millis Tanzgruppe ging nahezu perfekt über die Bühne. Aufgrund dieser herausragenden Leistung war sich die Jury am Ende des Turniers auch darüber einig, dass die siebenköpfige Gruppe mit dem ersten Platz belohnt werden sollte. Jedes Familienmitglied fiel Milli nach der Preisverleihung stolz um den Hals, um den nun eine Goldmedaille schwang. Auch Milli war sehr stolz und zufrieden mit sich und ihren Tanzkolleginnen. Das wochenlange Trainieren hatte sich also ausgezahlt.
„Ihr wart einfach fantastisch!“, lobte Charly. Als die ruppige Butch Milli in den Arm nahm, gab auch diese zu, „Gut getanzt, kleine Prima Ballerina!“
„Danke!“, freute sich Milli, die aus dem Dauerstrahlen gar nicht mehr heraus kam. „Liege ich noch in der Zeit? Ich würde hier noch schnell duschen und dann können wir sofort los ins Kings and Queens okay? Der Sieg gehört gefeiert!“
Sofort nickte Charly, „Geht klar. Vanny und ich warten einfach in der Aula auf dich.“
Neugierig fragte Vanny, „Duscht du zusammen mit den Mädchen von dieser grün gekleideten Gruppe?“
„Und selbst wenn“, begann Milli mit hochgezogener Augenbraue, da sie genau wusste, worauf Vanny anspielte, „Nacktfotos bekommst du sowieso nicht.“
Die Butch verzog mürrisch die Miene und knurrte, „Dann mach hinne! Ich will endlich ein eisgekühltes Bier!“
Milli warf sich ihre weiße Trainingsjacke um und wollte schon in die Umkleiden verschwinden, da fiel ihr noch etwas Wichtiges ein, „Ah! Bevor ich es vergesse! Becky hat sich mit ihrem Patrick ausgesprochen!“
„Was?!“, platzte es aus Vanny heraus.
„Und?“, fragte Charly interessiert.
Die kleine Blondine setzte eine vielsagende Miene auf und zwinkerte, „Sie wollen es noch einmal versuchen und sind mehr oder weniger schon zusammen. Aber ich erzähle euch alles in Ruhe auf dem Weg ins K’n’Q!“
Ungläubig blickten die beiden Milli nach. Das Einzige was Vanny dazu herausbrachte war ein Schockiertes, „Ja leck mich fett!“

Währenddessen machten sich Hanna und Fiona in der abendlichen Kälte auf den Weg ins LLoft. Sie waren bei dem späteren Treffen im Kings and Queens dabei, genauso wie Pia, Emma und Nicki. Die Drei waren nachmittags zusammen im Kino gewesen und da es sich für sie nicht lohnte noch einmal heim zu fahren, saßen sie nun im LLoft, wo Hanna und Fiona sie abholen sollten. Der Ort, an dem die zwei Pia und das Traumpaar abholen sollten, hatte die Mädchen zunächst etwas verwundert, da sie bis jetzt nicht wussten, dass das LLoft auch samstags offen hatte. Daraufhin hatte Pia ihnen erklärt, dass die Wohnung an sich jeden Tag ab siebzehn Uhr geöffnet war, da sich dort unter der Woche auch andere Gruppen aus der Gay-Szene trafen. Am Wochenende, so berichtete zumindest Pia, war das LLoft nie sonderlich gefüllt. Verständlicherweise, denn so cool es dort auch war, am Wochenende gingen viele doch lieber in einen Club oder eine angesagte Bar im Viertel. Allerdings wusste Hanna, dass Jess diesen Samstag im LLoft sein würde. Die zwei hatten unter der Woche ein wenig in Facebook miteinander kommuniziert.
Hanna hatte sich zwar ein wenig gewundert, weshalb Jess sie anschrieb, immerhin gab es keinen offensichtlichen Grund. Umso mehr freute es die Literaturliebhaber aber im Nachhinein, dass der große Rockstar des LLofts einfach so eben mal gefragt hatte, wie es ihr ginge und was sie so treibe. Auf jeden Fall hoffte sie Jess gleich im LLoft anzutreffen, da sie dieser ja noch unbedingt von ihrem geglückten Outing erzählen wollte.
In der Wohnung angekommen stellten Hanna und Fiona schnell fest, dass wirklich nicht viel los war. Fiona ging sofort zu Emma, Nicki und Pia, die in der gewohnten Ecke saßen. Hanna hingegen schaute sich aufgeregt um, ob sie irgendwo Jess sehen konnte. Als sie erkannte, dass der Rockstar durch seine Abwesenheit glänzte, wandte sie sich an Rosalie, die auch an den schlecht besetzten Tagen ihren Dienst an der Bar mit größter Sorgfalt erledigte.
„Hey Rosalie! War Jess heute hier?“
„Sie ist sogar noch da. Sie ist rauf aufs Dach gegangen“, antwortete die Barkeeperin hilfsbereit. Hanna bedankte sich für die Auskunft und eilte zu ihren Freundinnen, „Hey Leute! Ich wollte noch ganz kurz mit Jess quatschen. Aber wenn ihr wollt könnt ihr ruhig schon vorgehen, ich kenne ja den Weg!“
Pia rümpfte frech die Nase, „Beeil dich einfach dann warten wir!“
Hanna hob genervt die Augenbrauen und eilte dann aus der Wohnung ins Treppenhaus.

Leicht aus der Puste trat sie schließlich durch den Notausgang rauf auf die Dachterrasse und blickte sich um. Sie musste nicht lange suchen, ehe sie zu ihrer Linken die Silhouette von Jess auf einem kleinen Vorsprung sitzen sah. Der Rockstar saß ganz ruhig da und hatte seinen Kopf hoch zu den Sternen gestreckt. Ein wenig machte es den Eindruck, als versuchte Jess alle Einzelheiten des Nachthimmels über sich zu erfassen. Für einen kurzen Moment war Hanna nicht sicher, ob sie Jess in dieser nachdenklichen Situation stören sollte, doch sie konnte die Neuigkeiten einfach nicht für sich behalten und ging lächelnd zu dem Mädchen mit der Cap.
"Hey Jess!", sagte sie fröhlich und das sitzende Mädchen schaute aus dem Augenwinkel zu derjenigen, die sie gerufen hatte, "Hi Hanna"
"Wie geht’s dir?", wollte Hanna wissen.
"Gut. Und dir?"
"Ja, auch Danke", antwortete Hanna mit einem kurzen Lächeln und schob dann die Hände in ihre Jackentaschen. Für einen Augenblick herrschte Stille, dann aber platzte es stolz aus Hanna heraus, "Ich habe es meinen Eltern gesagt!"
Jess wandte sich wieder zu ihr um und konnte zunächst nicht ganz folgen, doch Hanna fügte hastig hinzu, "Ich habe ihnen gesagt, dass ich auf Mädchen stehe"
"Und wie haben sie reagiert?", fragte Jess interessiert.
"Total gelassen. Du hattest Recht. Ich hätte mir wirklich keine Gedanken machen müssen. Sie meinten, es ist für sie überhaupt kein Problem, immerhin bin ich ihre Tochter und sie lieben mich so wie ich bin"
Auf Jess ovalem Gesicht machte sich ein warmes Lächeln breit, "Das freut mich, dass es so gut gelaufen ist."
"Und mit meiner besten Freundin habe ich mich auch wieder versöhnt."
"Das ist schön", antwortete Jess. Hanna nickte nur zufrieden und legte dann den Kopf etwas schräg, "Schon aufgeregt wegen deiner großen Reise?"
Der Rockstar faltete die Hände und schaute mit leerem Blick auf den Boden, "Ich bin nicht mehr sicher ob sie stattfinden wird."
Hanna runzelte die Stirn, "Was? Warum? Ist etwas passiert?"
"Ja, es ist etwas passiert", murmelte Jess nur leise. Einen Moment zögerte Hanna, dann aber fragte sie vorsichtig, "Willst du darüber reden?"
Mit gütigem Blick sah Jess zu dem Mädchen im Parka herüber und lächelte ein wenig bitter, "Das ist lieb, dass du mir das anbietest, aber ich will niemanden mit dem Mist langweilen"
"Wenn es dich beschäftigt, dann ist es kein Mist.", gab Hanna selbstbewusst als Antwort zurück. Jess wusste natürlich, dass diese Aussage von ihr selbst stammte und ihre Mundwinkel zogen sich kurz nach oben. So leicht wollte sich Hanna nicht abwimmeln lassen und sie sagte, „Jess ich will ehrlich sein. Ich kenne dich noch nicht allzu lange, aber in dieser kurzen Zeit hast du mir schon so oft zugehört und Ratschläge gegeben. Nicht nur mir, auch vielen anderen hier. Es scheint so, als wärst du immer da, wenn man dich braucht. Lass doch einmal jemanden für dich da sein."
Still schweigend musterte Jess Hanna, die noch hinzufügte, "Wenn es dir lieber ist, dann höre ich dir einfach nur zu ohne irgendetwas zu sagen. Manchmal kann es nämlich einfach schon befreiend sein, wenn man sich alles von der Seele redet."
"Die Sache ist die Hanna, um das aktuelle Problem zu verstehen, musst du eigentlich meine ganze Vergangenheit kennen", sagte Jess, die Hanna nun wirklich nicht mit den Abgründen ihrer bisherigen Lebensgeschichte nerven wollte, doch das Mädchen mit den grünen Augen verzog keine Miene und entgegnete ganz ernst, "Ich habe Zeit. Zwar wollten wir alle noch ins King and Queens gehen, aber du bist jetzt wichtiger. Selbst wenn es die ganze Nacht dauern würde, ich habe Zeit."
Keine Ahnung was genau es war, ob es die Entschlossenheit in ihrer Stimme war oder diese Stärke in ihrem Blick, doch auf einmal ließ sich Jess auf Hannas Angebot ein und sie nickte. Schweigend saß sich das Mädchen mit dem hellbraunen Haar neben Jess auf den Vorsprung und war bereit zu zuhören.
Jess fing ganz am Anfang an, mit den Vorkommnissen aus Kindertagen. Anfangs erzählte sie zurückhaltend und leicht beschämt, doch relativ schnell merkte sie, dass Hanna eine ganz besondere Zuhörerin war. Sie saß da, nahm alles auf was Jess ihr erzählte und sie verstand. Sie stellte keine Zwischenfragen, oder warf irgendwelche Kommentare in den Raum, nein, Hanna hörte einfach nur zu und verstand. Und aus diesem Grund schüttete das Mädchen mit der Cap ihr schon bald ihr ganzes Herz aus. Sie erzählte mehr als sie wollte, detaillierter als geplant, sie vertraute ihrer Sitznachbarin manche Dinge an, die sie sonst noch nie jemandem so erzählt hatte. Über den schrecklichen Verrat von ihrer ehemals besten Freundin Sara, die Nacht in der sie sich bei ihren Eltern geoutet hatte, das emotionale Martyrium, welches sie mit Vero erlebt hatte, wie schlimm sie daraufhin abgestürzt war und sich wieder gefangen hatte, von der Rolle, die das LLoft für sie spielte. Und natürlich erzählte sie auch von der erst kürzlich erlebten Beichte ihrer Mutter, betreffend ihres Vaters.
Hanna war beeindruckt oder eher verwundert darüber, dass Jess all diese Begebenheiten aus ihrem Leben in solch einer monotonen Stimmlage erzählen konnte. Sie hingegen erlebte ein innerliches Wechselbad der Gefühle. Was Jess ihr da berichtete, von ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, wie ihre angebliche beste Freundin sie behandelt hatte, das machte Hanna so unglaublich wütend und drehte ihr den Magen um. Lediglich die Erzählungen um den kleinen Elias konnten Hanna etwas besänftigen. Endlich wusste sie, welcher Mann mit dem Schriftzug auf Jess Handgelenk gemeint war.
Als sie geendet hatte, blickte Jess aus dem Augenwinkel zu Hanna und stellte erschrocken fest, dass dieser Tränen über die Wangen liefen und sie zitterte.
"Warum weinst du denn Hanna?", fragte der Rockstar besorgt. Das Mädchen im Parka schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen von der Wange, "Mich macht das so wütend. Wie man dich behandelt hat. Das ist nicht fair! Ich weiß, ich kenne all diese Leute von denen du mir erzählt hast nicht, aber was fällt denen ein, so mit dir umzugehen?"
Hanna wandte sich an Jess. Diese blickte in ein vor Wut verzerrtes und errötetes Gesicht, dessen sonst so lebhafte laubgrüne Augen leer und nass waren. "Hanna...", flüsterte Jess, die es berührte, dass das Mädchen zu ihrer Rechten offenbar so sehr von der Vergangenheit eines anderen Menschen mitgenommen wurde.
Hannas Kiefer bebte und sie schluckte die Tränen herunter, „Ich verstehe nicht, warum so oft ausgerechnet gute Menschen, so viel Schlimmes erleben müssen. Das ist nicht fair. Du hast so viel durchgemacht Jess, so viel Schreckliches und trotz allem bist du so ein wunderbarer Mensch. Das ist bewundernswert. Du bist bewundernswert."
Mit gerührter Miene sah Jess Hanna an. Noch nie zuvor, hatte jemand das zu ihr gesagt. Und sie war dankbar dafür, dass Hanna dies sagte. Es macht ihr Mut und gab ihr das Gefühl, doch nicht so ein verkorkster Fall zu sein, wie sie immer von sich dachte. Nach wie vor zitterte das Mädchen mit dem halben Dutt vor Wut und just in diesem Moment fiel ihr etwas ein, „Jess, ich weiß nicht, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist, aber letztens auf Giselle, da hatte ich ein etwas merkwürdiges Gespräch mit Madame Nimmersatt. Mit Tina. Sie meinte, dass du weit weniger Anstand besitzt als wir alle denken. Als ich gesagt habe, dass sie dich gar nicht wirklich kennt, hat sie erwidert, dass sie schon länger in der Szene unterwegs ist und in der Vergangenheit einiges gesehen hat. In den Clubs und so weiter. Was meinte damit?“
Jess sah zu Boden und musste sich ein hämisches Lachen verkneifen, „Ja, da hat die liebe Tina recht. Das war diese Phase, die ich mit achtzehn hatte, kurz bevor ich Vero kennen gelernt habe. Da habe ich mich ziemlich leicht und schnell hergegeben. Ich war auf einer Party nach der anderen und habe mich stets unglaublich toll gefühlt, wenn ich mal wieder mit irgendeiner rumgeschoben habe.“ Sie machte eine kurze Pause und flüsterte dann beschämt, „Oder gar geschlafen habe.“
Hanna schluckte schwer.
„Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung mit wie vielen Frauen ich was hatte. Ich wollte nie jemand sein, der sich leichtfertig auf jemanden einlässt. Und du kannst mich jetzt gerne altmodisch oder prüde nennen, aber eigentlich wollte ich auch nur dann mit jemandem schlafen, wenn mir diese Person etwas bedeutet…“
„Das ist nicht altmodisch“, flüsterte Hanna leise und Jess fuhr fort, „Auf jeden Fall bereue ich wie ich damals drauf war. Ich habe wirklich jede an mich rangelassen.“ Mit einem frechen Grinsen wandte sich Jess an Hanna, „Naja fast jede.“
Hanna runzelte amüsiert die Stirn, „Meinst du gerade jemand bestimmtes?“
„Ja, die liebe Tina wollte auch unbedingt mit mir in die Kiste. Keine Ahnung wie oft sie es versucht hat, aber die hat mich nie rumgekriegt. Sie ist bis heute noch frustriert deswegen.“
Dem Mädchen im Parka ging ein Licht auf und sie kicherte, „Ach deshalb ist die so gut auf dich zu sprechen?“
Jess nickte und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, „Ganz genau. Ich glaube, ein paar ihrer Freunde haben sich schon über sie lustig gemacht, weil sie es so hartnäckig versucht, aber nie geschafft hat. Aber hey, irgendwo ist der Horizont doch auch mal erreicht.“
Auf diese Aussage hin lachten beide heiter auf und die Ernsthaftigkeit der Situation verflog für einen kurzen Augenblick. Hannas Tränen waren mittlerweile getrocknet und durch den kalten Abendwind spürte sie die Spuren, die sie auf ihrer Wange hinterlassen hatten. Mit einem Lächeln blickte sie auf zum Sternenhimmel und mit überzeugter Stimme sagte sie auf einmal, „Du solltest in die USA fliegen.“
Sie merkte, wie Jess sie verwundert ansah, doch Hanna hatte ihren Blick nach wie vor auf die Sterne gerichtet, „Ich kann verstehen, dass du zweifelst und Angst hast. Angst davor irgendetwas kaputt zu machen. Aber ich glaube, wenn du nicht fliegst, dann wirst du dich immer fragen, was wäre gewesen wenn? Natürlich könnte es sein, dass es deinem Vater alles zu viel wäre und er nichts von dir wissen will. Es könnte aber auch sein, dass er sich unglaublich freut. Immerhin hat deine Mutter ja nicht nur dich belogen, sondern auch ihn und durch deinen Besuch könntest du diese Lüge aufdecken. Ich denke, wenn du nicht fliegst, dann wird dich die Ungewissheit mehr quälen als das was am Ende dieses Besuchs rauskommen würde. Und du würdest es wohl dein ganzes Leben lang bereuen. Weißt du noch, als ich dich wegen dem Outing bei meinen Eltern um Rat gebeten habe? Du meintest, dass auch du mir nicht sagen könntest, wie sie reagieren, aber dass ich es ihnen früher oder später sagen muss oder will. Und dass sie meine Eltern sind und mich trotz allem lieben werden. Und so war es auch. Warum sollte es bei dir und deinem Vater anders sein?“
Nachdenklich sah Jess Hanna an. Diese wandte sich mit einem Lächeln zu ihr und schaute ihr ermutigend in die Augen. Erstmals bemerkte Jess, in was für einem leuchtenden Grün Hannas Augen strahlten. Grün war die Farbe der Hoffnung und irgendwie hatte Hanna es geschafft, ihr genau diese zu geben. Für einen Moment schloss der Rockstar zufrieden die Augen. Ein seltsames Gefühl von innerer Zuversicht breitete sich in ihrem Körper aus und glücklich öffnete sie die Augen wieder. „Ich werde fliegen. Ich habe in dem Sinne nichts zu verlieren.“
Auf Hannas Gesicht zeichnete sich ein stolzes Grinsen ab und sie nickte. Herausfordernd legte Jess ihren Kopf schräg, „Aber ich habe eine Bedingung.“
„Und die wäre?“
„Ich fliege, wenn du aufhörst zu rauchen.“
Ein lautes Lachen entglitt Hannas Mund und erfüllte die dunkle Dachterrasse mit Leben. Amüsiert den Kopf schüttelnd lachte sie, „Du wirst mich mit dem Thema wohl nie in Ruhe lassen, oder?“
„Nein“, grinste Jess und streckte ihr die Hand entgegen, „Ich mag dich und ich will nicht, dass du dir selbst schadest. Also, ist das ein Deal?“
Hanna atmete schwer aus und verzog skeptisch den Mund. Dann schüttelte sie Jess die Hand und seufzte, „Ach was solls. Ich wollte sowieso schon längst damit aufhören.“
„Und nun hast du auch einen Grund. Ich habe es auch geschafft!“, ermutigt der Rockstar sie. Dann herrschte für einen Moment Stille zwischen den Beiden. Wie aus dem Nichts sagte Jess auf einmal, „Fiona kann froh sein, dich als Freundin zu haben.“
Hitze stieg Hanna in den Kopf und ihre Wangen wurden heiß. Verlegen antwortete sie, „Oh, nein… Fiona und ich sind nicht zusammen.“
„Noch nicht“, erwiderte der Rockstar daraufhin ohne zu zögern und musste grinsen, als Hanna nur noch mit halboffenem Mund da saß. Jess legte ihre Hand auf deren Oberschenkel, „Hör mal Hanna. Jeder hier im LLoft weiß, dass du und Fiona ineinander verliebt seid. Und wenn du ehrlich bist, dann weißt du, dass ihr das auch wisst. Deswegen schnapp sie dir.“
Natürlich wusste Hanna, dass sie und Fiona Gefühle füreinander hatten. Und sie wusste auch, dass sie dieses so verrückte und sympathische Mädchen gerne als Freundin hätte, doch sie hatte Zweifel, „Aber was ist wenn sie doch nicht mit mir zusammen sein will?“
Hanna hatte noch nicht einmal ganz mit dem Satz geendet, da schüttelte Jess mit ermutigendem Lächeln den Kopf, „Das will sie. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Und jetzt mach dich endlich auf den Weg ins Kings and Queens. Du hast die anderen schon zu lange wegen mir warten lassen.“
Die Tatsache, dass sich Jess so sicher war, machte Hanna unglaublichen Mut. Sie griff mit ihrer Hand nach der von Jess und drückte diese.
„Na gut“, sagte Hanna, richtete sich dann auf, hüpfte von dem Vorsprung herab und machte sich auf dem Weg zum Notausgang. Mit der Klinke in der Hand drehte sie sich noch einmal zu Jess, „Kommst du dann nach?“
Der Rockstar nickte lächelnd. Hanna zeigte ihr den Glücksdaumen und öffnete die Tür, da rief Jess plötzlich, „Hanna!“
Das Mädchen im Parka wirbelte verwundert herum, „Ja?“
„Danke.“
„Gern“, entgegnete Hanna zufrieden und verschwand durch die Tür.

Voller Tatendrang eilte sie die Treppe hinab und trat aufgeregt durch die Regenbogenpforte zurück ins LLoft. Hektisch trat sie an die Bar und schaute sich um. Doch von Fiona und den anderen drein fehlte jede Spur. Hastig wandte sich Hanna an Rosalie, „Die anderen sind schon zum Kings and Queens oder?“
Die Bardame nickte, „Ja. Sie sind vor etwa zehn Minuten hier los.“
„Okay danke!“, antwortete Hanna nur und spurtete aufgeregt wieder durch die Regenbogenpforte hinaus.
Als sie aus dem Eingang des Gebäudes trat und in den Vorhof mit dem zu gedrehten Springbrunnen kam, da legte sie eine kurze Pause ein und sah noch einmal zum Himmel hinauf. Die Sterne leuchteten klar in dieser kühlen Novembernacht, in der sie das seltsame Gefühl hatte, sie könnte nichts verlieren. Dann stieg ein so überwältigendes Glücksgefühl in ihr auf das sie einfach los lief. Raus aus dem Gebäudekomplex, auf direktem Weg in die beliebte Bar.
Sie war so voller Tatendrang, dass sie gar nicht mehr abbremsen konnte, oder wollte. Mit den Händen in den Taschen ihres Parkas eilte sie durch die Straßen des so bunten Szeneviertels, in welchem ihr vereinzelt ein paar Passanten nachblickten. Dann nach knapp fünf Minuten erreichte sie die auf Spielcasino getrimmte Bar.
Darin angekommen blickte sie sich erwartungsvoll um. Wie jeden Samstag war es proppenvoll und im Erdgeschoss konnte sie niemanden ihrer Truppe entdecken. Elegant hastete sie durch die Menschenmengen und stieg die Treppe in den ersten Stock empor, wobei sie immer zwei Treppenstufen auf einmal nahm.
Dort oben hatte sie mehr Glück. An einem Tisch an der Brüstung nahmen gerade Charly, Milli, Emma und Nicki Platz, während sich Vanny, Pia und Fiona sofort den Billardtisch daneben unter den Nagel rissen. Als Fiona Hanna an der Treppe ausmachte, winkte sie sie glücklich zu sich her. Siegessicher schritt Hanna auf sie zu und nahm ihre Hände aus den Jackentaschen. Diese brauchte sie nämlich nun um Fionas Gesicht zu umfassen, als sie vor dieser zum Stehen kam. Das Mädchen mit dem Queue in der Hand schien über Hannas Euphorie etwas erstaunt und riss überrascht die Augen auf. Auch Vanny und Pia runzelten verwundert die Stirn. Hanna aber strahlte nur von einem Ohr zum anderen, „Fiona, ich muss dich was fragen. Wenn du demnächst das erste Mal mit zu mir nach Hause kommst, dann war der Plan ja, dass ich dich einfach als eine Freundin vorstelle. Was aber hälst du davon, wenn ich dich als meine Freundin vorstelle?“
Fionas überrumpelte Miene wandelte sich schlagartig zu einem unendlichen Strahlen und mit leicht geröteten Wangen nickte sie, „Davon halte ich sogar sehr viel.“
„Dann darf ich dich also ab jetzt generell als meine Freundin bezeichnen?“, fragte Hanna noch einmal nach um ganz sicher zu gehen und Fiona nickte noch eifriger, „Ja! Und ich bin schwer dafür, dass das auf Gegenseitigkeit beruht!“
„Selbstverständlich!“, flüsterte Hanna erleichtert und überglücklich küssten sich die beiden Mädchen. Die übrigen der LLoft-Mädchen sahen nur gerührt dabei zu und Pia seufzte, „Das wurde aber auch Zeit!“
Ein paar Sekunden des Pärchenglücks gönnte Vanny den beiden, dann aber sagte sie mit lauter, ernster Stimme, „Jetzt ist aber auch wieder genug mit der Turtelei, jetzt wird gespielt!“
Widerwillig lösten Hanna und Fiona die Münder voneinander und traten an den Tisch. Hanna nahm sich einen Queue und fragte strahlend, „Habt ihr noch einen Platz frei?“

Zur Feier von Millis glorreichem Sieg legten alle zusammen und ließen sich einen edlen Champagner bringen. Gerade als alle am Tisch saßen und mit dem teurem Sprudelgetränk anstoßen wollten, kam ein nur allzu bekanntes Gesicht mit Cap und Lederjacke die Treppe herauf. Bei dem Trubel der nahe der Brüstung herrschte, hatte Jess es nicht allzu schwer die Mädchen ausfindig zu machen, die sie suchte. Mit einem coolen Lächeln trat sie zu ihnen an Tisch. Jess Blick fiel als Erstes auf Hanna, die ihren Arm um die Hüfte ihrer Freundin gelegt hatte und der Rockstar nickte, gerade so, als wollte sie sagen „Ich hab’s dir doch gesagt“. Hanna entging dies natürlich nicht und auch sie nickte um Jess die Bestätigung zu geben, dass alles so gekommen war, wie sie es sich erhofft hatte.
Dann wandte sich der Rockstar an die Allgemeinheit und fragte interessiert, „Na was feiert ihr denn Schönes?“
Stolz hielt Milli ihre Goldmedaille hoch, „Den ersten Platz bei der regionalen Herbstmeisterschaft!“
Beeindruckt rückte Jess den Kopf, „Respekt!“
„Möchtest du auch ein Glas Champagner?“, fragte Milli sofort und griff nach der Flasche, in der allerdings nicht mehr allzu viel drinnen war. Doch der Rockstar hob die Hand, „Nein Danke. Gönnt ihr euch den ruhig. Ich bin eigentlich hier weil ich euch Stinkern was Wichtiges zu sagen habe.“
Alle Anwesenden sperrten die Ohren auf und horchten zu, wie die Anhänger einer Sekte ihrem Oberhaupt, „Ich werde demnächst für längere Zeit verreisen. Für ein Jahr um genau zu sein“, begann Jess von ihrem Vorhaben zu erzählen.
Da die Plaudertasche Pia schon vor ein paar Wochen berichtet hatte, was sie bei dem Gespräch zwischen Jess und Rosalie mitgehört hatte, war das was Jess nun sagte für fast keinen am Tisch eine allzu große Überraschung. Aber das nun noch einmal aus Jess eigenem Mund zu hören und somit zu begreifen, dass das Alphatier tatsächlich bald weg sein würde, das drückte die Stimmung ein klein wenig. Vor allem Pia war sehr traurig und sie bohrte nach, was genau den Rockstar in die Vereinigten Staaten lockte. Diese erklärte, dass sie schon immer einmal dorthin wollte und dass ein Au-Pair Jahr sich gut in ihrem Lebenslauf machte. Während ihrer Rede blickte sie immer mal wieder zu Hanna, die ihr ermutigend zunickte. Über die Sache mit ihrem Vater verlor Jess aber kein Wort. Das war auch gut so. Irgendwie fühlte sich Hanna ein bisschen geehrt, da am Tisch nur sie von diesem weiteren Grund wusste. Nachdem Jess geendet hatte, bestand die gesamte Runde darauf, dass sie ein Glas mit ihnen trank und bei so viel Andrang konnte die Capträgerin nicht nein sagen.
Vanny erhob ihre Flasche Bier und sprach begeistert, „Hanna und Fiona haben endlich gecheckt, dass sie aufeinander stehen und unsere coole Jess macht bald das Land der unbegrenzten Möglichkeiten unsicher! Dazu kann ich nur sagen, Leck mich fett!“

Am darauffolgenden Donnerstag trafen sich alle wie gewohnt im LLoft, in dem für diesen Abend allerdings keine spezielle Veranstaltung stattfand. So saß die Gruppe bestehend aus Milli, Vanny, Pia, dem alten Pärchen Emma und Nicki, sowie dem neue Pärchen im LLoft Hanna und Fiona, und Charly bei einer Runde Bier an ihrem Stammtisch in der hinteren Ecke und philosophierte über die Welt. Becky, die aufgrund ihres Hausarrests immer noch von jeglichem sozialem Leben außerhalb der Schule und dem Nebenjob ausgeschlossen war, wurde jedoch von Charly mittels Whats-App-Chat extern in die Runde hinzugefügt.
Pia, der junge Hüpfer, hatte nach bereits einer Viertelstunde keine große Lust mehr, einfach nur rumzusitzen und war daher ins Actionzimmer gegangen um dort die Regale nach geeigneten Gesellschaftsspielen zu durchsuchen. Zurück kam sie mit einem silbernen Pokerkoffer, in dem sich alles finden ließ, was man für eine ordentliche Partie Texas Hold’em benötigte. Vanny war dank unzähliger Pokerpartien mit ihren Cousins aus Hamburg bestens mit dem Kartenspiel vertraut und wies daher all jene aus der Gruppe, die es noch nie gespielt hatten, in die hohe Kunst des Spiels ein. Ein wenig missmutig beäugte sie dabei Hanna und Fiona, die ihren Arm lässig um ihre Freundin gelegt hatte. Die Butch freute sich wirklich für die Zwei. Aber andererseits bekam sie bei diesem Anblick auch einen leichten Brechreiz, wenn sie daran dachte, was für eine Scheiße Chrissi mit ihr abgezogen hatte.
Nachdem die Regeln von allen halbwegs aufgenommen waren ging die Zockerei um die bunten Casinochips los. Relativ schnell kristallisierten sich Vanny, Pia und Charly als die führenden Großmächte an. Charly spielte strategisch sehr geschickt und brachte Einige ins Schwitzen, als sie nach ein paar Runden bereits All-In ging.
„Die blufft nur!“, sagte auf einmal jemand hinter Charly. Alle blickten auf und Pia schmiss kreischend ihre Karten in die Luft „Oh Gott, ich glaub ich träume!“
Sie sprang überglücklich auf und stürmte auf ein Mädchen zu, neben dem ein Junge mit Baggy Jeans und Baseball Cap stand. Hanna kam dieses Mädchen irgendwie bekannt vor, doch sie brauchte eine Sekunde ehe sie sie als Vannys Ex-Freundin Larissa identifizieren konnte. Milli und Fiona hingegen hatten überhaupt keine Ahnung warum gerade alle so aus dem Häuschen waren. Pia umarmte die Zurückgekehrte so heftig, dass diese fast nach hinten umgefallen wäre.
„Sachte, sachte Pia, du tust uns noch weh!“, versuchte Larissa Pia zu beruhigen, die sich anscheinend gar nicht mehr beruhigen konnte.
„Egal!“, gab diese nur zurück und trat dann einen Schritt zurück und wandte sich an Larissas männliche Begleitung, „Und dich sieht man auch endlich mal wieder Dave!“
„Ja was soll ich auch alleine in eurem Haufen von Lesben?“, grinste der Junge mit Knabengesicht und umarmte Pia ebenfalls fröhlich. Mittlerweile waren auch ein paar der anderen Mädels aufgestanden um Larissa zu begrüßen. „Cracker!“, sagte Vanny strahlend und breitete die Arme aus, „Jetzt müssen wir dich also wieder ertragen!“
„Ja ja du mich auch du Arsch!“, gab Larissa scherzend zurück und umarmte ihre bullige Ex-Freundin. „Ahh und da ist ja mein Lieblingsnerd!“, brüllte Larissa, als Charly auf sie zu trat. Danach blickte sie strahlend in die restliche Runde, „Huch so viele neue Gesichter!“
Sie trat an den Tisch und schüttelte Milli, Hanna und Fiona einer nach der anderen die Hand. Danach begab sie sich aus ihrem Mantel und nahm gemeinsam mit ihrem Kumpel am Tisch Platz.
Optisch hatte Larissa wirklich etwas von einem Skatergirl, das man von einem Bild aus Tumblr ausgeschnitten und ins reale Leben gesetzt hatte. Obwohl es eisig kalt war, hatte sie sich mit leichten Vans und einer, an ein paar Stellen zerrissenen Jeans her getraut. Die Ärmel ihrer Kapuzenjacke waren hochgeschoben, so dass man auch ja die tausend Armbänder sehen konnte, mit denen sie ihre Handgelenke geschmückt hatte. Lediglich ihre weinrote Wollmütze trug zur richtigen Akklimatisierung dieser Jahreszeit bei.
„Und Emma und Nicki! Seid ihr mittlerweile schon verheiratet?“, fragte Larissa interessiert, nachdem sie mit den anderen angestoßen hatte.
Nicki lachte, „Nein, noch nicht!“
„Gut, ich wollte nämlich eigentlich schon bei der Hochzeit dabei sein!“, mahnte das coole Skatergirl mit erhobenem Zeigefinger.
„Apropos Hochzeit, Helen hat Rosalie einen Antrag gemacht!“, platzte es aufgeregt aus Pia heraus und Larissa verschluckte sich, „Was? Nein! Oh Gott, ich habe hier echt was verpasst!“
„Oh ja das hast du!“, stimmte Charly ihr zu. Wissbegierig fragte Larissa sofort nach allen Neuigkeiten und orderte ihrer Ex-Freundin Vanny an, ihr und Dave ebenfalls ein Bier zu holen, damit die so feucht fröhliche Gruppe auf ihre Rückkehr anstoßen konnte.
In dem Moment als die Bierflaschen und Pias Colaflasche aneinander klirrten und alle ausgelassen lachten und einfach nur glücklich waren, da kam in Hanna die Erinnerung hoch, als sie vor einigen Wochen zum ersten Mal in dieses LLoft über den Dächern der Stadt gekommen war. Wie Charly im Regen auf sie gewartet hatte und Hanna bereits draußen total nervös gewesen war. Wie sie für einen kurzen Moment überlegt hatte, einfach wieder umzukehren. Jetzt da sie hier saß, mit diesem Haufen von verrückten und coolen Mädchen, ihren neuen Freundinnen und ihrer Freundin, da war sie mehr als nur glücklich darüber, dass sie damals trotz der Angst vor dem, was oder wer sie hier erwarten würde, den Weg hierher gegangen war. Sie war jetzt ein festes Mitglied in diesem LLoft und somit auch in der Regenbogenszene. Und sie war sehr gespannt darauf, was sie hier noch so alles erleben würde.


Ende Story 10

Ende der Staffel







copyright © by cappuccino007. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Ungeduldig :D
Kommen da noch weitere Folgen?
Dancelover - 29.05.2017 20:48

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