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Stories » Detail

Schülerin und Lehrerin Teil 2

von Vanilleeishater


Sarah

“Liebe nach meinen eigenen Vorstellungen.”, murmelte ich vor mich hin und malte gedankenverloren Striche auf ein Blatt Papier. Meine Einstellung zu ‘Liebe’ war wirklich vielseitig, wie ich erst jetzt merkte. Im ersten Moment hatte ich natürlich nur an die Liebe und den Sex zwischen zwei Frauen gedacht, als ich jedoch etwas intensiver darüber nachdachte, wurde mir klar, dass Liebe für mich auch die Liebe zwischen zwei Männern oder zwischen Mann und Frau bedeutet, weil es eben nicht auf das Geschlecht ankommt, sondern auf den Menschen. Super. Ich hatte mich also selbst gefunden. Aber wo sollte ich ein Theaterstück mit dieser Thematisierung finden?! Ich beschloss, später weiter darüber nachzugrübeln und erst einmal mit dem nächsten Bus nach Ralm zu fahren, um meine Pferde zu besuchen.

Ich trat aus der Tür und freute mich an dem blauen Himmel und dem Sonnenschein. Ich war deutlich als Reiterin gekennzeichnet, denn ich trug eine typisch karierte Reithose und Stiefeletten mit Chaps. Der Bus nach Ralm fährt jede Stunde um siebzehn nach, ich hatte also noch eine Viertelstunde. Die Bushaltestelle war nur fünf Minuten entfernt.
Da ich ziemlich in der Innenstadt wohnte, ging ich durch die belebte Mittelstraße und schaute noch in ein paar Schaufenster. Ich grüßte viele Leute. Die meisten kamen von meiner Schule, meine Deutschlehrerin sah ich auch. Wir fanden sie alle etwas komisch, aber sie ist trotzdem eine sehr nette Frau. Und ihr Hintern sieht nebenbei bemerkt auch nicht schlecht aus. Ich beobachtete eine Schaar Tauben, die sich um ein paar Brotkrumen stritten. Dann zog ein wunderschöner Goldenretriever meine Aufmerksamkeit auf mich, indem er ein tiefes Bellen ertönen ließ.

“Lucy, ist ja gut!”, lachte die Besitzerin und klopfte dem erschrockenem Hund die Seite. Ein Lächeln breitete sich auf meinen
Lippen aus. Das war ja Frau Franke! Ich ging eilig auf sie zu und als sie mich erkannte, erwiderte sie das Lächeln. Der Hund - anscheinend Lucy genannt - schaute mich aus großen braunen Augen an und ich zögerte nicht, ihm den Kopf zu kraulen.

“Ich wusste gar nicht, dass Sie einen Hund haben”, fing ich die Unterhaltung an. Frau Franke grinste und erwiderte: “Na woher hättest du das auch wissen sollen. Sie heißt Lucy. Die Kleine hat sich vor den Tauben erschrocken, ein richtiger Schisser, dieser Hund!” Auch sie streichelte den Hund und unsere Hände berührten sich. Einen Moment lang standen wir nur da und streichelten den sichtlich verwirrten Hund. Von zwei Personen gleichzeitig ausgiebig gestreichelt werden? Das passierte nicht allzu oft! Um wieder etwas zu sagen, murmelte ich: “Sie ist noch nicht sehr alt, oder?” Ich schaute meiner Lehrerin direkt ins Gesicht. Die vielen Sommersprossen ließen sie älter aussehen als sie war, aber ich fande es einfach süß. Sie trug einen Dutt, doch ein paar braune Strähnen hingen ihr unsauber ins Gesicht. Ihre Zähne glänzten weiß auf, als sie antwortete : “Nein, sie ist gerade erst aus dem Welpen alter raus...hat noch vor vielen Dingen Angst. Du, ich muss weiter, mein Freund kommt gleich. Wir sehen uns bestimmt Montag.”


Ich stockte einen Moment und erwiderte dann : “Natürlich, ich muss auch los, bis dann.”

Ein letztes Lächeln und ich ging weiter.

Lily

Oh, da ist Sarah. Ich werde die Sache jetzt erst einmal eingrenzen zwischen uns. Wie soll ich das anstellen? Ich kann ihr nicht klipp und klar sagen, dass zwischen uns nichts laufen wird, denn ich habe ja keine Ahnung, ob nur ich das fühle. Wenn ja, wäre das beunruhigend.

Ich werde ihr von meinem Freund erzählen und dann erst einmal schauen wie sie reagiert. Wir begrüßen uns freundlich, sie strahlt, wie immer. Quatschen ein bisschen, wie so oft im Moment und als wir uns verabschiedeten, brachte ich meinen imaginären Freund ins Spiel.

Sie schien es ganz normal zu nehmen. Ein Grund mehr, den Fehler bei mir zu suchen.

Sarah

Sie hat also einen Freund. Naja, warum auch nicht. Schließlich ist sie eine durchschnittliche, attraktive, ungeheuer sexy - Stopp!

Sie ist ganz nett.
Ich brauchte mich nicht zwingen, die Gedanken zu verdrängen, denn eine schwarze Katze lief mir über die Füße und ich sprang erschrocken zurück. Ich schaute mich um und sah im Park links von mir eine Jungen Clique die sich vor Lachen krümmten.

Ansonsten hatte niemand etwas bemerkt. Was kümmerte mich das auch? Ich ging die letzten hundert Meter ohne Ausrutscher und sah mir dabei die alte Stadt etwas genauer an. Es war keine große Stadt mit Menschenmassen, Obdachlosen und Musikanten. Vor allem weil ich jetzt nicht mehr in der Mittelstraße war, traf man hier nur noch vereinzelt Menschen. Ich schaute auf die Uhr und bemerkte, dass der kleine Plausch mit Frau Franke schon ein paar Minütchen in Anspruch genommen hatte. Es waren nur noch ein paar Meter bis zur Haltestelle, ich konnte sie sehen, aber auch den Bus, der fast da war.

Ich begann zu rennen und der Busfahrer wartete großzügig auf mich. Ich bedankte mich und ging sofort durch den schäbigen Bus nach hinten. Wenn man sich zu weit nach vorne setzt, läuft man Gefahr von dem Busfahrer vollgelabert zu werden. Das könnte aber ziemlich peinlich ausgehen, weil ich Musik hörte und so nicht einmal die Hälfte verstanden hätte. Meine Erfahrung hatte mich gelehrt, dass Busfahrer sensible Wesen sind. Jedenfalls wurde meine Freundin schon einmal ordentlich gerüffelt, weil sie nicht laut genug “Hallo” gesagt hatte.

Naja, wie dem auch sei, ich liebte Busfahren. Vor allem im Dunklen, aber im Tageslicht ist es auch ganz schön. Das Lustigste sind ja die Busfahrt nach der Schule. Man erlebt die Schüler ganz intim, wenn man darauf achtet. Die heiße, immer perfekt geschminkte Tussi aus der zehnten hört Musik, den Kopf auf der Brust und den Mund halb geöffnet. Nur bemerkt das nie jemand, weil einfach ALLE so sind. Außer ich. Ich liebte es auch, zur Schule zu gehen, was ebenfalls eher außergewöhnlich war. Ich nahm den Bus aber nur Montags, Dienstags und Mittwochs, weil ich an diesen Tagen die Pferde auch füttern musste.

Ich stieg an der einzigen Bushaltestelle im Dorf aus und schaute mich um. Um mich herum sah ich nur die Straße und ansonsten Natur.
Eingezäunte Wiesen, Wälder, vereinzelte Bäume und ein Feld. Ich musste noch etwa fünfhundert Meter die Straße entlang
gehen, bis ich in die Hofeinfahrt kam.
Meine Großeltern wohnten hier auf dem Hof.
Deshalb hatte ich die Gelegenheit, Pferde zu besitzen.
Jedoch wollten sie die Pferde nicht jeden Tag versorgen, also kam ich auch am Wochenende.

Ich schaute kurz ins Haus, doch niemand war zu Hause, wie gewöhnlich, denn auf dem Hof gab es schließlich eine Menge zu tun. Also ging ich direkt wieder hinaus und den kurzen Weg zum Stall entlang.
Anscheinend war heute alles ausgestorben, denn hier war auch niemand, weder Mensch noch Tier und man konnte nur ein paar Vögel zwitschern hören.

Ich legte meine Sachen im Stall ab und schnappte mir einen Führstrick, um die Pferde zu holen. Diese waren auf einer Weide, die ein paar Meter außerhalb des Hofes lag.

Meine eigene Stute war eine schwarze Westfalenstute, die ich Lady getauft hatte.
Das Beistellpferd war eine schneeweiße Stute, die nicht viel Aufmerksamkeit von ihrem Besitzer bekommt.

Sie hieß Sugar Rush, da uns das zu lang war, wird sie immer nur Sugs genannt.

Ich kam am Zaun an und Lady hatte mich bereits bemerkt. Ich holte tief Luft und pfiff schrill. und da kamen sie auf mich zu galoppiert...Schön wär’s!
Manchmal klappte das, aber jetzt hatte es nur bewirkt, dass ich die Aufmerksamkeit beider Pferde hatte.

Seufzend stieg ich durch den Zaun und schlenderte auf Lady zu.
Die Stute hatte sich schon wieder dem Gras gewidmet und ich sah mit Unbehagen, dass sie sich unauffällig immer ein paar Schritte weiter entfernte.
Das Spiel kannte ich nur zu gut.
Bei dem schönen Wetter wollten sie noch nicht in den Stall.

Ich raschelte mit der Plastiktüte, die ich extra für diesen Fall mitgenommen hatte und hatte sofort ihre volle Aufmerksamkeit.
Mit gespitzten Ohren kam Lady auf mich zu geschlendert.
Ich strich ihr einmal über den Kopf und fischte dann ein Leckerli aus der Tüte.

Auch Sugs kam zu mir und ich musste Lady einen sachten Klaps auf die Nase geben, weil sie die andere Stute angiftete.

Ich verband die beiden Pferde miteinander, indem ich den Strick an beiden Halftern befestigte, was eigentlich nicht sehr schlau war, jedoch kannte ich meine Pferde gut und es würde schon nichts passieren.

Lady jedenfalls lief immer hinter mir her, doch Sugs sah das nicht ein und deshalb machte ich sie einfach an Lady fest, dann musste ich kein Pferd führen. So trotteten wir also über die Weide. Ich voraus und einen Meter hinter mir Lady, die Sugs hinter sich her schliff.

Am Stall angekommen machte ich mich sofort daran, Lady zu putzen und weil ich so großzügig war, bekam auf Sugs ihren Teil ab.
Dann legte ich Lady den Sattel auf und trenste sie.

Das war der Punkt wo Sugs immer unruhig und zickig wurde, weil sie genau wusste, dass sie nicht mitkommen würde.
Mir tat das zwar jedes Mal wieder Leid, aber ich konnte mich einfach nicht mir zwei Pferden durchs Gelände schlagen.

Sobald ich mit Lady hinter dem Berg verschwunden war, hörte Sugs auf zu wiehern und ich konnte den Ritt genießen.

Insgesamt ritt ich fast zwei Stunden lang und als wir wieder vor dem Stall standen, war Lady’s Fell nass geschwitzt.

Ich spritzte sie mit dem Wasserschlauch ab und ließ sie auf die Weide, während ich Sugs aus ihrer Box holte und sie anschließend eine halbe Stunde ritt, damit sie auch ein bisschen in Bewegung kam.

Danach war ich genauso fertig wie die beiden Pferde und ging runter ins Haus.

“Hey Oma”, begrüßte ich sie und lehnte mich gegen das Ledersofa.

“Hi! Bist du schon die ganze Zeit da? Ich war bei den Hühnern und Opa ist mit dem Hund im Wald.”, erwiderte sie.

Ich runzelte die Stirn und antwortete: “Echt? Ich bin ausgeritten. Durch den Wald, hab ihn aber nicht getroffen...” So redeten wir noch eine Zeit lang weiter und irgendwann packte ich meine Sachen zusammen und ging in mein Zimmer, wo ich todmüde ins Bett fiel.

Schlafen konnte ich noch nicht, weil ich vorher noch den nächsten Tag planen musste.
Morgen hatte ich einen Ausritt mit Cora geplant, der einzigen realen lesbischen Person die ich kannte.
Cora ist schon vierundzwanzig, aber trotzdem eine gute Freundin.
Sie würde Sugs reiten, damit die auch mal wieder ein bisschen Bewegung bekommt.
Und außerdem hatte ich mir fest vorgenommen, ihr von Frau Franke zu erzählen...dann schlief ich ein.

*Anmerkung: Ich hoffe man merkt mir die große Liebe zu meinem Opa nicht zu sehr an :D

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Das war so gut wie immer so, wenn ich auf dem Hof war.
Jedoch blieb ich noch eine halbe Stunde lang liegen, weil ich wusste, dass meine Oma noch nicht wach war und durch die dünne Wand konnte ich meinen Opa hören.

Es war eine gemütliche und vertraute Atmosphäre. Ich wusste genau, wie er am Küchentisch saß, die Zeitung las und dabei versuchte zu essen, auch wenn ich es nicht sah. Man konnte das Radio leise hören und ab und zu ein Miauen.
Ich schloss immer wieder für kurze Zeit die Augen um diesen Moment zu genießen und in mich aufzunehmen.

Schließlich stand ich auf, zog mir etwas über und ging in die Küche. “Nu mein Schatz, wie is’?”, brummte mein Opa und ich fühlte mich wie so oft in seiner Nähe wie ein glückliches kleines Kind.

Ich mochte es in diese Rolle zu schlüpfen, einfach weil ich merkte, dass mein Opa keine großen Verhaltensansprüche an mich hatte und dass ich für ihn immer noch ein kleines Mädchen war.

Ich gähnte, streichelte dem Hund über den Kopf und machte den Kühlschrank auf.

Später, als sämtliche Tiere des Hofes schon gefüttert waren, sah ich Cora’s Auto auf den Hof fahren. Ein paar Stunden zu spät, wie gewöhnlich, trotzdem musste ich schmunzeln.
Die braunen Haare zu einem lockeren Zopf, eine Cap und ein lässiges großes T-Shirt konnten ihre schöne weibliche Figur nicht verstecken.

Ich empfing sie mit einer herzlichen Umarmung und sie kam auch nicht drumherum, meine Großeltern kurz zu begrüßen.
Gleich darauf machten wir uns auf den Weg zum Stall und Cora quetschte mich über mein Leben in der Stadt aus.

Im Laufe des Rittes erfuhr ich, dass sie wieder Single war und da wir gerade über das Thema redeten, hielt ich es für passend Frau Franke anzusprechen.
Cora lauschte ohne mich zu unterbrechen, ab und zu mal ein leises Lächeln.
Ich erwähnte mit keinem Ton dass ich verliebt war, denn ich war mir nach wie vor sicher, dass es nur eine kleine Schwärmerei sein musste und sich bald von selbst legen würde.

Wie falsch ich da lag und wie viel Stress ich noch mit dieser Frau haben würde, wusste ich schließlich noch nicht.



copyright © by Vanilleeishater. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


wow
bitte mehr, wie geht es weiter
angeljack85 - 08.07.2013 11:27
bitte mehr :-)
Bibomausi1702 - 25.05.2013 11:51
super :)
Ines_x3 - 28.10.2012 22:31
*-*
JessiAmyJane - 07.09.2012 00:47
*-*
JessiAmyJane - 07.09.2012 00:47

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