von pinklady_1301
Gestern habe ich mir eine Zeitung gekauft. Das sollte kein besonderes Ereignis sein. Ist es aber doch, denn erstens kaufe ich nie Zeitungen und zweitens habe ich mich verliebt, urplötzlich verliebt in ein paar große, blaue Augen. Sie gehören in das Gesicht der reizenden Verkäuferin, die mir die Zeitung über die Theke reichte und unerhört grinsend zwei Euro vierzig dafür von mir verlangte. Dieses Grinsen verwirrte mich so, das ich gar nicht richtig denken kann. Ich gebe ein zwei Eurostück und bin verwirrt, warum sie mich immer noch angrinst, kann sie nicht bitte damit aufhören, vielleicht kann ich dann wieder atmen. "Es fehlen noch vierzig Cent" sagt sie und setzt einen unschuldigen Blick auf. "Oh ja" stammele ich, in meinem Portemonnaie wühlend. Leider keine Münzen mehr drin, da muss ein fünfer dran glauben. "Sorry, dann muss ich es ihnen so geben." Sage ich, und unsere Finger berühren sich kurz als ich ihr den Schein und sie mir die Münze zurück gibt. "Gut, das kriegen wir schon hin." Wechselt in ihre Kasse und gibt mir das restliche Geld zurück. "Einen schönen Abend" sagt sie, bestimmt zu jedem aber sie lächelt wieder so offen und einnehmend, das ich mich fühle als wären die Worte und die dazugehörige Mimik nur für mich bestimmt. Da kaufe ich mir dieses Journal um ein bisschen Glamour in mein Leben zu bringen. Ich habe den Film Sex and the City Sonntag Abend im Fernsehen gesehen und Sarah Jessica Parker lächelt mit ihren 45 Jahren so unglaublich gut aussehend vom Cover der Petra. Ich fühle mich als 40 Jährige lesbische Singlefrau gerade furchtbar alt und unglamourös, außerdem heiße ich Petra, was ein Grund mehr für den Kauf der Zeitung war.
Wie kann jemand so offen und positiv wirken und jeden Tag mit Kunden zu tun haben? Diese Verkäuferin ging mir nicht aus dem Kopf. Ach vergiss es Petra, du bist zu alt und sicher keine Draufgängerin. Selbst, wenn ich irgendwie mit ihr ins Gespräch komme, ist sie bestimmt nicht lesbisch. oder interessiert Und außerdem ist sie sicher bald zehn Jahre jünger als du, also hör auf dich zur Äffin zu machen.
Ganz meinem Plan folgend meinen Style aufzupeppen, gehe ich am nächsten Tag shoppen. Eine sommerliche Tunika mit einer weißen, engen Hose hat sich mir in den Kopf gesetzt. Darum stiefele ich in meine Lieblingsboutique und denke, das dies ja wohl kein Stilwechsel ist, wenn man in der immer gleichen Boutique einkaufen geht. Ach gucken, kann ich ja mal und werfe prüfende Blicke auf alle weißen Kleidungsstücke, als eine zierliche Blondine, die Umkleide verläßt und sich ausgelassen vor dem Spiegel bewundert. Upps, da ist sie wieder der Inhalt meiner schlaflosen Nächte. Ich bleibe stehen, schaue und genieße. Sie hat ein türkises Glockenkleid übergezogen. Es steht ihr wunderbar, alles scheint zu leuchten und den Raum zu erhellen, nicht zu letzt meine Laune. Als sie sich nach noch einem Accessoire umsieht, bemerkt sie mich und flötet ein freundliches “Hallo.” “Hallo”, sage ich, “das Kleid sollten sie unbedingt kaufen!” entfährt es mir. “Ja? Gefällt es ihnen?” “An ihnen auf jeden Fall! “ “Ich fühle mich auch wunderbar darin. Ich will nämlich gerade meinen Stil etwas aufwerten. Das ist zwar nichts für die Arbeit aber der Job ist ja auch nicht alles, oder?“ Kann es sein, das sie sich wirklich Entscheidungshilfe von mir wünschte? “Ich fühle mich gerade so altmodisch und unglamourös.” Kam es hinterher. “Ja klar sie haben am Sonntag auch zu viel Sex and the City abgekriegt, oder?” Da zuckt es in ihr und sie wird rot. Ach herrje, wieder mal sind die Worte ohne vorherige Sicherheitskontrolle durch das Hirn einfach aus meinem Mund gepurzelt. “Entschuldigung, so war das nicht gemeint, ich wollte sagen, ihr Stil braucht keine Veränderung, der ist ja schon unglaublich.” Jetzt wurden wir beide rot. Die Verkäuferin kam herbei und sagte anerkennend:” Das Kleid ist wie für sie gemacht” “Ja, sagt mein Glühwürmchen, denn ihre Gesichtsfarbe geht immernoch gen purpur. Ein tiefer Seufzer entfährt mir, ich habe keinen Grund länger meine Augen auf ihrem weiblichen Körper ruhen zu lassen. Ich versuche mich zum gehen aufzurappeln. Erschrocken schaut sie in meine Richtung und sagt:”Sie wollen doch nicht gehen? Ich kaufe das Kleid nur, wenn wir gleich einen Kaffee zusammen trinken!” “Gern” mehr kommt nicht heraus, vor lauter überraschter Freude.
Kurze Zeit später sitzen wir bei Tschibo und schlürfen Milchkaffee. “Ich heiße Petra” kläre ich mein Gegenüber auf, als wir am Tisch Platz nehmen. “Da muß ich mir ja keinen neuen Namen merken” sagt sie. “Wie?” frage ich. “Seit gestern nenne ich dich so.” “Aha, und wie darf ich dich nennen?“Wie ich sie seit gestern nenne, davon will ich besser nicht sprechen. “Karina” sagt sie “und ich will ehrlich sein, ich bin
mir nicht sicher wie das jetzt bei dir ankommt, aber ich bin, wie soll ich es sagen, na ja ich habe, meine Güte, das ist mir noch nie so schwer gefallen, Ich bin” “Ja was bist du?” Schweigen. “Dann sag es doch nicht, wenn es nicht geht.” Wir trinken unseren Kaffee und reden über alles mögliche, ihren Job, meinen, Sex and the City und bald ist es Zeit zu gehen. Ich fühle mich wunderbar und gelöst. Ich möchte sie wiedersehen, ich möchte, das sie lesbisch ist, ich möchte ihr das neue Kleid ausziehen dürfen und ich möchte das sie nicht aufhört so betörend zu strahlen. Nach einem zweistündigen Kaffee fragt die Bedienung ob wir noch etwas wünschen und ich sage “Zahlen bitte.” Wir verlassen gemeinsam das Cafe und stehen unentschlossen auf der Fußgängerzone. “Das war schön” sagt Karina und drückt mir einen Kuss auf die Wange. “Ja” sage ich und frage “was konntest du mir eben nicht sagen?” Kurz schweigt sie und dann zischt es leise aus ihr heraus: “Ich hab mich gestern in dich verliebt, glaube ich, ich fühle mich wie schwebend, seit du gestern die Zeitung bei mir gekauft hast. Und ich ....”Und ich verschließe ihren Mund mit meinem. Wunderbar so ein Stilwechsel......
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pinklady_1301. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.