Sie...

von JoeleyJo


Der wilde Fluss endet in einem großen Bergsee. Ganz still ist es hier, bedrohlich und behaglich zugleich. Ich fühle den von der Sonne gewärmten Stein unter mir und denke an Sie.

Sie ist wie dieser See mit seinen Steinen und dem kalten klaren Wasser. Er ist so tief das ich den Grund niemals erreichen kann. Es kostet Überwindung von den warmen Steinen ins kühle Nass zuspringen. Ist man aber drin fühlt man sich wie neu geboren. Es kostet Überwindung ihr tief in die Augen zusehen, habe ich es einmal getan wächst der Mut zu mehr in mir. Wie im Wasser, langsam gehe ich weiter hinein, Schritt für Schritt. Die glatten Steine unter meinen Füssen, meine vor Kälte prickelnde Haut. Dann bin ich ganz versunken tauche sogar und habe plötzlich viele kleine Steine in der Hand. Ich hebe die Hand aus dem Wasser um sie genauer zu betrachten. Wasser rinnt mir durch die Finger. Da sind so viele Erinnerungen an soviel gemeinsames mit ihr.
Wunderbare, Freudige, spannende, Emotionale, Intensive, Glückliche, Prickelnde, lange, kurze, ewig Schöne, dunkle und furchtbar Schmerzende Erinnerungen.

Ich klettere zurück auf den großen warmen Stein, strecke mich aus und lasse die Wärme durch meinen Körper strömen. Diese angenehme Wärme kenne ich, genauso fühle ich, wenn sich unsere Lippen berühren. Wenn unsere Zungen einander liebkosen. Die Wärme gibt Kraft. Immer stärker fühle ich mich.
Ich drehe mich auf den Bauch und lege die vielen kleinen Steine, die ich in meiner Faust, ganz fest mit meinen Fingern umschlossen hatte, vor mich. Jeder für sich ist einzigartig. Aber alle haben ihre Farbe geändert, sie sind getrocknet. Ich denke daran wie spannend es zu Anfang. Über wie viel neue Gedanken ich in mir selbst gestolpert bin. Alle ausgelöst durch sie. Oder mit ihr? Es galt sich kennen zulernen, zu wissen worüber jede von uns lacht, worüber weint, zu finden was uns verbindet, zu erkennen woran wir gemeinsam Freude haben.

Ich rolle mich wieder auf den Rücken. Schließe die Augen und habe ihre Stimme im Ohr. Den Klang der Worte. Ich höre ihr gerne zu, sie kann mit soviel Leben erzählen. Ich fühle mich dann, wie zuhause bei einem gemütlichen Fernsehabend. Ich schaue einen Film, einen Film ihrer Erzählungen. Mit einem Mal habe ich aber auch ihre auffangende Zuhörerinhaltung im Kopf. Sie war immer da. Immer, wenn ich diese brauchte.
Die Wärme der Sonne lässt nach und ich vermisse ihre Umarmung. Vermisse ihre wunderschönen Hände. Zart, aber trotzdem stark. Ihre Hände auf meiner Leiste, ihre Hand in meiner. Ich richte mich auf, hole tief Luft. Frische Luft. Es gab schnell Zeiten in denen ich nach unseren Treffen tief Luft holen musste, um wieder klar zuwerden. Sonst hätte ich mich an ihr ganz verloren. Sie hat eine Macht, eine Macht die mir von Zeit zu Zeit den Atem nahm und momentan wieder nimmt.
Ich bin jetzt schon eine ganze Weile hier, ganz genau kenne ich habe nur diesen einen großen Stein und die vielen kleinen. Einen kleinen Teil eben.
Genau so ist es mit ihr, nur ihr Lachen kenne ich genau, nur ihren Duft, ihre strahlenden Augen und ihr wunderbar weiches Haar. Aber ich weiss selten genau was sie denkt, wie sie fühlt. Sie fehlt mir, das fehlt mir. Aber das Geheimnis zieht an, lässt mich nicht mehr los.

Langsam ziehen Wolken auf und immer häufiger verschwindet die Sonne hinter ihnen. Mit den Wolken kommen Zweifel. Freundinnen sein?, nach soviel Nähe?
Ich will sie nicht weglassen. Beide sollen bleiben, die Sonne und Sie. Mit jedem gebrochenen Sonnenstrahl tut es mehr weh. Mein Herz, es brennt und rast. Regen fällt...
Tränen rollen...

Ich liebe diesen See, mit all seinen unberührten Plätzen, den mir Vertrauten, ich liebe das klare Wasser, das Gefühl von Geborgenheit auf dem warmen Stein. Die Ruhe hier und das Leben in mir. Ich liebe Sie.