Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Stories » Detail

Sinnlos

von Preya


Sinnlos

Es war ein ungemütlicher Sonntag. Morgens hatten wir zusammen gefrühstückt, wie immer seit wir zusammen wohnten. Danach hatte sich jede von uns in ihr Zimmer verkrochen. Ich saß am PC und in deinem Zimmer lief der Fernseher. “Der Graf von Monte Cristo” flimmerte durch Kabel1 direkt in deine Augen. Du hattest mich morgens schon gefragt, ob ich mit dir zusammen danach, so gegen 15 Uhr “Der Mann in der eisernen Maske” sehen würde. Ich sagte zu, aber eigentlich mehr, weil ich nichts anderes zu tun hatte und gerne mit dir meine Zeit verbrachte.
Also legten wir uns zur besagten Zeit auf deine Matratze. Ein Bett hatten wir beide noch nicht. Mein neues Bett wurde noch geliefert, und deines war noch nicht vollständig. So ist das nun mal nach einem Umzug. Ich holte mein Bettzeug und legte mich neben dich. Es war alles wie immer. Wir starrten stur auf die Mattscheibe. Zwischendurch hast du deinen Kopf auf mein Herz gelegt. Es ging uns beiden nicht sonderlich gut. Du hattest deine alte Liebe noch nicht überwunden und hast es auch immer noch nicht. Ich kämpfte noch mit den Gefühlen für meine ehemalige Affäre, mein alter Nachbar. Ich gab dir ein bisschen Geborgenheit, so hast du es genannt. Und du gabst mir das Gefühl, gebraucht zu werden. So ist das. Beste Freundinnen sind eben immer füreinander da. Ich streichelte dir sanft über das Haar. Das machte ich immer, wenn es dir nicht gut ging. Vielleicht um zu zeigen, dass ich auf dich aufpassen würde.
Nach dem Film gingst du duschen. Ich war schon längst geduscht, hatte aber trotzdem nur Shorts und Shirt an. Das sollte reichen. Schließlich hatte ich eine warme Decke. Als du fertig warst, kamst auch du nur in Panty und Shirt aus dem Bad. Du rochst gut. Frisch eingecremt zogst du dich fertig an und fuhrst zur Tankstelle um Geld für den Pizzaboten zuholen. Währendessen lief im DVD- Player schon Honey. Alles was danach geschah war vollkommen irrelevant. Wir aßen, wir lachten.
Dann zogst du dein Shirt aus und legtest dich unter die Bettdecke und schließlich deinen Kopf wieder auf mein Herz. Du fingst an meinen Arm zu streicheln. Du wusstest, dass ich das liebte. Und ich genoss es. Wie immer, wenn du es machtest. Aber dieses Mal war es anders. Es war irgendwie fordernder. Als würdest du auf etwas hinauswollen. Bis du irgendwann stopptest und dich auf den Bauch mit dem Kopf ans Fußende legtest. Ich war etwas verwirrt. Dein Oberkörper war nicht bedeckt. Obwohl ich nichts sehen konnte, fand ich es toll. Ich hatte dich schon öfters gesehen. In der Badewanne, wenn ich dir Gesellschaft leistete und einfach nur bei dir saß. Jetzt aber setzte ich mich auf deinen Po und fing an dich zu massieren. Mittlerweile war Honey schon zweimal gelaufen und nun lag Casino Royale im Player- auf Englisch versteht sich. Er hatte grade erst angefangen. Du drehtest deinen Kopf mit den Worten “Wenn wir jetzt Alkohol trinken würden, würden wir bestimmt miteinander schlafen”, zu mir. Ohne groß nachzudenken und eigentlich auch mehr aus Spaß fragte ich: “Kölsch?” Du nicktest. Ich stand auf und holte eine Flasche Kölsch aus dem Kühlschrank. Schon geöffnet brachte ich sie dir und du nahmst einen Schluck. “Wir werden uns nie an Weizen oder Pils gewöhnen”, meintest du. Ich stimmte zu. Vorsichtig stelltest du die Flache auf den Boden und drehtest dich ganz um. Ich saß mehr oder weniger auf deinen Oberschenkeln. Du präsentiertest dich mir in voller Pracht. Mit deinen wunderschönen großen braunen Augen sahst du mich an. Ich liebe deine Augen, das tat ich schon immer. Ich beugte mich zu dir und gab dir einen vorsichtigen Kuss auf den Mund. Dann wich ich zurück und sah dich an. Du schautest weder verstört, noch angewidert. Erneut beugte ich mich vor und küsste dich. Dieses Mal schon etwas länger. Und ehe ich mich versah, war ich in ein Meer von Küssen eingetaucht. Immer intensiver, immer fordernder. Ich konnte von deinen Küssen nicht genug bekommen. Schließlich ließ ich aber doch von deinen Lippen ab und bahnte mir langsam einen Weg nach unten. Über die ständigen Liebkosungen deines Körpers kam ich schließlich bei dem einzigen Kleidungsstück an, dass du noch trugst. Es war nicht viel und es war leicht durchsichtig.
Danach lagst du erschöpft neben mir. “Weißt du eigentlich, dass du bis jetzt die Einzige bist, die…”, du beendetest den Satz nicht. Ich konnte erahnen, was du sagen wolltest. Und ich fühlte mich gut dabei. Dabei blieb es. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Ich hatte Angst, etwas falsch gemacht zu haben, zu weit gegangen zu sein. Du warst danach so anders. Erst meintest du noch, dass du nur eine kurze Pause bräuchtest, und dann wolltest du schlafen. Ich fühlte mich vor den Kopf gestoßen, blieb aber neben dir liegen. Schließlich siegte die Müdigkeit und mir fielen die Augen zu. Für drei nicht sehr erholsame Stunden. Und am Morgen ging ich wie gewohnt in die Uni. Nicht sehr lange, weil der Professor meinte, ich gehöre aufgrund meiner Gesichtsfarbe ins Bett und nicht ins Seminar, aber ich ging. Im Bus, auf dem Weg. Ständig diese Gedanken an die letzte Nacht. Sie ließen mich nicht los. Wie sollte das jetzt weitergehen.
Du gabst mir zu Hause dir Antwort. “Es war Neugierde, mehr nicht.” Ich glaube, für mich brach erstmal eine Welt zusammen. Dann verstand ich. Für mich war es auch nicht mehr. Die Gedanken wurden weniger, bis sie schließlich ganz verschwanden.

Eine Woche, bevor es ein weiteres Mal passierte, durch einen Zufall, war ich mir wieder sicher, ich stand auf Männer. Und dann kam dieses Ereignis. Ein gemeinsames Bad- nichts ungewöhnliches für uns. Eine kleine Unvorsichtigkeit von mir und schon waren wir wieder da.
“Jetzt sind wir wenigstens quitt”, sagtest du als ich noch den Moment genoss. Doch darum ging es mir nicht. Das begriff ich an dem Tag. Es ging nicht darum, wer hier wem grade einen Orgasmus bescherte. Mir ging es um was anderes. “Hey hey hey! Genieß den Augenblick”, meintest du noch, als ich anfing, meine Finger über deinen Körper wandern zu lassen. “Das tue ich”, antwortete ich. Du lehntest dich zurück. “Okay, ich sehe schon. Wehren zwecklos.” Deine Stimme war immer leiser geworden. Deine Augen waren geschlossen. Du atmetest ruhig und deine Muskeln waren entspannt- noch.
“Das war ein Fehler! Das darf nicht noch mal passieren. Sonst ändert sich was und die andere fühlt sich vielleicht zurückgewiesen, wenn eine von uns in festen Händen ist.”
Ich überlegte kurz. “Da hast du Recht”, sagte ich. Aber in meinen Gedanken waren andere Worte. Worte, die ich nicht zu sagen wagte und aus meinem Kopf verbannen wollte. Ein Monat hatte zwischen dem ersten und dem zweiten Mal gelegen. Ein Monat, in dem keine von uns eine andere Art von Liebe bekommen hatte. Ich redete mir ein, dass es daran lag. Dass ich nur von dem Gefühl überrannt worden war. Dass schon alles richtig war, so wie wir es gerade besprochen hatten. “Also dann, hauen wir uns aufs Bett und schauen ein bisschen Fern. So, wie wir es immer tun. Es hat sich doch nichts verändert, oder?”, fragte ich. Diese Frage war so überflüssig. Natürlich hatte sich etwas verändert. Tief in mir drin, war dir Veränderung in vollem Gang.
“Was sollte sich denn verändert haben?”, fragtest du sarkastisch zurück und schmisst dich auf die Decken.
“Nichts, natürlich!”, lachte ich und setzte mich zu dir.
Danach passierte nichts mehr. Die Wochen vergingen. Jede von uns hatte damit abgeschlossen, auch ich. Es war eine Erfahrung, die ich nicht missen mochte und ein schönes Erlebnis. Die Gedanken daran verblassten wieder. Ich war zurück in meinem alten Leben.

Bis vor ein paar Wochen. Ich war fast 10 Tage fort gewesen. Eigentlich wollten wir zusammen in unsere Heimat, aber du konntest nicht mit. Fast 10 Tage hatten wir uns nicht gesehen, aber viel telefoniert. Es war wie früher. Jeden Abend hingen wir an der Strippe. Zwischendurch wurdest du krank. Ich bot dir an, zurückzukommen, doch das wolltest du nicht. Ich blieb in Köln. Als ich wiederkam, warst du immer noch nicht wieder ganz gesund, aber es ging dir schon besser.
“Ah endlich “Germanys next Topmodel” zusammen gucken. Wie immer”, sagtest du.
“Ja, endlich!” Es war der erste Abend, den ich wieder hier war. Hier, wo ich mich wohl fühlte. Hier wo mein Zuhause war seit Oktober 2007.
Wir unterhielten uns den ganzen Abend. Auch wenn wir jeden Tag telefoniert hatten, hatte ich dir so viel zu erzählen. So vieles war in Köln nicht passiert, aber es hatte sich vieles verändert. So viel, dass ich auch einen Abend später noch viel zu erzählen hatte. Wieder lagen wir in deinem Bett (gut, es war immer noch nur eine Matratze). Nebenbei lief ne DVD, auch wie immer. Irgendwann wichen wir vom Gesprächsthema ab. Ich weiß nicht mehr, wie es dazu gekommen ist, aber auf einmal ging es um Lippe- beißen und Küssen.
“Kann es sein, dass wir hier ganz schön flirten”, fragtest du mich nach einer Weile.
Ich wusste die Antwort, genau wie du. “Nöö, würde ich nicht sagen”, sagte ich aber dennoch.
Ich griff nach deiner Hand und küsste sie. Nur ganz leicht. Ich hatte im ersten Moment nichts damit bezwecken wollen. Es gefiel dir. Dann küsste ich sie wieder und wieder und wieder. So lange, bis ich schließlich mit meinen Küssen deinen Arm hinaufwanderte und bei deinen Lippen angelangt war. Du trugst kein Shirt. Als unsere Lippen sich trafen hast du begeistert mitgemacht. Wieder kam eins zum andern. Diesmal waren wir beide die Drahtzieher in dieser Angelegenheit.
Die Tage danach, den Samstag, den Sonntag und den Dienstag, ich werde sie nie vergessen. Es waren wunderschöne Tage. Jeder von ihnen war eine unbeschreibliche Erinnerung wert. Dann mussten wir aus biologischen Gründen eine Pause einlegen. Und in dieser Pause, ich weiß nicht warum, hast du Tom (ob man ihn nun deinen Freund nennen kann oder nicht, sie jetzt mal dahingestellt) erzählt, dass du Sex hast. Du wolltest ihn eifersüchtig machen, dich an ihm rächen. Das hast du geschafft. Du hast bei der ganzen Sache nur in winziges Detail ausgelassen: Sex mit mir, mit einer Frau.
Ich dachte, jetzt ist alles vorbei. Jetzt ist es aus. Das was wir hatten, auch wenn ich keine Bezeichnung dafür finde, ist zu Ende. Doch ich hatte mich geirrt. Auch wenn du ihm versprochen hattest, es nicht mehr zu machen- du hast es wohl auf Männer bezogen- ging es weiter. An dem Tag, als du mich zu dir in die Badewanne holtest, setztest du es fort.
Ich begann langsam deinen Körper zu streicheln. Du hättest mich wegdrücken können, mich beschimpfen können, mich stoppen können. Doch das hast du nicht. Stattdessen hast du mitgemacht. Du kamst näher. Deine Küssen waren intensiver und leidenschaftlicher als jemals zuvor. Ich hielt dich fest, als du auf mir saßt. Ich wollte dich nie wieder gehen lassen. Meine Lippen brannten und waren anschließend vermutlich feuerrot. Deine rechte Hand glitt meinen Körper entlang, deine Linke hielt mich fest. Du wolltest mich nicht entkommen lassen. Deine Lippen gelangten an meinen Hals. “Das ist nicht gut, wenn du mich dort küsst”, sagte ich.
“Ich küsse dich da, wo ich es will”, entgegnetest du.
Ein Schauer lief über meinen Rücken. Etwas schöneres hättest du nicht sagen können. Wie konnte es sein, dass mein Wunsch erhört worden war. Ich fühlte mich so glücklich. Ich war so frei. Ich fühlte mich als Frau.
Und was ist nun? Nun häng ich in der Luft. Ich weiß nicht mehr was ich bin, geschweige denn, wer ich bin. Ich bin vollkommen verwirrt. Dein Körper zieht mich an. Immer wenn ich dein Zimmer verlasse, ohne das etwas passiert ist, möchte ich weinen, mich verkriechen und auf der anderen Seite sofort zu dir zurück rennen. Dich küssen, dich halten, dich lieben.
Doch ich darf es nicht. Und warum nicht? Weil Tom dir Sex verboten hat. Verständlich auf der einen Seite, aber auch wieder nicht, wenn ich in mich hineinhorche. Er weiß nicht, dass er mir damit so viel wegnimmt. Du weißt es auch nicht. Keiner weiß es, außer mir. Ich bin die Einzige. Ich muss mich mit diesen Gedanken befassen. Ich quäle mich jeden Morgen aus dem Bett in der Hoffnung, ich finde endlich heraus, wer ich bin, finde endlich eine Antwort.

Sarah



copyright © by Preya. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


toll
das war ne echt super geschichte!
LovHer13 - 05.04.2008 14:55
Traurig
MMAD - 31.03.2008 15:39
uha
grummet - 29.03.2008 22:28
ach du
vanillanut - 29.03.2008 19:04
boha!!!!!!!!!!!
gulsch - 29.03.2008 18:48

vivalavita: 30 Karat Karneval - Freitag 28.2. - 20 Uhr in Kölle - 2 Floors - Karneval - Dance/Charts - Instagram 30 karat deluxe      +++     >>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<