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von Gloane_93
Schweiß läuft mir über das Gesicht. Ich laufe. Ich weiß nicht wie lange ich schon auf diesem Weg durch den Wald laufe, aber ich weiß, dass wenn ich nicht weiter laufe, mich die Gedanken einholen werden. Deswegen laufe ich immer weiter.
Noch immer laufe ich durch den Wald, doch als ich eine kleine Kapelle zwischen den Blättern auftauchen sehe, werde ich immer langsamer und komme schließlich vor ihr zum stehen. Der Schweiß läuft mir immer noch über das Gesicht und das schwarze Top das ich trage klebt mir schwer am Oberkörper. Mit den Händen auf die Knie gestützt stehe ich vornüber gebeugt vor der kleinen Kapelle und muss erst wieder zu Atem kommen. Ich werfe einen kurzen Blick auf meine Uhr und bemerke erst jetzt, dass ich schon mehr als zwei Stunden laufe. Ich richte mich wieder auf und nehme einen Schluck Wasser aus der Flasche dich im Gürtel meiner Sporthose steckt.
Ich sehe zu der Kapelle und gehe ein paar Schritte auf sie zu, bleibe aber dann doch unentschlossen vor ihr stehen. Ich war nie sehr gläubig, wieso sollte ich mich dann jetzt an Gott wenden?
Doch dann fielen mir die Worte meines Lehrers wieder ein: „Man muss nicht gläubig sein um in die Kirche zu gehen man kann sich auch so in die Kirche setzen und nachdenken und versuchen seine Sorgen los werden. Man muss nicht mit ihm sprechen, man kann auch einfach so reden und alles los werden.“ Das waren die Worte meines Lehrers. Und genau diese Worte brachten mich dazu doch in die kleine Kapelle zu gehen und mich an di Bank zu knien die dort steht.
Noch einmal sehe ich noch um und beginne dann zu flüstern. Doch es ist nicht Gott dem ich alles erzähle, sondern Du. „Hey. Wie geht`s di?“ ein trauriges Lächeln huscht über mein Gesicht. „Etwas mehr als ein Jahr ist es jetzt her. Und alles was ich in dieser Zeit erlebt habe macht es mir jetzt so schwer. Ich weiß noch genau wie mein Vater es mir erzählt hat…“ meine Stimme bricht und jetzt ist es nicht mehr der Schweiß der mir über das Gesicht rinnt sondern Tränen. Ich wische sie mir nicht aus dem Gesicht, ich schäme mich nicht für meine Tränen um dich.
Als ich weiter spreche ist meine Stimme heiser: „Ich weiß noch wie ich versucht habe stark zu sein und die Tränen zu unterdrücken – für meinen Bruder. Doch als ich aus dem Auto gestiegen bin und unsere Mutter uns mit Tränen in den Augen entgegen gekommen ist und meinen weinenden Bruder in den Arm genommen hat, habe ich die Tränen zugelassen. Ich bin auf sie zugegangen, da ist mir auch schon meine große Schwester mit verweintem Gesicht entgegen gekommen und ich habe mich in ihre Arme geworfen. Heiße Tränen sind auf meine
Schulter getropft. Dann habe ich eine Hand auf meiner Schulter gespürt und als ich auf gesehen habe, habe ich in ein weiteres Paar verweinter Augen gesehen. Meine Schwester hat sich soweit von mir gelöst, dass ich auch den Lebensgefährten meiner Mutter umarmen kann. Er hat einen Arm um mich und meine Schwester gelegt. Es war das erste Mal, dass ich ihn weinen sehe oder eigentlich spüre, denn seine Tränen sind auf meine Schulter getropft. Nach einiger Zeit habe ich mich von den beiden gelöst und bin zu meiner Mutter gegangen und hab auch sie fest in den Arm genommen. Noch immer sind uns allen Tränen über das Gesicht gelaufen. Auch meine Mutter habe ich an diesem Tag das erste Mal weinen sehen und jedes Mal, wenn ich daran denke zieht sich in mir alles zusammen und ich muss mit aufkommenden Tränen kämpfen.“ Während ich das alles los werde, werde ich von Schluchzern geschüttelt und mein Gesicht ist tränennass.
Ich schließe die Augen und mir schießen Bilder von dir durch den Kopf. Schnell schlage ich die Augen wieder auf. Ich kann es nicht ertragen. „Wieso?“ es ist nur ein leises wispern, das über meine Lippen kommt. Noch einmal schließe ich meine Augen und ich sacke leicht in mir zusammen. Dann beginne ich zu schreien „WARUM?!?“ wieder beginne ich zu schluchzen.
Doch dann richte ich mich wieder auf. „Ich weiß, dass ich mich eigentlich mit einem Lächeln an unsere schönen Zeiten erinnern sollte…“ Schnell springe ich auf und verlasse hastig die Kapelle „aber ich weiß auch, dass es jetzt noch zu sehr weh tut.“
Vor der Kapelle bleibe ich noch einmal kurz stehen. Ich habe aufgehört zu weinen, aber mein Hals kratzt und ich nehme noch einmal einen Schluck aus meiner Wasserflasche. Besser. Ich sehe mir die kleine Kapelle noch einmal kurz an und beginne wieder zu laufen. Von dem leichten Wind trocknet mein tränennasses Gesicht. Nach einiger Zeit erinnern auf meinem, nun wieder schweißnassem, Gesicht nur noch die roten Augen an meinen kleinen Zusammenbruch in der Kapelle.
***
Ich hab beim schreiben des Lied Slipped Away von Avril Lavigne gehört, deswegen der Titel.
Hoffe es gefällt euch und ihr verzeiht mir wenn Rechtschreibfehler drinnen sind
copyright © by
Gloane_93. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.
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