von charly79
Ein guter Freund wollte mit mir eine Fahrt auf seinem Moped machen. Er musste morgens noch arbeiten und holte mich nach der Arbeit bei mir zuhause ab. Er kam noch kurz rein, da ich ja noch die Schutzkleidung anziehen musste, die er mir mitgebracht hatte. Zum guten Glück bestand er darauf, dass ich sie anziehe. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein!!!
Wir fuhren erstmal Richtung Offenburg, da wir in Durbach an der Kapelle noch jemanden abholen wollten, der mit uns fahren wollte. Zu dritt machten wir uns dann auf den Weg. Ich bei ihm hintendrauf und die Frau fuhr dann hinter uns her.
An einer Tankstelle (ich glaube es war in Renchen) tankte er noch das Moped und los gings. Wir fuhren noch, ich meine 2 Kreisverkehre durch und dann setzte mein Gedächtnis aus.
Ich weiß erst wieder etwas als meine Eltern bei mir im Krankenhaus waren. Aber ich hatte wohl vorher auch schon mit einer Krankenschwester geredet. Hatte eine Vielzahl an Verletzungen und kann Gott froh sein, dass ich noch hier bin und nicht im Rollstuhl sitzen muss!!
Meine Verletzungen waren/sind:
* Milzriss
* Nierenquetschungen
* Genickbruch
* 7. Brustwirbelkörper gebrochen
* offener Bruch am rechten sprunggelenk
* Außenbandanriss am linken knie
* Rippenfraktur
Mit dem Rettungshubschrauber der Schweizer (www.rega.ch) wurde ich nach Straßburg in die Hautepierre Klinik gebracht. In einer Not-Operation wurde meine Milz geflickt und der offene Bruch mit einem Draht und einer Schraube fixiert.
In der Milz waren laut OP Bericht 3 Risse. Die Nieren waren gequetscht. Ein paar Verwachsungen wurden auch direkt mit entfernt, aber der Rest war alles in Ordnung.
Nach der OP wachte ich auf (da setzt nun auch wieder meine Erinnerung ein) Ich weiß gar nicht mehr wer genau bei mir war. Aber es war jemand von meinen Eltern. Da drüben war es so, dass jeweils immer nur 2 personen mich auf der intensivstation besuchen durften, daher wechselten sich meine eltern und meine schwester und bruder immer ab... was ich persönlich sehr schön fand, weil ich wusste, ich sehe alle 4 immer jeden tag :-)
naja nun lag ich da in straßburg mit nem gebrochenen wirbel auf einem bett, das mit luft gefüllt war und durfte mich nicht bewegen, dementsprechend vollgepumpt war ich mit irgendwelchen medikamenten... ich hatte halluzinationen, ich wusste dass das nicht stimmte, was ich gesehen, gehört oder mir einfach nur eingebildet habe, aber ich hatte das bedürfnis es irgendjemandem zu erzählen.... im regelfall war es jemand aus meiner familie... ich erzählte z. B. dass rtl da war und eine reportage gedreht hatte, dass auf dem gleichen stock als abends ne disco gemacht wurde... in dem moment wo ich es als erzählt habe, hätte ich mir am liebsten auf die zunge gebissen, weil ich ja genau wusste, dass es net stimmte...
bevor die große rücken-op folgte, bekam ich noch 2 liter fremdblut, da ich wohl ziemlich viel blut verloren hatte... ich dachte ok macht ihr nur, vielleicht kann ich mich danach ja besser mit den schwestern verständigen ;-)
am 12.04.2007 war es dann soweit und mir wurde der rücken operiert... mir machte das alles gar nix aus... machte mir darüber überhaupt keine gedanken... so vollgepumpt mit medikamenten war ich... die op dauerte knapp 8 std und mir wurden 6 brustwirbel versteift... ich trug natürlich auch immer noch so ne unbequeme halskrause, die ich zwischenzeitlich jedoch in eine bequemere umgetauscht bekommen habe :-)
paar tage später... ich weiss nicht mehr wann genau... lag ich im bett, war total kurzatmig, kam der doc mit ner schwester rein und meinte sie müssten mir die flüssigkeit aus der lunge holen... er sagt mir es tut auch überhaupt nicht weh... ich wurde also unter der achsel in brusthöhe örtlich betäubt... mein arm wurde mir festgebunden danach wurde ein stück fleisch mit so ner art plätzchenausstecher entfernt und die flüssigkeit wurde rausgeholt... bis dahin tat es auch noch überhaupt nicht weh... dann hängten sie mir etwas in die lunge, was 24 stunden drin bleiben musste... ich bekam direkt schmerzen und einen hustenreiz... man das tat echt höllisch weh... ich lag also im bett, bekam fast keine luft mehr, war nur noch am heulen und im zimmer war hektik pur... endlich bekam ich was gegen die schmerzen... und es wirkte auch relativ schnell... ich wurde wieder ruhiger und richtig ruhig war ich als meine mum und meine schwester endlich ins zimmer kommen durften... die 2 saßen die ganze zeit draußen und haben sich große sorgen gemacht...
das war dann auch der punkt wo ich gesagt habe, ich rauche nicht mehr... meine mum sollte zuhause alles wegschmeißen, was sie auch getan hat und bis heute habe ich keine zigarette mehr angerührt... so schmerzen wünsche ich echt keinem!
nun wartete ich eigentlich nur noch darauf bis ich transportfähig war um endlich nach deutschland verlegt zu werden... so wie mir erzählt wurde, war auch das ein kampf, weil in langensteinbach irgendwas schief lief und sie zuerst gesagt haben, sie nehmen mich net auf.... war aber alles nur ein versehen...
am 18.04.2007 war es nun endlich soweit... ich freute mich riesig wieder nach deutschland zu gehen, da konnte ich mich wenigstens verständlich machen... die fahrt war schon etwas unbequem... war ein intensivwagen und ich lag auf einer aufblasbaren matratze... die 2 fahrer waren auch sehr nett, aber mich störte es etwas dass ich net viel gesehen habe... konnte nur aus dem fenster oben im wagen schauen und da sah man nur den himmel oder auch mal bäume, wenn man drunter durch fuhr ;-)
endlich in langensteinbach angekommen fühlte ich mich gleich wohl... die schwestern und pfleger (zumindest die meisten) waren doch sehr nett und mit allen war mein gleich per du... da ging es mir gleich besser ;-)
ich lag dort auf der mutter-kind-station... da durfte man wenigstens ein bissl länger schlafen :-) so nun folgten erstmal diverse untersuchungen... weiß gar nicht mehr alles so genau, aber ist ja au net so wirklich wichtig...
am 24.4.2007 stand dann die nacken op bevor... mir wurden die haare am hinterkopf kurz rasiert, was mich aber auch net störte, denn die hauptsache war ich bin noch am leben... und der jürgen (stationsleiter) hat das auch sehr gut gemacht...
in der op wurde der oberste wirbel mit einem t-stück am kopf fixiert...
es verlief eigentlich auch alles gut, bis ich dann am 06.05.2007 merkte, dass das pflaster über der wunde etwas nass ist... ich sagte also elke (supernette schwester) bescheid sie solle da mal schauen... die reaktionen waren, dass es net gut aussieht und sie holten einen arzt... dieser meinte das kommt bestimmt von den fäden, also eine allergische reaktion... es wurde ein abstrich genommen...
am nächsten tag wurde ich dann wieder in vollnarkose gelegt und der nacken wurde ausgespült oder was auch immer...
nun folgten tage, an denen ich dann auch etwas depri war... ist ja klar so einen unfall muss man verarbeiten und das dauert bis heute noch an!
am 22.05.2007 folgte nun die nächste große op... man hatte ich schiß... es sollte die versteifung der brustwirbel verkürzt werden und der kaputte wirbel mit einem harms-cage ersetzt werden... nun gut, ich konnte ja leider nicht abhauen, sonste hätte ich es vielleicht getan... ;-)
der rücken wurde geöffnet und man konnte die versteifung nicht rückgängig machen, da mir die dornfortsätze entfernt wurden, also wurde ich wieder zugenäht... dann wurde mir der wirbel entfernt und das körbchen eingesetzt welches mit dem knochen vom wirbel gefüllt wurde... das wurde alles durch die rippen durch erledigt (zum glück ohne dass man sie brechen musste)... aber schmerzen waren das an den rippen auch hinterher...
Am 02. Juni 2007 erfolgte nun endlich die langersehnte Entlassung aus dem Krankenhaus, ich hatte auch wirklich keinen Nerv mehr!
Ich kam erstmal bei meinen Eltern unter, da ich ja wirklich nichts alleine machen konnte. Brauchte noch Hilfe beim An- und Ausziehen, beim Duschen, eigentlich bei allem.
Am 18.06.2007 begann dann meine 5-wöchige Reha im Toplife in Berghaupten. Ich hatte Angst, dass ich das ganze nicht packen würde, weil ich ja immer nur den ganzen Tag im Bett verbracht hatte. Aber alles in allem tat mir die Reha sehr gut und ich habe enorme Fortschritte gemacht, denn ich bin nach der Reha wieder in meine eigene Wohnung, das war am 21.07.2007.
Am 15.08.2007 musste ich wieder nach Langensteinbach. Es sollte endlich die Materialentfernung im Nacken durchgeführt werden. Nervös vor der OP war ich zwar schon, aber es hielt sich in Grenzen, denn die Vorfreude über etwas weniger Schmerzen im Nacken überwiegte das Ganze. Am 16.08.2007 war ich dann auch die erste auf den OP-Plan. Als ich aus der Narkose wieder aufwachte liefen mir die Tränen nur so übers Gesicht. Ich nehme an es war die Erleichterung bis dato alles so gut über die Bühne bekommen zu haben. Ich durfte dann am 21.08.2007 auch schon wieder nach Hause. Zum Heimfahren legte ich mir die Halskrause nochmals an und seither habe ich das doofe Ding nicht mehr angerührt. Das reichte auch. Etwas mehr wie 4 Monate musste ich das Ding ja tragen.
Kann bis heute leider noch nicht alles allein machen, wenn ich etwas aufräumen will, streikt nach 10 Minuten mein Körper!
2 x die Woche habe ich Krankengymnastik. Das sind die Tage wo ich wenigstens etwas verwöhnt werde bzw. auch gefordert werde. Die Übungen haben es schon in sich. Mein Körper muss noch viel Muskeln aufbauen.
Am 09. Oktober hatte ich nun endlich die Fuß OP. Es wurde der Draht und die Schraube rausgenommen. Ich dachte super nun geht wieder alles, aber seit gestern habe ich tierische Schmerzen!!
Seit dem 02. Oktober habe ich endlich meine 2 neuen Mitbewohner. Isis und Lillith. 2 Katzenmädels, die mir die Bude etwas auf den Kopf stellen. Ich bin sehr froh, dass die beiden endlich bei mir sind, lenken mich doch etwas ab!
Am 28.11.2007 hab ich Nachsorgeuntersuchung in Langensteinbach. Nun denkt Ihr das ist doch ein Tag wie jeder andere?! Für mich allerdings nicht, da an dem Tag der Fahrer des Motorrades Geburtstag hätte. Das macht mich schon etwas stutzig und traurig zugleich!!!
Die Nachuntersuchung war soweit ganz ok. Es war ein sehr doofer Tag für mich. Ich glaub ich hab jede Minute an den Fahrer gedacht.
Falls jmd. die Röntgenbilder von mir auf der HP vermisst, die habe ich runter gemacht, weil ich denke, dass die doch niemanden etwas angehen.
Jeden Tag denke ich an ihn und vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit. Auch an seine Familie denke ich oft, ich hatte leider noch nicht den Mut dazu, mich bei Ihnen zu melden :-(
Nun endlich wurde meine Reha genehmigt. Zuerst ne Ablehnung mit dem absurden Grund es wäre medizinisch nicht notwendig! Dann Widerspruch eingelegt und nun darf ich Mitte Mai endlich mind. 3 Wochen weg. Ich hoffe natürlich, dass mir die Reha viel bringen wird und ich dann auch endlich wieder arbeiten gehen kann.
Es ist schon ziemlich frustrierend den ganzen Tag daheim zu sein. Naja seelisch habe ich das ganze immer noch net verarbeitet. Schmerzen hab ich leider auch noch täglich, mal stark, mal weniger stark.
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charly79. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.