Tagesplanung 1.0

von SollbruchStelle


Ich habe eine Grippe und wache -allein- auf einer Heizdecke auf, die so warm eingestellt war, das man locker ein Spiegelei darauf hätte braten können. Draußen über mir bieten flockige Wolken mit blauem Himmel in ein fantastisches Bild. Träumend gebe ich mich meinen Gedanken hin. „Oh diese Augen und dieses Lächeln!“ Ich drehe mich auf den Bauch, geschüttelt von etwas Keuch und Raucherhusten um den wunderschönen Himmel nicht mehr sehen zu müssen. Draußen fahrt seit letzter Nacht ein Auto vorbei und ich habe das Gefühl diesen Wagen immer am gleichen Motorgeräusch zu erkennen. Könnte Sie es sein? Ich stelle mir träumend und in Gedanken vor, wie sie mich belagert und hinter mir her ist wie Hannibal Rom belagert hat. Ein tolles Gefühl. Doch mir ist auch Klar das ich nun die Wohnung nicht mehr verlassen kann. Ich stelle mir vor, ihr zu begegnen! Kurz vor einem Umnächtigungsanfall voller Glück drehe ich die Heizdecke ab. Ich schaue nach draussen. Gerade kein Auto,- die verdächtigte Person ist nicht zu sehen. Niemals dürfte ich Ihr dieser schönen sylishen Zaubermaus in meinem jetzigen zerknautschten Zustand begegnen! Ich würde stottern, oder was falsches sagen. Irgendetwas total doofes, wie „Ich liebe dich meine Blume, lass mich deinen Nektar schlürfen“ und spätestens dann würde sie irritiert abdrehen und vielleicht für immer verschwinden.
Ich denke an ihr Spritgeld. Mir wird Angst und Bange. Während ich das Kopfkissen vom Gesicht nehme und liebevoll den durchgekauten Kopfkissennzipfel in eine adäquate Form bringe – so daß niemand sehen kann wie gut durchliebt und beschmust dieses Kissen ist -
erinnere ich mich an meine pflichten im Haushalt, trampel ungeschickt auf Tennissocken ins Bad und stelle die alte Waschmaschine an... nur um 5 Minuten später nach einem missglückten Versuch Kaffee zu kochen (habe wie so oft träumend von Ihr die Bohnen in den Wasserbehälter der Maschine gekippt) wieder verwirrt auf der Heizdecke zu landen.
Ich plane den Tag in mehreren Schritten. Zunächt: Aufhören zu träumen. Hmm, alles bäumt sich in mir auf. Wir haben Sonntag. ICH DARF DAS! Ich mache das Bett und lasse die Heizdecke darunter auf schwacher Stufe weiterwärmen... Mein Fernseher ist kaputt... Mit zitternden Fingern versuche ich ins Internet zu kommen,- keine Chance. Okay. Nun entsorge ich die nassen Kaffeebohnen. Der Müll, der gebirgsartige Strukturen angenommen hat, möchte endlich entsorgt werden. Während ich ihn runterbringe achte ich sorgsam darauf das niemand zu sehen ist... renne wie ein wildgewordener Hamster zur Gemeinschaftsmülltonne und verliere die Hälfe des Mülls... Mir fällt nebenbei ein wie sie mich letzte Woche ignorierte und mit einer anderen Frau so zärtlich und liebevoll umgegangen ist wie mal früher mit mir. Krachend stopfe ich Berge von Müll in die Tonne.
Die Eifersucht tropft mir aus den Fingern. Mit dieser Schleimspur von Eifersucht und wütend guckendem Blick krieche ich mit hochgeklapper Jacke wie ein Verbrecher schuldig (nur an meiner Liebe zu ihr) zurück in meine Wohnung. Aufatmen. Niemand hat mich gesehen... Ein Wagen mit charakteristischem Motorgeräusch fährt fast schon zärtlich am Haus vorbei. Hoffentlich ist es kein Typ, denk ich so bei mir.
Der Tagesplan wird umgeworfen. Ich schicke ihr ein Photo aufs Handy. Eine wahnwitzige Aktion. Das ist so wie Tunnelgraben in ein verbotenes Gebiet. Aber man kommt ja doch nicht drumherum.
Irgendwann will Mensch klar denken können.
Eine SMS kommt mit der freundlichen aber zurückhaltenden Frage ob dies meine Nummer sei.
Ich stehe wie ein Rind kurz vor der Schlachtung mit offenem Mund in der Gegend herum, völlig deplatziert und IMMER noch nicht geduscht. Immerhin sie hat zurückgeschrieben. NEIN, das ist die NUMMER VON TARZAN und du bist JANE denke ich total wütend während ich das Telefon irgendwo hinwerfe. Ich beschließe mich völlig der Körperpflege hinzugeben. Ein einziger Satz turnt am Barren in meinem Gehirn herum „Sie hat meine Nummer“ egal wie viele Ehe- Männer, Freunde, Liebhaber oder Frauen und Haustiere da herumlaufen. Meine Nummer hat sie jetzt.
Nach einem ausgiebigen Bart begebe ich mich - erschöpft wie nach einem dreistündigen Marathon-
aufs frisch gemachte Bett um mich anzuziehen. 5 L Waschmittel Flüssig fallen, natürlich in offenem Zustand beim Schleudern der Waschmaschine von derselbigen. Es beginnt zu regnen. Bis zum Abend bin ich damit beschäftigt schluttschuhlaufend im Bad dieses Hartnäckige Zeug zu beseitigen. Es duftet aufregend Aprilfrisch. Ich finde die ausgelaufene Weichspülerflasche hinter der Maschine. Während es langsam dunkel wird bekomme ich Hunger. Irritiert stelle ich fest das ich am Morgen die Butter auf den noch warmen Toaster gestellt habe. Mich schaut eine sehr intakt wirkende und leere Aluminiumverpackung an. Nachde mich das Radio angemacht habe um nicht völlig durchzudrehen werde ich langsam müde, zünde mir ein Teelicht an gehe allein ins Bett und heule mich ein bisschen in den Schlaf zu melancholischer Ei will always love YOU Musik.
Am nächsten Tag erzählt mir eine Bekannte im Internet das sie eine Bekannte kennt deren Bekannte wiederum jetzt mit der Frau zusammen ist die ich so sehr liebe. Sie wurden am Wochenende Händchenhalten gesehen. Seis drum, ich räum erstmal die Küche auf und stelle mir ernsthaft die Frage ob sie überhaupt jemals mit mir... hätte leben können. Dann renn ich los und komm leicht traumatisierte 10 Min zu spät zur Arbeit. Der Rest ist Legende.