Teufel/ Schöne Augen

von Jenne


"Du hast so schöne Augen!" sagte sie und ich versank in ihrem Blick.
Gerade eben lag sie noch in den Armen der Unbekannten in der hinteren Ecke der riesigen Aula.
Und was soll das nun?
"Fliegender Wechsel?" frage ich.

Natürlich malte ich wieder den Teufel an die Wand, wie immer...

"Hey Maus, sie ist eine Freundin, und nicht meine Liebschaft. Da bist nur du, sonst keine!"

Zwei Monate pures Glück. Wie haben wir uns gefunden? Wir uns? Nein, sie mich.

Auf dem Schulhof kam sie auf mich zugerannt. "Du bist Katja, nicht wahr? Aus der 11b von Frau Hartung?"
Verdattert stand ich da und konnte nur nicken. Ihr kleines Lächeln auf den Lippen strahlte in mich hinein, mein ganzer Körper zitterte vor Freude. Aber warum nur? Und vor allem, was wollte sie?

"Ok, bei mir sieht es in Latein nicht gerade gut aus, du bist Stufenbeste. Kurz und knapp: hättest du vielleicht Zeit für Nachhilfe? Es ist wirklich sehr dringend, meine Versetzung in die Oberstufe ist gefährdet."

Ohne nachzudenken stimmte ich zu. Es war ein komisches Gefühl, mein Gehirn war wie ausgeschaltet, ich sah nur dieses Lächeln, das sich in meine Gedanken eingebrannt hatte.

- Erde an Katja, Erde an Katja, sind wir noch zu erreichen? Was ist passiert? - Ich war zurück in der realen Welt. In der rechten Hand bemerkte ich ein kleines Stück Papier auf dem Stand: Annika : 0160 2238***.

Zwei Tage später hatte ich mich tatsächlich dazu durchgerungen ihr eine SMS zu schreiben. Und drei Stunden später saßen wir bei ihr zu Hause im Wohnzimmer und lernten Latein.

So lief es jetzt nun jeden Dienstag abend. Punkt 18 Uhr klingelte ich an ihrer Tür, wir lernten drei Stunden am Stück Latein und dann noch eine Runde Fernsehen oder eine ordentliche Unterhaltung. Annika war gleich alt, aber ein Schuljahr unter mir. Vorschulkindergarten. Keinen Freund, Fußballspielerin und am Wochenende Partymonster.

"Hee, willst du nicht mal mitkommen?" fragte sie mich. "Mit, wohin?"
"In die Fabrik, zur Goa-Trance-Party!" Goa-Trance, das Wort ist mir noch nie im Leben begegnet.

Am darauffolgenden Samstag waren wir beide unterwegs in die Fabrik. Sie hakte sich bei mir ein, und wir redeten und lachten viel auf dem Weg. Komischerweise trafen wir keine von ihren Freunden auf der Party.
Sie bestellte Drinks dann ging es auf die Tanzfläche. Immer wieder tanzte sie sich eng an mich ran, ich machte mit. Wir spielten regelrecht mit uns. Sie erzählte mir dabei witzige Dinge. So laut hatte ich noch nie jemanden lachen gesehen. Ein sehr toller Abend.

Gegen 3 Uhr beschlossen wir den Heimweg anzugehen.

Wir schlenderten die Straße entlang. Je näher wir meiner Haustüre kamen, desto aufgeregter wurde ich. Mein Herz schlug bis hoch in den Hals.
Was war nur los, was würde passieren?
Wir standen noch eine Weile vor meiner Tür und unterhielten uns. Mit einer Umarmung verabschiedete sie sich von mir und drehte sich um, bereit zum gehen. "Was ich noch sagen wollte......." Mit einem Sprung drehte sie sich um, packte mich in ihren Arm und sagte: "Du hast so schöne Augen!"
Verdutzt schaute ich sie an und ehe ich mich versah berührten ihre Lippen die meinen.

In mir drehte sich alles.... Selbst nachdem ich nun 7 Stunden geschlafen hatte drehte sich noch immer der Magen und der Kopf. WOW, sie hatte mich geküsst. Es war die Erfüllung eines jeden Wunsches den ich je hatte.

Sonntag - Keine Nachricht von ihr
Montag - Keine Nachricht, auch in der Schule nicht gesehen.
Dienstag - Wieder nichts, aber Nachhilfe.

Und wie immer stand ich pünktlich um 18 Uhr vor ihrer Tür.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie öffnete. Sie würdigte mich keines Blickes. Es ging nur um Latein, sie brachte nichts anderes heraus.
Es war eine unangenehme Atmosphäre der ich am liebsten sofort entschwunden wäre. Doch ich blieb.

Es war inzwischen 21 Uhr und ich packte meine Bücher und Unterlagen zusammen um zu gehen.
"Nein Katja, bitte bleib."

Wie sollte ich das nun verstehen.

"Ok, erklär mir die Lage, was ist hier los?"

"Katja, ich weiß selber nicht genau was hier los ist. Ich weiß nur, dass ich dich mag, sehr sogar. Ich möchte dich küssen, dich berühren, dir nah sein. Dein Funkeln in den Augen, wenn ich das nur sehe, dann wird mir heiß und kalt. Du bist für mich ein Traum, alles ist so leicht, wenn ich mit dir zusammen bin. Was sagst du dazu?"

Ich war perplex, mir fielen keine Worte ein. Nur dieses kleine Lächeln, das über meine Lippen huschte.

Ich nahm sie in den Arm und küsste sie. Ein Gefühl als ob ich auf Wolken ging.
Alles endete auf der Couch, wo ihre Eltern uns schlummernd vorfanden.

Eine Nacht voller Zärtlichkeiten und Erregung lag hinter uns. Zusammen schlenderten wir am nächsten Morgen zur Schule. Hinter jedem Baum, jeder Hecke gab es einen heimlichen Kuss.

Zwei Monate war es nun schon so.

Heimliche Treffen auf dem Schulklo während der Stunde, Übernachtungen bei ihr oder bei mir. Niemand schien etwas zu ahnen. Vielleicht ihre Eltern, aber denen, so sah es aus, war es egal. Wir führten eine Beziehung.

Und nun stand ich hier mitten in der Aula. Sie umarmte mich. Und dann geschah es. Mitten in der Halle vor den Schülern küsste sie mich.

Sie drehte sich um: "Glotzt nicht so, wir lieben uns! Irgendwelche Einwände?"
Meine Eifersucht war verflogen.
Ich erwiderte ihren Kuss, nahm ihre Hand und machten uns gemeinsam auf den Weg nach Hause.

Wer die Unbekannte war? Die ehemalige Torfrau ihres Vereines! Annika hatte ihr Glück gewünscht für die bevorstehende Saison in einer höheren Liga.

Ich sollte nicht immer den Teufel an die Wand malen ;-)