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Trottel sind zum lieben da...

von SaharaBlend


Einsam sein ist scheiße. Ich sitze hier im Eck ganz allein und beobachte die verliebten Pärchen die händchenhaltend draußen an mir vorbei gehen. Kotz. Egal wo ich hingehe überall wird geschmust und gekuschelt. Bilde ich mir das nur ein oder laufen wirklich mehr Pärchen rum als sonst?
„Kann mir doch egal sein“ denke ich und weiß im selben Moment aber, dass das nicht stimmt. Gedankenversunken starre ich durch die Scheibe und verliere mich total in meinem Selbstmitleid. Keine Ahnung ob es nur Sekunden oder Stunden waren die ich da vor mich hin geträumt habe doch irgendetwas bewegte mich dazu aufzublicken. Zuerst war noch alles etwas verschwommen aber langsam sah ich wieder alles klar. Ich schaute durch das Fenster hinüber zur anderen Seite der Straße. Dort stand ein kleiner Verhau mit den verschiedensten Duftkerzen und Aromen. Ich war schon fast wieder in meiner Traumwelt als ich noch einmal zurück blickte. Gerade in diesem Moment trat eine junge wunderschöne Frau an den Verkaufsstand und begutachtete die Auslage. Mein Mund wurde trocken und ich bekam ein komisches Gefühl. Sie stand einfach da und sah umwerfend aus. Ich konnte sie zwar nur von hinten sehen aber das genügte vollends um mich gefangen zu nehmen mit ihrer Schönheit. Das Buch hinter dem ich mich immer versteckte glitt mir aus den Händen und fiel krachend zu Boden. Erschrocken fuhr ich zusammen und erwachte wie aus einer Trance. Hecktisch blickte ich mich im Cafe um ob auch keiner mitbekommen hatte das ich mich schon wieder wie ein Trottel benahm. Ich griff nach dem Buch das offen auf dem Boden lag und legte es auf den Tisch vor mir. Verlegen rückte ich meine Brille zurecht und verkroch mich noch mehr in meinem Eck. Ich blickte wieder aus dem Fenster und bemerkte erst da dass Sie nicht mehr am Stand war. „Verdammt“ entfuhr es mir laut und die Leute im Cafe blickten mich fragend an. Leise murmelte ich „Sorry“ und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Das ist ja mal wieder typisch Lara. Ich muss auch immer alles versauen. In der Hoffnung sie noch irgendwo zu erspähen drückte ich mein Gesicht gegen die Scheibe und blickte die Straße hinab. Erst als mich die Leute draußen verwirrt anschauten und zu lachen anfingen realisierte ich wie bescheuert ich da aussehen musst. Die Nase an der Scheibe platt gedrückt und mit weit aufgerissenen Augen damit ich ja nicht blinzle, dass musste schon ein ulkiges Bild abgeben.
Leider konnte ich sie nirgends entdecken und zu allem Überfluss hatte ich mich schon wieder zum Trottel gemacht. „Gott sei Dank hat Sie das nicht gesehen“ dachte ich und nahm mein Buch zur Hand. Ich versuchte wieder mich in das Buch zu vertiefen aber immer wenn ich anfangen wollte zu lesen dann schlich Sie sich in meine Gedanken. Diese Beine, die Haare einfach das gesamte Erscheinungsbild. Es hat mir förmlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Gut das ich in dem Moment saß. Sie strahlte eine Aura aus die fast schon unheimlich war und das obwohl ich fast zehn Meter von ihr entfernt war. Zum x-ten Mal verfluchte ich meine Tollpatschigkeit und wünschte mir etwas mehr Geschick. Es würde nichts bringen hier noch lange zu sitzen lesen konnte ich sowieso nicht mehr. Ich packte also meine Sachen zusammen und verstaute sie ihn meiner Umhängetasche die wohl auch bald ihren Dienst verweigern würde. Nun ja sie war jetzt schon fast 10 Jahre alt und hatte so einiges mit mir erlebt. Von versautem Essen über eine geplatzte Cola dose und einem Elektroschock. Nicht zu vergessen der Vorfall in der U-Bahn wo sich meine Tasche in der Tür verhedderte und ich sie mit aller Kraft im letzten Moment befreien konnte. Leider hatte sie ein paar Stofffetzen zurücklassen müssen aber mit einer gewagten Notoperation mit Nadel und Faden konnte ich sie wieder einigermaßen zusammenflicken. Ja sie hatte schon viel mitmachen müssen.
Ich stopfte also alles in meine Tasche, bezahlte den Tee und machte mich auf den Nachhauseweg. Heute würde ich nicht die U-Bahn benutzen sondern zu Fuß nach Hause laufen beschloss ich kurzerhand und marschierte los. Den Weg konnte ich auswendig und mit verbundenen Augen laufen also ließ ich meine Gedanken wieder abschweifen. In letzter Zeit war ich sehr angespannt und schreckhaft wodurch ich am Abend meist genervt nach Hause kam. Dagegen half nur eine heiße Dusche und eine warme Tasse Kakao beschloss ich und machte mich sogleich daran. Ich drehte im Bad das Radio auf und sang lauthals mit. So konnte ich mich immer noch am besten entspannen. Langsam stieg ich in die Dusche und drehte das warme Wasser auf. Natürlich kam erst mal nur ein kalter Schwall heraus und ich schrie auf. „Brrr ist das kalt“ sagte ich und hüpfte auf und ab. Nach dem Duschen wickelte ich mich in meinen Schlafanzug ein und setzt mich mit dem Kakao auf die Couch. Doch kaum das ich zur Ruhe kam musste ich auch schon wieder an Sie denken. Ich sah Sie förmlich vor mir mit ihren langen Beinen in diesem engen Rock, der weißen Bluse die im Wind flatterte und den schokobraunen Haaren die Sie zu einem losen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Es war komisch. Jedes Mal wenn ich an sie dachte bekam ich ein komisches Gefühl in der Magengegend. So etwas kannte ich nicht und ich fragte mich ob ich schon wieder krank werden würde. Bitte nicht!
Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken an Sie zu verscheuchen und schaltete den Fernseher ein. Die nächsten Stunden verbrachte ich mit dem schauen hirnloser Serien denn ich war noch nicht müde. Um kurz nach Mitternacht machte ich mich dann auf den Weg in mein Schlafzimmer und stolperte über meine Tasche. Ich war nicht mal schnell dran aber das reichte um mir den großen Zeh am Türrahmen zu stoßen. „Auuuua“ schimpfte ich und kickte die Tasche quer durch den Raum. „Blödes Ding“ wetterte ich und humpelte zu meinem Bett. „Das war ja mal wieder ein super Tag“ dachte ich mir und legte mich ins Bett.

Am nächsten Morgen wurde ich erst durch das schrille Piepsen meines Weckers wach. Ich schaltete ihn aus und quälte mich unter meiner Decke hervor. Obwohl ich meinen Job in der Bücherhandlung liebe hatte ich überhaupt keine Lust aufzustehen. Ich schlurfte ins Bad und stieg unter die Dusche. Um wach zu werden drehte ich das Wasser kalt auf. Nun etwas wacher zog ich mich an, frühstückte noch schnell und machte mich auf den Weg zum Laden. Der Vormittag verlief relativ ruhig und ehe ich mich versah war es schon wieder Nachmittag und ich hatte Feierabend. Froh endlich an die frische Luft zu können packte ich meine Sachen zusammen und verabschiedete mich von meinem Kollegen Chris. Dieser nickte nur träge und murmelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart. „Keine Ahnung was der Junge nimmt aber es sollte weniger davon nehmen“ dachte ich mir und eilte auf die Straße hinaus. Dort blieb ich erst mal stehen und nahm einen tiefen Atemzug. Die Luft war zwar kalt aber herrlich frisch und ein Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit. Fröhlich vor mich hin pfeifend ging ich zu meinem Stammlokal und verkroch mich in meiner Ecke. Pablo der Kellner wusste genau was ich wollte und brachte mir kurz darauf eine dampfende Tasse mit heißem Früchtetee. Natürlich durften die vier Stück Zucker nicht fehlen mit denen der Tee erst so richtig schön süß wurde. Da ich total durstig war nahm ich sofort einen Schluck und verbrannte mir die Zunge erst einmal gehörig. Ich pustete wie wild und versuchte meine Zunge irgendwie zu kühlen. Vergebens.
Nach ein paar Minuten wurde der Schmerz schwächer und ich kramte in meiner Tasche nach dem Buch. „Das gibt’s doch nicht“ dachte ich mir und durchwühlte meine Tasche. Das Buch jedoch tauchte nicht auf. Es musste wohl am Vorabend aus der Tasche gefallen sein als ich sie quer durchs Zimmer gekickt hatte. Na toll. Da ich aber keine Lust hatte schon nach Hause zu gehen machte ich es mir gemütlich und schaute durchs Fenster den Leuten auf der Straße zu. Mein Blick schweifte zu dem Stand auf der anderen Seite und ein Bild schob sich vor meine Augen. Da stand sie wieder diese bezaubernde Frau doch dieses Mal drehte Sie sich um und blickte mich genau an. Sie lächelte leicht und zwei Grübchen bildeten sich auf ihren Wangen. Ihre Augen strahlten förmlich und schienen mich zu verschlingen. Ich war wie gefesselt und schreckte erst auf als Pablo mich antippte. „Alles okay?“ fragte er und schaute mich besorgt an. „Oh ja…“ stammelte ich und schaute ihn verlegen an. „Kann ich dir noch was bringen?“ fragte er mich. „Nein… Nein danke“ stammelte ich noch immer und rückte meine Brille zurecht. Verlegen blickte ich aus dem Fenster und wie konnte es anders sein es war alles nur ein Traum gewesen. Das zauberhafte Wesen stand nicht wie erhofft auf der anderen Seite und schmachtete mich an. „Wieso sollte sie auch?“ dachte ich mir und schüttelte den Kopf.
Eine halbe Stunde später verabschiedete ich mich von Pablo und machte mich auf nach Hause. Ich wählte dieses Mal den langen Weg durch den Park weil ich noch etwas die herrlich frische Luft genießen wollte. Ich schlenderte so dahin als ich aufblickte und erstarrte. „Konnte das sein?“ fragte ich mich und blinzelte. Etwa zwanzig Meter entfernt auf einer parallelen Spur im Park ging eine junge Frau fest im Mantel eingewickelt, die meiner Unbekannten ähnlich schien. Doch ich war mir nicht sicher da sie letztes Mal keinen Mantel an hatte. Aber diese Haare, die Beine das muss sie sein. „Verdammt was mach ich nun?“ schrie eine Stimme in mir und zu meiner Verwunderung setzten sich meine Füße wie von allein in Bewegung. „Ich muss einfach wissen ob Sie es ist“ dachte ich mir und stapfte munter drauf los. Ich grübelte und grübelte ob Sie es nun sei oder nicht, sodass ich überhaupt nicht mehr darauf achtete wo ich hinging. Ich weiß noch wie ich ihr immer näher kam als es auf einmal einen lauten Knall gab und alles um mich rum schwarz wurde.
Vereinzelt hörte ich immer wieder eine Stimme aber ich wusste nicht wo sie herkam. Langsam kam ich wieder zu mir doch ich konnte erst nur verschwommen sehen. Jemand hatte sich über mich gebeugt und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich bemerkte das die Hände unglaublich zart und schlank waren und fing aus heiterem Himmel zu grinsen an. „Oh man was ist denn jetzt schon wieder passiert?“ fragte ich mich laut und eine angenehm weiche Stimme sagte zu mir: „Du bist gegen eine Straßenlaterne gerannt!“ Ich konnte immer noch nicht ganz klar sehen aber ich hörte aus der Stimme heraus, dass Sie es wohl sehr amüsant fand. „Och achso“ sagte ich und grinste vor mich hin. „Das ist nicht das erste Mal!“
Die Umrisse der Frau wurden immer klarer und ich konnte endlich wieder richtig sehen. Ich blickte auf und wäre am liebsten wieder in Ohnmacht gefallen. „Oh Mist“ sagte ich laut und drehte mich von dem grinsenden Gesicht meiner Unbekannten Schönheit weg.




copyright © by SaharaBlend. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Fortsetzung??
Liest sich immer noch gut!
Hoffe es kommen noch weitere Teile??
Vor allem ab dem 7.Teil würde ich es gerne weiterlesen.
TrishaTodd - 09.04.2013 16:22

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