von Equipoise
Da lag sie nun... in den Armen einer anderen Frau. Knapp drei Monate nach unserer ersten und zwei Wochen nach unserer zweiten Trennung. Trotz der relativ langen Zeit war ich auf dieses Bild nicht vorbereitet. Diese fremde Frau saugte sich förmlich an den Lippen meiner Frau fest... Ich kann nicht mal sagen, welches Gefühl in diesem Augenblick stärker war: der Haß, die Enttäuschung oder die Erkenntnis das es wirklich vorbei war. Plötzlich tat sich der Boden unter mir auf und ich fiel in ein tiefes Loch, ohne zu wissen ob ich heulen oder schreien soll lief ich mit den Händen tief in die Taschen vergraben nach draußen. Tief in mir regten sich zwei Stimmen, die immer lauter wurden. Mein Verstand stritt mit meinem Herzen. Ich hatte es ja gewußt. Wir hatten uns getrennt, zweimal. Aber ich liebte diese Frau. Immer noch nicht ganz sicher welchem Gefühl ich nachgeben sollte, stapfte ich entschlossen und mit tief verkniffenen Gesicht wieder an die Bar. Wieder dieses Bild... Es war unerträglich. Ich hätte doch da stehen sollen, mit meiner Frau im Arm. Obwohl ich stumm da stand hatte ich Interesse erregt, da mich meine Ex ansah. Sie grinste. Diese unverschämte Kuh grinste mir ins Gesicht. Ich neige ja eher weniger zu Handgreiflichkeiten, aber sie hätte ich in diesem Augenblick schlagen können. Gerade ein paar Stunden war es her, als wir in meiner Wohnung saßen, uns besser verstanden als je zuvor. Ich hatte den Tag so genossen, aber den Abschluß, den konnte ich beim besten Willen nicht ertragen.
Dummerweise war ich diejenige, die fuhr. Ich glaube jede Radarkontrolle hätte mich in dieser Nacht geblitzt, ich raste unkontrolliert über die Straße. Sie saß stumm neben mir... jeden Versuch eines Gesprächs schmetterte ich ab. Ich hatte genügend mit dem Aufruhr in mir zu tun. Mir fielen Augenblicklich alle Freunde ein, die den Kopf schüttelten und mich für total durch geknallt hielten, als ich ihnen eröffnete, das nach all dem Mist der letzten Zeit, ich meiner Ex noch eine Chance gab. Uns... ich gab uns eine Chance. Ich hatte viele Fehler gemacht, die ich jetzt besser machen wollte... aber das Schicksal meinte es nicht gut mit mir. Ich hatte soviel Streß, das ich fast jeden Tag schlecht gelaunt war und rumzickte. An Tagen an denen es mir besser ging zickte mein Schatz, wir hatten mehr Schwierigkeiten ein Gespräch zu führen als in all der Zeit davor.
Heute, ganze zwei Tage danach habe ich immer noch Schwierigkeiten mir meiner Gefühle klar zu werden. Einerseits möchte ich sie hassen, weil sie mir nicht genügend Zeit gab, mich darauf vorzubereiten. Mein Herz ist bei weitem nicht so schnell wie mein Verstand. Andererseits möchte ich sie anrufen und so tun, als wäre nichts gewesen. Alle paar Stunden brennt sich das Bild wieder in meinen Kopf und mir dreht sich der Magen um. Ich habe noch nie so intensiv auf etwas reagiert... ich möchte aufhören zu denken. Möchte vergessen. Alles vergessen, sie, den Kuß, meine Unfähigkeit sie anzuschreien und vor allem möchte ich nicht mehr so taub herumsitzen und Dinge tun, die ich der Gesellschaft nach verpflichtet bin zu tun. Ich möchte schreien, weinen und mich übergeben, wenn sich wieder dieses Bild in meine Gedanken schleicht.
Ich hasse... ich liebe...
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Equipoise. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.