Und dann traf ich DICH (8)

von bloodynatou


„Emilie? Emilie? Wo bist du? Ich bin es, Mary.
Emilie!“ Mary schrie verzweifelt durch den ganzen Wald. Keine Antwort. Es war mittlerweile stockdunkel und Mary sah ihre eigene Hand nicht mehr vor Augen. Sie blieb immer auf einen der großen Wege, damit sie sich nicht verlief und schrie immer weiter.
„Emilie! Wo bist du?“ Plötzlich stolperte sie über etwas großes und landete direkt neben Emilie. Mary konnte Emilies Schluchzen hören und merkte, wie sehr sie weinte. Was hatte Kerstin bloß getan? So hatte sie Emilie noch nie gesehen.
„Was ist denn passiert? Los, sag schon!“ Sie rüttelte Emilie, bis sie endlich antwortete.
„Kerstin ... hat ... eine Freundin.“
„Nein! Nein, das kann nicht sein. Das kann doch nicht sein. Sie hat es mir versprochen. Ihr habt doch ... ich meine ihr ward doch ...“ Mary konnte es nicht glauben. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
„Na warte ... Komm’ Emilie, ich bring dich zurück ins Zelt.“
„Nein, ich will nicht. Lass mich hier, bitte.“
„Nichts da, du kommst gefälligst mit!“ Mary packte ihre Freundin, nahm sie auf den Rücken und ging zurück zum Lager. Je näher sie kamen und je mehr Licht auf sie fiel, desto wütender wurde Mary.
Als sie sah, dass Emilies Schrammen am Arm wieder bluteten durch den ganzen Dreck, hätte sie am liebsten Emilie liegen gelassen und Kerstin so richtig eine verpasst. Besonders da sie wusste, dass Kerstin sie nun auch noch pflegen musste.
Sie ging mit ihr ins Zelt, legte sie auf ihre Matratze und sagte, sie sei direkt zurück.
„Kannst du mal bitte mitkommen, Sven?“ Mary war zum Lagerfeuer gegangen und versuchte ein so normales Gesicht zu machen, wie es nur ging.
„Du kommst bitte auch mal mit.“ Kerstin wollte schon Richtung Zelt verschwinden, als Mary sie am Arm packte.
„Vergiss es. Nicht noch mehr.“ Zum Glück sangen die anderen gerade noch ein Lied und fragten nicht weiter nach.
„Aber ...“
„Kein aber, du hast ihr schon weh genug getan.“ Mary schaute sie böse und unverständlich an. Sie bat Sven darum, Verbandszeug zu holen und schickte ihn zu Emilie. Sie nahm Kerstin und zog sie in etwas Entfernung von den anderen.
„So, nun zu dir. Was soll denn das? Du hattest mir versprochen, ihr nicht weh zu tun. Kannst du mir das mal erklären?“
„Ich weiß und ich wollte sie auch wirklich nicht verletzen. Ich habe mich von meinen Gefühlen leiten lassen, nicht von meinem Verstand. Es tut mir so leid.“ Kerstin fing an zu weinen. „Ich liebe sie doch.“ Sie setzte sich auf die Erde und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Mary war mit ihrem Latein nun vollkommen zu Ende. Sie setzte sich zu Kerstin auf den Boden.
„Kannst du mir dann mal bitte sagen, weshalb du dann so reagierst?“
„Aber versteh doch. Ich habe eine Freundin, ich kann sie doch nicht so mies hintergehen.“
„Aber dafür tust du Emilie genauso weh. Verdammt noch mal, sie liebt dich mehr als sie jemals jemanden geliebt hat. Siehst du das denn nicht?“
„Es tut mir leid. Es tut mir leid.“ Kerstin entschuldigte sich immer weiter, schien nicht mehr aufzuhören. „Ich liebe sie so sehr, ich will mit ihr zusammen sein, aber ...“
„Aber deine Freundin, ja ja, ich weiß. Tja, du wirst dich wohl entscheiden müssen, wen du mehr liebst