Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Stories » Detail

Und dann traf ich DICH (24)

von bloodynatou


Mary wusste nicht genau, was sie sagen sollte. Schließlich hatten die anderen ja mitbekommen, wie sie und Kerstin plötzlich losgerannt waren.
„Sie ist bei den Leitern. Ihr ging’s sehr schlecht eben. Ist umgekippt.“
Mehr sagte sie nicht, sie wollte nicht noch mehr lügen und stand selber noch ziemlich unter Schock.
Sie zog sich um und ging noch einmal aus dem Zelt um nach Emilie zu sehen.
Sie ging einfach hinein, es war ihr egal, auch wenn sich vielleicht gerade einer der Leiter umzog. Doch Kerstin und Emilie waren alleine. Sie setzte sich neben Kerstin und streichelte leicht über Emilies Stirn.
„Wie geht es ihr?“
„Sie ist eben erst eingeschlafen. Ich hoffe, dass sie nicht zu schlecht träumt. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will ihr so gerne helfen.“
Kerstin fing wieder an zu weinen. Mary legte ihre Hand auf ihre Schulter und versuchte, sie zu beruhigen. Sie wollte auf keinen Fall, dass Emilie jetzt aufwachte.
„Wenn du nicht gewesen wärst...“
Sie weinte immer mehr und hielt sich die Hand vor dem Mund. Sie wollte sich nicht ausmalen, was passiert wäre.
„Aber WIR haben es gerade noch verhindert. Mach dir keine Vorwürfe, niemand konnte das wissen.“
Mary versuchte ihr Bestes, Kerstin wenigstens ein wenig aufzumuntern, ohne großen Erfolg.
Der Zelteingang wurde geöffnet und Lars schaute besorgt auf die drei.
„Kerstin? Meinst du, du könntest kurz mit mir kommen? Wir würden gerne mit dir reden.“
Mary und Kerstin tauschten Blicke. Kerstin schien nicht gerade begeistert zu sein.
„Geh ruhig, ich bleibe so lange bei ihr. Es ist besser so. Ich pass auf sie auf, versprochen.“
Kerstin nickte und folgte schweren Herzens Lars zum langsam erlöschenden Lagerfeuer. Dort waren sie wenigstens außer Hörweite für die anderen.
Alle Leiter hatten sich dort eingefunden. Nur Daniel, Jörg und Mike fehlten.
„Wir haben eben die Polizei angerufen. Jörg und Daniel sind nun auf den Weg dahin um Anzeige zu erstatten gegen Mike.“
Kerstin schluckte.
„Ich weiß, es muss verdammt hart gewesen sein und daher will ich auch nicht zu viel von dir verlangen, aber würdest du morgen bitte direkt zur Polizei gehen und auch aussagen? Daniel ist jetzt extra schon mit, damit er das zu Protokoll geben kann, was er weiß, aber wie er mir erzählt hat, hat er nicht den Haupthergang mitbekommen.“
Kerstin musste sich immer mehr beherrschen, nicht wieder zu weinen, aber wenn sie an das Geschehene zurückdachte, konnte sie einfach nicht anders.
„Wir wissen, dass du und Emilie, na ja, dass ihr zusammen seid. Du weißt, dass es eigentlich verboten ist, aber wir werden dir da keine Steine in den Weg legen.
Wir möchten nur, dass du weißt, dass wir bedauern, was passiert ist und hoffen, dass es ihr bald wieder besser geht.“
Er stoppte, da er sah, dass Kerstin schwer schluckte und sich beherrschen musste um nicht zu weinen.
„Wir werden morgen Andy anrufen, dass er das Lager auflöst und den Eltern Bescheid gibt.“
„Nein, das dürft ihr nicht.“
Kerstin schaute ihn entschlossen an.
„Die Kids haben sich schon so darauf gefreut.“
„Aber wie stellst du dir das vor? Hier hätte beinahe eine Vergewaltigung stattgefunden.“
„Danke, dass du mich daran erinnerst!“
Nun konnte Kerstin ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Ihre Wangen glänzten durch das brennende Lagerfeuer neben ihnen, welches Olli kurz zuvor neu angezündet hatte.
„Ihr könnt das nicht machen. Lasst es einfach so laufen. Es besteht keine Gefahr mehr. Mike ist weg und die anderen wissen nicht, was vorgefallen ist. Lasst ihnen das bisschen Spaß noch. Bitte!“
„Und wir sollen so tun, als wäre nie etwas geschehen? Ich glaub nicht, dass wir das können, ich zumindest nicht.“
„Bitte versuch es, sie haben es nicht verdient, dass man ihnen wegen so einem Arschloch die schönen Tage wegnimmt.“
„Du weißt, dass wir in große Schwierigkeiten kommen könnten, wenn das herauskommt?!“
„Bitte!“
Mehr brachte Kerstin nicht heraus, denn ihr wurde schwindlig und Anne konnte sie nur noch im letzten Moment davor bewahren, mit dem harten Fußboden Bekanntschaft zu schließen.
„Bringt sie ins Zelt und holt ihr etwas kaltes Wasser bitte.“
Anne und Sven nahmen sie und gingen ganz langsam mit ihr Richtung Leiterzelt, immer darauf bedacht, dass sie ihnen nicht wieder umkippte.
„Was machen wir jetzt?“
Verena war neben Lars getreten und schaute ihn fragend an.
„Ich weiß es nicht...“
Er ließ sie stehen und machte seine Runde um sich zu versichern, dass auch alle in ihren Zelten waren.
„Meine Güte, was ist denn passiert.“
Mary half den beiden Kerstin neben Emilie zu legen und ihr die Schuhe auszuziehen.
„Es war wohl einfach zu viel für sie. Wer kann es ihr verdenken. Wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, ich wüsste nicht, was ich gemacht hätte. Ich wäre zum reißenden Tier geworden.“
Sven schaute Mary tief in die Augen. Anne beachtete es nicht weiter und wendete sich wieder Kerstins Schuhen zu.
„Und ich erst.“
Ganz unauffällig rutschte Svens Hand zu Marys und drückte sie kurz und fest.
Mary war so froh, dass sie Sven hatte. Sie wusste, dass er es niemals zulassen würde, dass ihr so etwas passieren würde. Aber Kerstin hätte es ja auch niemals zugelassen, sie hätte niemals gedacht, dass Mike Emilie und ihr das antun würde.
Man konnte niemals sicher sein, heutzutage war einfach alles möglich. Und doch hatte sie so großes Vertrauen in Sven. Er würde alles tun um sie zu beschützen, das wusste sie.
Anne legte Kerstins Schuhe neben ihre Matratze, stand auf und ging zu den anderen zurück. Auch Sven stand auf und zog Mary mit sich. Er horchte einmal kurz, ob niemand kam, nahm sie in die Arme und küsste sie lange und innig. Mary war so glücklich. Selbst wenn die Geschehnisse ihr Glück trübten, so fühlte sie sich in Svens Armen einfach nur wundervoll und vergaß für einen Moment alles um sich herum.
„Ich liebe dich.“
Er hauchte es nur, aber Mary lief ein wohligwarmer Schauer über den Rücken.
„Ich liebe dich auch.“
„Na komm, gehen wir zu den anderen.“
„Wenn es dir nichts ausmacht, dann bleib ich lieber hier bei den beiden. Ich kann sie jetzt nicht einfach so alleine lassen nach allem, was passiert ist.“
Sie schauten auf die zwei schlafenden Freundinnen und Sven nickte.
„Ist in Ordnung. Ich werde es den anderen sagen. Mal schauen, wie wir das heute Nacht mit den Schlafplätzen machen.“
„Danke.“
Sie gab ihm noch einen Kuss und Sven verschwand aus dem Zelt. Mary setzte sich neben Emilie und Kerstin und schlief nach kurzer Zeit selber ein, da die Müdigkeit wohl doch noch an ihren Kräften nagte.
Emilie hatte wahnsinnige Alpträume. Sie erlebte alles noch einmal und konnte sich einfach nicht mehr wehren, es war grauenhaft, sie wollte einfach raus. Sie schrie nach Kerstin.
„Emilie!“
Mary und Kerstin versuchten, sie aufzuwecken.
„Emilie! Wach bitte auf.“
Kerstin schrie vor Verzweiflung.
Plötzlich öffnete Emilie die Augen und schmiss sich weinend in Kerstins Arme, die sie auffingen und festhielten.
„Lass mich bitte nie wieder alleine, BITTE!“
„Niemals mehr, ich verspreche es dir. Nie wieder wird dir jemand zu nahe kommen können, dafür werde ich sorgen.“
Auch Kerstin weinte. Sie weinte, weil es Emilie so mies ging. Doch sie weinte auch, weil sie sich wahnsinnige Vorwürfe machte. Das alles wäre nie geschehen, hätte sie sie nicht alleine gelassen, wäre sie bei ihr geblieben. Wenn Mary nicht gewesen wäre, hätte sie Emilie gar nicht aus Mikes Fängen befreien können. Es wäre alles zu spät gewesen. Sie hatte Emilie enttäuscht. Wie hatte sie das nur tun können.
Sie war so sauer auf sich selbst, sie konnte nur noch weinen.
„Es tut mir so leid, bitte verzeih mir.“
Es war mehr ein Schluchzen als ein richtiger Satz. Sie wollte die Zeit zurückdrehen, einfach alles vergessen. Sie wusste, dass dies niemals möglich war, aber es war momentan ihr sehnlichster Wunsch. Emilie einfach dieses Leid, diese Schmerzen wegnehmen. Lieber hätte sie diese Last getragen, als dass Emilie es tun musste.
Mary ließ die beiden alleine, sie konnte und wollte sie nicht weiter stören. Sie merkte jetzt erst so richtig, wie schwer auch sie es hatte, ihre beste Freundin so sehen zu müssen. Ihr kamen die Tränen und sie ließ es geschehen, wusch sie sich jedoch dann kurz bevor sie zu den Leitern ging fort.
Sie setzte sich neben Catherine, die lautlos auf das Feuer starrte. Auch Mary schaute in diese Richtung.
Emilie wurde immer leiser, sie hörte auf zu weinen. Sie lag einfach nur noch in Kerstins Armen, die immer noch mit ihren Tränen kämpfte. Sie konnte nicht mehr. Hätte sie nicht so einen starken Willen gehabt, Emilie zu beschützen, wäre sie wieder vor Erschöpfung zusammengeklappt.
Plötzlich schaute Emilie auf. Ihre roten, verweinten Augen ließen Kerstin aufs Neue in einem Tränenmeer versinken. Sie konnte diesen Anblick nicht ertragen und schaute weg. Emilie jedoch hob ihre Hand und legte sie auf Kerstins Wange. Sanft streichelte sie darüber. Kerstin drehte sich wieder zu ihr und erstarrte kurz, als sie Emilie anschaute.
Ihre Augen sagten so viel. Sie schrieen regelrecht. Aber es war kein verzweifelter Angstschrei. Er war befreiend.
‚Ich werde stark sein. Ich lasse mich nicht unterkriegen!’
Kerstin konnte es nicht fassen. Lag sie auch wirklich richtig? Sah sie nicht etwas anderes in Emilies Augen? Wie schaffte es ein Mädchen wie sie, solche Kraft aufzubringen? Das war unmöglich. Kerstin wurde eines Besseren belehrt.
„Psstt!“
Emilie wischte Kerstins Tränen aus deren Gesicht und küsste es hinterher.
„Nicht weinen, bitte



copyright © by bloodynatou. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


wunderschön
Parzyan - 16.06.2012 18:24
kann mich nur anschließen
hammermäßig...

lg
Buffy674 - 31.03.2005 05:27
geilomat
SleepingHeart - 24.03.2005 11:40
nächster teil
caro89 - 17.03.2005 13:15
wow
Trinity1105 - 28.02.2005 23:14

mehr Kommentare


vivalavita: 30 Karat Karneval - Freitag 28.2. - 20 Uhr in Kölle - 2 Floors - Karneval - Dance/Charts - Instagram 30 karat deluxe      +++     >>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<