von Joker27
Mein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass wieder einer dieser trueben Tage vor der Tuer steht.
Jedoch liebte ich wiederum den Anblick, wie das Herbstlaub, getragen von dem leichten Herbstwind seinen Weg zum Boden findet und sanft landet. Hin und wieder wirbelte das Laub vom Boden, wie ein Tanz schien es, den die welken Blaetter ein letzten mal vollzogen, bevor Sie sich von Ihren Aesten verabschiedeten.
Meine Stube war voller Gemuetlichkeit. Mittlerweile daemmerte es. Der Ofen gab eine wohlige Waerme von sich. Der Geruch des Fisches, den ich mir briet, vermischte sich mit dem Geruch des brennenden Feuers.
Ich liebte die einsamen Abende. Einsam, ein wenig negativ klingend, dennoch war der Abend zeitlos ohne Eile, ohne Verpflichtungen.
Der Herbst hatte so viele schoene Seiten an sich. Die Farben, kunterbunt und stetig wechselnd. Stundenlang koennte ich an der nahen Kueste spazieren gehen, die frische Luft vollends in mich aufsaugen und all die Schoenheiten der Natur bewundern.
Da sass ich nun, vor meinem knisternden Feuer und dachte zurueck an diesen gestrigen Tag, an dem ich an der Kueste spazieren ging. Es war ein Tag voller Ueberraschungen.
Warm eingepackt machte ich mich auf den Weg. Der Wind blies mir um die Nase. Hin und wieder traf mich ein kleiner Wassertropfen, von den Wellen, die gegen die Kueste klatschten.
Ich ging zu der langen steinernden Treppe, die mich direkt zu einem kleinen Strandweg fuehrte. Die Promenade war ein schoener Weg zu gehen, dennoch wollte ich den Sand unter meinen Fuessen spueren um den Wellen ganz nah zu sein.
Auf der letzten Stufe stehend stand ich und sah die Weite des Meeres. Das Wasser schien unbaendig. Die Wellen tanzten dunkel vor mir. Es war ein wunderbares Naturschauspiel.
Ploetzlich durchbrach etwas die Sinnlichkeit. Hinter mir hoerte ich in regelmaessigen Abständen ein „klack klack“, jemand kam die Treppe herab.
Es dauerte eine Weile bis ich dieses Geraeusch bewusst wahrnahm. Immer noch fesselte mich das Schauspiel, welches der Eindruck des Meeres auf mich hinterliess.
Zum ersten Mal seit langem war ich wieder gluecklich, weil ich mich wohl fuehlte. Keine negativen Gedanken durchbrachen meine ausgewogene Stimmung.
Da war es wieder. Das Geraeusch kam naeher. Kurz ueberlegte ich, ob ich einen Blick wagen sollte, doch dann spuerte ich schon das jemand hinter mir stand. Das „klack klack“-Geraeusch verstummte.
Ohne, dass ich wollte, drehte ich mich um. Mein Blick von den kämpfenden maechtigen Wellen loesend.
Alles was ich sah waren zwei tiefbraune Augen, die meinen Blick tief trafen. In mir machte sich ein Schwindelgefuehl bemerkbar. Schnell, fast mechanisch griff ich das Gelaender der Treppe, um nicht von der letzten, noch uebrig bleibenden Stufe, zu fallen.
Ploetzlich bemerkte ich ihren Griff, der mich hielt. Noch immer liess uns der Blick nicht los.
Etwas fiel zu Boden, als mich ihre Hand vom Stolpern abhielt. Zugleich bueckten wir uns und nahmen die gefallene DVD, die sie vorab in ihren Haenden hielt, zugleich auf.
Keiner sprach ein Wort, jedoch bemerkte ich die Roete, die ihr ins Gesicht stieg. Was um alles in der Welt bewegte mich dazu, dass ich den Blick nicht von ihr loesen konnte?
Langsam bemerkte ich die Kaelte. Auch ihr schien es nicht unbemerkt zu bleiben.
„Ist Dir kalt?“ Ihre Stimme schien wie ein warmer Sonnenstrahl auf mich zu wirken. Meine Kehle war wie zugeschnuert. Ich bemerkte wie mein Kopf zustimmend nickte.
Ohne ein Wort zu sagen, gingen wir schweigend am Strand nebenher. Es war ein mysterioeser dennoch wundervoller Moment. Meine Gedanken konnten diesem Moment nicht folgen. Hin und wieder sahen wir uns an, gingen jedoch schweigend nebeneinander her.
Erst jetzt bemerkte ich ihre Schoenheit. Die Schoenheit, die auch Ihre Augen wiederspiegelten. Nach einer ganzen Weile kamen wir an ein kleines Strandcafé. Ohne zu ueberlegen sprudelten die Worte aus mir heraus.
„Haettest Du Lust einen Espresso zu trinken? Vielleicht hilft es gegen die Kälte!“
Ich laechelte die wundervolle Frau neben mir an. Da gingen wir nun schon eine ganze Weile schweigend nebeneinander her und schienen Beide nur den Moment zu geniessen.
„Sehr gerne, ist Dir sehr kalt?“
Ich bejahte die Antwort, denn ich hatte Angst, dass Sie meine Frage, aufdringlich fand.
Ohne zu zoegern drehte sie mich zu sich legte sie mir ihren Schal um und schaute mir dabei tief in die Augen.
Eine ganze Weile verharrten wir so. es war ein wunderschoenes Gefuehl ihren Schal um meinen Hals zu tragen. Die ganze Stimmung schien so vertraut. Wie ein langes gegenseitiges kennen und doch war es das nicht.
Meine Knie waren weicher als sonst. Meine Gedanken wirbelten wie das fallenden Laub wild umher. Das Gefuehl war mir gaenzlich unbekannt.
Ploetzlich schreckten wir Beide zusammen. Die Sirene, das Hupen des vorbeifahrenden Schiffes, holte uns in die Realitaet zurück. Ein Laecheln verband uns.
Auf den letzten Metern zu dem Café nahm sie meine Hand. Ich klammerte mich fast in die in einen Handschuh eingepackte Hand. Sie laechelte. Es schien ihr zu gefallen, wie sehr ich diesen Moment genoss.
Keine Fremde schien zwischen uns zu stehen.
Das Café versprach reine Gemütlichkeit. Wie ein kleines altes Schloss lag es vor uns. Links und rechts vor es von einem Turm umgeben. Wieder einmal „trafen“ wir uns auf einer Treppe, die direkt in das Café fuehrte.
Drinnen war es sehr gemuetlich. In der Ecke loderte das Holz in einem Kamin. Caféduft fuellte den Raum. An einigen Waenden hingen Bilderrahmen mit alten Fotos, die den Stil zu der gesamten restlichen Einrichtung perfekt machte.
Wir suchten uns eine Ecke, wo wir ungestoert waren. Als wir Platz nahmen, knirschten die alten Holzmoebel.
Ich trug noch immer ihren Schal.
Langsam kamen wir ins Gespraech. Ohne auf die Zeit zu achten, erzaehlten wir von uns. Es war alles wie im Traum. Was passierte mit uns? Welches Gefuehl umgab uns.
Vorsichtig fragte sie mich, ob ich etwas dagegen haette, wenn sie naeher ruecken duerfte. So viel Taktgefuehl hatte ich selten erlebt. Meine Augen gaben ihr eine Antwort.
Wortlos schauten wir uns wieder in die Augen. Die Zeit schien still zu stehen. Alles was ich wollte, den, genau diesen Moment festhalten zu koennen.
Meine Gedanken, mein Verstand waren handlungsunfaehig.
Allein mein Gefuehl bestimmte meine Worte und mein Handeln. Ich griff ihre Hand. Wollte sie festhalten, einen Teil ihrer Naehe spueren.
Die Dunkelheit brach ein. Ich wollte diesen Tag nicht enden lassen, dennoch beschlossen wir zu gehen. Hatten wir eine Wahl? Das Café schloss in wenigen Minuten.
Mittlerweile begann es zu regnen. Einen Regenschirm hatten wir nicht dabei, aber es schien auch sie nicht zu stoeren.Alles was zählte waren wir – ihre Hand in meiner Hand.Bei mir angekommen schaute ich sie an. Ich wollte tausend Fragen gleichzeitig stellen, aber meine Kehle war wie zugeschnuert. Eine Angst kam auf, dass unsere Begegnung ein jaehes Ende finden wuerde.
Als wenn sie meinen Gedanken erraten haette, hielt streckte sie mir ihre Arme entgegen, die immer noch die DVD in den Haenden hielt...
Die Gedanken an den gestrigen Tag wurden unterbrochen. Ich spuerte, wie sich zwei wohltuende liebende Arme und mich legten.
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Joker27. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.