von DieOstseetaschi
Es begann von Anfang an so, dass ich am liebsten zu Hause geblieben wäre... Eigentlich war schon alles seit einem Jahr in Plannung und seit sechs Monaten gebucht. Meine beste Freundin und ich wollten per Flieger nach Barcelona und nach ein paar Tagen Aufenthalt dann weiter nach nach Mallorca. Dort haben ihre Eltern ein Ferienhaus und wir für zwei Wochen den Schlüssel!
Doch dann ging es drei Monate vor der Reise damit los, dass die Firma in der meine Freundin arbeitet Insolvenz anmeldete. Sie hatte noch Glück im Unglück, da sie zwar entlassen wurde, jedoch sofort wieder einen neuen Job fand. Das Problem war jedoch, dass sie keinen Urlaub mehr bekam und ich meinen nicht mehr verlegen konnte. Da unser Urlaub aber über Pfingsten lag, überlegten wir uns eine ganz simple Lösung: Ich fliege vor und schau mir Barcelona allein an und sie macht über Pfingesten ein verlängertes Wochenende und kommt dann in das Ferienhaus ihrer Eltern nach! Ein, zwei Tage frei bekam sie auch noch dazu, so dass ich letzendlich wieder richtig glücklich in Richtung Urlaub schaute, zumal ich dem norddeutschen Wetter (und meinem letzten Freund) auch dringend entfliehen wollte. Am Montag Morgen brachte mich meine Freundin dann also im typischen Hamburger Schmuddelwetter zum Flughafen und es ging ab in Richtung Sonne. Fliegen ist nicht wirklich so meine Sache und alleine schon gar nicht, aber für ein wenig Sonnenschein und Wärme war ich fest entschlossen auch einen kurzen Flug in den Süden zu ertragen. Zumal neben mir im Flieger ein junges Päarchen saß, mit dem ich mich blendend unterhalten konnte. Sie wollten von Barcelona aus weiter in Richtung Taragona.
Nach der Landung ging es dann jedoch auch schon mit dem Ärger weiter. Mein Hartschalenkoffer hatte wohl einen guten Schlag abbekommen und war an der Unterseite gebrochen. Zu allem Überfluß war auch noch irgendwie Wasser hineingelaufen, so dass mein helles Lieblingskleid ruiniert war. Also ging es am Flughafen erst einmal zu Reklamation in das Büro der Fluggesellschaft. Von dort aus schickte man mich dann weiter in die Stadt, wo ich den Koffer zur Reperatur bringen sollte. Zuvor machte ich noch einen schnellen Abstecher ins Hotel, um dort alles bis auf meinen Koffer los zu werden. Es war ein hübsches kleineres Hotel in Hafennähe. Vom Hotel aus war es mit dem Taxi keine fünf Minuten bis zu dem Koffergeschäft in der Innenstadt. Nachdem ich den Koffer los war und man mir zugesichert hatte, dass ich ihn in zwei Tagen zurückbekommen würde, ging es weiter in Richtung „El Corte Ingles“. Dort wollte ich, wenn ich schon einmal in Barcelona bin nach Ersatz für mein verdrecktes Kleid suchen. Da das Kaufhaus laut Plan nicht weit entfernt war verzichtete ich auf ein Taxi und beschloss mir bei der Gelegenheit ein wenig die Stadt anzusehen. Kaum ein paar Schritte unterwegs hörte ich als ich über einen Zebrastreifen ging auf einmal nur ein lautes Knattern um die Ecke kommen. Im selben Moment streifte mich auch schon der Oberkörper eines Rollerfahrers und ich wurde zu Boden geschleudert. Zu meiner Überraschung landete ich jedoch noch verhältnismäßig sanft. Die junge Frau hinter mir hatte nämlich von mir ebenfalls einen guten Schupser mitbekommen und dabei ihre Einkaufstasche aus der Hand verloren. Und auf dieser kam zu meinem Glück zumindest ein Teil von mir zum landen. Nichts desto trotz tat mir im ersten Augenblick alles weh. Am rechten Ellenbogen hat mich dieser Id... gerammt und auf den linken war ich gefallen. Mein linkes Knie war ebenfalls ziemlich zerschammt. Nachdem ich den ersten Schreck verdaut hatte kam ein deutliches „Sch...“ über meine Lippen und danach schaute ich die ebenfalls recht erschocken schauende junge Spanierin an. Sie war auf den ersten Blick cirka ein oder zwei Jahre jünger als ich und eine wirkliche südländische Schönheit. Es war nicht so, dass ich mich bisher jemals in meinem Leben zu einer Frau wirklich hingezogen gefühlt habe (Jedenfalls nicht so, dass ich es mir auch wirklich eingestanden hätte...), aber ihr teils erschrockener, teils erleichterter Blick ging wie ein kleiner Stromschlag durch mich durch. Erst jetzt wurde mir bewußt, dass ich immer noch mit meinem Hinterteil auf ihren Einkäufen saß. Auch wenn ich nicht wirklich etwas dafür konnte war es mir irre peinlich und ich merkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Sie muß meinen Blick auf die unter mir begrabene Einkaufstasche bemerkt haben, denn fast im gleichen Moment als ich wieder hoch schaute hörte ich ihr klares und helles Lachen. Dieses Lachen klang ungefähr so, wie ich es mir immer vorgestellte habe, wenn von einem engelsgleichen Lachen die Rede war. Ein weiterer Stromstoß durchzuckte mich. Ich rappelte mich trotz meiner Verwirrung und der Scherzen schnell auf. Im Aufstehen noch versuchte ich mit meinem nicht schlechten, aber sicherlich auch nicht perfekten Englisch zu entschuldigen. Kaum wollte ich dann jedoch einen Schritt zurück gehen um ihre Tasche aufzuheben, da schoß ein stechender Schmerz durch mein linkes Knie und ich fiel wieder. Vor meinem geistigen Auge lief alles wie ein Film ab. Oh wie peinlich! Jetzt lande ich wieder auf ihrer Tasche und sitzte erneut auf der Straße. Wie lang sitzte ich hier eigentlich schon? Und wo ist dieser idiotische Rollerfahrer hin. Was ist mit meinem Knie los? Ein toller Uraub!!! Als das durchschoß in sekundenschnelle meinen Kopf. So merkte ich im ersten Moment fast gar nicht, dass mein Fall von den sanften Armen meiner jungen Retterin aufgefangen wurde.
Stattdessen bemerkte ich zunächst diese unglaublich sanfte Haut ihrer Arme an meinen und ihre festen Brüste in meinem Rücken. Ich bekam eine Gänsehaut!
„Warte! Lass mich Dir helfen“ Im fast akzentfreien Deutsch sprach mich meine junge Spanierin an. Sie nahm sanft meinen Arm über ihre Schulter und führte mich von der Straße. Ein weiterer Passant hob ihre Einkaufstasche auf und brachte sie hinterher. Neben der Straße setzte sie mich dann auf eine Bank und dankte im fliessenden spanisch dem Mann, der ihre Tasche neben uns abgestellt hatte.
Anschließend schaute sie mir sekundenlang tief in die Augen und stellte sich mir dann vor. „Hallo ich bin Sophia! Du kommst aus Deutschland?“ Ich war verwirrter denn je! Woher wußte sie das? Und wieso machte sie mich so nervös und unsicher? Unter einem leichten stöhnen, denn die Schmerzen in meinem Bein kehrten zurück, presste ich meinen Namen hervor. „Hallo ich bin Natascha! Woher weißt Du, dass ich aus Deutschland komme? Und wieso sprichst Du so fließend deutsch?“ Ihr Gesicht wurde sofort wieder von einem dieser mir den Atem stockend lassenden, unglaublichen Lächeln überzogen. „Ich habe zwar nur während einem Teil meiner Schul- und Studienzeit in Deutschland gelebt, aber auf deutsch schimpfen und fluchen kann ich immer noch fließend. Das mit Deinem Knie sieht nicht gut aus! Lass mich Dich erst einmal zum Arzt bringen. Dabei kann ich Dir ja ein wenig mehr von mir erzählen.“ Ich ließ mich von ihr widerstandslos in ein Taxi verfrachten und war froh eine so nette und liebe Helferin in der Not gefunden zu haben...
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DieOstseetaschi. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.