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Vom kleinen Blechherz, zur großen Liebe?

von Spykie


Der Tag war gekommen vor dem Kim sich immer und immer wieder gefürchtet hatte. Sie hatte ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und stand nun vor dem nichts. Von heute auf morgen war sie plötzlich arbeitslos. Sie wusste es ja nicht erst seit gestern, dass dieser Tag kommen würde und hatte sich daher schon hier und da beworben. Ihre größten Hoffnungen steckten allerdings in einer Bewerbung bei der Bundeswehr. Kim wollte schon immer zur Bundeswehr. Da sie für die militärische Ausbildung ausgemustert worden war, versuchte sie es jetzt im zivilen Bereich. Sie wollte beim Bund ein duales Maschinenbaustudium antreten, wartete aber nach wie vor auf ein Ergebnis von der Bundeswehr. Da Kim wusste, dass eine Entscheidung noch einige Zeit dauern könnte, wollte sie eine Hilfstätigkeit oder etwas in der Richtung annehmen. Sie legte sehr großen Wert darauf, einen lückenlosen Lebenslauf vorweisen zu können. So machte sich Kim circa zwei Wochen, nach ihrer Gesellenprüfung auf die Suche nach einem Job. Sie durchstöberte das Internet nach aktuellen Stellenangeboten. Auf diesen Wege hatte sie bislang immer etwas passendes gefunden, wieso also nicht auch dieses mal. Einige Zeit später hatte Kim sich einige Jobangebote rausgeschrieben und fing an bei den Arbeitsgebern anzurufen. Eine Firma suchte einen Call-Center-Agenten und da Kim schon einmal Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hatte, versuchte sie dort als erstes ihr Glück. Ein junger Mann, Namens Thomas Beckmann, ging ans Telefon und sagte zu Kim, dass seine Kollegin, die sich um diese Stellenvergabe kümmerte, zur Zeit ausser Haus wäre. Irgendwie kamen Kim und der Herr am anderen Ende der Leitung dennoch ins Gespräch. Es war eine Zeitarbeitsfirma bei der sie angerufen hatte, die noch einige Leute für andere Jobs suchten. Herr Beckmann konnte sich Kim für eine andere Stelle vorstellen und bat sie noch am selben Tag bei ihnen im Büro vorbei zu schauen. Da sie keine weiteren Termine hatte, folgte sie der Einladung sofort. Im Büro der Zeitarbeitsfirma angekommen unterhielten sich die beide ausgiebig über das vorgeschlagenen Stellenangebot. Es handelte sich um einen Lagerverkauf, zweier großer Firmen für Spielsachen und Bücher. Zweimal im Jahr fand ein sogenannter Oster und Weihnachtsmarkt statt, bei dem Überproduktionen und Reklamationen für wenig Geld verkauft wurden. Kims Aufgabe war Ware auszuzeichnen und den Verkaufsraum für die anstehenden Verkaufstage zu füllen. Da an den Verkaufstagen mit mehreren tausend Kunden gerechnet wurde, gab es auch Stellen wie zum Beispiel einen Kasseneinweiser. Diesen Posten sollte Kim während dem Verkauf übernehmen. „Türsteher? Das ist ja geil“, dachte sich Kim und sagte ohne lange zu überlegen zu.

Ungefähr drei Wochen später

Es war soweit. Kim hatte ihren ersten Arbeitstag. Die Mitarbeiter kamen immer in Etappen. Ein großer Schwung arbeitete schon seit mehreren Tagen dort. Das bedeutete, alle kennen sich schon. Solche Situationen waren immer schwer und Kim mochte soetwas überhaupt nicht. Es war immer schwer in eine bereits bestehende Gruppe rein zu kommen. Zum Glück war Kim nicht die einzigste, die zu den Mitarbeitern gehörte, die als letztes in das Team kamen. Nach und nach füllte sich der Mitarbeiterparkplatz. Die Mitarbeiter die bereits dort arbeiteten, gingen direkt in das Firmengebäude. Kim stand erst eine ganze Weile alleine auf dem Mitarbeiterparkplatz, bis endlich die anderen „Neuen“ kamen. Gemeinsam, mit ungefähr vier Leuten, gingen sie dann auch in das Firmengebäude. Nach einer kurzen Einweisung, ging es auch sofort an die Arbeit. Die Neuen wurden jeweils zu einer Mitarbeiterin gesteckt, die schon ein paar Tage länger da war, um von ihr alles gezeigt und erklärt zu bekommen. Sabine hieß die Frau mit der Kim arbeiten musste. Sie hatte Glück, da Sabine eine unglaublich gesprächige Frau war. Sie kamen sofort ins Gespräch. Kim taute immer mehr auf und verstand sich auch recht schnell mit den anderen Frauen. Ehr sie sich versah war der erste Arbeitstag auch schon rum. Kim war zufrieden mit dem ersten Tag. Die Arbeit war nicht gerade anspruchsvoll, aber es war besser als gar nichts.
Am nächsten Tag ging Kim sofort zu dem Arbeitsplatz vom Vortag, wo Sabine schon saß und Waren auszeichnete. Auf dem Weg dorthin, fiel Kim sofort ein neues Gesicht auf. Eine junge Frau, zwischen 20 und 25, dunkle Haare, eine tolle Figur und eine super Ausstrahlung. „Endlich mal was fürs Auge.“, war der erste Gedanke der Kim durch den Kopf schoss, als sie die Frau sah. Kurzzeitig überlegt Kim, die Neue im Bunde anzusprechen und sie zu fragen, ob sie ihr erklären sollte, was hier gemacht werden musste. Den Gedanken verwarf sie aber auch schnell wieder, da sie ja selber erst den zweiten Tag dort war. Wie sah das denn vor den anderen aus. Kim machte also gar nichts, ausser die Waren auszuzeichen. Genau wie am Vortag. Sabine war eine sehr fleißige Mitarbeiterin, die versuchte alles perfekt und vor allem schnell zu machen. Sie hatte die Hoffnung nach der befristeten Stelle, im Lager von Coppenrath übernommen zu werden. Als die erste Pause kam, hoffte Kim, dass die Neue eine Raucherin war, da sie vielleicht auf diese Weise mit ihr im Raucherraum ins Gespräch kommen würde. Die Neue setzte sich jedoch ganz selbstverständlich auf einen Platz, am anderen Tisch. Genau da, wo die ganzen „alten“ Mitarbeiter saßen. „Mensch muss die ein Selbstbewusstsein haben“, dachte sich Kim. Kim aß kurz ihre Stullen und ging dann rüber in den Raucherraum. Kurze Zeit später folgte die „Neue“, was Kim ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Auch hier verhielt sie sich sehr selbstbewusst und sprach mit den anderen, als würde sie sie schon kennen. Aus einem Gespräch herraus konnte Kim dem Namen der „Neuen“ entnehmen. Sie hieß Rachel. Kim verhielt sich trotz leichter Nervosität ganz normal. Sie fand Rachel sehr interessant, jedoch wahrscheinlich unerreichbar. Abgesehen davon, dass sie echt hübsch war, war sie bestimmt Stock hetero. Sie sah einfach aus, wie eine typische Tussi. So eine, die in der Disco nur in den RnB Räumen ist und sich bei den Südländern aufhält. Am besten noch so einen „Zwei-Finger-unterm-Arsch-Rock “, knappes Oberteil und Stiefel mit Pfennigabsätzen. Bei so einer hatte Kim sowieso kein Chancen.
Trotz alledem verging kein Tag, andem Kim nicht nach ihr schaute. Es konnte erst ein schöner Tag werden, nachdem Kim gesehen hatte, dass Rachel auch da war. Kim wusste nicht wieso, aber in ihrer Nähe fühlte sie sich einfach wohl. Die Tage vergingen und Kim lernte immer mehr die Art von Rachel kennen. Sie war gar nicht so wie die anderen Tussis. Irgendwie war sie gar keine. Kim war verwirrt. Konnte der Schein in diesem Fall so trügen? Scheinbar schon. Ab und an kamen die beiden während ihrer Pausen ins Gespräch.

Drei Wochen später

Der erste Verkaufstag stand auf dem Plan. Kim hatte den Posten als Kasseneinweiser bekommen. Das bedeutete, dass Kim die wildgewordenen Frauen zähmen und sie an eine frei Kasse schicken musste. Sie war quasi Türsteher vor den Kassen. Rachel war an dem Tag Kassiererin. Von den 10 Kassen stand sie an der Nummer 8. Perfekt für Kim, da sie unmittelbar vor Kasse 8 stand und sich auch den ganzen Tag über da aufhielt. Naja, fast zumindest. Die Kassiererinnen konnten sich natürlich nicht den ganzen Verkaufstag an der Kasse aufhalten. Pro Kasse waren also immer zwei Frauen eingeteilt, die sich mit dem kassieren abwechseln konnten. Mir fiel es immer sehr schwer mich auf meinen Job zu konzentrieren, wenn Rachel nicht an der Kasse war. Nach einer kurzen Pause, musste sie dann nämlich bis zum nächsten Schichtwechsel in den Verkaufsraum. Da Kim ja mit dem Gesicht zum Verkaufsraum stand, musste sie den Schichtwechsel natürlich nutzen um Rachel ein wenig zu beobachten. So gut es ging. Leider ging das auch nicht immer. Was die Sache aber ein wenig leichter machte, war das unmittelbar vor Kim Einkaufswagen standen, die von den Kunden als Wurf- bzw. Aussotierungscontainer genutzt wurden. Rachels Aufgaben waren dann diese Einkaufswagen zu leeren und die Waren wieder an Ort und Stelle zu legen. Das machte Rachel auch gerade, als zufälligerweise bei Kim nichts zutun war. Kim hatte also alle Zeit der Welt sich diese Frau nähr zu begucken. Was war denn nun los, dachte sich Kim als Rachel kreidebleich anlief und ihr Oberteil auszog. „Ist alles okay bei dir Rachel?“, fragte Kim sie besorgt. „Geht schon, mein Kreislauf spinnt nur ein bisschen.“, antwortete sie. Da Kim wusste, das Zucker den Kreislauf wieder hoch brachte, ging sie sofort zu den Kassen um ein Tütchen Traubenzucker, den wir dort für die Kinder liegen hatten, zu holen und brachte diesen Rachel. „Hier iss das mal, vielleicht geht es dann wieder.“, sagte Kim als sie das Tütchen Rachel zuwarf. Sie bedankte sich mit einem Lächeln. Was ein Lächeln, dachte sich Kim, bevor sie sich den annähernden Kundinnen zuwand. Das sollte aber nicht die letzte Begegnung an diesem Tag gewesen sein.
Als sich der Tag langsam dem Ende neigte, kam Rachel erneut auf Kim zu. Sie lächelte schon von weitem. „Darf ich dir mein Herz schenken?“, fragte sie mit einem freudigen Gesichtsausdruck. Kim war völlig verwirrt. Was meinte sie damit? Hatte Kim sie falsch verstanden? Damit Rachel, Kims Unsicherheit nicht bemerkte, antwortete diese ganz cool: „Sicher darfst du das.“ Rachel übergab Kim eine kleine Blechdose in Herzform. Wie süß ist das denn, dachte sich Kim als sie sich bedankte und die Dose in die Jackentasche steckte.
Das war auch das letzte mal, das sich die beiden an diesem Tag sahen.
Kim musste die ganze Zeit an Rachel denken. Vor allem nach dieser Geste. Bevor sie nach Hause fuhr, saß sie noch eine ganze Weile im Auto und betrachtete stumpf die kleine Blechdose.
Sie dachte dabei ununterbrochen an Rachel.

Am nächsten Tag standen wieder die Vorbereitungen für den anstehenden Verkaufstag an. Container sotieren, Waren auszeichnen, sauber machen. Kim überlegte schon die ganze Zeit wie sie Rachel in ein Gespräch verknüpfen könnte. Das Problem war nur, das es ja nicht zu offensichtlich sein durfte, weil immer andere Kollegen in der Nähe waren. Dann fiel Kim ein, das sie am Vortag gesehen hatte, das Rachel eine Tattoowierung am Steißbein hatte. Ihr Plan war also Rachel auf das Motiv anzusprechen. Gesagt getan. In der Raucherpause versuchte Kim ein Gespräch aufzubauen. „Sag mal Rachel, ich hab gestern durch Zufall gesehen, dass du eine Tattoowierung am Steiß hast. Was ist das für ein Motiv?“ Doch die Antwort kam nicht wie erwartet von Rachel sondern von einem anderen Kollegen. „Es ist ein Schmetterling.“, kam von Ingo wie aus der Pistole geschossen. Alle fingen an zu lachen. „Woher weiß du das denn so genau?“, fragte Kim lachend. „Das wüsste ich aber auch mal gerne.“, sagte Rachel. Ingo lief rot an. „Das hatte ich irgendwann mal gesehen.“, sagte er. Obwohl die Situation sehr lustig war, war Kim leicht genervt, da Ingo ihr absolut die Tour vermasselt hatte. So verlief der Tag, wie alle anderen auch, ohne näheres Gespräch zwischen Rachel und Kim. Kim versuchte immer wieder durch bestimmte Aktionen das Eis zu brechen.





copyright © by Spykie. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


fortsetzung..
find ich gut! gibts auch noch eine fortsetzung dazu?
hopeless-ani - 16.09.2010 14:55

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