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Wachgekuesst

von


Wachgekuesst

Ich kam mit ein paar Jungen gut klar, hatte schon einige gekuesst und so, aber das hat nie lange funktioniert, weil ich es mir einfach toller vorgestellt hatte. Was war es, das tolle Gefuehl von dem alle redeten? Die rosarote Brille. Wo blieb sie denn? Die Kerle, mit denen ich mich mehr als nur unterhalten hatte, fand ich einfach nur als Gespraechspartner gut, aber auf mehr hatte ich eigentlich gar keinen Bock. Ich konnte es mir auch nicht so richtig vorstellen. Sobald die Kerle mehr wollten als nur ein bisschen rumknutschen, ergriff ich die Flucht. Ich beneidete die Leute aus meiner Clique, die im Liebestaumel gluecklich waren. Chris ist mir gar nicht so krass aufgefallen. Sie gehoerte dazu, man konnte gut mit ihr reden, ich mochte sie, ich mochte sie sogar sehr. Aber mehr als Freundschaft? Auf die Idee mir das vorzustellen, waere ich nie gekommen. In den Sommerferien, in denen ich sehr viel mit der Clique machte, merkte ich, dass Chris ueble Stimmungsschwankungen hatte, mal war sie froehlich und gut drauf, dann versank sie wieder in Melancholie und Depressionen. „Hast du einen Freund?“, fragte ich irgendwann als wir alleine an einem Tisch in unserer Stammkneipe sassen, den Gedanken hatte ich schon laenger und er gefiel mir nicht besonders, warum wusste ich nicht. Die anderen tanzten und spielten Billard. „Wieso?“, fragte sie ein bisschen ueberrascht, aber irgendwie hatte ich eher das Gefuehl, dass ich sie ertappt hatte und sie versuchte das zu vertuschen. „Wie kommst du darauf?“ Ich hob die Schultern. „Du siehst sehr gluecklich aus, manchmal…“ „Ich hab keinen Freund…“, antwortete sie mir langsam. Ich hatte das Gefuehl als wuerde das stimmen, aber irgendwie doch nicht. Sie sah aus als wolle sie noch was sagen, aber dann war Tobias aufgetaucht und hatte mich gekuesst. Ich wollte ihn wegschicken und von Chris hoeren, was sie zu sagen hatte, aber als ich ihr ins Gesicht sah, merkte ich, dass meine Chance fuers erste vertan war. Ich suchte ihren Blick, aber sie stand auf und legte eine Zwei-Euro-Muenze auf den Tisch. Enttaeuscht schob ich Tobias zur Seite und vertroestete ihn auf spaeter. Dann folgte ich Chris. „Wo willst du denn hin?“, fragte ich als wir vor der Kneipe standen. Sie hob die Schultern. „Nach Hause.“ Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg. Verwirrt schuettelte ich mit dem Kopf und holte sie mit ein paar grossen Schritten wieder ein. „Wieso denn?“ Ich zoegerte einen Moment. „Es tut mir leid, wenn ich dir zu nah getreten bin, du musst nicht mit mir darueber reden, wenn du nicht willst.“ Sie schob beide Haende in die Taschen ihrer Jeans, dann hob sie den Kopf und sah mich an. „Vielleicht rede ich spaeter mal mit dir“, sagt sie, „Aber jetzt noch nicht. Viel Spass noch…“ Dann war sie weg. Verwirrt ging ich in die Kneipe zurueck. Innerhalb kuerzester Zeit ueberlegte ich es mir aber anders und nachdem ich mein Getraenk bezahlt hatte, ging ich ebenfalls. Die anderen spielten Billard, aber mir war nach alleine sein zumute.

Die naechsten Tage bekam ich Chris’ Blick nicht mehr aus meinem Kopf und weil ich so still geworden war, gab es irgendwann richtig Aerger mit Tobias, der natuerlich wissen wollte, was los war und mich damit tierisch nervte. Irgendwann Anfang August verlor ich die Nerven und machte Tobias nach einer Riesenszene vor der gesamten Clique klar, dass ich keinen Bock mehr auf ihn hatte. Karen hatte schon immer ein feines Gespuer fuer andere Leute und sie kam einen Tag nach dem Krach mit Tobias unangemeldet zu mir. „Ich wuerde ganz gerne mal mit dir reden.“ Da ich zu ueberrumpelt war, um zu widersprechen, liess ich sie rein. Als wir in meinem Zimmer waren, fragte sie mich etwas, das ich nie ausgesprochen haette. „Hast du Tobias ueberhaupt geliebt?“ Wieder war ich so ueberrascht, dass ich erstmal nicht reagieren konnte. „Keine Ahnung“, murmelte ich schliesslich irgendwann. „Also nein.“ „Wie kannst du dir so sicher sein, wenn ich es nicht mal bin?“ „Weil ich nicht bloed bin. Deine Typen duerfen nie so nah an dich ran wie sie an andere Maedchen ran duerften, du hast oft ueberhaupt keine Lust auf die Kerle, mit denen du zusammen bist. Es haelt nie lang und richtig gluecklich bist du in den Beziehungen auch nicht. Ausserdem weiss man es, wenn man verliebt ist. Jedenfalls dann, wenn man es zulaesst.“ „Was?“ Ich verstand ueberhaupt nichts mehr. In meinem Gesicht war wohl das „Was willst du von mir?“ so deutlich abgezeichnet, dass Karen Klartext redete. „Laura, kann es sein, dass du in Chris verliebt bist?“, fragte sie sehr vorsichtig. Und ploetzlich war alles klar. Ja, genau das war es gewesen. Genau das war das Problem gewesen, ich hatte es nur noch nicht gemerkt, weil sie eben keine offensichtliche Beziehung hatte und damit blieb der Schmerz aus. Noch dazu hatte ich ja alles getan, um es nicht zu merken. Karens Frage hatte mich so vor den Kopf gestossen, dass ich erstmal eine ganze Weile gar nichts sagte. „Ist es das? Du kannst ruhig mit mir reden“, sagte Karen irgendwann. „Kann sein…“, antwortete ich zu meiner eigenen Ueberraschung, „Aber ich glaub… Es ist mir eben erst klar geworden.“ Auf meine Bitte mich alleine zu lassen, ging Karen und ich beschloss zu der Stelle zu gehen, wo ich immer hin ging, wenn es mir nicht gut ging. Eine Bank oberhalb des Ortes, in dem wir wohnten, mit fantastischer Aussicht. Als ich dort war, konnte ich nicht ruhig bleiben. Was war los mit mir? Ich mochte Chris sehr und irgendwie… Ein Schock zuckte durch meinen Koerper. Konnte das wahr sein? Ich liebte Frauen. Lesbisch. War das moeglich? Ich brauchte nur kurz nachzudenken, um mir klar zu werden, dass es so war. Ich liebte Chris. Und zwar schon lange. Warum hatte ich es nie gemerkt? Wie hatte ich es geschafft es so lange zu verdraengen? Ich stellte mir vor wie es war sie zu kuessen. Es war anders als die Vorstellung Tobias oder irgendeinen seiner Vorgaenger zu kuessen. Ja, genau das war es, was ich schon lange wollte. Chris kuessen. Oder sogar noch mehr. Scheisse!

In den darauf folgenden Tagen fuehlte ich mich mies. Ich bekam den Gedanken einfach nicht aus dem Kopf, dass ich wohl auf Frauen stand. Besonders lange blieb den anderen meine melancholische Stimmung dann auch nicht verborgen, aber ich schob alles auf die Trennung zwischen Tobias und mir. Sabrina wollte mich ueberreden noch mal mit ihm zu sprechen, aber ich fluechtete mit einer lahmen Ausrede. Als sich mein Zustand auch nach Mitte August nicht besserte, fragte sogar Chris nach, der es selbst nicht viel besser zu gehen schien. „Was ist los mit dir?“, wollte sie von mir wissen als wir wieder am gleichen Tisch in der Kneipe sassen. „Nichts“, wich ich aus und wollte schnell an ihr vorbei nach draussen. Dieser idiotische Fluchtversuch ging schief und ich rannte Chris um, die mir in den Weg getreten war. „Tut mir leid“, murmelte ich und streckte ihr meine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Ein Stromschlag durchzuckte meinen ganzen Arm als sie nach meiner Hand griff. „Schon okay.“ Unsere Blicke trafen sich fuer zwei Sekunden. „Hast du… jetzt Zeit fuer mich?“, fragte Chris. Ich sah sie verstaendnislos an. „Du weisst schon, ich wollte doch mit dir reden…“ Ich nickte. Meinetwegen, dann war ich wenigstens in ihrer Naehe…

Chris und ich verliessen die Stadt und kamen bald zu einer Wiese, wo im Laufe des Tages gemaeht worden war, auf der Wiese lagen riesige Heuballen. Wir liefen quer ueber die Wiese und als wir vor einem der Ballen standen, meinte Chris zu mir: „Los, wir klettern drauf.“ Ich half ihr hoch und dann zog sie mich auch nach oben. Als wir oben dicht nebeneinander sassen, wartete ich. Schliesslich hatte ich allen Grund dazu, sie hatte ja ein Gespraech angekuendigt. „Was ist denn?“, fragte ich irgendwann. „Ich…“, setzte sie an, brach allerdings gleich wieder ab. „Ja?“ „Die Sache ist die, dass…“ Wieder schwieg sie einen Moment. „Ich steh nicht auf Maenner.“ Als sie das sagte, dachte ich mein Herz bleibt stehen. „Sondern?“, fragte ich kaum hoerbar. Sie sprang vom Heuballen. Ich sah ihr verwirrt nach, sprang hinterher und sah sie an. Da stand sie also in Jeans und T-Shirt. Deutlich zeichnete sich ihre Atmung unter dem orangefarbenen T-Shirt ab. „Auf dich“, sagte sie und ihre Stimme zitterte ein bisschen. Ich stand da und konnte mein Glueck kaum fassen. Sie drehte sich um. „Ich wollte nur, dass du es weisst…“ Dann entfernte sie sich langsam. Schnell war ich neben ihr. Ich war sehr verwirrt und wusste nicht, was ich tun sollte. Schliesslich fasste ich sie an die Schulter. „Was?“ Sie drehte sich zu mir um und sah mich an. Ich konnte gar nichts sagen und schliesslich kuesste ich sie einfach. Sie war ueberrascht und wollte erst zurueckweichen, aber als sie realisierte, was passiert war, erwiderte sie den Kuss. Noch nie hatte ich es erlebt, dass ich solche Gefuehle beim Kuessen hatte. Das konnte nur ein Traum sein! Ich zog sie auf den Boden und wir kuessten uns weiter. Gefuehle wie ich sie noch nie erlebt hatte, schossen durch meinen Koerper. Es war Wahnsinn. Irgendwann hoerten wir auf mit Kuessen und lagen einfach nur noch auf der Wiese, um in den Himmel zu sehen. „Sterne sind cool“, murmelte ich irgendwann. „Ja und vielleicht kommt ein Ufo vom Himmel und nimmt uns mit“, antworte Chris neben mir. Ich glaub, es haette mich nicht gestoert… In dieser Nacht gab es sowieso nur Chris und mich. Mich und Chris. Und sonst niemanden.



copyright © by . Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


bin sprachlos
Notorious - 02.11.2006 21:11
Kommentar
ivo45 - 29.08.2006 21:52
wirklich gut...
...ich muss mal anmerken, dass die geschichte echt gut ist, und das, obwohl ich doch gar keine happy-ends mag =)... und ich mag sie auch nach mehrmaligem lesen noch...
chrise - 19.06.2006 21:24
fein!
Obliqueness - 19.06.2006 19:29
so schön
terpjuw - 18.06.2006 22:20

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