von Lmeanraie
In meinem Kopf herrschte wieder einmal das bereits erwartete Durcheinander. Wenn es doch nur das erste Mal wäre, dass ich mir wegen Nala den Kopf zerbrach, aber das war es nicht. Aber irgendwas war diesmal anders. Oder bildete ich mir auch das nur ein, wie ich es mir immer eingebildet hatte, dass ich es schon ab kann, wenn sie mit mir spielt? Ich hatte ihr Gesicht vor Augen, wie sie mich angesehen hatte, als ich mich aus ihren Armen gelöst hatte. Ihre Augen waren nicht mehr so strahlend wie sonst gewesen. In ihrem Blick war etwas Ernstes gewesen. Ach aber selbst wenn, wahrscheinlich war sie nur ernst, weil ich es diesmal war, die sie hatte stehen lassen, die dafür gesorgt hatte, dass sie sich dumm vorkam. Wobei ich mir ja auch wieder dumm vorkam. Egal wie rum es lief, wie rum ich das ganze mit uns beiden drehte ich wurde einfach nicht glücklich mit der Situation. Ich versuchte zu schlafen, obwohl ich wusste, dass auch der nächste Morgen wohl keine Klarheit in die Situation bringen würde. Nach einiger Zeit des Herumwälzens schlief ich dann allerdings trotzdem ein. Geweckt wurde ich dann durch das Rufen meiner Mutter, welches ich auf Grund der übertriebenen Lautstärke nicht ignorieren konnte. Ich schaute auf den Wecker. Zu meiner Überraschung hatte ich echt lang geschlafen, es war 12 Uhr. Da ich den Grund des mütterlichen Schreis nicht so ganz wahrgenommen hatte, antwortete ich nur mit einem kurzen „Auf dem Weg!“. Obwohl ich mir den Blick in den Spiegel gern geschenkt hätte musste ich wohl oder übel an meinem Spiegelbild vorbei, da sich an meiner Zimmertür eben dieser befand. Und hier stand ich also mit wild zerzausten Haaren, Boxershorts und den Sorgenfalten auf der Stirn, die sich auch durch die knapp 7 Stunden Schlaf nicht hatten vertreiben lassen. Ich schlurfte die Treppe runter und war mir fast sicher, dass meine Mutter mich wegen des Mittagessens geweckt hatte. Doch die Person die mich am Treppenabsatz erwartete war weder meine Mutter noch hatte ich im Entferntesten mit ihr gerechnet. Es war Nala! „Morgen..“ flüsterte sie fast in meine Richtung. Mich hatte es grad aus allen Wolken geholt. Was wollte sie denn hier, ich verstand die Frau einfach nicht. Lag ihr anscheinend echt was an dem was gestern Abend passiert war? Ich musterte sie und dann meinte ich den Grund entdeckt zu haben, warum sie hier war. In der Hand hielt sie meine Jacke. Richtig, die hatte ich ihr dann ja auch noch mehr oder weniger geschickterweise gegeben. Meine Mutter die uns zwei immer noch beobachtet, brach dann schließlich das Schweigen: „Na Mädels wollt ihr nicht erstmal frühstücken? War doch sicher anstrengend gestern, da kann das nichts schaden…“ Alles nur das nicht, ich wollte nicht, dass sie hier bleibt, ich wollte nicht, dass wir über gestern redeten, denn ich fühlte mich einfach nur beschissen und wusste nicht wieso ich mich gestern verhalten hatte, wie ich mich verhalten hatte. Doch Nala machte mir auch hier einen Strich durch die Rechnung. Sie bat um einen Kaffee und meinte, dass sie den ja dann eventuell oben trinken könnte, weil sie noch was mit mir zu bereden hätte. Mein Herz sank in die Hose. Das konnte ja was werden! Aber eigentlich sollte ich froh sein, dass sie sich vielleicht überhaupt mal zu der ganzen Sache zwischen uns äußern würde. Nach der gefühlten Ewigkeit, die der Kaffee benötigte, gingen wir schließlich in mein Zimmer. Ich hatte wacklige Knie und war nervös. Oben angekommen bat ich Nala mein Bett zum hinsetzen an. Sie stellte den Kaffee auf den Schreibtisch und hockte sich hin. Ich wusste nicht wohin mit mir, wohin mit den ganzen Gedanken und blieb einfach stehen. „Willst du dich nicht hersetzen?“, war das erste was sie mich fragte. Diese Frage konnte ich noch beantworten und zwar mit einem Kopfschütteln. „Naja ok…“, sagte Nala nur knapp „Du fragst dich sicher warum ich hier bin und eigentlich weiß ich das selber nicht so genau…“ Sie unterbrach sich selber und sah mich an, als ob sie sich erhoffte ich würde ihr sagen warum sie hier war, doch auch mir war die Antwort zu dieser Frage unbekannt. „Ich weiß nur…“, setzte sie erneut an „dass ich nicht verstehe was du willst…“ Was ich wollte? Sollte das jetzt ernsthaft ein Witz werden? Ich konnte es nicht fassen, dass gerade sie mir so was unterstellen wollte. Ich konnte nicht anders ich fragte sie: „Ähhm kannst du mir das vielleicht mal genauer erklären?“ So etwas schien sie nicht zu hören gehofft zu haben, denn sie wurde regelrecht sauer: „Du also ich mein… warum kommt es denn immer wieder dazu, dass wir was miteinander haben? Wenn ich mit dir weg bin ist alles so anders, so fremd und doch vertraut… Ich weiß nie was du denkst… Warum will ich dir so nah sein und warum geht das irgendwie doch nicht? Vielleicht liegt es auch einfach an dem Jahr was ich jünger bin, dass ich es einfach noch nicht raffe…“ Ich war nur noch verwirrt. Warf sie mir grade vor, dass ich es war an dem die ganze Sache hier scheiterte? Ich versuchte mich in diesen bisherigen Monolog einzuklinken: „Nala sag mal, versteh ich dich jetzt hier richtig? Du weißt nicht was mit mir los ist? Du bist es doch, die jedes mal auf Abstand geht, egal auf welcher Feier wir was miteinander hatten. Ich check dich nicht! Jetzt sitzt du hier und machst mir Vorwürfe, als ob ich nicht schon die ganze Nacht über dich nachgedacht hätte…“ „Hast du wirklich?“, fragte sie und ihre Stimme war schlagartig ruhiger geworden, was ein gewisses Zittern jedoch nur noch betonte. „Ja hab ich…“, sagte ich und sah zu Boden. Ich fügte „Es tut mir leid, wie das gestern gelaufen ist!“ hinzu. Ich spürte ihren Blick auf mir, sah hoch und musste wieder in ihre Augen sehen. Es war Hilflosigkeit in ihnen und dann stellte sie die Frage, die mich schon die ganze Zeit beschäftigte: „Sag mir einfach nur, was das mit uns beiden ist? Ich muss es wissen, warum hast du mich gestern Abend gehen gelassen?“ Warum hatte ich sie gehen gelassen? „Ich denke, weil….ich nicht wollte, dass du mich irgendwann stehen lässt…“ „Ich hätte dich nicht stehen lassen!“, flüsterte sie. Es wurde einfach nur schlimmer. Mein Bauch fühlte sich dermaßen schlecht und mein Kopf konnte noch so hart arbeiten, er war zu keine Erklärung im Stande. „Achja?“, harkte ich nach. „Sag mal meinst du eigentlich, dass das hier leicht für mich ist? Ich bin nen Jahr jünger als du, alle meine Freunde überschlagen sich halb, weil sie denken die Coole aus der 13 die ich da kenne, könnte doch auch mal was für ihren Ruf tun und mir ist das einfach nur egal, weil ich bestimmt nicht wegen nen paar dummen Freigetränken gerne Zeit mit dir verbringe bzw. bei dir bin!“ „Das hab ich doch auch gar nicht gesagt Nala…“, wollte ich meine Aussage erklären, doch sie nah mir die Möglichkeit dazu: „Was bringt es mir denn, wenn ich mir Hoffnungen machen? Das hab ich doch gestern jetzt gesehen… Am Anfang dacht ich, es ist nur Spaß für dich, aber nach so vielen Malen, kann das dann nur Spaß sein?“ Ich fand es gar nicht mehr lustig. Was erzählte Nala da? Waren das nicht meine Gedanken, die sie da aussprach? Ich versuchte mich zu sammeln, ich wollte das jetzt ein für alle mal aus der Welt schaffen, denn schließlich hatten wir wohl beide einfach alles falsch gemacht bzw. wussten wir beide nicht richtig mit der Situation umzugehen. „Nala, hör mir jetzt bitte mal zu ok? Ich weiß nicht warum wir jetzt hier so stehen und warum wir nicht einfach früher mal geredet haben. Aber ich kann dir nur sagen, dass ich dachte DU spielst mit mir. Ich dachte für dich wäre es nur Spaß und dass ich für dich nur ein Experiment oder so bin. Meinst du denn wirklich ich genieße die Zeit mit dir nicht? Wenn ich bei dir bin, fühl ich mich gut, ich will dich in meiner Nähe haben und das einzige was mich daran gehindert hat es dir deutlich zu machen, war die Tatsache, dass ich nicht wusste was du willst. Ich wollte es nicht kaputt machen, auch wenn es am nächsten Tag immer scheiße war.“ Wie ich die letzten Worte meines kleinen Apells gesprochen hatte, sah ich sie an. Sie sagte nichts und streckte nur die Hand in meine Richtung aus. Vorsichtig griff ich dannach und sie zog mich neben sie aufs Bett. Noch immer sagte sie nichts, strich aber dafür sanft durch meine Haare. „Küss mich bitte, wenn du das eben erst gemeint hast.“ Ich grinste, hatte ich sie schon jemals nüchtern geküsst? „Ich weiß nicht ob ich das kann…“, sagte ich bei diesem Gedanken. Das hätte ich mal lieber nicht gesagt, denn sie schien das etwas falsch zu interpretieren und stand auf um zu gehen. Ich hielt sie an der Hand fest und drehte sie zu mir um. „Du Dummi, weil ich das erste mal nüchtern bin mein ich.“ Ich nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste sie. Es war ein überwältigendes Gefühl! So sanft, so ehrlich und vor allem war ich mir das erste mal sicher nach diesem Kuss nicht eine schlaflose Nacht vor mir zu haben bzw. wenn schlaflos, dann gewiss aus anderen Gründen. ;)
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Lmeanraie. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.