Was macht man mit...

von revolutionistcypher


Was macht man mit einer Zimmerkollegin, die Liebeskummer hat? Was macht man mit der wahrscheinlich süßesten Frau der ganzen Welt, einem Wesen, das man eigentlich permanent knutschen könnte (aus Rücksicht auf sie und ihre Herzallerliebste lass ich das natürlich :D) weil es einfach so umwerfend ist, wenn es Liebeskummer hat? Was macht man mit einem Menschen, der so ziemlich eines der besten Dinge in seinem Leben ist, wenn genau dieser Mensch neben dir auf dem Tisch sitzt und mit einem Blick in die Luft starrt, dass diese freiwillig zur Seite weicht, um das geforderte Luftloch zu bilden?
Wenn man in diese Augen sieht und dieser Blick darin die Augen ein großes bisschen glanzloser macht, ein riesiges bisschen betrübter, ein ungeheuerliches bisschen ratloser, ein mächtiges bisschen sehnender, was macht man dann?

Man kann seine Freundin ablenken, aufheitern, beschäftigen, man kann sie aber auch dumm fragen, und für genau das habe ich mich (wahrscheinlich aus untrüglichem Instinkt) entschieden. Also frage ich sie: „Was is denn?“ –na, immerhin glorreich bewältigt, diese Aufgabe.
Dass man es ihr aber ca. 10km gegen den Wind ansieht, was los ist, behalte ich still im Hinterkopf. Sie vermisst sie, sie denkt an sie, sie träumt sich zu ihr, ihre Gedanken kreisen nur um sie und um gestern, sie sehnt sich nach ihr, sie sehnt sich nach einem anderen Moment mit ihr, nach einer anderen Minute in dieser Verbindung. Nicht nach der, in der sie sozusagen stehengeblieben ist, die Verbindung, und das Problem dann halt unleugbar war, sondern nach dem Moment, in dem sie sich zum Beispiel zum ersten Mal geküsst haben, oder Arm in Arm den Tag vorüberstreichen haben lassen. Oder nach einem anderen Moment, und nicht daran, dass da etwas ist, was sie bedrückt, ihr das Herz so schwer macht.
Sie hat sich mit Leib und Seele, Hals über Kopf, mit geschlossenen Augen und weit offenem Herz verliebt, so richtig verknallt, mit allem Drum und Dran. Mit dem Gefühl, auf Wolken zu gehen, mit dem dauernden Kribbeln überall, mit diesem unglaublichen Grinsen mitten im Gesicht, mit dieser unerschütterlichen Fröhlichkeit und dem Gefühl, dass die Welt nie besser war.
Und jetzt sitze ich neben ihr auf dem Tisch und würde am liebsten alles, was mit diesen Gefühlen nicht viel zu tun hat, wie einen Rucksack von ihrem Rücken nehmen und mir selber auf den Rücken hieven, damit ich sie nicht so leiden sehen muss.

„Hach! Sag ma was Komplizierteres als a Frau!“ ächzt sie neben mir. „Zwei Frauen!“ Sie lacht. Na also, eine Sekunde lang an was anderes gedacht. Und ein bisschen aufgeheitert ist sie auch.
Wir beschließen irgendwann, fortzugehen, ein paar Cocktails zu trinken, heute noch. Wir brauchen Ablenkung! Sie, damit sie nicht den ganzen Tag nur an ihre Freundin denkt. Ich, damit ich mir nicht dauernd den Kopf darüber zerbreche, wie ich ihr helfen kann. Und, damit ich auch mal vom Lernen abgelenkt bin. Aber eher vom Kopfzerbrechen.
Ihr Handy vibriert wieder. Das circa dreiundzwanzigste SMS von IHR heute. Sie tippt eifrig. Kurz darauf, wieder Vibrationen. Lesen, Tippen. Löschen, überlegen, fragen, tippen, mich auf den neuesten Stand bringen.
Nicht mehr ganz so betrübt sein. Eine rauchen gehen. Dann, im Lift: sie dreht sich um, verrenkt ihren Hals, um ihren Rücken im schmalen Spiegelstreifen im Lift zu sehen. Dieses kecke Blitzen in ihren Augen! „An gscheit feschen Arsch hob i!“
Ich grinse. „Und scho wieder am herumbraten! Schlimmes Kind!“ Sie grinst frech. „Des war net anbraten, des war a simple Erkenntnis!“

Was macht man mit einer Zimmerkollegin, die so frech ist, dass man ständig über sie grinsen muss? Der der Schalk so im Nacken sitzt, dass man sich manchmal fragt, ob das nicht doch ansteckend ist? Was macht man mit der wahrscheinlich süßesten, liebsten, verliebtesten, verknalltesten, kurz einmal nicht an ihren Liebeskummer denkenden Zimmerkollegin und Freundin? Ich würde sagen: Cocktails trinken!