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Wenn das Frau Pilcher wüsste…

von Gonzo24477


Der Wind weht rau an diesem Tag in Cornwall. Sarah Worthington muss sich ziemlich anstrengen um den frühen Herbstböen zu trotzen. Als sie den Rand der Klippe erreicht bleibt sie stehen und blickt sich um. Das Land ihrer Kindheit und Jugend, Cornwall, liegt hinter hier. Eigentlich hatte sie vorgehabt niemals hierher zurückzukehren. Doch der Anruf ihrer Schwester änderte alles.
„Mutter ist sehr krank. Der Arzt meint, dass sie sich nicht mehr erholen wird“ sagte Ann mit tränenerstickter Stimme. Im Hintergrund hörte sie das Baby schreien. ‚Heather’ erinnerte sie sich. Ann und Peter hatten ihr eine Geburtsanzeige geschickt. Zusammen mit den anderen beiden Kindern und ihrer Mutter bewohnten sie Worthington Manor. Ein altes Landgut mit großer Viehzucht und fruchtbaren Weiden und Äckern. Lady Worthington, Sarahs und Anns Mutter, litt seit längerem unter Schwindelanfällen und Schmerzen. Auf Anns Drängen begab sie sich nach London, wo Sarah arbeitet und lebt, um sich gründlich untersuchen zu lassen. Die Diagnose war niederschmetternd: Krebs. Doch Lady Emiliy Worthington war eine britische Lady von altem Schlag. Hocherhobenen Hauptes erklärte sie die Diagnose für „Unfug“ und ging gewohnheitsmäßig ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nach. Doch nun schien die Wahrheit auch Lady Worthington eingeholt zu haben.
„Weiß Mutter, dass du anrufst?“ fragte Sarah jüngere Schwester.
„Sie hat mich darum gebeten. Sarah, ihr geht es wirklich schlecht. Ich glaube, sie will sich mit dir versöhnen.“
Sarah war hin und hergerissen. Vor 20 Jahren, an jenem denkwürdigem Sommerabend, hatte sie ihrer Mutter ins Gesicht gebrüllt, dass sie sie nie im Leben mehr sehen möchte. Noch in der selben Stunde fuhr sie mit dem Zug nach London.
„Also gut. Ich komme morgen. Wahrscheinlich gegen Mittag.“

Und so war sie am folgendem Morgen in ihr Auto gestiegen und zurück nach Cornwall gefahren. Als die grünen Hügel ihrer Kindheit vor ihr auftauchten, freute sich Sarah sogar ein wenig. Doch genauso plötzlich kam die Erinnerung an das zurück, was sie fortgetrieben hatte. Und so war sie ganz in Gedanken versunken, als sie auf Worthington Manor eintraf.

Lautes Hundegebell begrüßte sie, als sie aus dem Auto stieg. Aufgeregt sprang ein schwarzweißer Bordercollie um sie herum.
„Ruhig Carrie!“ erklang ein voller Bass. Peter kam aus dem Stall über den Hof und ging auf Sarah zu um sie auf Worthington Hall zu begrüßen.
„Hallo Peter“ lächelte Sarah. Sie hatte ihren Schwager nicht oft gesehen. Ann und er hatten sie ein paar Mal in London besucht, als sie noch keine Eltern waren. Peter sah älter aus: Geheimratsecken und grauen Strähnen im Haar und tiefe Sorgenfalten auf der Stirn machten ihn um Jahre älter. Im übrigen sah er aus wie englische Gutsbesitzer aussehen: Reiterstiefel, Tweedjacke und eine Pfeife im Mundwinkel.
Noch ehe Peter Sarah erreicht hatte, erschien Ann in der Haustür. So schnell, als ob sie dahinter gestanden hätte. Eilig sprang sie die Stufen des Gutshauses herunter und umarmte ihre Schwester herzlich. Als sie sich voneinander lösten, brach Ann in Tränen aus: „Ach Sarah, schön, dass du da bist… Mutter schläft… ich bin…komm erst mal rein… Peter könntest du nach dem Gepäck…Komm mit Sarah.“ Und schon hatte Ann sie ins Haus bugsiert. Bei der obligatorischen Tasse Tee berichtete sie von der Krankheit Lady Worthingtons, der schlechten Lage des Gutes, ihren Eheproblemen mit Peter: sie verdächtigte ihn eine Affäre zu haben, und von ihrem Mutterglück. Das allerdings überzeugend, denn ständig stand sie auf um nach dem einen Kind zu schauen, dem anderen ein Sandwich zu machen oder dem drittem schließlich die Windel zu wechseln.
Die erste Begegnung mit ihrer Mutter verlief steif und ernst. Es war nicht zu übersehen, dass beide, Lady Worthington und auch Sarah, die Vergangenheit noch nicht bewältigt haben. Deshalb entschloss sich Sarah zu einem Spaziergang. Im Dorf traf sie einige alte Bekannte, tauschte Neuigkeiten aus und nahm Mitgefühlbekundungen der Einwohner bezüglich des Gesundheitszustandes ihrer Mutter entgegen. Auch traf sie die beste Freundin ihrer Mutter, Rosemarie Pilcher. Eine wunderliche ältere Dame, die Liebesromane schrieb.
Aber hier bei den Klippen hatte es ihr immer am besten gefallen. Früher als ihr Vater noch lebte, war sie oft gemeinsam mit ihm hier. Beide liebten das Meer und die Ferne. Als ihr Vater starb, kam sie immer noch täglich zu den Klippen um ihm nahe zu sein.

Als sie sich auf den Rückweg machte, kam ihr eine Schafherde entgegen. Sarah lächelte. ‚Ja. Es war noch genauso wie früher.’ Fast erwartete sie auch den alten O’Readon zu sehen, den alten Schäfer von Worthington Manor. Doch dann traf sie fast der Schlag. Eingehüllt in einen grünen Parka erkannte sie die Frau, die sie am wenigsten hier erwartete: Emma O’Readon, Sarah Jugendfreundin und ehemalige Geliebte, der Grund für den Streit mit der Mutter und ihrer Flucht aus Cornwall.
Emma schien ihren Augen ebenso wenig zu trauen: „Sarah? Sarah Worthington? Oh mein Gott! Du bist wieder hier! Wahrscheinlich wegen deiner Mutter. Es geht ihr wirklich schlecht. Als ich sie neulich besuchte, sah sie überhaupt nicht gut aus. Oh mein Gott Sarah, ist das schön dich wiederzusehen.“ Stürmisch umarmte Emma sie.
‚Ja. Das ist ohne Zweifel Emma’ dachte Sarah. Schon immer hatte sie Emma um ihre impulsive Art beneidet. Als Kind einer adligen Familie wurde bei Sarahs Erziehung großen Wert auf Zurückhaltung und Distanz gelegt. ‚Deswegen hab ich sie so geliebt. Sie hat mir Leben eingehaucht, mich aus einem Käfig befreit und mir die Freiheit geschenkt’ schoss es Sarah durch den Kopf. Langsam löste sie sich von Emma.
„Es ist auch schön dich wiederzusehen, Emma. Schön und überraschend. Ich dachte nicht, dass du noch hier bist. Was ist aus deiner Karriere als Tierärztin geworden?“ fragte Sarah nicht ohne einer gewissen Bitterkeit in der Stimme.
„Hör zu Sarah. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit…“ begann Emma.
„Du hast mich doch damals verlassen… wegen deiner bevorstehenden Karriere als Englands bedeutensder Tierärztin oder nicht?“
„So ist es nicht gewesen und das weißt du auch. Ich war jung und ehrgeizig. Genau wie du…“
Weiter kam Emma nicht, denn ihr Hund schlug an.
„Hör zu, ich muss weiter. Sehen wir uns noch? Kann ich dich besuchen kommen? Bitte sag ja. Es gibt soviel zu erzählen und wir müssen einander soviel verzeihen.“
Dabei blickte Emma Sarah fest in die Augen. Und was Sarah dort sah, berührte etwas tief im hintersten Winkel ihres Herzens, etwas, dass sie sich zu fühlen schon lange abgewöhnt hatte und dass sie für immer verloren glaubte seit jener Nacht vor 20 Jahren. Längst vergessene Bilder tauchten vor ihrem geistigen Augen auf: Emmas Lachen, die Form ihrer Lippen und wie es sich anfühlte sie zu küssen, die Nacht in der Scheune, als sie zum ersten Mal miteinander schliefen, das Muttermal auf ihrem Schambein, der Glanz von Emmas Augen nach dem Sex und das Gefühl in ihren Armen einzuschlafen.
„Sarah bitte…“

Fortsetzung folgt.

Wie wird Sarah sich entscheiden? Was geschah an jenem Sommerabend vor zwanzig Jahren? Wird sich Sarah wieder mit ihrer Mutter versöhnen? Und mit wem hat Peter eine Affäre? Mit einem Schaaf oder einer Kuh? Und wer zum Teufel ist eigentlich Rosemarie Pilcher?
Lest wie es weitergeht im zweiten Teil.




copyright © by Gonzo24477. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


lol
sonnenblume82 - 11.09.2007 18:55
Lady Gonzo
welch wunderbare Schnulze...und ich will das Script der Fortsetzung zuerst lesen!
;o)
Hochachtungsvoll
Lord Animonda vom Nachbarstaat
Animonda - 10.09.2007 22:20
Sehr hübsch
waterlilly - 10.09.2007 13:53
Warte auf die Fortsetzung...
ladyPCD - 10.09.2007 11:16
hihi
cesario - 09.09.2007 21:37

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