Um LESARION optimal zu gestalten und fortlaufend zu verbessern verwenden wir zur Auswertung Cookies. Mehr Informationen über Cookies findest du in unseren Datenschutzbestimmungen. Wenn du LESARION nutzst erklärst du dich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.




Stories » Detail

Wie alles begann.......

von ephinie


Marie ist ein junges Mädchen von 11 Jahren. Wie alle Mädchen in ihrem Alter fängt sie an sich für Jungen zu interessieren. Kleine Liebesbriefchen hier, ein verstohlener Blick dort, ein schüchternes Küßchen auf die Wange oder Schwärmereien für den einen oder anderen.
Aber für Marie sind das alles nur oberflächliche Gefühle, was sie allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß. Sie ist eine heran-wachsende Jugendliche, auf dem Weg zu ihrer Selbsterkenntnis. Dieser Weg sollte einige Jahre dauern, der am Ende mit einem Happy End belohnt wird.
Ihr kommt jetzt noch nicht in den Sinn, daß sie einmal die Seiten wechseln wird und sich ihr Leben in eine andere Richtung bewegt.
So schwärmt sie fleißig für den Jungen aus ihrer Nachbarschaft, den sie sogar schon geküßt und mit ihm allerlei Unfug getrieben hat. Peter hieß er, für Marie war er der schönste Junge im Umkreis von mindestens 100 km.
Den ersten Kuß empfand Marie als komisch. Auf der einen Seite hat es ihr gefallen, andererseits war da so ein seltsam befremdliches Ge-fühl, daß sie nicht einordnen konnte. Wie sollte sie das auch? Mit 12 Jahren kennt man sich in weltlichen Dingen ja noch nicht aus.
Also nahm Marie den Kuß erst einmal so hin. Schließlich konnte sie damit bei ihren Freundinnen punkten, worauf sie natürlich sehr stolz war. Ihren Eltern war diese ‚Liason‘ stets ein Dorn im Auge. Hatte Peter doch einen schlechten Einfluß auf Marie! Ganz im Unrecht waren Mama und Papa damit nicht, denn Marie ließ sich zu Streichen hinreißen, wofür sie dann auch noch den Kopf hinhalten mußte.
So bewarfen die Beiden einmal, vom Balkon aus, Passanten mit Tomaten und versteckten sich dann, damit ja niemand mitbekam wer sich da die Dreistheit erlaubte. Marie und Peter fanden das lustig. Sie fanden es auch lustig, Papas gute Zigarillos zu rauchen und sich dabei einen ordentlichen Schluck von seinem guten alten Schnaps zu genehmigen. Natürlich mußte das alles rauskommen und es gab jede Menge Ärger. Doch ließen sie sich nicht abhalten weiter Streiche auszuhecken. Eines Tages hatte Peter die Idee dem ungeliebten Nachbarsjungen einfach mal die Reifen seines Roller zu durchstechen. Er fragte also Marie ob sie mutig genug wäre dies zu tun, denn das wäre eine Mutprobe. Natürlich wollte sie ihm imponieren und zerschnitt den Reifen. Als kleine Zugabe ritzte sie gleich noch die Verkleidung der Kellertür einer Mieterin auf. Auf diese Tat konnte Marie durchaus stolz sein. Die Anerkennung ihres Peters war ihr sicher. Das es aber gleich den nächsten Ärger geben würde fegte sie hinweg. So kam es, wie es kommen mußte. Für den Schaden kamen nur zwei Personen in frage. Lange brauchte nach den Übel-tätern nicht gesucht werden und schnell mußten sich Marie und Peter verantworten. Peter schob natürlich alles auf Marie. Sie verriet ihn nicht und nahm die Strafe auf sich.
Böse war sie trotzdem nicht auf ihn. Die Streiche mit ihm machten einfach zuviel Spaß. Den einen oder anderen Unfug hegten die Beiden noch miteinander aus, bis es Marie ihren Eltern schließlich reichte. Sie beschlossen für ihre Tochter einen Sportverein zu suchen, ob es ihr nun paßte oder nicht. Eines Tages, fand sich Marie auf einem Vereinsgelände wieder, wo gerade ein Wettkampf stattfand. Um sie herum waren viele Kinder, Jugendliche, Trainer, Eltern und noch mehr Kanuboote. Sofort wurde sie von der Atmosphäre mitgerissen, ihre Augen wurden immer größer, ihre Neugier immer stärker, ihr Interesse einmal in so einem Boot zu sitzen immer fordernder, zumal doch Marie eine richtig kleine Wasserratte war.
Sie vergaß alles um sich herum, fasziniert vom Treiben auf dem Gelände. Sogar ihren Peter schenkte sie nun keinen Gedanken mehr. Gleich der erste Versuch der Eltern ihre Tochter ‚unter die Haube‘ zu bringen glückte. Marie wollte unbedingt diesen Sport machen, aber in einem anderen Verein, weil in ihren Augen der Trainer zu streng war. So kam Marie mit 12 Jahren zum Kanu-Rennsport in einem Verein ihrer Heimatstadt. Mit Begeisterung ging sie nun jeden Tag zum Sport, kaum das sie aus der Schule kam und ihre Hausaufgaben fertig hatte. Sie verbrachte viele Jahre dort, trainierte fleißig, fuhr Wettkämpfe, gewann Medaillen und Urkunden und schulte später auf Übungsleiterin bzw. Trainerin um. Marie bekam eine eigene Trainingsgruppe, die aus ca. zwölf Jungen und Mädchen bestand.
In diesen Jahren bemerkte sie ihr Interesse für Mädchen, daß sich nicht nur auf freundschaftliche Basis bezog. Es war ein anderes Interesse, doch wußte es Marie nicht einzuordnen. So machte sie sich wenig Gedanken darüber, denn trotzdem schielte sie nach einem Jungen, aus ihrem Verein, in den sie schwer verliebt war.
Anzeichen für das Interesse des eigenen Geschlechts gab es auch in der Schule. Da war ein Mädchen, daß Marie ganz doll fand. Sie hatte lange, dunkle Haare und ein bezauberndes Lächeln, nur leider nicht für Marie. Immer wieder hielt sich Marie in ihrer Nähe auf, weil sie dieses Mädchen ständig anschauen mußte. Das ging solange gut, bis das Mädchen eines Tages Marie bemerkte. Sie muß sich wohl gestört gefühlt haben. Auch Marie hatte das Gefühl entdeckt worden zu sein.
Von dem Mädchen bekam sie böse Blicke. Eines Tages beendete die Glocke die große Schulhofpause und alle drängten zum Treppenhaus – auch Marie. Sie wollte unbedingt hinter ihrem weiblichen Schwarm in das Schulgebäude gehen. Nur dummerweise war sie mit ihren Blicken so beschäftigt, daß sie dem anderen Mädchen in die Hacken lief. Diese drehte sich blitzschnell um und schon hatte Marie ihre Hand im Gesicht, mit dem Hinweis sie endlich in Ruhe zu lassen. Ziemlich verwirrt, sehr beschämt, mit gesenktem Blick und brennender Wange ging Marie zum nächsten Unterrichtszimmer. Auf den Unterrichtsstoff konnte sie sich nun nicht mehr konzentrieren, sie war zu verwirrt und traurig über diese Niederlage. Als Nach-brenner mußte Marie einen Tag später noch die Drohung des Freundes von ihrem Schwarm ertragen, sie endlich in Ruhe zu lassen.
Dies zeigte bei ihr Wirkung, denn der Freund sah nicht so aus, als ob er zu Scherzen aufgelegt sei, zudem baute er sich groß und breit vor Marie auf. Somit war für sie das Thema Schule und Mädels erledigt.
Von nun an wollte sich Marie nicht wieder in ein anderes Mädchen vergucken. Sie konzentrierte sich doch lieber auf Jungs und ihren geliebten Kanusport. Das war für sie viel gesünder und streßfreier.
Doch das Leben ist unberechenbar, was Marie wieder erfahren mußte. Zwei Jahre später verliebte sie sich in ein Mädchen aus einem anderen Verein. Zu diesem Zeitpunkt war Marie etwa 14 Jahre alt. Das Mädchen hieß Ines, war gleich alt und hatte lange, dunkle Haare. Für Marie war sie das schönste Mädchen weit und breit, groß, gutaussehend, wunderschöne Augen, ein wenig schüchtern. Sie ver-suchte immer in ihrer Nähe zu sein oder einen Blick zu erhaschen. Überraschenderweise verhielt sich dieses Mädchen nicht so wie das Mädchen vom Schulhof. Maries Blicke bemerkte sie sehr wohl, aber sie ging ihr nicht aus dem Weg, sondern erwiderte, teils neugierig, teils interessiert, Maries Gegenwart. Ines ging Marie nicht aus dem Weg. Irgend etwas zog die Beiden magisch an, obwohl weder die eine, noch die andere wußte warum. Zwei junge, unerfahrene Mädchen trafen aufeinander, die sich nicht getrauten sich gegenseitig anzu-sprechen, weil das ja sowieso blöd und komisch war. So blieb es immer bei unverstohlenen Blicken, ‚zufälligen‘ Begegnungen und ver-borgenen Gedanken. Oft hatte sich Marie vorgestellt, wie es wäre mit Ines alleine zu sein, sie vielleicht zu küssen oder einfach nur mit ihr spazieren zu gehen. Sie fragte sich was wohl die Andere denken würde, warum sie ebenso Maries Nähe suchte. Marie sollte es nie er-fahren. Aber trotzdem konnte sie diese erste zarte Begegnung nicht vergessen.
Es schien so, als ob es Maries Bestimmung war sich immer wieder für Mädchen und später für Frauen zu interessieren. Natürlich schwärmte sie auch heiß und innig für den einen oder anderen Jungen, insbesondere ein Junge aus ihrem Sportverein hatte es ihr angetan. Er hieß Tilo. Mit ihm war sie auch zusammen, aber mehr als ein Kuß, eine innige Umarmung und die gemeinsame Zeit beim Sport war da nicht. Sie mochten sich beide sehr, schrieben sich Briefe, lachten miteinander und trieben zusammen Unfug, was den Trainer so manches Mal ärgerte. Leider stellte Tilo auch außerhalb des Sports jede menge Dinge an, die zur Folge den Rausschmiß aus dem Verein hatten. Am meisten traf das Marie. Vorbei war die schöne Zeit mit ihm und vorbei die kurze Beziehung. Doch schnell fand sie Ersatz.
Eines Tages stand Anne vor ihr. Marie wußte nicht auf welchem Wege sie in ihren Verein kam, aber das war ihr reichlich egal. Anne ver-setzte sie in Entzücken, Maries Augen fingen an zu leuchten wenn sie Anne nur sah. Zu ihrem Glück war Anne auch noch gleich alt und beide verstanden sich auf Anhieb super. Sie befreundeten sich unzer-trennlich miteinander. Ein drittes Mal hatte es ein Mädchen geschafft Marie so in Aufruhr zu versetzten. Ihr Herz fing Feuer und noch immer konnte sich Marie nicht erklären warum das so war. Ohne das es ihr bewußt war, hatte sich Marie verliebt. Wie es schien, beruhte die Schwärmerei wieder auf Gegenseitigkeit. Mit jedem Tag freute sich Marie auf das Training, was ihr durch Anne noch viel mehr Spaß machte. Nach einem Jahr kam sie aber plötzlich nicht mehr, von einen Tag auf den anderen. Kurz vorher ist Marie etwas seltsames passiert. Damals war es für sie noch ohne Bedeutung, doch heute weiß sie das ihre innere Stimme ihr etwas sagen wollte. Sie fand im Büro ihres Übungsleiters einen Karton mit Fotos. Auf einem dieser Fotos war Anne. Marie verspürte plötzlich den Drang das Bild mitzu-nehmen, doch sie tat es nicht, aus Gründen, die sie bis heute nicht erklären kann. Am nächsten Tag hatte sie sich doch entschlossen sich das Bild ihrer Freundin geben zu lassen. Also ging sie zu ihrem Übungsleiter und fragte ihn ob er den Karton mit den Bildern noch hätte. Zu ihrem Entsetzen hatte er alle Bilder tags zuvor vernichtet. Marie war am Boden zerstört, zog sich unauffällig zurück und fing an zu weinen. Nun hatte sie keine einzige Erinnerung mehr an ihre Anne. So schnell wie sie gekommen war, ging sie auch wieder aus Maries Leben.
Noch heute denkt Marie an diese Zeit und manchmal fragt sie sich was wohl aus Anne geworden ist. Marie mußte sich mit diesem Rückschlag abfinden. Langsam ging es ihr besser.
Das Schicksal wollte es so, daß kurz darauf ein anderes Mädchen kam. Sie war ein Jahr älter, hieß Kathrin und sie munterte Marie wieder auf. Anfangs hatten die Beiden wenig Umgang miteinander, weil Marie eben jünger war als Kathrin. Doch irgendwann änderte sich das. Zwar war Marie nie in ihre neue Freundin Kathrin verliebt, aber sie sollte sich als Freundschaft fürs Leben erweisen. Sie erlebten viele schöne Jahre beim Sport, hatten Spaß, redeten über Jungs, gaben sich gegenseitig Ratschläge oder wenn nötig Trost, fuhren zu-sammen Wettkämpfe und teilten das Erwachsen werden miteinander.
Doch nicht nur durch den Sport verliebte sich Marie immer wieder in andere Mädchen, sondern auch in der Schule. Dieses mal war es die Deutschlehrerin. Marie fand sie atemberaubend schön - groß, schlank, blonde lange Haare, blaue Augen und unglaublich nett. Sie war die Lieblingslehrerin der ganzen Klasse, sogar der ganzen Schule. Es gab auch andere nette, junge Lehrerinnen, doch unsere Deutsch-lehrerin übertraf sie alle. Jeder Junge war in sie verliebt und auch Marie! Immer wenn sie neben Marie stand, um ihr etwas zu erklären oder Marie an die Tafel vorrief, schlug ihr Herz Purzelbäume. Einmal ist sie sogar bei einer Faschingsfeier im Bootshaus aufgetaucht. Marie wußte nichts davon und traute erst ihren Augen nicht. Doch da stand sie wirklich, ihre Deutschlehrerin. Mit weichen Knien, irgendetwas stotternd, vollkommen verlegen und irritiert begrüßte Marie die Frau. Erklären konnte sich Marie nicht, wie ausgerechnet die heißgeliebte Deutschlehrerin in ihr Bootshaus kommen konnte. Der Besuch dauerte auch nur kurz. Marie brauchte lange, um diese unverhoffte Begegnung zu verdauen. Dann war für Marie die Schule beendet und der Spuk hatte ein Ende, zumindest was die Schule anbetraf. Noch immer machte sie sich keine Gedanken warum oft Frauen für sie so interessant sind. Marie würde es 5 Jahre später erfahren.
Aber erst mußte der Sprung ins Berufsleben gemacht werden. Maries Lehre verlief ohne ‚Zwischenfälle‘. Schon lange dachte sie nicht mehr daran mal in Mädchen verliebt gewesen zu sein. Wahrscheinlich war das nur eine vorübergehende Erscheinung, der Marie nun keine Bedeutung mehr beimaß.
Doch abermals wurde sie mit ihrem Schicksal konfrontiert. Es schien so, als ob Marie mit der Nase darauf gestupst werden sollte, in welche Richtung ihr Leben ging. Jetzt zeigte sich dieser Weg deutlicher, als in ihren Kinder- und Jugendjahren. Marie lernte ihren Freund beim Sport kennen, da war sie 19 Jahre alt. Er schrieb ihr glühende Liebesbriefe, umwarb sie rührend, machte ihr Geschenke und wollte nur noch mit ihr zusammen sein. Sie genoß die Aufmerksamkeit sehr. Schließlich wurden beide ein Paar. Zwar zog ihr Freund, aus beruf-lichen Gründen nach Augsburg, doch blieb die Verbindung bestehen. Wenn er am Wochenende da war, traf sich Marie mit ihrem Freund. So oft es ging, versuchte er zu ihr zu fahren. Irgendwann kam es zum ersten Mal. Marie hatte zwar nun eine Beziehung, die nicht nur auf kindliche Verliebtheit beruhte, doch etwas daran störte sie. Was war das nur? Sie fand es einfach nicht heraus. Sie bemerkte nur, daß ihr die Küsse und Berührungen unangenehm waren. Trotzdem wollte sie es ausprobieren. Sie wollte Sex haben, unbedingt. Ihre Neugier war zu groß, als das sie vernünftig gewesen wäre. Danach empfand sie nichts, fühlte sich irgendwie leer, gefühllos, unbeeindruckt...... Wie sollte sie das Gefühl nur beschreiben? Ihr fielen keine Worte ein, so sehr Marie auch grübelte. Nach langer reiflicher Überlegung entschloß sich Marie die Beziehung zu beenden. Sie wußte noch immer nicht was mit ihr los war, aber sie wußte genau, daß die Gefühle für ihren Freund nicht stark genug waren, um mit ihm zusammen zu bleiben. Der Abschied tat beiden weh. Ihm, weil er Marie liebte und ihr, weil sie nicht wirklich glücklich mit ihm war. Da halfen auch alle Geschenke, Liebesbriefe und Überzeugungsversuche nichts. Wenn Marie sich einmal für etwas entschied, dann gab es kein zurück mehr.
Ein anderer Verehrer versuchte ebenso sein Glück. Natürlich schmeichelte es Marie sehr, begehrt zu werden, doch sie konnte sich einfach nicht überwinden mit einem Mann zusammen zu sein. Langsam begann sie den Grund dafür zu erahnen. Es kam wie es kommen mußte – abermals verliebte sich Marie in eine Frau. Dieses mal war es eine Arbeitskollegin. Sie war der Schwarm aller Männer, mit einer unglaublich magischen Anziehungskraft, auch für Marie. Sie brauchte ihr nur in die Augen zu schauen, schon wär Marie am liebsten weg gerannt. Sie war es leid verliebt in eine Frau zu sein, ohne Aussicht auf Erfolg. Vielleicht war es nur der Wunsch oder Ver-zweiflung, doch sie glaubte ein Interesse der Frau auf sich ziehen zu können. Leider fehlte Marie immer der Mut einen Schritt weiter zu gehen, zumal sie ja selber nicht genau wußte was nur los war mit ihr.
Zum Glück wechselte Marie die Dienststelle und so passierte nichts. Sie kam endlich zur Ruhe, bis zu jenem Tag, als sie die Zeitung auf-schlug...........
Dort stand eine Anzeige in einer bestimmten Rubrik. Diese Rubrik hieß ‚Sie sucht Sie‘. Es war, als ob Marie von einer unsichtbaren Kraft genau dahin gelenkt wurde. Sie konnte nicht anders, als die Zeilen zu lesen. Jetzt hörte sie wieder ihre innere Stimme sprechen, die ihr sagte ‚Antworte dieser Frau!‘. Ohne lange zu überlegen tat es Marie. Ohne das es ihr bewußt war, kam nun die richtige Zeit, um endlich zu erkennen warum sich Marie zu Frauen hingezogen fühlte.
Wenige Tage später erreichte ihr Brief die Absenderin. Marie aber dachte nicht mehr daran. In dem Glauben Ruhe gefunden zu haben und ohne noch einen Gedanken an die Anzeige zu verschwenden, ging Marie ihren vertrauten Tätigkeiten weiter nach. Ging zur Arbeit, danach zum Sport und Abends fiel sie müde ins Bett.
Eines Tages kam Marie von einem Wettkampf zurück und leerte ihren Briefkasten. Doch was war das für ein Brief? Wer war denn der Absender? Eine Julia Müller? Die kannte sie doch gar nicht! Wie kommt sie denn zu ihrer Adresse? Das war ungeheuer spannend und merkwürdig zugleich. Neugierig machte Marie den Brief auf und wußte sofort wer ihr da geschrieben hatte. Ein großes Gefühl der Freude überkam sie, hastig laß sie den Brief. Endlich hatte sie eine Frau gefunden, die offenkundig ehrliches Interesse zeigte, zumindest entnahm Marie das aus dem Brief. Merkwürdigerweise stellte sie fest, daß Julia direkt um die Ecke wohnte, sogar in der gleichen Straße. Die Welt kann wirklich klein sein! Plötzlich war Marie sehr aufgeregt. Sie fragte sich, ob ihr Julia vielleicht schon einmal über den Weg ge-laufen wäre, ohne von ihr zu wissen?! Julia hatte einen Hund, mit dem sie oft in Maries Gegend Gassi ging. Den Namen des Hundes fand Marie süß, er hieß Chappi. Instinktiv wußte Marie, daß sie in Julia eine echte Verbündete gefunden hatte und insgeheim erhoffte sich Marie mehr. So kam es zu einer ersten Begegnung zwischen den Beiden.
Da saß nun Marie, ungeduldig wartend und neugierig auf Julia. Sie wartete fünf Minuten, sechs Minuten, sieben Minuten, acht Minuten, die Zeit verging, quälend langsam. Dann endlich nach zehn Minuten kam ein kleiner Hund um die Ecke. So süß wie sein Name war auch sein Aussehen – klein, schwarz, weißer Hals und weißen Pfötchen, die Ohren hingen im lang herunter. Nun konnte sich Marie kaum noch auf ihren Platz halten vor lauter Neugier. Erst nach einer ganzen Weile kam Julia endlich um die Ecke. Langsam, schüchtern und un-sicher ging sie auf Marie zu. Sie begrüßten sich, setzten sich schließlich eine Weile auf die Bank und tauschten sie üblichen Höf-lichkeitsfloskeln aus. Schließlich machte Julia den Vorschlag spazieren zu gehen. Marie kam das sehr gelegen, denn Chappi wollte überhaupt nicht von ihrer Seite weichen und irgendwie war es ihr unangenehm. Sie mußte sich eingestehen ein wenig Angst vor ihm zu haben, die eigentlich vollkommen unbegründet gewesen war, denn Chappi war ganz lieb.
Die Gespräche der Beiden wurden lockerer, aber dennoch blieb eine gewisse Distanz zwischen ihnen. Damit sie sich ja nicht in irgend einer Weise zu nahe kamen, ließen Marie und Julia gut einen Meter Platz zwischen sich. Für Marie war das alles sowieso Neuland, wie es für Julia war wußte sie nicht und sie wollte es in diesen Augenblick auch gar nicht wissen. Sie wollte nur den Moment genießen, auf den sie schon so lange gewartet hatte. Jetzt war er da – dieser eine gewisse Moment! Marie konnte sich vor lauter Aufregung gar nicht richtig auf die Gespräche, die so schon etwas schleppend voran gingen, konzentrieren. Doch sie wußte genau, daß sie bei dieser Frau Glück haben würde. Sie konnte es spüren, auch wenn es von außen nicht so aussah. Vielleicht war es ihre Intuition, ihr Gefühl, ihr Wunsch oder ihre innere Stimme die sie dazu trieb nach einem weiteren Treffen zu fragen. Zu Maries Freude dachte Julia genauso.
Da hatte Marie nun eine Frau kennen gelernt, die sehr verschwiegen, schüchtern, ruhig und zurückhaltend war und die doch dieses ge-wisse etwas ausstrahlte das Marie wiederum magisch anzog. Ohne es an diesem Zeitpunkt wirklich zu wissen, war Marie am Ziel ihrer Frage ‚Warum verliebe ich mich immer in Frauen?‘ angelangt.
Seltsamerweise verliebte sich Marie nicht gleich in Julia. Aber sie ge-fiel ihr sehr. Die blauen Augen mit dem verschmitzten Blick und dazu die schulterlangen Locken, die ihr frech ins Gesicht hingen, hatten es Marie angetan.
Nach dem ersten Treffen begann Marie für die Antwort ihrer Frage endlich ein Licht aufzugehen. Nun schwirrten ihr tausend Gedanken durch den Kopf. Alles was sie bisher kannte war nun so unwichtig und fremdartig. Auf einmal kam es ihr so vor, als ob es ganz normal wäre Frauen zu lieben. Bisher fand sie es nicht so selbstverständlich, doch sie fühlte sich mit dem Gedanken daran unverschämt gut. Genauso sollte ihr Leben weitergehen. Jetzt wußte Marie was mit ihr los war. All die vielen Jahre der Unklarheit sind mit diesem Moment, in dieser einen Stunde mit Julia, verflogen. Sie hatte nun die Gewissheit, nach der sie schon so lange gesucht hatte. Wahrschein-lich konnte sich Marie deshalb nicht gleich in Julia verlieben, weil sie in dem Moment mit Julia alles so klar und deutlich sah.
Marie war 21 Jahre alt und sie wußte erst jetzt wie sie Leben wollte.
Anfangs konnte sie damit noch nicht richtig umgehen und sie mußte auch erst einmal verarbeiten, das sie nun lesbisch ist. Einige Tage be-schäftigte Marie dieses Thema. Deshalb verging etwas Zeit bis sie Julia wiedersah. Julia hielt sich öfters nahe der Wohnung von Marie auf. Mehrmals sahen sich die Beiden, wenn Marie in ihr Auto stieg und zum Training fuhr. Sie schaffte es nicht, Julia ein freundliches ‚Hallo‘ oder ‚Lächeln‘ zu geben, worüber sie sich jedesmal ärgerte.
Doch blieben sie in der Zwischenzeit immer im Kontakt. Fast täglich bekam Marie eine Brief von Julia, vorüber sie sich mehr und mehr freute. Natürlich nahm sich Marie jedesmal die Zeit, um auch gleich zu antworten. Auf diese Weise tauschten anfangs Beide ihre Gefühle, Gedanken und Empfindungen aus. Der Briefwechsel gestaltete sich als aufregend und spannend. Für Marie war das ein wichtiger Be-standteil auf der Suche zu sich selber. Glücklicherweise hatte Julia sehr viel Geduld und Interesse an Marie, so das auch das Vertrauen zueinander wuchs.
Das zweite Treffen verlief wesentlich lockerer und nach dem dritten Treffen war Marie wieder verliebt. Aber das Verliebtsein war dieses mal anders. Marie spürte wie ihre Gefühle für Julia ernster wurden. Julia brachte ihr die gleichen Gefühle entgegen und so kamen sich Beide immer näher. Der erste Kuß ließ lange auf sich warten, was auf die Schüchternheit von Beiden zurück zu führen ist.
Eines Abends beschlossen Marie und Julia gemeinsam ins Kino zu fahren. Das war die erste Gelegenheit einander näher zu kommen. Schon im Auto knisterte die Spannung nur so, daß sie schon fast Funken schlug. Doch weder Marie noch Julia machten den Anfang. Marie traute sich einfach nicht, weil sie Angst hatte etwas falsch zu machen und weil Julia ihre erste Frau war. Nur zu gerne hätte sie Julias Hand gehalten, um sie wenigstens so zu spüren. Aber sie hatte ja noch die Rückfahrt und das Kino als Chance sich selber ihren Mut zu beweisen. Leider verließ Marie auch im Kino der Mut. Wie der Film eigentlich ausgegangen ist oder um was genau es ging bekam sie gar nicht mit.
Da saßen sie nun, eng nebeneinander und trotzdem passierte nichts, außer das sich ihre Ellenbogen berührten und Marie weiche Knie, ge-paart mit Kribbeln im Bauch, hatte. Marie wünschte sich der Film würde nie enden. Aber selbst wenn der Film vorbei war, hatte sie immer noch die Rückfahrt als Chance und vielleicht noch einen Ab-stecher zu Julia selber. So verging die Rückfahrt, ohne das etwas passiert ist. Marie wußte genau, daß Julia die gleichen Gedanken hatte wie sie. Nur blöd, wenn beide furchtbar schüchtern sind!
Zu Maries Freude fragte Julia sie, ob sie denn noch Lust hätte mit auf etwas Trinkbares zu ihr zu kommen. Natürlich wollte Marie nichts lieber als das tun! Doch anstatt sich zu Julia auf das Sofa zu setzen blieb sie, äußerlich cool und locker, in der anderen Ecke des Zimmers stehen. Marie hätte sich dafür Ohrfeigen können, aber sie schaffte es nicht über ihren eigenen Schatten zu springen. Schließlich bat Julia sie zu sich auf das Sofa. Erleichtert setze sich Marie zu ihr. Marie spielte mit der Flasche in ihren Händen rum und versuchte so lange wie möglich ihren Aufbruch hinaus zu zögern. Eigentlich trank sie Selters gar nicht gerne, aber in diesem Moment war es ihr reichlich egal. Sie wollte nur in Julias Nähe sein. Wie schon den ganzen Abend knisterte die Stimmung immer noch, doch es passierte nichts. Müde, resigniert und schweren Herzens verabschiedete sich Marie von Julia. Wenigstens umarmten sie sich zum Abschied. Auch wenn an diesem Abend nichts passiert ist, so hatte Marie doch ein sehr gutes Gefühl. Julia war die Frau, die sie gerne näher kennenlernen wollte. Julia schrieb ihr weiterhin liebe Briefe, in denen sie ihre Gefühle für Marie immer mehr zum Ausdruck brachte.
Im laufe der Zeit verlor Marie zunehmend mehr Gedanken an Julia. Inzwischen sehnte sie sich richtig nach ihr. Anfangs hatte Marie wenig Zeit, da sie weiterhin fast täglich zum Training ging. Trotzdem kamen sie gefühlsmäßig einander näher.
Dann endlich kam der Tag an dem sie ihren ersten Kuß aus-tauschten. Marie war mit Julia verabredet. Anfangs sah es so aus, als ob der Abend nicht in trauter Zweisamkeit enden würde. Als Marie bei Julia klingelte, war vor ihrer Tür ein riesen Auflauf. Alle liefen aufge-regt herum und Marie kam sich ziemlich fehl am Platz vor. Sie wollte schon wieder gehen, aber Julia bat sie zu bleiben. Ausgerechnet an diesem Abend mußte es irgendwo im Haus eine Verstopfung gegeben haben. Julia wohnte im Erdgeschoß und bekam so die ganzen Ab-wässer der anderen Mitbewohner ab. Es stank furchtbar. Julia war das Marie gegenüber alles sehr unangenehm. Genau in diesem Moment hätte Marie sie am liebsten in die Arme geschlossen und ihr Beistand geleistet. Doch standen zu viele fremde Leute im Haus und der Wohnung. Marie blieb bei Julia, so konnte sie ihre Julia nicht alleine lassen, das konnte und wollte sie nicht.
Es dauerte eine Weile bis der Schaden behoben war. Die Leute waren weg und Marie mit Julia endlich alleine. Sie saßen auf dem Sofa und führten nette Gespräche in einer knisternden Atmosphäre. Im Hinter-grund lief leise Musik, die die Stimmung von beiden auflockerte. Irgendwann sahen sie sich an, dann berührten sich ihre Lippen, erst ganz zart, dann gefühlvoller. Marie empfand ihren ersten Zungen-kuss wie den Himmel auf Erden. Sie glaubte zu schweben, war über-glücklich und schwer verliebt. Julias Berührungen versprühten bei Marie auf jedem Zentimeter Gänsehaut. Dieser Moment war wunderschön, er sollte nie enden. Sie umarmten sich innig, ihre Körper berührten einander, dann sanken sie fest umschlungen auf das Sofa.
So lange haben sie nun gewartet und jetzt waren sie völlig verrückt nacheinander. Ohne das sich ihre Lippen trennten, genossen sie das Gefühl der Nähe. Langsam fiel ein Kleidungsstück nach dem anderen, bis sie nackt auf dem Sofa lagen. Julias Wärme und Weichheit faszinierten Marie, sie konnte nicht genug davon bekommen. Sie erforschten gegenseitig zärtlich und liebevoll ihre Körper und be-rührten sich an den intimsten Stellen. Immer wieder liebten sie sich, lösten sich, um dann wieder eng umschlungen in das Reich der Sinnlichkeit abzutauchen. Dieser Abend endete für Marie und Julia in der Gewissheit, einander gefunden zu haben. Glücklich schliefen sie ein.
Von da an sahen sie sich in den nächsten Wochen regelmäßig und wechselten zwischen beiden Wohnungen hin und her. Es war eine schöne Zeit, in der Marie und Julia nur ganz viel zusammen sein wollten. Langsam verlor Marie das Interesse am Sport und sie ging immer weniger zum Training, bis sie nach einem Jahr ganz aufgab, um viel Zeit mit Julia verbringen zu können.
Ein neuer Lebensabschnitt begann nun für Marie. Sie widmete sich ganz ihrer neuen Liebe. Nach 1 ½ Jahren zog Marie mit Julia zu-sammen. Sie erlebten eine wunderbare Zeit miteinander und blieben 7 Jahre zusammen.




copyright © by ephinie. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





vivalavita: 30 Karat Karneval - Freitag 28.2. - 20 Uhr in Kölle - 2 Floors - Karneval - Dance/Charts - Instagram 30 karat deluxe      +++     >>> Laufband-Message ab nur 5,95 € für 3 Tage! <<<