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Stories » Detail

Wilde Rose 1

von XxMEDUSAxX


Am 13. Tag meiner Reise begab es sich, dass wir, gezwungener Maßen, in der nächsten Stadt Halt machen mussten, da mein treuer Diener und Kutscher, Friedrich, mir während der Fahrt, mitteilte, dass eines der Pferde lahmte. Langsamen Schrittes, erreichte das Gespann eine idyllisch gelegene, kleine Stadt. Schon beim hineinfahren, durch das eher kleine Stadttor, richteten sich die Augen der Stadtbewohner auf meine prunkvolle Kutsche, mit den vier stolzen, schwarzen Pferden, deren langen, seidigen Mähnen, bei jedem schwungvollen Schritt, hin und her wehten. Mir war nicht ganz wohl dabei, dass ich so viel Aufsehen erregte. Es war eine kleine Stadt und die Bewohner wohl nicht mit soviel Reichtum wie Arbeit beschert. Ein kleines Kind, ich dachte bei mir, es wäre ein Mädchen, saß Mutterseelen allein, auf den Stufen einer kleinen Bäckerei und spielte mit einem Gegenstand der wie ein Ast aussah. Frauen, mit schmutzigem Gesicht und nicht weniger schmutzigen Kleidern, trugen große Körbe mit Lebensmitteln umher und hielten kurz inne um dieses fremde, wohlhabend aussehende Gefährt zu betrachten. Zwischendurch liefen hin und wieder elegante Herren mit ihren weiten Mänteln und hohen Zylindern, die Strasse entlang. Mal in Begleitung ebenso gut gekleideten Damen, mal in Begleitung von ebensolcher Herren. Aber keiner dieser vornehmen Menschen, verlor einen Blick auf meine Kutsche. Ich hatte sofort den Eindruck, dass es eine sehr sozialschichtig gespaltene Stadt war. Reich und arm. Dazwischen gab es wohl nichts. Als wir vor einem großen Gebäude anhielten, dass der städtische Gasthof war, blieb ich sitzen bis Friedrich mir die Kutschentüre öffnete und mir die Hand zum aussteigen reichte. Er wollte noch mit hinein kommen, um sich für mich um ein gutes Zimmer zu bemühen, doch ich wies ihn an, unverzüglich den Stall aufzusuchen um die Pferde wohl unterzubringen und das lahmende Pferd rasch zu pflegen. Natürlich hätte ich in der Stadt frische Pferde kaufen können, wie es üblich war, wenn man sich auf langer Reise befand, jedoch liebte ich jedes der vier Pferde. Sie waren einst ein Geschenk meines verstorbenen Vaters, die er selbst auserlesen hatte aus seiner Zucht und die stets seine Lieblinge waren. Dank meines stolzen, selbstbewussten Auftretens, fand ich gut Gehör bei dem Wirt und bekam ein gutes Zimmer, auf das mich ein kleiner Junge führte, der nicht vermochte, mein ganzes Gepäck auf einmal zu tragen. Als ich ihm sagte, er müsse das nicht alles tragen, mein Diener würde den Rest erledigen, verneinte er höflichst und schickte sich an, alsgleich nach unten zu laufen und den Rest heranzuschleppen. Ich entlohnte ihn dafür reichlich mit Geld, dass er wohl sehr nötig hatte. Ich fragte den Jungen, der mir sehr sympathisch war, nach seinem Namen. Daraufhin zog er seine Mütze von dem Lockenkopf und antwortete in einer Verbeugung: „Johannes, verehrte Dame!“ Mit hingehaltener Hand, lächelte ich und sagte: „Es ist mir ein Vergnügen deine Bekanntschaft zu machen, Johannes!“ Er blickte etwas verwirrt auf und nahm dann meine Hand um sie höflich zu schütteln. Der Junge war wohl so verwirrt, da es sich für eine Dame nicht schickte, einem Mann, auch wenn er noch klein war, so die Hand zu reichen und schon gar nicht, wenn dieser von so viel niedrigerem Stande als sie war. Aber mir war das schon immer gleich gewesen. Zwar wusste ich um der Welt Anstand, aber mein Herz war schon immer zu gütig und zu großmütig, als das ich diesen wahren wollte. Ich empfand mich gleich mit allen anderen Menschen. Mit denen, die in meinem Elternhaus ein und ausgingen, von edlem Geblüt, genauso wie mit denen, die auf dem Feld arbeiteten, die das Bier im Wirtshaus ausschenkten und die, die bettelnd auf der Strasse saßen. Sie alle waren Menschen, genauso wie ich, nur dass viele nicht so reich gesegnet waren wie ich, an Hab und Gut. Meinen Eltern war dies auch immer gleich gewesen und von ihnen hatte ich diese Tugend. Dem Jungen gab ich noch mit auf den Weg, dass er Friedrich suchen solle, um ihm zu sagen, dass ich ihn zum Abendessen in der Schankstube erwarten würde. Allein zu speisen, war mir ein Gräuel und Friedrich war ohnehin ein guter Gesellschafter. So nutzte ich die Zeit, um mich frisch zu machen und mich umzukleiden. Als ich gerade die kleine Holztüre zum Flur öffnen wollte, klopfte es. Ich öffnete und da stand der gute Friedrich vor mir, um mich zum Essen abzuholen. Als wir an einem großen Holztisch Platz nahmen, berichtete er mir sogleich, dass das lahmende Pferd gut versorgt war und es nicht so schlimm war, wie er angenommen hatte. Das erleichterte mich und ich bestellte bei der vorbeigehenden Wirtin den besten Wein, den sie auf Lager hätten. Da aber gerade eine Menge von Gästen hereinströmte, sagte mir die Wirtin in schnellem vorbeigehen, dass gleich das Schankmädchen kommen würde um mich zu bedienen. Ich plauderte fröhlich und ausgelassen mit Friedrich, der mich so gut kannte. Er diente schon meinem Vater und kannte mich eher, dass ich mich selbst kannte. „Ihr seid so ein Sonnenschein. Immer fröhlich und um kein Wort verlegen!“ Sagte er zwischen zwei Sätzen von mir, als ich ihm stark gestikulierend, von meiner Begegnung mit der Tochter des Müllers erzählte, die ich vor meiner Abreise besuchte. Ein dünnes Netzt von Gefühlen hatte sich zwischen uns gesponnen und das daher, weil sie es so faszinierte, wie ich auftrat und überhaupt mein ganzes Wesen. Wie ich so plauderte und plauderte vernahm ich nicht die Person, die wie aus dem nichts, plötzlich neben mir stand und höflich wartete, dass ich meinen Satz beenden würde. Da ich sie ja nicht bemerkte, immer weiter schwatzte und auch die Anspielungen von Friedrich, der immer wieder den Kopf, andeutungsweise, zu der einen Seite nickte, in meinem Eifer nicht zu deuten vermochte, fiel mir die Person ins Wort. „Entschuldigt bitte!“ Hauchte sie zaghaft. Und wie ein Blitz, der in meinen Körper fuhr, verstummte ich bebend. Langsam drehte ich mich zur Seite und sah direkt in ein Gesicht, aus dem mich zwei helle Sterne anleuchteten. „Die Wirtin trug mir zu, dass ihr bereit währet die Bestellung zu machen.“ Sagte sie. Und ich war plötzlich nicht imstande, auch nur ein Wort über meine Lippen zu bringen. Kein Ton drang mehr an mein Ohr und ich kam mir gefangen in mir selbst vor. Geduldig stand das Schankmädchen vor mir und wartete, dass ich die Bestellung aufgeben würde. Doch ich wusste nicht einmal mehr, was sie gesagt hatte. Ich rang mit mir selbst, mich zu besinnen, doch es gelang mir nicht. Ich sah nur noch diese blitzenden Augen, die mich wie Sterne anfunkelten. Dunkle Haare, die nicht lang und nicht kurz waren und aussahen als wären sie pure Seide. Ein Mund, der Worte formte und doch keinen Ton von sich gab. Hände, die nicht klein und nicht groß waren aber so viel Zärtlichkeit ausstrahlten. Irgendwann drehte sich diese Engelsgestalt um und ging weg. Nach einem Moment drehte ich mich wieder zu Friedrich um, der einfach dasaß und mich anlächelte. „Na, seid ihr wieder da?“ Fragte er amüsiert. „Warum, war ich weg?“ Fragte ich immer noch etwas abwesend. „Oh ja, dass kann man wohl sagen!“ Lachte er. „Das Mädchen stand schon eine ganze Weile neben euch, als ihr erzähltet. Ich habe die ganze Zeit versucht euch darauf hinzuweisen, aber ihr habt es in eurer Euphorie gar nicht bemerkt. Und als ihr euch dann umdrehtet, da ward ihr auf einmal still und habt kein Wort mehr herausgebracht. Sie hat euch sichtlich sehr verwirrt. Sehr sogar. Denn so kenne ich euch gar nicht. Sie gefällt euch wohl sehr?“ Daraufhin wusste ich nichts besseres zu sagen wie: „Ach nein, ich war nur so überrascht, dass sie plötzlich neben mir stand!“ Obwohl ich, genauso wie er, wusste, dass es nicht normal für mich war und dass sie mich wirklich sehr beeindruckt haben musste, dass ich nicht mehr fähig war zu sprechen. Während wir warteten, dass sie zurückkommen würde um den Wein und das Essen zu bringen, denn Friedrich hatte während meiner geistigen Abwesenheit, für uns beide das Essen bestellt, sann ich darüber nach, was sie wohl jetzt von mir denken würde, dass ich sie so angestarrt und nichts gesagt hatte. Und je mehr ich daran dachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass Friedrich recht hatte und dass etwas in mir geschehen war. Als sie dann endlich kam, schaute ich nur gerade vor mich auf den Tisch, um nicht wieder in Verlegenheit zu kommen. Mehr oder weniger schweigend, aß ich und trank meinen Wein. Als ich fertig war, sagte ich nur kurz, dass ich mich zurückziehen würde und ging sogleich nach oben, in mein Zimmer. Wie in Trance stand ich dann dort eine Weile, wusch mich, kleidete mich für die Nacht um und wusste nicht einmal mehr, wie ich die Treppen hinauf gekommen war. Ich hatte keine Erinnerung daran. Alles woran ich dachte, bis zum einschlafen, waren diese Augen.



copyright © by XxMEDUSAxX. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


zeiten...
sehr schoen wie es dir vermag dich in vergangene zeiten mit bild und sprache zu versetzen
Miss_Chevrolet - 06.12.2006 15:24

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