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Zeit, dich zu besuchen?

von MyPseudonym




Es ist schon so lange her. Ja, so lange schon, dass ich glaube, ich habe den Weg vergessen und würde mich verfahren, wenn ich aufbrechen und zu dir fahren würde. Früher oder später würde ich natürlich dennoch bei dir ankommen, denn ich weiß ja, wo du bist.
Es ist komisch, denn in letzter Zeit denke ich wieder häufig an dich und das habe ich zuvor sehr lange nicht. Ich weiß nicht, warum es so ist. Doch es kommt mir vor, als wenn die Vergangenheit mich einholt. Sie lag hinter mir, lag so weit zurück und an der Stelle, wo ich sie abgelegt hatte. Doch jetzt ist sie wieder da, als hätte ich sie nie abgelegt, sondern die ganze Zeit all die Jahre mit mir herum geschleppt. Dabei wiegt sie doch diese Zeit mit dir und ist doch durch nichts aufzuwiegen. Es ist eine Last, keine unangenehme aber eine schwere und auch jetzt spüre ich, wie ich daran zu tragen habe.
Weißt du, ich habe es nicht geglaubt, nicht für möglich gehalten, dass all diese Gefühle noch mal zu mir kommen, in mir erwachen oder in mir waren und ich es bloß nicht wusste und fühle. Nein, ich habe es weder geglaubt noch für möglich gehalten, dass Eine kommt und deinen Platz einnimmt. Dabei dachte ich all die Jahre, dass dieser Platz leer ist. Doch das war er nicht, denn obwohl du mich verlassen hast, warst du da und hast ihn gefüllt, so dass keine Andere ihn erreichen und füllen konnte.
Jetzt ist es, als seiest du zurück, wieder da. Ich denke an dich und fühle dich in mir. Vielleicht wird es Zeit, dass ich mich auf den Weg mache und den vergessen Weg doch noch einmal zurücklege, um dich zu besuchen und "Hallo" zusagen? Aber was sollte das jetzt noch bringen? Allein bei dem Gedanken füllen sich meine Augen mit Tränen. Doch selbst jetzt bin ich nicht in der Lage zu weinen, denn Schmerz zu zulassen, zu fühlen und wirklich um dich und all das, was ich mit dir verlor, zu weinen. Ich weiß nicht, wie das geht, wie ich es machen, schaffen und vor allem aushalten soll. Nichts hat mich je so verletzt und nie hat mir etwas so wehgetan, wie dich zu verlieren. Es ist, als wenn der Schmerz und die Traurigkeit immer nur stückchenweise, in kleinen Portionen auf Jahre verteilt, zu ertragen ist. Aber irgendwann muss es doch auch mal gut sein. Bloß: Warum wird es nicht gut? Ich sitze hier und die Tränen laufen mir übers Gesicht und fallen runter. Sicher, sie müssen geweint werden und es ist auch nicht schade um sie. Es ist keine Verschwendung, sie zu weinen und irgendwann trocknen sie ja auch wieder. Vielleicht ist es für mich die einzige Möglichkeit überhaupt zu fühlen und zu weinen. Im Weinen war ich nie gut und vielleicht brauche ich ja erst noch Übung darin. So, dass ich eines Tages wirklich und richtig um dich weinen und all die Traurigkeit und den Schmerz heraus lassen kann? Aber weine ich eigentlich wirklich um dich? Oder weine ich um mich, weil du mich verlassen hast und ich dich verloren habe? Mit dir verlor ich ein Stück von mir. Ich verlor meinen Glauben daran, dass alles möglich ist und Liebe jedes Hindernis überwinden kann. Damit das nicht geschieht, habe ich dich einfach weiter geliebt und mir wird klar, darum bist du immer noch und jetzt wieder da. Es ist mein Gewissen, das mich quält, denn ich hatte dich zur Frau gewählt. Es heißt, bis das der Tod euch scheidet und du wolltest nie, dass ich deinetwegen leide. Du hast mich freigegeben und ich sollte mein Leben ohne dich leben. Du wusstest nicht und dachtest auch nicht daran, dass ich es so nicht kann. Wenn ich mein Wort gebe, dann ist es das, wofür ich lebe. Ich gab dir mein Wort und doch gingst du fort. Aber mein Wort blieb bestehen. Ich konnte es nicht zurück- nehmen. Doch jetzt ist es an der Zeit, damit mein Herz endlich heilt. Es gibt Frauen in meinem Leben und einer von ihnen möchte ich mein Wort, das ich dir einst gab, geben. Darum denke ich nach fast fünfzehn Jahren jetzt wieder so oft an dich und all meine Gedanken quälen mich. Also werde ich dich besuchen, um dir zu sagen, ich kann das nicht mehr mit mir herumtragen. Ich weiß, dass du das verstehst und du wolltest mich auch nie weinen oder unglücklich sehen. Es ist weder deine Schuld, noch konntest du etwas dagegen machen. Du ahntest ja nicht mal was von diesen Sachen. Darum werde ich noch einmal zu dir fahren und dir all diese Dinge sagen, die ich dir nie gesagt hab, denn ich wusste nie wie an deinem Grab.



copyright © by MyPseudonym. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


... Toll geschrieben!
Ich konnte mich und meine persönliche Geschichte ein Stück in Deiner Geschichte wiederfinden! Alles Gute und lieben Gruß ... Savitri
Savitri75 - 04.05.2011 14:13

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