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Zug ins Nirgendwo

von Surfer_Girl86


Jetzt ist es also so weit. Nun stehe ich hier. Am Bahnsteig auf dem Weg zum Zug ins Nirgendwo. Doch mein Gewissen lässt mich nicht in Ruhe. Immer dann, wenn ich es am wenigsten hören will, fängt es an, mich zu nerven. Mich auszuquetschen wie einen Schwamm. „Komm nur nicht auf die Idee und frag mich warum ich hier stehe! Versuch´s gar nicht erst. Dazu weißt du es zu gut!“ „Warum?“ „Ich sagte doch, du sollst mich nicht fragen.“ „Ich möchte es aber wissen.“ „Ich sagte doch gerade eben `Nein´“. „Und ich will es wissen. Sonst bleib ich so lange hier, bis Du es mir sagst!“ „Du kennst die Antwort!“ „Ich will es aber hören. Von DIR!“ „Du willst es also wirklich wissen? Also gut. Weil Du es bist. Ich kann dich ja eh nicht loswerden.“ „Ich stehe hier, weil Du immer mein Tun bestimmst. Weil Du mir immer in alles reinreden musst.“ „Wann hab ich dir schon einmal reingeredet?“ „Das fragst du MICH? Allen Ernstes?“ „Ja, das frage ich DICH.“ „Wie wäre es mit: Du, das ist noch gar nicht allzu lange her. Weißt du noch? Als du mir einen Teil meines Leben kaputt gemacht hast? Du hast mir kaputt gemacht, was mir seit langem wieder am meisten bedeutet hat!“ „Ach und was soll das gewesen sein? Ich kann mich nicht erinnern!“ „Ha, es kann sich nicht erinnern!!! Das wird ja immer besser!! Dann denk mal scharf nach!!!“ „Mhmm…nein… es fällt mir nicht ein.“ „Dann helf ich Dir mal ein bisschen auf die Sprünge! Wie hättest du es denn gern?“ „Klar und sachlich, wenn’s geht!“ „Ok…klar und sachlich…dann bring ein wenig Geduld mit, denn das kann etwas dauern, bis ich es für dich verständlich gemacht habe!“ Plötzlich höre ich, wie mein Zug in den Bahnsteig einfährt, auf dem ich gerade stehe. Ich steige einfach ein, ohne darauf zu achten, wo er hinfährt. Es ist mir egal. Hauptsache weit weg. Ich begebe mich in ein fast leeres Zugabteil. Ich setze mich auf meinen Sitz und starre aus dem Fenster. Der Zug beginnt sich zu bewegen. Rollt aus dem Bahnhof und im selben Moment hoffte ich, dass ich mein Gewissen einfach irgendwo auf dem Bahnsteig vergessen hatte. Doch leider war das nicht der Fall. Denn kaum hatte ich aufgehört zu denken, schon meldete es sich wieder zu Wort. „Was ist nun, du wolltest mir doch was erklären!“ „Ja ich wollte dir etwas erklären“, ich fing an, langsam sauer zu werden. Konnte es die Dinge nicht einfach Ruhen lassen? Ich wollte es schon gar nicht mehr erklären müssen. Ich wollte es NIEMANDEM mehr erklären müssen. Aber es würde ja nicht locker lassen. Also fing ich an. Ich erzählte es Ihm in meinen Gedanken, schließlich mussten es ja die paar Menschen, welche das Zugabteil mit mir teilten, nicht mitbekommen. „Damals, als ich verliebt war wie noch nie, hast Du zum ersten Mal angefangen, mir einzureden was gut für mich sei und was nicht. Das hast Du noch nie getan. Niemals. Nicht einmal, wenn ich es nötig gehabt hatte. Du hast mir nie deine Meinung zu etwas gesagt. Doch genau dann, als ich sie am allerwenigsten hören wollte, konntest du es nicht lassen. Und dafür verfluchte ich dich schon damals. Von dem Moment an, als du mir deine Meinung aufbrummen musstest. Erinnerst Du dich? Du meintest, du wüsstest es besser. Du meintest, es wäre nicht richtig, was ich tat. Ich würde nicht wissen, was ich für mich selber wollte. Doch ich wusste es. Ich wusste es mehr als je zuvor. Ich wusste dass es richtig war. Ich wusste es schon, als ich Sie das erste Mal sah. Es war mir völlig klar. Ich wollte SIE. Niemanden sonst. Nichts weiter. Nur SIE. Und ich wollte Sie nicht mehr los lassen. Du sagtest damals, ich könne die Menschen nicht auf ewig bei mir halten. Ohne die gegenseitige Freiheit würde es nicht funktionieren. Doch ich war blind. Zu blind, um die Wahrheit zu sehen. Du wusstest es. Diesmal hattest du anscheinend tatsächlich Recht. Nur wollte ich die Wahrheit nicht sehen. Jetzt muss ich die Konsequenzen dafür tragen. Und sie tragen sich schwer. Sie lasten auf meinen Schultern wie Blei. Ich hatte damals geklammert. Ich hatte mich an Sie festgeklammert wie an ein Streichholz. Wie an einen Grashalm, bevor er von der Strömung des Flusses in die Tiefen gezogen wurde. Das war mein großer Fehler. Heute sehe ich es. Doch das hat lange gedauert. Ich habe nie verstanden, was Sie mit „Freiheit“ meinte. Heute verstehe ich es. Denn heute ist SIE weg. Für immer. Ich habe Sie durch mein Klammern verloren. Dadurch, dass ich Ihr nicht DIE FREIHEIT gegeben habe, die Sie so sehr nötig gehabt hatte. Damit unsere Beziehung funktioniert hätte. Weil ich diese Freiheit einfach nicht sah. Ich wünschte mir, ich hätte Sie gesehen. Noch bevor Sie einfach verschwunden ist. Dann hätte es funktioniert. Daran glaube ich. Doch es hilft mir nichts mehr. Es ist zu spät. Sie ist weg und diesmal war es meine Schuld. Ich kann es nur für die Zukunft besser machen. Und ich hoffe, dass Sie nun IHRE FREIHEIT gefunden hab. Wie auch immer sie aussehen mag….“
Ich blicke noch einmal hinaus in die Dunkelheit, die sich um schließt wie ein schwarzes Loch. Mein Zug fährt noch immer. Weiter und weiter. Und ich weiß nicht wohin. Doch das einzige, was ich weiß, ist dass ich nie ankommen werde….




copyright © by Surfer_Girl86. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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