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Zwischen Liebe und Tod

von braveSoul


„Sam?? Sam!! Sam, wo bist du?“, rief Alexis und rannte völlig atemlos über den langen Flur des riesigen Gebäudes. Rechts und links sah sie Türen die offen standen und andere die geschlossen waren. In jedem der Räume, die sich dahinter verbargen, befand sich eine große Leinwand auf der Ausschnitte aus Alexis Leben gezeigt wurden. Sie rannte so schnell sie konnte und hielt Ausschau nach ihrer kleinen Schwester die sich irgendwo dort befinden musste. Im vorbei Rennen nahm sie zwar wahr, dass ihr Leben auf den Leinwänden gezeigt wurde, jedoch hatte sie keine Zeit genauer hin zu sehen. Die Zeit drängte. Sie hörte immer wieder die Schreie: „Alexis, hilf mir! Bitte! Schnell!!“

Alexis lief als wäre jemand hinter ihr her und stand plötzlich abrupt vor einem Abgrund! Hinter dem Abgrund ging der lange Flur weiter und am Ende dessen stand Sam! In ein weißes Nachthemd gekleidet und tränenüberströmt rief sie nach ihrer älteren Schwester und wurde langsam von einer dunklen Gestalt fort gezogen. Alexis stand an der riesigen Kluft und sah in der Ferne wie sich Sam immer weiter entfernte. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen, nahm Anlauf und rannte auf den Abgrund zu. Sie setzte zum Sprung an und…

Schweißgebadet wachte Alexis auf und sah sich um. Völlig außer Atem wischte sie sich die Tränen und den Schweiß aus dem Gesicht. Alles dunkel. Sie lag in ihrem Bett und war ganz allein.
Alexis knipste die kleine Lampe neben ihrem Bett an und sah auf die Uhr. Es war 2:32 Uhr, mitten in der Nacht. Sie schlug die Bettdecke zurück und stand auf um sich aus der Küche, eine Etage tiefer, ein Glas Wasser zu holen. Gedankenverloren stand sie an den Kühlschrank gelehnt und sah aus dem Fenster. Vollmond! „Kein Wunder“, dachte sie „bei Vollmond träume ich immer so einen Mist!“
Das Zimmer ihrer kleinen Schwester war genau neben ihrem und auf dem Weg zurück ins Bett öffnete sie leise die Tür um nach Sam zu sehen. Sie lag friedlich in ihrem Bett und schlummerte.
Alexis kuschelte sich wieder in ihre Kissen und rollte sich auf der Seite zusammen, die Beine nahezu bis unter das Kinn gezogen. Sie dachte daran, dass sie in letzter Zeit häufiger solche Alpträume gehabt hatte und dass es sie langsam um den Verstand bringen würde. In ihren Gedanken versunken und völlig erschöpft schlief sie dann schließlich noch einmal ein.

6:20 Uhr – Der Wecker schrillte mit einer unfassbaren Lautstärke und weckte Alexis unsanft.
Gerädert von den Träumen der Nacht schlich sie sich ins Bad um ausgiebig und heiß zu duschen. Wenn Alexis das Bad besetzte, mussten alle anderen viel Geduld aufbringen, denn sie liebte es abgöttisch so lange wie möglich darunter zu stehen.
„Alexis, beeil dich! Wir müssen bald los, ich muss Sam in den Kindergarten bringen!! Ich hab nicht ewig Zeit“, rief die allein erziehende Mutter der beiden Schwestern durch die geschlossene Tür.
„Ja, ja Mama.. ich mach ja schon“, brüllte Alexis zurück und verdrehte die Augen.
Martha, Sam und Alexis lebten nun seit einem halben Jahr von ihrem Vater getrennt in der drei Zimmer Wohnung unterm Dach des Mehrfamilienhauses in der Südstadt von Hamburg. Sie waren froh endlich weg zu sein vom tyrannischen, herrischen und aggressiven Mike, der die Mutter jahrelang geschlagen hatte.
In der Küche im Erdgeschoss war bereits der Tisch gedeckt und Alexis ließ sich kraftlos auf den Stuhl sinken. „Kaffee?“, fragte ihre Mutter und schenkte ihr eine Tasse ein, ohne die Antwort abzuwarten. Alexis konnte morgens nie ohne mindestens zwei Tassen Kaffee und ihre Morgenzigarette aus dem Haus gehen.
„Wir müssen los, wir sind gegen halb sechs heute Abend wieder zuhause. Hoffentlich dauert der Termin im Krankenhaus heut Nachmittag nicht zu lange, dann können wir alle zusammen zu Abend essen“, sagte Martha. Alexis antwortete nur mit einem einfachen „Ok“ und war in Gedanken eigentlich schon wieder bei ihrem nächtlichen Traum. Komisch, immer träumte sie von Sam und dass sie Hilfe brauchte und sie ihr aber nicht helfen konnte. Die Tür klickte und Martha und Sam verließen das Haus.
Alexis aß ihr Müsli auf und schnappte sich dann ihre Tasche um sich auf den Weg zur Schule zu machen. Zwei Straßen weiter stieß ihre beste Freundin Manuela zu ihr und rief ihr schon ganz aufgeregt entgegen „Lexi, Lexi du glaubst gar nicht was ich gestern für einen tollen Abend hatte! Tom hat mich erst zum Essen eingeladen und mich dann noch ins Kino ausgeführt. Wow, ich sage dir, Horrorfilme sind doch zu etwas gut! Ich hab mich den ganzen Film über an ihn gekuschelt, weil ich ja sooo eine Angst hatte!“ Manuela redete wie ein Wasserfall und erzählte den ganzen Schulweg von ihrem einmaligen Abend mit Tom. Alexis hörte anfangs überhaupt nicht richtig zu, ließ sich dann aber von der euphorischen Stimmung ihrer besten Freundin anstecken und vergaß darüber den Traum von letzter Nacht. „Hast du ein Glück“, gratulierte sie Manu „endlich hat es geklappt mit Tom und dir, wurde ja auch langsam Zeit!“
Die beiden Freundinnen setzten sich nebeneinander auf eine der hinteren Bänke im Biologieraum und packten ihre Blöcke und Stifte aus. Der Lehrer Herr Karstens betrat den Raum und der Unterricht begann.

Um 13:00 Uhr klingelte die Schulglocke und endlich war der Unterricht beendet. Alexis und Manuela machten sich so schnell sie konnten auf den Weg nach Hause, denn Manu wollte heute nach der Schule mit zu ihr kommen um an dem Deutschreferat weiter zu arbeiten, welches bis nächste Woche Dienstag fertig sein musste.
Zuhause kochten sich die beiden Mädels erst mal einen Kaffee und machten sich dann gemächlich an die Arbeit.
„Manu, was meinst du dazu? Kann ich das so schreiben?“ fragte Alexis „Manuuuuu??“ Manuela schreckte zusammen, sie war in Gedanken schon wieder bei Tom, mit dem sie um 18:00 Uhr verabredet war. „Ehhh, ja klar. Hört sich gut an“, log Manu und Alexis verzog das Gesicht. „Dass du auch immer mit deinen Gedanken woanders sein musst, es ist doch nicht mehr viel, wir sind doch gleich fertig!“ „Ich weiß, aber es ist ja schon viertel nach fünf und ich bin schon sooooo aufgeregt“
Alexis grinste, „Kann ich mir vorstellen! Was habt ihr denn schönes geplant?“ Manu verfiel in Schwärmerei „Tom will für mich Kochen und danach sehen wir uns unsere Lieblingssendung im Fernsehen an, stell dir vor, Tom guckt genauso gern Grey’s Anatomy wie wir!!“

„Hallo!“ rief es plötzlich aus dem Flur. Martha und Sam waren zurück und scheinbar lag irgendetwas in der Luft.
„Manu, würdest du uns bitte allein lassen?“ „Natürlich Frau Keller, ich muss sowieso los“, entgegnete Manuela sofort und sah verwundert zu Alexis, die ebenfalls verwundert abwechselnd ihre beste Freundin und ihre Mutter ansah. „Was ist los Mama??“ sagte Alexis und verstand nur noch Bahnhof.
„Wir reden gleich darüber“, sagte Alexis‘ Mutter und ging die Treppe hinauf um nach Sam zu sehen, die gleich nach dem Betreten des Hauses in ihr Zimmer gerannt war.
„Ehm, viel Spaß mit Tom und tu nichts, was ich nicht auch tun würde“, sagte Alexis mit einem zwinkern zu Manuela. „Danke Lexi, wir seh’n uns morgen in der Schule!“ Sie umarmten sich und Manuela verschwand durch die Haustür.
Alexis ging nach oben um ihre Mutter zur Rede zu stellen, warum sie Manuela denn so eilig nach Hause geschickt hatte. Sie fand sie im Zimmer ihrer Schwester. Martha und Sam saßen nebeneinander auf Sam’s Bett und Alexis konnte sehen, dass ihre kleine Schwester bitterlich weinte.
„Was ist denn los? Was ist denn passiert?“, fragte Alexis und hockte sich vor die beiden auf den Boden. Martha hatte Mühe Sam zu beruhigen und Lexi konnte sehen, dass auch ihre Mutter Tränen in den Augen hatte.
„Lexi mein Schatz, als wir vorhin im Krankenhaus waren, also, der Arzt dort...“ „Jaaa?? Was ist mit dem Arzt?“
„Der Arzt im Krankenhaus hat uns die Ergebnisse von Sams Bluttest mitgeteilt.“
„Und???“, sagte Alexis und schaute ängstlich und voller Erwartung in das Gesicht ihrer Mutter.
„Mein Schatz, deine Schwester ist krank! Sie hat Leukämie!“




copyright © by braveSoul. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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